Titel: | Karl Kley's Wasserhaltungsmaschinen mit unterbrochener Drehung. |
Autor: | Gustav Schmidt |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 1 |
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Karl Kley's Wasserhaltungsmaschinen mit unterbrochener
Drehung.
G. Schmidt, über Kley's Wasserhaltungsmaschinen.
Seit dem J. 1875 werden mit steigender Vorliebe Karl Kley's
Rotations-Kataraktmaschinen zur Anwendung gebracht, obwohl der geniale
Constructeur, welcher die Dauerhaftigkeit in erster Linie berücksichtigt,
erfreulicher Weise, so wie ein Architekt ersten Ranges seine Auftraggeber zwingt,
auſsergewöhnlich kostspielige Constructionen zur Anwendung zu bringen, und hierdurch
dem Verständnisse für dieselben Bahn bricht. Mit vollem Recht sagt Kley, daſs die zu groſse Rücksicht auf die
Herstellungskosten und die zu geringe Beachtung der Arbeitsökonomie und der
Betriebssicherheit zu Unfällen und zu Betriebskosten-Ueberschreitungen führen, denen
man nur mit auſsergewöhnlichen Opfern begegnen kann und denen man vernünftiger Weise
von vorn herein durch gröſsere Herstellungskosten vorbeugen muſs. „Es hat sich
schon häufig bewährt, daſs mit der kostspieligsten Herstellungsweise, wenn sie
begründet und dem Zwecke entsprechend ist, man schlieſslich die vortheilhafteste
Arbeit erzielt und eine Betriebsersparniſs erreicht, welche auf dem ersten Blick
unglaublich erschien. Dies gilt in erster Linie von den Wasserhaltungsmaschinen,
ganz besonders von jenen, welche beträchtliche Wassermengen aus groſsen Tiefen
zu bewältigen haben.“ Indessen ist die Kley'sche Maschine nur theurer als eine Kataraktmaschine alter
Construction ohne Schwungrad, dagegen eher noch etwas billiger als eine gewöhnliche
Rotationswasserhaltungsmaschine, da das Schwungrad und der ganze Kurbelmechanismus
mit seinem Zugehör viel leichter wird und die übrigen Organe theils ganz unverändert
bleiben, theils nicht wesentlich theurer sind als die der seitherigen
Rotationswasserhaltungsmaschinen. Berücksichtigt man überdies, daſs diese Maschine
langsamer durch die todten Punkte geht und daher auch bei viel gröſserer Tourenzahl,
als andere Maschinen es gestatten, noch immer für den Wechsel der Pumpenklappen die
erforliche Zeit erübrigt, so kann man in Hinblick auf die zulässige Maximalleistung
die Maschine auch nicht als theurer bezeichnen als irgend eine andere, welche
gleiche Maximalleistung zuläſst.
Die bisher angewendeten Rotationsmaschinen hatten zwar vor der ehemaligen
Kataraktmaschine den Vorzug der Hubbegrenzung, also der gröſseren Sicherheit und der
Möglichkeit der Anwendung stärkerer Expansion, also geringerer Betriebskosten ohne
Anwendung so riesiger Gestängs- und Gegengewichte, wie sie bei Kataraktmaschinen mit
Expansion erforderlich sind, um keine zu groſse Maximalgeschwindigkeit beim
Gestängsaufgang zu erhalten; allein diese Maschinen vertrugen in der Regel keine
geringere Umdrehungszahl als 4 in der Minute, wobei die lebendige Kraft des
Schwungrades schon kaum noch hinreichte, um den todten Punkt zu überschreiten. War
also nicht genügend viel Wasser zu bewältigen, um 4 Umdrehungen in der Minute machen
zu können, so muſste man die Maschine periodisch einstellen, oder die Wasserhaltung
durch eine besondere auf die kleine Wassermenge berechnete Kataraktmaschine besorgen
lassen, welche dann allerdings auch bei groſsem Wasserandrang ermöglichte, die
Rotationsmaschine nicht schneller gehen lassen zu müssen, als für die Pumpen
zuträglich ist.
Karl
Kley, Civilingenieur in Bonn (* D. R.
