Titel: L. Müller's Regulator für Wasserräder.
Autor: H–s.
Fundstelle: Band 243, Jahrgang 1882, S. 20
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L. Müller's Regulator für Wasserräder. Mit Abbildungen auf Tafel 2. L. Müller's Regulator für Wasserräder. Der Regulator von L. Müller in Reutlingen (* D. R. P. Kl. 60 Nr. 13701 vom 31. Juli 1880), welcher hauptsächlich zur Regulirung von Wasserrädern und Turbinen dienen soll, besteht aus der Verbindung eines die Regulirschütze bethätigenden Schaltklinkengetriebes mit einem Geschwindigkeitsmesser (Pendelregulator) einerseits und mit einem Wasserstandszeiger (Schwimmer) andererseits, weshalb die Regulirung des Motors sowohl den Geschwindigkeitsänderungen, als auch den Schwankungen des Oberwasserspiegels entsprechend erfolgt. Der mit dem Schaltklinkengetriebe verbundene Geschwindigkeitsmesser bildet einen indirect wirkenden Regulator, welcher für sich allein wohl auch noch anderen Zwecken mit Vortheil dienen kann, da seine Einrichtung eine ziemlich einfache ist und eine für die meisten Anwendungsfälle befriedigende Wirkung verbürgt. Die Regulirvorrichtung des Motors ist mit der Achse eines Schaltrades p (Fig. 18 bis 23 Taf. 2) verbunden, so daſs dessen Drehung im einen oder anderen Sinne eine Steigerung oder Verminderung der Leistung des Motors zur Folge hat. Unterhalb des Schaltrades p wird durch ein auf der Regulatorspindel befestigtes Excenter k ein Rahmen beständig hin- und hergeschoben, welcher zwei mit Gegengewichten c bezieh. d versehene Schaltklinken o und n trägt, die das Bestreben haben, in das Schaltrad einzugreifen. Auf der Schaltradachse sitzt indeſs lose der durch die Stange s mit dem Stellzeug des Regulators verbundene Zahnbogen a, gegen welchen mittels Federn ein am äuſseren Umfang stufenförmiger Schaltschieber b (Fig. 21 bis 23) gedrückt wird. In der Mittelstellung des Regulators und Zahnbogens a legen sich nun gegen die Vorsprünge l, m des Schleifschiebers b die an den Schaltklinken o, n angebrachten Rollen und es können deshalb die Schaltklinken nicht mit dem Schaltrad in Eingriff gelangen. Erst bei einer Aenderung der Regulatorstellung wird es einer der Schaltklinken gestattet, in das Schaltrad einzufallen, wodurch dann die entsprechende Regulirung des Motors bewirkt wird. So wird beispielsweise bei einer Erhöhung der Umdrehungszahl in Folge auftretenden Kraftüberschusses der Regulator steigen und dadurch dem Zahnbogen a eine solche Drehung ertheilen, daſs der Vorsprung m des Schleifschiebers b die Rolle der Klinke o verläſst, worauf diese in das Schaltrad eingreift und demselben eine ruckweise Drehung ertheilt, welche auf Kraft- und Geschwindigkeitsverringerung wirkt. Bei der bezeichneten Verschiebung des Schleifschiebers b gelangt aber auch sein äuſserster linksseitiger Vorsprung an die Rolle der auſser Eingriff gehaltenen Schaltklinke n, wodurch der Schleifschieber gehindert wird, an der durch den Regulator etwa noch hervorgerufenen weiteren Schwingung des Zahnbogens a theil zu nehmen. Es ist somit unter allen Umständen nur eine sehr kleine Bewegung des Schleifschiebers möglich und diese mit sehr einfachen Mitteln erreichte Hubbeschränkung hat die wichtige Folge, daſs nach erreichter Maximalgeschwindigkeit schon ein geringes Sinken des Regulators genügt, um die Klinke o wieder aus dem Schaltrad auszuheben, daſs demnach die Regulirung keineswegs erst dann unterbrochen wird, wenn der Regulator in seine Mittelstellung zurückgekehrt ist, wie dies namentlich bei den bekannten, mit einem einfachen Riemenwendegetriebe verbundenen, indirect wirkenden Regulatoren der Fall ist. Wenn nun auch, wie man sich an der Hand der Kargel-Bodemer'schen Diagramme (vgl. 1876 222 * 505. 592) leicht überzeugen kann, durch die beschriebene Wirksamkeit des Müller'schen Regulators das sogen. Ueberreguliren nicht gänzlich vermieden wird, weil der Regulator nicht schon beim Eintritt der Kraft- und Widerstandsgleiche als der Bedingung eines neuen Beharrungszustandes und der damit zusammenfallenden Maximalgeschwindigkeit ausgelöst wird, sondern erst dann, wenn er bei Abnahme der Geschwindigkeit in Folge Widerstandsüberschusses wieder zu sinken beginnt, so sind doch vermöge der raschen Auslösung nur geringe Schwankungen bis zur Herstellung des neuen Beharrungszustandes zu erwarten, – ein Resultat, welches wohl für die meisten praktischen Fälle genügt und von weniger rasch wirkenden Regulatorvorrichtungen eben nicht erreicht wird. Bei einer Geschwindigkeitsverminderung sucht der Regulator die Regulirvorrichtung des Motors zu öffnen. Wird nun die Geschwindigkeitsabnahme durch ein Sinken des Oberwasserspiegels in Folge verminderten Wasserzuflusses hervorgerufen, so bewirkt der Regulator gerade das Gegentheil von dem, was er in diesem Falle bewirken sollte, weil dann nicht eine Erweiterung, sondern eine Beschränkung des Wasserzuflusses nothwendig wird. Um die Regulator Vorrichtung für diesen Fall richtig zu stellen, sind in den Regulatorantrieb zwei Riemenkegel e und g eingeschaltet, von denen der eine mit der Antriebscheibe e1, der andere mit dem Rädervorgelege des Regulators verbunden ist. Die Gabel f, welche den über die Kegel laufenden Riemen in seiner Stellung erhält, ist durch eine leichte Kette einerseits mit einem in das Oberwasser eingehängten Schwimmer, andererseits mit einem Gegengewicht verbunden; ihre Stellung ändert sich demnach mit dem Oberwasserstand. Dadurch wird bei sinkendem Oberwasserspiegel eine Steigerung der Umdrehungszahl des Regulators hervorgerufen und demzufolge die nothwendige Abschützung des Wasserzuflusses erreicht. Gelangt die Schütze in ihre tiefste zulässige Stellung, so wird der Regulator ausgelöst, indem eine frei werdende Fallklinke z die Schaltklinke o niederdrückt und dadurch deren Eingriff in das Schaltrad aufhebt. H–s.

Tafeln

Tafel Tafel 2
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