Titel: | Zur Bestimmung des Schwefels. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 51 |
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Zur Bestimmung des Schwefels.
Zur Bestimmung des Schwefels.
Die bei der Bestimmung des Schwefels durch Verbrennen im Sauerstoffstrom aus der mit
überschüssigem Brom und etwas Salzsäure versetzten Bromlösung entweichenden Dämpfe
leitet W. G. Mixter (American
Chemical Journal, 1881 Bd. 2 S. 396) durch ein Rohr auf den Boden einer
etwa 8l fassenden Flasche, wo sie sich
verdichten. Nach
Beendigung des Versuches wird die Flasche mit Wasser ausgespült und die erhaltene
Flüssigkeit mit der Bromlösung vereinigt. (Vgl. F. Fischer:
Chemische Technologie der Brennstoffe, * S. 120.)
K. Zulkowsky (Berichte der
österreichischen chemischen Gesellschaft, 1881 * S. 2) empfiehlt zur
Bestimmung des Schwefels in Kiesen und gebrauchter Laming'scher Masse ebenfalls die
Verbrennung im Sauerstoffstrom, da nur dieses Verfahren den nutzbaren Schwefel genau
angibt. Er verwendet aber zur Absorption der Dämpfe statt der salzsauren Bromlösung
eine Lösung von Aetzkali und unterbromigsaurem Kalium, zu deren Herstellung man
180g mit Alkohol gereinigtes, d.h.
Schwefelsäure freies Aetzkali in Wasser löst und 100g Brom unter Abkühlung eintropfen läſst. Die so erhaltene Flüssigkeit wird
auf 1l verdünnt und es sind 30cc derselben zur Bestimmung von 0g,5 Schwefel völlig ausreichend.
Zur Ausführung der Verbrennung verwendet Zulkowsky ein etwa 60cm langes
Verbrennungsrohr, dessen Ende zu einem langen, nicht zu dünnen und nach abwärts
gerichteten Röhrchen ausgezogen wird. Vor diesem ausgezogenen Ende wird das Rohr
etwas verengt, dann wird bis zu dieser Einschnürung eine 20 bis 25cm lange Schicht von platinirtem Asbest
eingeführt. In einem weiteren Abstand von 7 bis 10cm kommt ein Porzellanschiffchen zu stehen, welches mit etwa 0g,4 gepulvertem Gasschwefel gefüllt ist. Das linke
Rohrende ist mit einem Sauerstoffgasometer in Verbindung zu setzen und dazwischen
ein mit Wasser gefüllter Indicator einzuschalten. Als Absorptionsvorrichtung dienen
2 Peligot'sche, mit Kautschukstöpseln versehene U-Röhren von etwa 14cm Höhe, von denen die letzte ein mit Glaswolle
gefülltes Rohr trägt. Beide U-Röhren werden mit der Absorptionsflüssigkeit gefüllt
und die Glaswolle damit berieselt. Wenn Alles in der angegebenen Weise
zusammengestellt erscheint, so wird derjenige Theil des Rohres, welcher mit
platinirtem Asbest gefüllt ist, in einem gewöhnlichen Verbrennungsofen zur Rothglut
erhitzt und gleichzeitig feuchter Sauerstoff hindurchgeleitet, der sich in der
Asbestschicht anhäuft. Hierauf wird das Schiffchen von der Rechten zur Linken zur
Rothglut gebracht, wobei der Gasschwefel allmählich verbrennt. Obwohl man das Rohr
so tief als thunlich in den Ofen hineinschieben muſs, so ist der aus demselben
herausragende vordere Theil doch so kalt, daſs in demselben ein Theil Schwefelsäure
zurückbleibt. Man fährt daher mit der langen Flamme eines Bunsen'schen Brenners über
denselben hin und her bis fast zum Stöpsel des ersten U-Rohres und wiederholt diese
Erhitzung so lange, bis sich an dieser Stelle kein Beschlag zeigt. Der
Absorptionsapparat wird abgenommen, entleert, und wie auch das ausgezogene Ende des
Verbrennungsrohres, mit Wasser nachgespült. Die durch die Waschwässer verdünnte
Absorptionsflüssigkeit wird hierauf mit Salzsäure versetzt, um das Aetzkali und
unterbromigsaure Kalium zu zersetzen, sodann erhitzt, nötigenfalls concentrirt und
schlieſslich die in derselben vorhandene Schwefelsäure mittels Chlorbarium
ausgefällt.
