Titel: | Apparate zur Löschung des Kesselfeuers bei zu niedrigem Wasserstande. |
Autor: | Whg. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 249 |
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Apparate zur Löschung des Kesselfeuers bei zu
niedrigem Wasserstande.
Mit Abbildungen auf Tafel 19.
Apparate zur Löschung des Kesselfeuers.
Die Figuren 13 und 14 Taf. 19
stellen zwei Apparate dar, welche bei Wassermangel in Dampfkesseln durch
selbstthätige Löschung des Feuers einer möglichen Explosion vorbeugen sollen. Beide
wirken in der Weise, daſs bei zu tiefem Wasserstande ein Ventil in einer über dem
Rost mündenden Rohrleitung geöffnet wird, so daſs ein Wasserbezieh. Dampfstrahl aus
dem Kessel in den Feuerraum eintritt und das Feuer löscht.
Bei der Vorrichtung von C. Witscher in M.-Gladbach (* D.
R. P. Kl. 13 Nr. 8192 vom 10. Juli 1879), welche Fig. 13
veranschaulicht, ist das Ventil v mit einer leicht
schmelzbaren Scheibe s verbunden, welche mittels des
oberen Deckels fest und dicht auf den Vorsprung b des
Ventilgehäuses aufgepreſst wird. Von dem Räume o
oberhalb der Scheibe s führt ein Rohr r in den Kessel, welches in der Höhe des festgesetzt
niedrigsten Wasserstandes mündet, ebenso von dem Räume u unterhalb des Ventiles v ein zweites Rohr
r1, dessen Mündung
um eine gewisse Strecke tiefer liegt als die von r. Von
dem Räume zwischen v und s
geht die über dem Rost mündende Rohrleitung aus. Bei normalem Wasserstande werden
die Räume o und u mit
Wasser gefüllt sein und dieses wird, da das Ventilgehäuse auſserhalb des Kessels
liegt, verhaltniſsmäſsig kühl bleiben. Sinkt jedoch der Wasserstand unter die
Mündung von r, so tritt Dampf in den Raum o, die Scheibe s schmilzt
und das Ventil v wird geöffnet, da der Dampfdruck von
oben zunächst auf die mit v verbundene gröſsere Scheibe
u1 wirkt. Hierdurch
wird der Durchgang für das Wasser frei, welches sich dann aus einem brauseartigen
Ausguſs über das Feuer ergieſst. Durch Hähne in den Röhren r und r1 kann
das Ventilgehäuse vom Kessel abgesperrt werden. Geschieht dies, wenn der Apparat in
Wirkung getreten ist, nicht, so wird, nachdem das Wasser bis unter die Mündung von
r1 gesunken ist,
auch der Dampf bis auf Atmosphärendruck abblasen.
Bei der zweiten Construction von G. Behrend in Hamburg
(* D. R. P. Kl. 13 Nr. 8478 vom 13. Mai 1879) ist, wie Fig. 14
zeigt, das Ventil v als Doppelsitzventil ausgeführt und
durch den Hebel d mit einem Schwimmer verbunden. Das
Ventil soll vollkommen entlastet sein, so daſs die Dampfspannung ohne Einfluſs auf
die Wirkung des Apparates bleibt. Der aus einer Guſseisenplatte bestehende Schwimmer
sowie sein Gegengewicht sind so bemessen, daſs das Ventil bei normalem Wasserstande
infolge des Auftriebes des Schwimmers sicher geschlossen gehalten wird, beim Sinken
unter die bestimmte Grenze aber sich öffnet und den Dampf durch c
entweichen läſst. Wegen der Schwierigkeit, das Doppelsitzventil v vollständig dicht herzustellen, ist noch ein zweites
durch eine Feder belastetes Ventil t angeordnet. Die
Feder muſs eine solche Spannung haben, daſs dieses Ventil t bei dem durch Undichtigkeit von v zwischen
beiden Ventilen eintretenden Drucke geschlossen bleibt, nach Oeffnung von v durch den vollen Dampfdruck aber leicht gehoben
werden kann. Damit die Vorrichtung bequem an jedem Kessel angebracht werden kann,
ist auch das Lager des Hebels d an dem Apparate selbst
befestigt.
Wenn die Ventile einmal geöffnet sind, so wird der Dampf so lange ausströmen, bis
entweder die Spannung im Kessel auf den Atmosphärendruck gesunken, oder wieder
genügend Wasser nachgepumpt ist; letzteres wird bei Anwendung von Dampfpumpen oder
Injectoren kaum möglich sein, da die Dampfspannung schnell sinken wird. Durch
Anbringung einer Druckschraube über dem Ventile t
lieſse sich allerdings eine Abstellbarkeit des Apparates erreichen; doch hält dies
der Constructeur desselben nicht für rathsam. In der That wird es sich immer
empfehlen, wenn der Wasserspiegel einmal zu tief gesunken ist, den Kessel auſser
Betrieb zu setzen und zu untersuchen. Gegenüber dem ersten Apparate hat dieser
zweite den Vortheil, daſs er nach Herstellung des normalen Wasserstandes sofort
wieder betriebsfähig ist, während bei dem ersten jedesmal eine neue Scheibe
eingesetzt werden muſs; dagegen hat der erste den Vorzug, daſs keine beweglichen
Theile an demselben vorhanden sind.
Whg.