Titel: | F. Reifer's Messerscheibe zum Einschneiden und Nachschärfen der Bezahnung von Hand- und Bandsägen. |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 96 |
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F. Reifer's Messerscheibe zum Einschneiden und
Nachschärfen der Bezahnung von Hand- und Bandsägen.
Mit einer Abbildung.
Reifer's Messerscheibe zum Nachscharfen der Sägen.
Die bis jetzt unternommenen Versuche, das Nachschärfen der Hand- und Bandsägen in
praktischer und billiger Weise zu bewerkstelligen, beschränkten sich in der
Hauptsache darauf, daſs für diesen Zweck sogen. Feilenfräser oder aber mit
entsprechend geformtem scharfem Rand versehene Schmirgelscheiben verwendet
wurden.
Die schwierige Erzeugung und baldige Abnutzung der besagten Fräsen machte die
allgemeine Verwendung derselben schon ihrer Kostspieligkeit wegen unmöglich.
Die Schmirgelscheiben mit entsprechend geformtem scharfem Rand haben den groſsen
Nachtheil, daſs dieser Rand, je schärfer derselbe ist, um so leichter und schneller
auch der Abnutzung unterliegt. Der für das Einschneiden, Nachschleifen oder
Nachschärfen der kleinen Dreieckzähne überhaupt erforderliche scharfe Rand am
Umfange der Schmirgelscheibe wird schon beim anfänglichen Ein- oder Nachschleifen in
der ersten Benutzung abgerundet, d. i. stumpf und dicker, als dies für eine
Feilenkerbe (Feilenfurche) oder für die feinen Zahnformen der Hand- oder Bandsäge
zuträglich ist. Die scharfen Dreieckzähne, wie solche bei den Hand- und Bandsägen
üblich sind, werden beim weiteren Nachschärfen mit der stumpf gewordenen Schmirgelscheibe ganz
ungleichartig, wodurch die Säge für eine gute und praktische Verwendung unbrauchbar
wird. Ein weiterer Nachtheil bei Benutzung von Schmirgelscheiben zum Nachschärfen
der genannten Sägen ist, daſs die Scheiben zumeist nur im trockenen Zustande
verwendet werden können, weil der dünne scharfe Rand bei Anwendung von Kühlwasser
noch schneller der Abnutzung und der Formveränderung unterworfen ist. Durch das
trockene Schärfen mit der schnell rotirenden Schmirgelscheibe wird jedoch die Säge
beim Schleifen stark erhitzt und der Sägezahn verliert ungewöhnlich viel an Härte
und daher auch an Güte. Ueberdies sind sehr dünne Schmirgelscheiben, wie solche beim
Nachschärfen erforderlich sind, schon wegen deren leichter Gebrechlichkeit äuſserst
gefahrvoll und werden deshalb nur in ganz vereinzelten Fällen für den genannten
Zweck in Verwendung gebracht. Die bezeichneten Uebelstände der Schmirgelscheibe und
Feilenfräser sind es, welche die ursprüngliche Art der Benutzung von Feilen zum
Nachschärfen der Hand- und Bandsägen bis jetzt nicht verdrängen konnten.
Die beistehend veranschaulichte, äuſserst einfache Vorrichtung von F. Reifer, Oberingenieur der Ferdinands – Nordbahn in
Floridsdorf bei Wien ermöglicht nun nach den Mittheilungen
des technologischen Gewerbemuseums, Wien 1881 S. 37 das Nachschärfen von
Hand- und Bandsägen in der vollkommensten Weise ohne Gebrauch von Schmirgelscheiben
oder Feilenfräsen. Dieselbe besteht aus der auf einer Welle befestigten Stahlscheibe
A mit glattem Rande
(Messerschneide, nicht mit feilen- oder fräsenartigem Rande), welche in beliebiger
Weise in schnelle Rotation versetzt wird.Die im Wiener Museum aufgestellte Maschine macht 1900 Umdrehungen in der
Minute. Durch die glatte Schneide des Scheibenrandes (Umfanges)
wird der zugeschobene Zahn einer Hand- oder Bandsäge während der Bewegung der
Scheibe geschärft, nachgeschliffen oder auch eingeschnitten. Damit aber auch der
Sägezahn während des Schärfens, des Ein- oder Nachschneidens, nicht weich werde,
flieſst ununterbrochen Wasser über die Scheibe A zu der
zu schärfenden Sägestelle B.
Textabbildung Bd. 240, S. 96
Die Vorzüge dieser einfachen Messerscheiben sind: 1) Benutzung von einfachen, leicht
herstellbaren, volle Sicherheit gegen das Zerspringen gewährenden und groſse
Dauerhaftigkeit bietenden Sägeschärfscheiben. 2) Die Arbeit des Sägeschärfens kann
unter reichlichstem Zuflüsse von Kühlwasser geschehen, wodurch die Schleifscheibe
und das Sägeblatt geschont wird und der Sägezahn mindestens ebenso widerstandsfähig
und hart bleibt, als wenn derselbe mit der Handfeile nachgeschärft worden wäre. 3)
Die groſse Dauerhaftigkeit des Apparates. 4) Der Umstand, daſs man stets gleiche und scharfe Zähne
erhält.
Nachstehend folgt eine Zusammenstellung der von dem Reifer'schen Sägeschärfapparate in der
Waggon-Reparaturwerkstätte der Kaiser Ferdinands-Nordbahn zu Floridsdorf bereits
geleisteten Arbeit.
Vom 24. Juni 1879 bis 4. März 1881 (d. i. 1 Jahr, 8 Monate und 9
Tage) wurden 1290 Stück Handsägeblätter in der Schneidelänge von 650 bis 800mm geschliffen, ferner 125 Stück Bandsägen von
6550mm Länge.
Die Schleifdauer der Handsägeblätter beträgt für das Stück 10 bis
25 Minuten, je nachdem die Zähne mehr oder weniger abgenutzt sind. Wird dasselbe
Blatt mit der Hand geschärft, so ist dazu eine Zeit von 30 bis 40 Minuten und für je
2 Stück Blätter eine Sägefeile erforderlich.
Das Fertigstellen einer 6550mm
langen Bandsäge für den Schneidegebrauch erfordert mit dem Reifer'schen Apparate eine Zeitdauer von 110 bis 160 Minuten (1¾ bis 2¾
Stunden). Wird eine gleich lange Bandsäge mittels Hand ausgefeilt, so sind 3½ bis 4
volle Stunden erforderlich und werden hierbei einige gute Feilen abgenutzt.