P. Kl. 14 Nr. 2345 vom 1. Februar 1878) ist es gelungen, die Vortheile beider
Constructionssysteme in eine Construction zu vereinigen, welche in der That allen
Anforderungen, welche an eine Wasserhaltungsmaschine gestellt werden können, in
auſserordentlich vollkommener Weise entspricht. Seine Maschine ist eine doppelt
wirkende ein- oder zweicylindrige Balanciermaschine mit Steuerventilen und
Katarakten und mit Schwungrad. Die Dampfvertheilung wird durch eine Steuerstange
besorgt, welche ihre Bewegung von der Balancierachse aus mittels eines auſserhalb
des Balancierlagers angebrachten Hebels, Gelenkes und Hilfsbalancier mit Gegenlenker
erhält, somit nur durch den Hauptbalancier mit dem Schwungrad in Zusammenhang
stehend dieselbe Bewegung macht, ob sich die Kurbel aus der todten Lage nach der
einen oder anderen Richtung bewegt. Deshalb kann sich das Schwungrad im einen oder
anderen Sinne drehen oder oscillirend arbeiten und kann die Maschine bei jeder
Kolbenstellung in Betrieb gesetzt werden. Der Maschinist hat nur darauf zu achten,
daſs die Kurbel nicht am todten Punkt oder zu weit vor oder hinter demselben stehen
bleibt, was er durch Handhabung des Handventiles leicht erzielt, und daſs der
Katarakt nicht zu früh und nicht zu spät wirkt, sondern die gewünschte Pause oder,
bei mehr als 5 bis 6 Umdrehungen, die ununterbrochene Rotation mit
Geschwindigkeitsverzögerung in den todten Punkten bewirkt. Kommt die Kurbel zu weit
über den todten Punkt, ehe der Katarakt seinen Niedergang vollendete, also ehe
frischer Dampf gegeben wurde, so zieht die Steuerstange denselben wieder auf, die
Maschine erhält keinen Dampf und bleibt stehen. Dies geschieht auch, wenn ein Bruch
im Schacht erfolgt, oder die Pumpen Luft saugen, oder der Maschinist zu viel Dampf
gegeben hat. In allen diesen Fällen kann kein weiteres Unglück geschehen, sondern
bleibt die Maschine stehen. Wenn durch irgend eine Ursache, z.B. durch eine Ausbesserung der
Schwungradlager, der Pleuelstange u. dgl., die Ausschaltung des Schwungrades
nothwendig wird, so arbeitet die Maschine wie eine gewöhnliche Kataraktmaschine als
Hubmaschine mit unbegrenztem Hub, wobei man ihr zur Sicherheit nahe volle Füllung
bei geringer Dampfspannung gibt und den Kolben natürlich nicht bis zu den äuſsersten
Stellungen gelangen läſst, welche er bei dem Betriebe mit der Kurbel erreicht.
Die Tourenzahl wird bei der Arbeit mit Pausen nur durch den Katarakt regulirt. Bei
den gröſseren Tourenzahlen ohne Stillstand des Schwungrades muſs auch das
Hand-Dampfventil regulirt werden.
Bei geringer Wassermenge kann man bis zu einem Spiel in der Minute herabgehen, bei
groſsem Wasserandrang sind 10 Spiele in der Minute möglich, wenn der Dampfkolben 2,5
bis 3m,5 Hub hat, bei 1m,5 Hub sind 15 Spiele, bei 1m,2 Hub 18 Spiele in der Minute möglich. Die
kleine eincylindrige Maschine auf Grube Kupferkaute von
0m,600 Durchmesser und 1m,200 Hub, welche Anfangs August 1881 mehrere Tage
hindurch mit 18 Umdrehungen in der Minute arbeiten muſste, machte am 17. August
sogar in 8 Minuten nur einen Hub. Das Schwungrad kann hierbei viel leichter sein als
bei den früheren Rotationsmaschinen, wo es die Aufgabe hatte, über den todten Punkt
hinweg zu helfen, welche Aufgabe hier ganz wegfällt. Alle Maschinentheile sind gut
zugänglich.
Bei Woolf'schen Maschinen wendet Kley das
Volumenverhältniſs 1 : 4 an, bei 6at
Maximalkesselspannung, und eine Füllung von 25 Proc. Minimum bis 65 Proc. Maximum im
kleinen Cylinder. Bei letzterer Füllung hat man noch immer 6 fache totale Expansion;
wir erachten daher den kleinen Cylinder als richtig, den groſsen Cylinder aber schon
als überflüssig groſs dimensionirt und glauben, daſs man ohne ökonomischen Nachtheil
den Niederdruckcylinder kleiner nehmen dürfte, wodurch die Maschine etwas billiger
würde. Wirklich ist auch Kley bei seiner neuesten
Maschine Nr. 22 auf das Volumenverhältniſs 1 : 3 herabgegangen für 6 bis 9 fache
Expansion.
