Titel: Wissmann und Wallegg's Reissfeder und Reductionszirkel.
Autor: A. Zz.
Fundstelle: Band 243, Jahrgang 1882, S. 309
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Wiſsmann und Wallegg's Reiſsfeder und Reductionszirkel. Mit Abbildungen auf Tafel 26. Wiſsmann und Wallegg's Reiſsfeder und Reductionszirkel. Die Firma Wiſsmann und Wallegg in Wien und Frankfurt a. M. hat sich in neuerer Zeit durch Herstellung verbesserter Zeicheninstrumente sehr verdient gemacht und mehrere Patente in dieser Richtung erhoben. Im Anschluſs an den Bericht S. 205 d. Bd. soll im Folgenden noch deren Reiſsfeder und Reductionszirkel Besprechung finden. Die Reiſsfedern (vgl. * D. R. P. Kl. 42 Nr. 13342 vom 13. December 1879) sind sämmtlich mit einem dreikantigen prismatischen Griffe und mit einem zwischen den Federschenkeln liegenden Sperrrädchen zur Einstellung der Strichstärke versehen. Fig. 13 Taf. 26 zeigt eine solche Reiſsfeder mit Punktirstift zur Ausführung von Punktirungen. Der Griff A aus Elfenbein hat als Querschnitt ein gleichseitiges Dreieck und gestattet ein sehr bequemes Festhalten der Reiſsfeder in gewünschter Stellung; man legt dabei den Daumen auf die Seitenfläche a, den Zeigefinger auf b und den Mittelfinger auf c. Zur Einstellung der Strichstärke dient eine kleine Schraube, welche in dem einen Federschenkel d durch einen kleinen Stift gehalten wird, während durch die Drehung einer als Sperrrädchen ausgebildeten Mutter f der andere Federschenkel e in gröſseren oder geringeren Abstand zum Schenkel d gebracht werden kann. Zum Festhalten des Sperrrädchens in einmal eingestellter Lage dient ein kleiner Sperrkegel g, welcher durch eine schwache, auf seinem Rücken liegende Feder nur so stark in die Zähne des Rädchens f eingreift, daſs dieses in jeder Richtung und auch während des Ziehens einer Linie mit dem Ringfinger der die Feder haltenden Hand in Drehung versetzt werden kann, wodurch eine Aenderung der Strichstärke während des Ziehens möglich wird. Die Ausführung gleichmäſsig variirender Strichstärke erfordert jedoch bedeutende Uebung; besonders schwierig ist, eine gleichmäſsige Zunahme des Striches zu bewirken, weil dabei der Ringfinger das Sperrrädchen in der Richtung nach der Spitze der Reiſsfeder zu umdrehen muſs, was für die Hand unbequem ist. Zur Benutzung bei Punktirungen dient das durch die Stellschraube i einstellbare, seitlich liegende Plättchen h, welches mit einem Schlitze auf einem kleinen, in dem Federschenkel d eingeschraubten Stifte läuft, am unteren Ende aber in eine stumpfe Spitze übergeht, welche beim Gebrauch über den Erhabenheiten und Vertiefungen von Punktirlinealen herstreicht und dadurch ein abwechselndes Ziehen der Feder oder Abheben derselben vom Papier bewirkt. Der Reductionszirkel ist aus dem Bestreben hervorgegangen, den Zirkelspitzen eine solche Lage zu geben, daſs dieselben beim Abgreifen und Abstechen in normaler Richtung auf die Papierfläche zu stehen kommen. Fig. 14 Taf. 26 zeigt den Zirkel in ⅓ n. Gr. Am Ende jedes der beiden um Gelenk g drehbaren Zirkelschenkel A und B ist senkrecht dazu je eine Zirkelspitze a und b eingeschraubt; die Reductionsspitzen c und d sind auf zwei kleinen Schiebern e befestigt und können mit diesen in geschlossener Lage des Zirkels gemeinschaftlich auf den Zirkelschenkeln verschoben und durch die Stellschrauben f daran festgestellt werden. Die Spitzen a, b und c, d liegen in einer Ebene mit dem Mittelpunkt des Gelenkes g. Auf dem einen Zirkelschenkel ist eine Theilung angebracht, die alle echten Brüche von 0 bis 1 enthält, auf dem anderen eine Theilung, welche dazu benutzt wird, Kreisumfänge in eine zwischen 2 und 20 liegende Zahl gleicher Theile einzutheilen. Behufs Reduction von Längen in bestimmtem Verhältniſs stellt man bei geschlossenem Zirkel die Reductionsspitzen, welche sich in Folge des Eingriffes des Schraubenkopfes h des einen Schiebers in die Höhlung des anderen gemeinschaftlich vorschieben lassen, auf das verlangte Reductionsverhältniſs ein, nimmt dann die betreffende Länge zwischen die Zirkelspitzen a, b und hat dann im Abstand der Reductionsspitzen c, d die reducirte Länge. Will man die Seitenlänge eines n-Eckes wissen, so stellt man die Reductionsspitzen auf die Zahl n der zweiten Theilung ein, nimmt den Radius des umschriebenen Kreises in die Zirkelspitzen und findet dann im Abstand der Reductionsspitzen die gesuchte Seitenlänge. Der Zirkel hat den Vortheil, daſs man genau damit auftragen kann, weil die Zirkelspitzen immer normal zum Papier stehen, daſs die ganze Schenkellänge des Zirkels zur Anbringung der Theilung verfügbar ist und daſs die Theilung auch noch richtig ist, wenn durch Abbrechen oder Nachschleifen der Zirkelspitzen die Länge derselben sich verändert hat. Allerdings muſs der Zirkel, der übrigens sehr bequem zu öffnen ist, in einer etwas ungewohnten Lage benutzt werden und muſs man sich bei genauer Arbeit beider Hände bedienen. Eine Benutzung des Zirkels mit abgeschraubten Reductionsspitzen als gewöhnlicher Stechzirkel und in gestreckter Lage der Schenkel als Stangenzirkel, wie es von den Fabrikanten empfohlen wird, scheint uns nicht zweckmäſsig. Das Abschrauben der Reductionsspitzen ist unbequem und in Folge entstehender Abnutzung des Gewindes Grund zu fehlerhafter Stellung der Spitzen; einer Verwendung als Stangenzirkel steht der Umstand entgegen, daſs die Drehbarkeit um Gelenk g bei gestreckter Lage der Zirkelschenkel nicht aufgehoben werden kann, wodurch sich der Zirkel leicht beim Abstechen verstellt. Wiſsmann und Wallegg's Stechzirkel mit verticaler Spitzenführung beruht auf gleichem Principe wie der Zirkel von H. Schmidt in Berlin (1879 234 * 448), nur mit dem Unterschiede, daſs hier eine dünne Stange, welche durch rechtwinklig zu den unteren Zirkelschenkeln gebohrte Löcher geht, die Parallelführung der Zirkelspitzen bewirkt und die feine Einstellung durch eine federnde Spitze am einen Schenkelende ausgeführt wird. Der Zirkel ist übrigens handlich und sehr brauchbar. A. Zz.

Tafeln

Tafel Tafel 26
Tafel 26