Zur Prüfung der Kiese braucht man ein kürzeres Verbrennungsrohr
von etwa 40cm Länge, welches ebenso gestaltet ist
wie das für Gasschwefel, mit dem einzigen Unterschiede, daſs die Verengerung
hinwegfällt. Der platinirte Asbest ist nicht nur überflüssig, sondern wegen der
reichlichen Bildung des Schwefeltrioxydes hier nachtheilig. Das Verbrennungsrohr
wird so tief als möglich in den Ofen geschoben, mit dem früher beschriebenen,
gefüllten Absorptionsapparat in Verbindung gebracht und in dasselbe das etwa 0g,5 Kiespulver enthaltende Porzellan Schiffchen
eingesetzt. Das linke Rohrende endlich wird mit dem Sauerstoffgasometer in
Verbindung gebracht. Man leitet zuerst feuchten Sauerstoff zu, um die im Rohre
vorhandene Luft zu verdrängen, und beginnt sodann mit der Erhitzung. Der Sauerstoff läſst sich weder
bei Kies, noch bei Gasschwefel durch Luft ersetzen, weil der übrig bleibende
Stickstoff die durch den Absorptionsapparat gehende Gasmenge so bedeutend vermehrt,
daſs für die Verdichtung des Schwefeltrioxydes keine Zeit übrig bleibt. Sobald sich
der Kies entzündet, bemerkt man bei dem Absorptionsapparate einen Stillstand, indem
fast sämmtliches Gas absorbirt wird, es sei denn, daſs die Sauerstoffzufuhr gar zu
stark wäre. Hat die Absorption nachgelassen, so rückt man mit der Erhitzung weiter
und so fort, bis man mit derselben zu Ende ist.
Nach M. Gröger (Daselbst S. 6) werden die im
Schwefelkies enthaltenen Eisensulfide durch Erhitzen mit metallischem Eisen in
Eisenmonosulfid verwandelt. Dieses wird mit verdünnter Salzsäure zersetzt, wobei
sich Schwefelwasserstoff entwickelt, welcher in eine Jodlösung geleitet wird, wobei
ein Theil des Jodes unter Schwefelabscheidung in Jodwasserstoff übergeht: H2S + J2 = S + 2HJ.
Das überschüssige freie Jod wird zurücktitrirt, woraus sich die Menge des gebildeten
Schwefelwasserstoffes, somit die Menge des im Kiese enthaltenen nutzbaren Schwefels
ergibt.
Das zur Ausführung der Analyse nöthige, pulverförmige schwefelfreie Eisen verschafft
man sich durch Reduction von reinem Eisenoxyd mittels Wasserstoff. Das
Wasserstoffgas muſs jedoch vorher über mit alkalischer Bleizuckerlösung getränkten
Bimsstein geleitet werden, um dasselbe vom beigemengten Schwefelwasserstoff zu
befreien. Auſserdem muſs die Reduction bei Hellrothglut vorgenommen werden, da das
Eisen sonst pyrophorisch wird. Zur Absorption des Schwefelwasserstoffes benutzt man
eine Jodlösung, welche beiläufig ½ normal ist und die man sich bereitet, indem man
etwa 63g,5 Jod und etwa 90g Jodkalium in 1l Wasser löst. Den Titer dieser Flüssigkeit bestimmt man mit Hilfe einer
1/10
Normallösung von Thiosulfat (Na2S2O3) mit möglichster
Schärfe.
Ungefähr 0g,5 des feinst
zerriebenen Pyrits werden in einem etwa 5 bis gern langen und 1cm weiten, an einem Ende zugeschmolzenen Röhrchen
aus schwer schmelzbarem Glase abgewogen. Man rüttelt dieses Kiespulver durch
Aufklopfen des Röhrchens auf eine Tischplatte fest zusammen und überschüttet
dasselbe mit ungefähr dem dreifachen Volumen Eisenpulver, worauf beide Substanzen
mit Hilfe eines schraubenförmig gewundenen Kupferdrahtes durch Hin- und Herschieben
auſs innigste gemischt werden. Nun rüttelt man das Gemenge wieder zusammen und
bedeckt es mit einer 5mm dicken Schicht
Eisenpulver, welche man ebenfalls festklopft, und schlieſslich mit einer 1cm dicken Schicht von gepulvertem reinem
Calciumcarbonat. Letzteres hat den Zweck, das Eisen bei dem später erfolgenden
Glühen vor einer weitergehenden, die Analyse in nachtheiliger Weise beeinflussenden
Oxydation zu schützen. Das Röhrchen wird nun an seinem oberen Ende durch einen
eisernen Halter in schiefer Lage eingeklemmt und dessen unterer Theil durch einen
Gasbrenner 5 Minuten zum Glühen erhitzt.