Ausnahmsweise sind Kley'sche eincylindrige Maschinen
auch direct wirkend gebaut und, wenn die Umstände es erheischen, auch ohne
Condensation.
Wegen des leichten Schwungrades wird die Maximalgeschwindigkeit beim Auf- und
Niedergang des Gestänges allerdings gröſser als bei gewöhnlichen Rotationsmaschinen
und bei Kataraktmaschinen ohne Expansion. Es hängt dieselbe aber ganz von der
lebendigen Kraft, welche die vorhandene Schwungmasse aufnehmen kann und von dem
gewählten Expansionsgrade ab. Da der Schwungring im Augenblick der
Maximalgeschwindigkeit des Gestänges die 4 fache Geschwindigkeit desselben besitzt,
also seine Masse gleichwerthig ist mit einer 16 mal gröſseren, am Gestänge
angebrachten Masse, so ist es ein leichtes, selbst bei hohen Expansionsgraden diese
Maximalgeschwindigkeit in sehr mäſsigen Grenzen und immer kleiner zu halten, wie bei
einer Kataraktmaschine von gleichem Expansionsgrad. Die Maximalgeschwindigkeit in
der Mitte des Hubes ist übrigens ziemlich gleichgültig, sobald die Pumpen richtig
construirt sind. Es kommt nur darauf an, die Umdrehungsgeschwindigkeit an den todten
Punkten zu verringern, um den Pumpenventilen Zeit zu lassen, sich zu schlieſsen, ehe
der Hubwechsel beginnt.
Wegen des leichteren Schwungrades im Vergleich mit anderen Rotationsmaschinen ist
auch der Beschleunigungsdruck am Kurbelzapfen geringer und, da Kley immer auch auffallend groſse Kurbeln anwendet, die
freilich auch entsprechend theuer werden, so fällt dieser Beschleunigungsdruck um so
geringer aus, wodurch jede Gefahr des Hebens der Schwungradwelle auf der Kurbelseite
völlig beseitigt und die Ruhe des Lagerstuhles gesichert ist. Alle Ventile können
auch von Hand gesteuert werden und hat ein Miſsgriff keinen anderen Erfolg, als daſs
der Katarakt nicht functionirt und die Maschine stehen bleibt.
Es unterliegt auch keinem Anstände, eine doppelt wirkend construirte Maschine einfach
wirkend gehen zu lassen, solange sie nur schwach belastet ist, um geringes oder gar
kein Gegengewicht und dafür hohe Dampfspannung und starke Expansion beim
Gestängsaufgang anwenden zu können. Es wird zu diesem Zwecke das untere
Einströmungsventil von der Steuerung abgehängt, damit es immer geschlossen bleibt,
und das untere Ausströmungsventil ganz herausgenommen. Der Dampf arbeitet nur über
dem Kolben und geht beim Niedergang des Schachtgestänges unter denselben und
zugleich in die Atmosphäre. So gehen z.B. heute noch die beiden kleinen Maschinen
auf den Gruben Gastor und Lüderich (Verzeichniſs Nr. 4 und 5). Selbst bei doppelt wirkendem Gang ist
kein sehr groſses Gegengewicht erforderlich, da dieses einerseits an gröſserem
Hebelarme wirkt als das Gestänge und andererseits der Hauptbalancier selbst sehr
groſse Ueberwucht auf der Maschinenseite besitzt. Die im Vergleich zu den alten
Kataraktmaschinen groſsen Anlagskosten einer Kley'schen
Maschine werden durch den geringen Dampfverbrauch, also kleinere Kesselanlage und
geringere Reparaturkosten derselben, reichlich aufgewogen, so daſs durch diese
Construction die wichtige Frage nach der zweckmäſsigsten Wasserhaltungsmaschine
wirklich als gelöst betrachtet werden darf.
Die durch diese Maschine erzielte Oekonomie beruht auf dem Umstände, daſs sehr starke
Compression angewendet, also die Erfüllung des schädlichen Raumes mit frischem Dampf
sehr reducirt werden kann. Es ist dies eine Folge der ganz eigenthümlichen
vollständig neuen Steuerungsmethode. Kley benöthigt
nämlich für eine zweicylindrige doppelt wirkende Maschine mit Condensation nur zwei
Ventilwellen, eine für die beiden Einströmungsventile des kleinen Cylinders oben und unten, die zweite
für die beiden Ueberströmungsventile des kleinen und die sich gleichzeitig öffnenden
Condensatorventile des groſsen Cylinders. Während der Pausen, wo alle Ventile
geschlossen sind, befinden sich beide Ventilwellen in ihrer Mittellage, wo der am
Ende jeder Welle angebrachte Hebel in verticaler Lage steht und durch die auf ihn
wirkende Volutfeder nicht beeinfluſst werden kann.
Sowie aber die eine oder die andere Kataraktstange der Welle einen kleinen Anstoſs
zur Drehung nach rechts oder links ertheilt und den Hebel aus der verticalen Lage
bringt, so wirkt die Volutfeder und dreht die Welle nach der betreffenden Richtung,
hierbei das untere oder obere Ventil öffnend, ohne das andere geschlossene Ventil in
seiner Stellung zu beeinflussen. Die Auslaſsventile, d. s. nämlich die
Ueberströmungsventile des kleinen Cylinders und die Condensatorventile des groſsen
Cylinders, können daher durch entsprechende Stellung der Knaggen an der gegabelten
Steuerstange bei beliebiger Kolbenstellung geschlossen werden, wodurch die starke
Compression erreicht wird. Bei manchen ausgeführten Maschinen begnügt man sich mit
einem einzigen frei gehenden Katarakt, der also nur in einer Stellung der Kurbel,
bei Druckpumpen in der tiefsten Lage des Gestänges, also oberen Lage der Kurbel, die
Pause bewerkstelligt, während der untere todte Punkt der Kurbel ohne Pause passirt
wird, zu welchem Behufe noch zwei Knaggen an der Steuerstange vorhanden sind an
Stelle der Kataraktstangenknaggen, welche die Impulsertheilung bewirken.
Wir führen zum Schluſs einige Daten über eine solche Woolf'sche Maschine an, welche
von der Maschinenfabrik E. Skoda in Pilsen für den Sulkow-Hilfsschacht des Westböhmischen
Bergbau-Actienvereines soeben aufgestellt wird und bei der künftigen Schachttiefe
von 480m mit 450e effectiv zu arbeiten bestimmt ist:
Groſser Cylinder
Durchmesser
1920mm
Hub
2500mm
Kleiner Cylinder
1350
1250
Pumpen
500
2500
Das Volumenverhältniſs des Hochdruck- zum Niederdruckcylinder ist auch hier 1 : 4,
also nach unserer Ansicht der groſse Cylinder überflüssig theuer.
In derselben Fabrik wurde im vergangenen Jahre für denselben Schacht eine kleinere
Kley'sche Wasserhaltungsmaschine, jedoch eincylindrig, ausgeführt und functionirt
dieselbe bereits seit ½ Jahre tadellos. Cylinderdurchmesser 800, Hub 1500, einfach
wirkende Pumpen 370, Hub 1500mm. Bei Gegenwart des
Berichterstatters machte die Maschine 10½ bis 11 Touren und lieferte 1600l Wasser in der Minute.
Wir glauben, daſs sich Kley wohl noch entschlieſsen
wird, seine Construction durch Hinzufügung eigener Einströmungsventile am groſsen
Cylinder und eines Receiver, in welchen der Ueberströmdampf nach Schluſs dieser
Ventile comprimirt wird, bis auch die Auslaſsventile des kleinen Cylinders geschlossen
werden, zu vervollständigen, sobald sich sein System einmal allgemein anerkannte
Geltung verschafft haben wird. Daſs er vorläufig allen Complicationen aus dem Wege
geht und für Wasserhaltungen mit Vorliebe nur eincylindrige Maschinen baut, erachten
wir als klug. Sobald aber bei einer groſsen Maschine als Hauptaufgabe die Oekonomie
mit dem Brennstoff gestellt werden wird und die Anlagskosten in den Hintergrund
treten, so wird sicher auch dieser letzte Schritt gethan werden.
Gustav
Schmidt.