Titel: | Neuerungen an Papier-Kalandern. |
Autor: | A. L. |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 270 |
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Neuerungen an Papier-Kalandern.
Mit Abbildungen auf Tafel 26.
Neuerungen an Papier-Kalandern.
Im Bau der Papierkalander scheint ein Umschwung im Anzüge. Von mehreren Seiten wird
angeregt, die stockwerkshohen 8- und mehrwalzigen Kalander zu verlassen und nicht
mehr als 6 Walzen anzuordnen, damit Bedienung und Uebersicht nicht allzu sehr
erschwert werde. Von zwei Seiten ist ferner der Versuch gemacht worden, die
Bedienung durch andere Gruppirung der Walzen zu erleichtern.
So legt W. R. Schürmann in
Düsseldorf (* D. R. Kl. 8 Nr. 6584 vom 3. December 1878) um eine Hartguſswalze 4 Papierwalzen in gleichen Abständen. Das Papier – in
Bogen oder endloser Bahn – tritt zwischen den Papierwalzen 1 und 4 ein und aus und erhält Führung durch
zwischen den Walzen 1 und 2,
2 und 3, bezieh. 3 und 4 angeordnete gebogene Blechstreifen,
die sich dem Umfange der Hartguſswalze – der Centralwalze – dicht anschlieſsen und
zugleich an den Papierwalzen als Schaber wirken. Geht das Papier durch einen solchen
Kalander mit Centralwalze nur einmal hindurch, so kann auch nur eine einseitige
Glätte entstehen, da ein Wechsel der Papierseite nicht stattfindet. – Die
Papierwalzen werden der Patentzeichnung nach durch Schrauben gegen die Centralwalze angestellt. Dadurch
ist die Regulirung der Pressung recht sehr erschwert. Bedenklich mag auch Vielen
erscheinen, daſs hier der Druck direct gegen die Zapfen der Papierwalzen gegeben
wird. Der letztere Punkt ist bereits von anderer Seite Oeffentlich zur Sprache
gebracht worden und hat Schürmann zu einem
bemerkenswerthen Artikel Veranlassung gegeben (vgl. Papierzeitung, 1880 S. 986), welchem folgende Angaben entnommen sind.
Schürmann führt an, daſs eine Hartguſswalze von 310mm Durchmesser bei einer Arbeitsbreite von 1m und einer Zapfenbelastung von 20000k sich in der Mitte um 0mm,063 mehr durchbiegt als an den Enden – ein auch
auf Rechnungswege zu findendes Resultat – und daſs eine als Schluſswalze dienende
Papierwalze von derselben Arbeitsbreite (leider fehlt die Angabe des Durchmessers
der Walze und der Spindel) bei einer Zapfenbelastung von 18000k sich nach 5 monatlichem Betriebe und trotz
mehrmaligen starken Anfeuchtens an den Enden nur um 0mm,06 dünner eingelaufen hat. Daraus zieht Schürmann den Schluſs, daſs sich die Papierwalze bei der angegebenen
Belastung nur um 0mm,03 durchzubiegen braucht, d.
i. ½ der Durchbiegung der obigen Hartguſswalze bei gleicher Belastung. – Die
Papierwalzen scheinen hiernach eine bedeutend gröſsere Steifigkeit zu besitzen, als
gewöhnlich vorausgesetzt wird. Sollte dies auch durch anderweit anzustellende
Untersuchungen Bestätigung finden, so könnten die gegen die Verwendung von
Papierwalzen zu Schluſswalzen vielseitig gehegten Bedenken fallen. Schürmann verwendet bei seinem neuen 8-Walzenkalander
lauter Papierwalzen zu Schluſswalzen.
Der Kalander, dargestellt durch Fig. 1 Taf.
26 ist eine Combination eines Kalanders mit Centralwalze H1 und 4 Papierwalzen P1 bis P4 und einem aus der
Hartguſswalze H2 und
den beiden Papierwalzen P5 und P6
bestehendem 3-Walzenkalander. Die Zahl der Druckstellen – als Druckstellen nur die
zwischen Hartguſs- und Papierwalzen angesehen – ist hier wie bei der älteren
Anordnung mit Hartguſsschluſswalzen und Wechsel der Papierseite zwischen den auf
einander laufenden 3. und 4. Papierwalzen = 6; aber hier kommt die eine Papierseite
4mal, die andere 1mal mit den Hartguſswalzen in Berührung, dort 5 und 1mal. Bei dem
neuen Schürmann'schen Kalander erhalten beide
Hartguſswalzen Antrieb; somit sind auch die durch die unvermeidlichen verschiedenen
Geschwindigkeiten der Walzen entstehenden Zugspannungen im Papier möglichst
vermindert; die Bahn wird viel seltener reiſsen. