Titel: | Die Ferrocyanwasserstoffsäure in ihren Verbindungen mit Aminen. |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 310 |
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Die Ferrocyanwasserstoffsäure in ihren
Verbindungen mit Aminen.
Eisenberg, über die Ferrocyanwasserstoffsäure.
Nach den Untersuchungen von L. J. Eisenberg (Liebig's Annalen, 1880 Bd.
205 S. 265) färben sich die Verbindungen der Ferrocyanwasserstoffsäure mit Aminen an
der Luft bald blau und braun und können überhaupt, ohne Zersetzung zu erleiden, nur
schwer lange Zeit aufbewahrt werden. Alle sind in Wasser mehr oder weniger leicht
löslich; doch
zersetzen sich diese Lösungen beim Erwärmen unter Blaufärbung. In Alkohol und Aether
ist ihre Löslichkeit eine weit geringere und diese Lösungen zersetzen sich beim
Kochen nur wenig oder gar nicht. Beim Erhitzen der Substanzen für sich brennen sie
mit leuchtender Flamme, einige mit lebhaftem Funkensprühen.
Durch Eintropfen einer Lösung von Ferrocyankalium in eine Lösung von salzsaurem
Dimethylanilin hergestelltes saures
ferrocyanwasserstoffsaures Dimethylanilin, H4FeC6N6(C6H5N[CH3]2)2 + 2H2O, ist in kaltem Wasser fast unlöslich, leichter löslich in heiſsem, jedoch
unter Zersetzung. Gleiche Löslichkeitsverhältnisse ergaben sich beim Alkohol, nur
mit dem Unterschiede, daſs das Salz in heiſsem Alkohol sich nicht zersetzt. Es ist
sehr beständig und kann lange Zeit ohne jede Veränderung aufbewahrt werden.
A. Kielmayer (1874 214 324) stellte zuerst eine Lösung
von ferrocyanwasserstoffsaurem Anilin dar, doch nur als technisches Präparat, zur
Fabrikation des Dampfanilinschwarz, ohne Rücksicht auf dessen Reindarstellung. Es
wurde eine concentrirte Lösung von Ferrocyankalium in der Kälte mit concentrirter
Salzsäure versetzt, worauf sogleich die Ferrocyanwasserstoffsäure schön
krystallisirt niederfiel. Sie wurde sofort auf ein Saugfilter gebracht, um daselbst
zuerst mit Salzsäure und hernach mit Aether ausgewaschen zu werden. Die so
dargestellte Säure, in Alkohol gelöst, gab auf Zusatz von überschüssigem Anilin
einen schön blätterig-krystallinischen Niederschlag, der durch Alkohol in einer
Kohlensäureatmosphäre auf einem Bimssteinsaugfilter ausgewaschen wurde. Die Substanz
war frisch bereitet vollkommen weiſs, nahm jedoch, nachdem sie im Vacuum über
Schwefelsäure getrocknet und durch 12 Stunden daselbst aufbewahrt war, einen
gelblichen Stich an. Dieses neutrale
ferrocyanwasserstoffsäure Anilin, H4FeC6N6(C6H5NH2)4, bildet kleine,
perlmutterglänzende Krystalle, ist sowohl in kaltem, als auch in heiſsem Wasser sehr
leicht löslich, in letzterem jedoch unter allmählichem Zerfall in die
Zersetzungsproducte der Ferrocyanwasserstoffsäure und in Anilin, dagegen unlöslich
in Alkohol, in kaltem und heiſsem Aether. In Capillarröhrchen erhitzt, zersetzt sich
das Salz, ohne zu schmelzen, und gibt Anilin, Cyanwasserstoffsäure und im Rückstande
Kohleneisen.
Das durch Eintragen von Anilin in überschüssige alkoholische Lösung von
Ferrocyanwasserstoffsäure erhaltene Salz wurde mit alkoholischer
Ferrocyanwasserstoffsäure geschüttelt, dann mit Alkohol gewaschen und im Vacuum
getrocknet. Die Analyse führt zur Formel des sauren
ferrocyanwasserstoffsauren Anilins: FeC6N6H4(C6H5NH2)2.
In entsprechender Weise wurde noch hergestellt:
ferroeyanwasser stoff säur es
Metatoluidin C6H4FeN6(C6H4CH3NH2)4,
ferrocyanwasserstoffsaures
Orthotoluidin C6H4FeN6(C6H4NH2CH3)4
und
ferrocyanwasserstoffsaures Xylidin
[C6H3(CH3)2NH2]H4FeC6N6.