Ist der Kies fein gepulvert und mit dem Eisen gut vermengt, so
geht die Umwandlung des Eisenpolysulfids in Eisenmonosulfid sehr leicht und
vollständig von statten, selbst bei sehr unreinen Kiesen, wie z.B. bei dem von
Lukawitz, der gegen 37 Proc. Talkschiefer beigemengt enthält. Bei sehr
schwefelreichen Kiesen kommt das Gemenge beim Erhitzen an einer Stelle ins Glühen
und dies setzt sich auch ohne weitere äuſse e Erhitzung
durch die ganze Masse
fort. Enthält der Pyrit Kupferkies oder Bleiglanz, so wird hierbei Kupfer oder Blei
im regulinischen Zustande ausgeschieden. Nachdem das Röhrchen erkaltet ist, schüttet
man den Inhalt desselben in einen 300cc fassenden
Glaskolben mit ziemlich weitem Halse. Sollte dabei etwas Substanz an dem Röhrchen
hängen bleiben, so wirft man auch dieses hinein; in der Regel gelingt es aber, den
ganzen Inhalt durch Abklopfen in den Kolben zu bringen. Auſserdem gibt man in
denselben noch ein erbsengroſses Stück von reinem Magnesit oder Marmor. Der Kolben
wird mit einem doppelt durchbohrten Kautschukstöpsel versehen, durch welchen ein mit
einem Glashahn versehenes, bis auf den Boden reichendes Trichterrohr hindurch geht
und ein Knierohr, welches mit einer Gilm'schen Absorptionsröhre verbunden ist, deren
langer Schenkel bei 13mm lichtem Durchmesser 75
bis 80cm und dessen kurzer Schenkel 11 bis 12cm lang ist. Diese durch eine Klemme in schwach
geneigter Lage erhaltene Absorptionsröhre ist an ihrem Ende etwas ausgezogen, um sie
am Schlüsse des Versuches durch einen Kautschukschlauch mit einem Aspirator in
Verbindung setzen zu können. Die Gilm'sche Röhre wird mit 50cc Jodlösung von der früher angegebenen
Concentration und die Kugel des Trichterrohres (bei geschlossenem Glashahne) mit
einem Gemisch von 75cc concentrirter Salzsäure und
75cc Wasser angefüllt. Nun läſst man einen
Theil der verdünnten Salzsäure in den Kolben flieſsen; es tritt Schwefelwasserstoff-
und Kohlensäure-Entwicklung ein und die Gasblasen streichen langsam durch das
schwach geneigte Rohr, wobei der Schwefelwasserstoff vollständig zerstört wird.
Sobald die Gasentwicklung nachläſst, läſst man neuerdings etwas Salzsäure
zuflieſsen. Ist die Salzsäure nahezu ganz in den Kolben getreten, so wird derselbe
bis zum schwachen Sieden der Flüssigkeit erhitzt und dieses 5 bis 10 Minuten lang
unterhalten, um das absorbirte Schwefelwasserstoffgas auszutreiben. Bei dieser
Operation würde leicht ein Zurücksteigen der Jodlösung in den Kolben erfolgen; aus
diesem Grunde wird der Magnesit zugesetzt, welcher dies durch seine gleichförmige
Kohlensäure-Entwicklung verhindert. Nun verbindet man das ausgezogene Röhrende mit
dem Aspirator, öffnet den Hahn des Trichterrohres und saugt langsam etwa 21 Luft
hindurch; dabei hält man den Inhalt des Kolbens nahe der Kochhitze.
Ist die Aufschlieſsung des Kieses gelungen, so erkennt man dies an
dem Rückstande, welcher eine helle Farbe annimmt. Enthält aber der Kies Kupfer oder
Blei, so werden bei der Lösung diese beiden Metalle, die sich in fein vertheiltem
Zustande befinden, durch den frei werdenden Schwefelwasserstoff in Schwefelkupfer
und Schwefelblei zurückverwandelt und bleiben ungelöst. An ihrer tiefschwarzen Farbe
und flockigen Beschaffenheit lassen sie sich leicht von noch unzersetztem Kiese
unterscheiden, um so mehr als dieser nie in der Flüssigkeit schwimmt.
