Titel: | Muencke's Gaslampe zur Erzeugung hoher Temperaturen für Glüh- und Schmelzarbeiten in chemischen Laboratorien. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 380 |
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Muencke's Gaslampe zur Erzeugung hoher
Temperaturen für Glüh- und Schmelzarbeiten in chemischen Laboratorien.
Mit einer Abbildung.
Muencke's Gaslampe.
Bekanntlich wird bei den Bunsen'schen Gaslampen durch Vergröſserung der Menge der
zugeführten Luft der innere Flammenkegel stetig verkleinert und erscheint stark blau
gefärbt (vgl. 1877 225 * 83. 1879 233 * 227). Die einen solchen Flammenkegel enthaltende Flamme hat eine
beträchtlich höhere Temperatur als die Flamme des gewöhnlichen Bunsenbrenners; sie
befindet sich aber in dauernder vibrirender Bewegung und schlägt leicht zur
Ausströmungsspitze Zurück. Durch über die Brennerröhre gespannte Drahtnetze erhält
man zwar ruhiger brennende Flammen, die nicht zurückschlagen, aber Flammen von
geringerer und nicht gleichmäſsig in der Flamme vertheilter Wärmestärke. A. Terquem (1881 240 * 377)
versuchte durch in die Brennerröhre hineingeschobene gekreuzte Blechstreifen eine
gleichmäſsig gefärbte Flamme von hoher Temperatur zu erreichen,; er entfernte das
Brennerrohr so weit von der Ausströmungsspitze, daſs die durch das eingeschobene
Kreuz entstandenen 4 Flammenkegel mit kleiner lebhaft hellblauer Flamme verbrannten.
Der übrige nur wenig gefärbte Theil der Flamme zeigte eine hohe, gleichmäſsig
vertheilte Temperatur.
Ich erreiche eine nicht zurückschlagende Flamme von groſsem Umfange, schwach
bläulicher Färbung und in allen ihren Theilen gleichmäſsiger hoher Temperatur
dadurch, daſs ich durch einen trichterförmigen Aufsatz das obere Ende der
Brennerröhre einer Bunsen'schen Gaslampe erweitere, deren Rohr von der
Ausströmungsspitze weiter abgerückt werden kann. Jene intensiv blaue Flamme theile
ich nicht in vier, sondern in eine groſse Zahl von Flämmchen mit stark blauer
Färbung dadurch, daſs ich die obere weite Oeffnung des Trichters mit einem convex,
am besten paraboloidisch gestalteten Metallblech oder Metallgewebe verschlieſse.
Entfernt man dann die Brennerröhre allmählich von der Gasausströmungsspitze, so wird
der anfangs flatternde, wenig gefärbte Innenkegel der Flamme zunehmend kleiner und
lebhafter gefärbt, bis er sich schlieſslich der Wölbung des convexen Aufsatzes
anpaſst, an welchem alsdann eine der Anzahl der Oeffnungen entsprechende Zahl von
kleinen, halbkugeligen, kräftig blau gefärbten Flämmchen sich bilden. Es ergibt sich
so eine groſse schwach bläulich gefärbte Flamme von sehr hoher und in allen ihren
Theilen gleichmäſsig vertheilter Temperatur (ein 5mm dicker Kupferdraht schmilzt in 3 Minuten ab), welche sich ganz
besonders für Glüh- und Schmelzarbeiten in chemischen Laboratorien eignet und auch
zur Erzeugung von monochromatischem Licht mit groſsem Vortheil Anwendung finden
kann.
Textabbildung Bd. 241, S. 381
In den Zapfen des eisernen Fuſses A ist seitlich das
Schlauchstück B für die Gaszuleitung, oben die
Gasausströmungsspitze C und das Rohr D geschraubt, welches der Länge nach mit drei weiten
Längsausschnitten versehen ist. Ueber das Rohr D läſst
sich das doppelt so lange Rohr E mit Reibung schieben,
so daſs die Längsausschnitte des Rohres D entweder
ganz, oder theilweise verdeckt werden können. Als Handhabe dient die Scheibe M. G ist ein geschlitzter, auf D verschiebbarer Ring, mit drei gekrümmten Drähten zur Aufnahme des
Flammenmantels, F der trichterförmige, bis an den Wulst
O in die Röhre E
hineintretende Aufsatz mit convex geformtem Kopf P aus
Drahtgewebe oder Siebblech.
Vor dem Entzünden der Lampe sind die drei Längsausschnitte der Röhre D verdeckt; durch allmähliche Verschiebung der Röhre
E vergröſsern sich dieselben, die Flamme verliert
zunehmend an Leuchtkraft, der Innenkegel wird immer kleiner und kräftiger gefärbt
und verschwindet endlich ganz. In diesem Zustande brennen die zahlreichen
halbkugeligen hellblauen Flämmchen auf der Oberfläche des convex geformten Kopfes,
während die groſse schwach leuchtende Flamme eine gleichmäſsig vertheilte, sehr hohe
Temperatur entwickelt.Zu beziehen durch Rob. Muencke in Berlin N. W.,
Luisenstraſse 58. (* D. R. P. Kl. 26 Nr. 15 407 vom 12. März
1881.)
Berlin, Juli 1881.