Titel: | J. Boulet's Compoundlocomobile. |
Autor: | Whg. |
Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 14 |
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J. Boulet's Compoundlocomobile.
Mit Abbildungen auf Tafel 1.
Boulet's Compoundlocomobile.
Auch in Frankreich fängt man an, bei gröſseren Locomobilen das Compoundsystem
anzuwenden. Fig. 18 bis
20 Taf. 1 zeigen eine von J. Boulet in Firma
H. Lachapelle zu Paris
gebaute Locomobile, welche auf der internationalen Ausstellung für Elektricität in
Paris 1881 zum Betrieb der stärksten Gramme'schen Maschinen diente. Von diesen wurde
die Arbeitsleistung übertragen auf eine Dreschmaschine, eine Steinbohrmaschine, eine
Säge, eine Centrifugalpumpe, einen Pflug und eine elektrische Locomotive.
Der Kessel ist nach dem System von Thomas und Laurens mit einem weiten Flammrohr und einer gröſseren
Anzahl enger Rauchröhren (vgl. Fig. 20),
durch welche die Heizgase zurückkehren, ausgeführt. Das ganze innere Röhrensystem
kann ausgezogen werden. Die Maschine ist auf einer besonderen Grundplatte aufgebaut,
welche mit dem Kessel statt durch Bolzen durch mehrere Stahlbänder verbunden ist und
auch auf eine gemauerte Unterlage aufgesetzt werden kann. Eine am Ende des Bettes
angegossene verticale Platte ist an die Cylinder angebolzt. Der groſse Cylinder ist
mit den Dampfmänteln beider Cylinder, den Schieberkasten, dem Zwischenbehälter, dem
auf dem Kessel ruhenden Fuſsgestell und der Stirnplatte, welche mit dem Bett
verschraubt ist, in einem Stück gegossen. Der kleine Cylinder ist besonders gegossen
und eingesetzt. Die hinteren Cylinderdeckel sind mit Flanschen aufgeschraubt und
mittels eines Kautschukringes gedichtet. Der Kesseldampf gelangt zunächst in die
Dampfmäntel, aus diesen in den Hochdruckcylinder, dann in den Zwischenbehälter,
welcher, zwischen Cylinder und Kessel liegend, gut geheizt wird, und schlieſslich in
den Niederdruckcylinder, aus dem er entweder in einen Condensator oder in den
Schornstein geführt werden kann; im letzten Falle durchströmt er noch einen
Speisewasservorwärmer, wie in der Zeichnung angegeben ist. Die Dampfvertheilung wird
für den kleinen Cylinder durch eine Farcot'sche Schleppschiebersteuerung bewirkt;
der Füllungsgrad wird durch den Regulator (System Andrade) bestimmt. Um geringe schädliche Räume zu erhalten, sind die
Schieber, zweitheilig ausgeführt, an die Cylinderenden verlegt. Die Anordnung der
Kanäle ist derartig, daſs sowohl aus dem kleinen, wie aus dem groſsen Cylinder das Condensationswasser
fortwährend mit abflieſst. Die Kolbenstangen gehen durch Stahlröhren, welche die
Stopfbüchsen aufnehmen und welche, die Cylinderdeckel mit der verticalen Bettplatte
verbindend, zugleich zur Centrirung der Cylinder dienen.
Die Hauptabmessungen der Maschine sind:
Durchmesser
des
kleinen
Cylinders
260mm
„
„
groſsen
„
440
Kolbenhub
450
Kesseldurchmesser
1380
Heizfläche
38qm,8
Kohlenverbrauch für die Stunde und 1e
1k,2
Mittlere Tourenzahl
95
Durchmesser des Schwungrades
1m,9
Anzahl der Pferdestärken
45
Gewicht der ganzen Locomobile
13t.
Bemerkenswerth ist noch, daſs die Bewegungsübertragung von der Locomobile auf die
Gramme'schen Maschinen durch Liebermann'sche
Metallriemen vermittelt wurde. Dieselben sind aus Eisen-, Stahl- oder Kupferdraht
gewebt, sollen sehr biegsam und fest und zugleich viel weniger dehnbar als
Lederriemen sein. (Nach Engineering, 1881 Bd. 32 S.
391.)
Whg.