Titel: | Ueber Verseifung. |
Autor: | Dte. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 55 |
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Ueber Verseifung.
Ueber Verseifung.
In der Sitzung der Société industrielle de
Mulhouse vom 12. Januar d. J. hatte Oscar
Scheurer (Bulletin de Mulhouse, 1881 S. 15
und 25) die Behauptung aufgestellt, daſs bei dem jetzt in den
Seifenfabriken üblichen Verfahren sowohl vom Alkali, wie von den Fettsäuren ein
Theil unverbunden bleibe und daſs bei Verwendung solcher Seife für Zwecke der
Färberei das freie Alkali die Farben unrein und unschön mache, und hatte, um diesem
Uebelstande abzuhelfen, vorgeschlagen, die Verseifung unter Druck zu bewirken.
Dieselbe erfolge dann schneller und vollständiger und man könne weit mehr Alkali
verwenden und erhalte doch eine neutrale Seife. Auf Wunsch von Scheurer wurde sodann von der genannten Gesellschaft
eine Commission niedergesetzt, um die angeführten Behauptungen einer näheren Prüfung
zu unterziehen; dieselbe fand jedoch, daſs dieselben durchaus irrig sind.
Gelegentlich der Verhandlungen über diesen Gegenstand (9. Februar d. J.) erinnerte
Cam. Köchlin daran, daſs man auch auf kaltem Wege
Seife herstellen kann. Bereitet man sie aus Tournantöl und Sodalauge, so sei es
wesentlich, daſs man Oel und Lauge nicht länger als 2 bis 3 Minuten zusammenrühre,
da die Seife wieder aus einander gehen würde, wenn man das Rühren längere Zeit
fortsetze. Hierauf sei eine Ruhe von 4 bis 5 Tagen erforderlich, damit die
Verbindung eine vollständige werde. Bei Verwendung von Potaschelauge sei ein
Nachtheil bei längerem Rühren nicht zu befürchten; dasselbe sei sogar
nothwendig.
Nach C. Köchlin geben 10 Raumtheile Oel:
mit 4 Th. Sodalauge von 30° B. und 2 Th. Wasser eine
Seife mit überschüssigem Fett,
mit 5 Th. Sodalauge von 30° B. und 1 Th. Wasser eine
neutrale Seife,
mit 6 Th. Sodalauge von 30° B. und 1 Th. Wasser eine
Seife mit überschüssigem Alkali.
(Sodalauge von 30° B. entsteht durch Vermischen von 10
Raumtheilen Sodalauge von 38° B. und 4 Raumtheilen Wasser.)
Es geben ferner 10 Raumtheile Oel:
mit 5 Th. Potaschelauge von 30° B. eine neutrale
Schmierseife,
mit 10 Th. Potaschelauge von 30° B. eine Seife mit
überschüssigem Alkali,
mit 5 Th. Potaschelauge von 47° B. eine transparente
Seife mit überschüssigem Alkali.
Zum Aviviren der mit Krapp gefärbten Stoffe ist es unbedingt nöthig, daſs die Seifen
neutral sind. Eine alkalische Seife würde nicht die gewünschte Wirkung auf die
Alizarinlösungen haben; anstatt ins Blaue zu spielen, würde roth und rosa schmutzig
erscheinen und violett würde mehr roth werden. Man kann hierbei an den groſsen Ruf
erinnern, welchen sich die violetten Garancine von Thomas
Hoyle und Comp. in Manchester erworben hatten; das ganze Geheimniſs bestand
in der zum Aviviren verwendeten Seife; letztere war eine gewöhnliche Talgseife des
Handels, welche unter Zusatz von etwas Palmöl umgeschmolzen wurde.
Hier sei noch bemerkt, daſs, seitdem die kaustische Potasche fabrikmäſsig dargestellt
wird, es sehr einfach und bequem ist, neutrale Kaliseifen auf kaltem Wege
darzustellen, und glauben wir, daſs diese neutralen Kaliseifen in der
Textilindustrie mit der Zeit noch eine bedeutende Rolle spielen werden. W. J. Menzies gibt im Seifenfabrikant, 1881 S. 170 folgende Vorschrift zur Darstellung solcher
Seifen: Man nehme 50k kaustische Potasche
(Fabrikat der Greenbank Alkali Works Company in St.
Helens) und löse sie in 50l Wasser. Beim Auflösen
des Kalis wird sich die Lauge stark erwärmen. Hat sie sich auf ungefähr 26°
abgekühlt, so setzt man sie unter fortwährendem Rühren zu 210k geschmolzenem bestem raffinirtem Talg, der eine
Temperatur von ungefähr 37° zeigt Ist die Mischung eine gleichmäſsige geworden, was
man durch mäſsiges Rühren erreicht, so gibt man sie in die Form und deckt letztere
gut zu, damit die Wärme, welche der jetzt beginnende Verseifungsproceſs erzeugt, gut
zusammengehalten wird. Nachdem die Seife 3 oder 4 Tage in der Form gestanden hat,
bringt man sie eine Woche oder länger in einen Trockenraum, da durch Stehen alle auf
kaltem Wege erzeugten Seifen sich vervollkommnen und dann besser schäumen. Das
Gewicht der auf diese Weise gewonnenen Seife beträgt 310k.
Dte.