Titel: Instrument zur selbsttätigen Aufzeichnung vorübergehender elastischer Dimensionsänderungen fester Körper.
Autor: M. W.
Fundstelle: Band 243, Jahrgang 1882, S. 207
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Instrument zur selbsttätigen Aufzeichnung vorübergehender elastischer Dimensionsänderungen fester Körper. Mit Abbildungen auf Tafel 18. Leuner's Prüfungsapparat fester Körper. Der nachfolgend beschriebene Apparat von Oscar Leuner in Dresden (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 15663 vom 24. April 1881) füllt eine Lücke in der Reihe der Prüfungsinstrumente bezieh. der Apparate zur Messung von Dimensionsänderungen aus, indem er ein Mittel an die Hand gibt, diese Aenderungen bei fortschreitender Belastung des zu prüfenden Constructionstheiles in jedem Augenblick zu bestimmen. Abgesehen von dem Werth desselben für eine wissenschaftliche Untersuchung kann der Apparat auch dem Praktiker, welcher im Allgemeinen nur nach der Maximalausdehnung fragt, Winke für die Construction der hier in Frage kommenden Bauwerke geben. Das in Fig. 12 bis 17 Taf. 18 dargestellte Instrument ruht auf zwei Bügeln a und b, welche mittels Klemmschrauben auf dem auf seine Längsänderungen zu untersuchenden Constructionstheil – hier z.B. auf dem Flacheisenstab eines Gitterträgers – befestigt werden. Beide Bügel stehen durch eine röhrenförmig ausgeführte Schubstange B mit einander in Verbindung, indem das eine Ende derselben direct am kugelförmig ausgeführten Zapfen c des Bügels b angreift, während das andere Ende mit dem kurzen, ebenfalls mit Kugelzapfen versehenen Arme des auf dem Bügel a gelagerten Winkelhebels C verbunden ist. Der lange Arm dieses Winkelhebels trägt einen Zahnbogen f, welcher behufs weiterer Multiplication des Ausschlages des Fühlhebels auf einen gleichfalls mit Zahnbogen versehenen ungleicharmigen Hebel gh und dieser endlich auf das auf der Welle einer Papiertrommel D sitzende Getrieb i wirkt (vgl. Fig. 15). Parallel zu dieser Welle ist auf der Oberfläche der im allgemeinen Fall oscillirenden Papiertrommel ein Schreibstift E geführt, der eine gleichförmig fortschreitende Bewegung mittels Zahnstange l und Trieb k von einem Uhrwerk F erhält. Wie ersichtlich, wird bei Längsänderungen, welche durch eine in ihrer Gröſse veränderliche Kraft (z.B. fortschreitende Belastung) hervorgerufen wird, ein Diagramm auf der Trommel aufgezeichnet, dessen Abscissen die Zeiten und dessen Ordinaten die Dimensionsänderungen darstellen. Da sowohl auf Vergröſserungen, als auf Verkürzungen des Versuchsobjectes, also auf ein Oscilliren der Getriebetheile zu rechnen war, so muſste bei der Construction des Apparates auf Unschädlichmachung des Spielraumes in den Zahnlücken derselben Bedacht genommen werden. Dies geschieht in der Weise, daſs immer eines der in einander greifenden Getriebe nach einer die Zahnbreite halbirenden Ebene getheilt und diese beiden Theile durch eine Feder aus einander gedrückt werden, wie Fig. 14 bis 16 zeigen, so daſs die activen Zahnlücken immer ausgefüllt sind. Als bemerkenswerthe Einrichtung an dem Uhrwerk ist noch zu erwähnen, daſs dasselbe die Regulirung der Stiftgeschwindigkeit in weiten Grenzen gestattet, indem der Spannungsgrad der Triebfeder des Uhrwerkes dadurch verändert werden kann, daſs deren inneres Ende q (Fig. 17) auf die Welle des Getriebes k wirkt, mit dem äuſseren Ende r an dem Kranze eines Schraubenrades s befestigt ist, dessen Zähne mit einer am Uhrgehäuse gelagerten Triebschraube t im Eingriff stehen, welche von Hand verstellt werden kann. Kaum gerechtfertigt erscheint die Anordnung von 2 Klemmschrauben neben einander an dem Bügel a des im Allgemeinen eine sehr genaue Ausführung verlangenden Apparates, da diese bei Beanspruchung des Versuchsobjectes ebenfalls ihre gegenseitige Lage ändern müssen, ferner Zweifel über die in Rechnung zu ziehende Anfangslänge für die Längsänderungen entstehen können. Es ist deshalb eher zu empfehlen, die Klemmschrauben unter einander anzuordnen; desgleichen soll der Arm de des Winkelhebels C nicht zu kurz gemacht werden, damit der Fehler, welcher durch Gleichsetzung des Sinus mit dem Bogen entsteht und der natürlich auch auf der Trommel multiplicirt erscheint, möglichst klein gehalten wird, indem genau genommen die Längsänderungen als Sinus-Function des Drehwinkels erscheinen, dessen Bogen multiplicirt auf der Trommel aufgezeichnet erhalten wird, also nicht den Längsänderungen proportionale Stücke, wie die Patentschrift besagt. M. W.

Tafeln

Tafel Tafel 18
Tafel 18