Bei dieser Methode wird somit nicht der ganze Schwefel, sondern nur der an Eisen
gebundene, also vornehmlich der nutzbare Schwefel bestimmt. Enthält der Kies
Zinkblende, so wird auch der an das Zink gebundene Schwefel mit bestimmt. Wollte man
dies vermeiden, so müſste man statt Salzsäure Essigsäure verwenden; die
Aufschlieſsung geht aber in diesem Falle weit schwieriger von statten, so daſs die
Anwendung von Essigsäure im Allgemeinen nicht zu empfehlen ist. Würde die
Flüssigkeit im Entwicklungskolben Eisenoxydsalze enthalten, so lange die
Gasentwicklung stattfindet, so würden diese eine Schwefelausscheidung unter Bildung
von Oxydulsalzen bewirken. Aus diesem Grunde muſs das Eisen beim Glühen der Mischung
mit kohlensaurem Kalk bedeckt sein, um es vor der Oxydation möglichst zu schützen.
Ganz läſst sich dies ohnehin nicht verhindern; doch bleibt noch immer ein so groſser Ueberschuſs von
metallischem Eisen zurück, daſs bei der Auflösung die Oxydsalze in Oxydulsalze
verwandelt werden.
Trotzdem die im Kolben befindliche Flüssigkeit etwa 20 Minuten bei Kochhitze erhalten
wird, somit die durch die Gilm'sche Röhre streichende Luft die Jodlösung erwärmt, so
ist doch ein fühlbarer Verlust an Jod durch eintretende Verdampfung nicht zu
befürchten. Die in der Gilm'schen Röhre befindliche Flüssigkeit, welche Jod und
Jodwasserstoff nebst ausgeschiedenem Schwefel enthält, wird in ein 300cc-Kölbchen gebracht und der der Röhre anhaftende
Theil mit Wasser nachgespült. Die gesammte Flüssigkeit wird mit Wasser bis zur Marke
verdünnt und durch Schütteln gemischt. 50cc
derselben werden unter Zusatz von Stärkelösung auf bekannte Art mit
Zehntelnormal-Thiosulfatlösung titrirt. Angenommen, die Jodlösung wäre genau
halbnormal, die Lösung von Thiosulfat genau 1/10 normal; man hätte ferner 50cc der ersteren und ncc der letzteren verwendet, so sind
50cc Halbnormallösung = 25cc Normaljodlösung, ncc Zehntelnormalthiosulfatlösung = 0,1
ncc
Normaljodlösung, somit wurden (25 – 0,6n)cc Normaljodlösung durch den Schwefelwasserstoff
zersetzt. Aus der Gleichung H2S + 2J = S + 2HJ
folgt, daſs 1 Atom Jod ½ Atom Schwefel, d.h. 1cc
Normaljodlösung 16mg Schwefel anzeigt. Der in der
abgewogenen Menge Schwefelkies vorhandene Schwefel (in Form von Eisensulfiden und
etwa vorhandenem Zinksulfid) ist demnach (25 – 0,6n)
0g,016. Die Resultate sind befriedigend, wie
dies nachstehende tabellarische Zusammenstellung der gefundenen Schwefelmengen in
Procent erweist:
Kiesaus
Lösung inKönigs-wasser
Röstung imSauerstoff
Maſsanalyse
Bemerkungen
Wittkowitzer Schliech Nr. 1, bei der Aufbereitung der Kohle
gewonnen
43,10
42,81
43,09
Kupferfrei. Enthält etwas Kohle.
Lukawitz, Böhmen
34,29
34,09
34,20
Kupferfrei.
Aussiger Sodafabrik
32,24
31,49
31,14
Enth. 1,2% Kupfer.
Grube Scharley bei Beuthen
–
51,69
52,25
Kupferfrei.
Göllnitz, Ungarn
48,40
47,82
47,69
Enthält 0,60% Kupfer und etwas Gyps.
Margeczan, Ungarn
42,48
42,10
42,42
Kupferfrei.
Th. M. Drown (Chemical
News, 1881 Bd. 43 S. 89) erwärmt die fein gepulverten Kohlen oder Kiese mit
Natronlauge von 1,25 sp. G., fügt vorsichtig Brom im Ueberschuſs zu und säuert
schlieſslich mit Salzsäure an. Nach erfolgter Lösung verdampft man zur Trockne,
nimmt in saurem Wasser auf und fällt mit Chlorbarium.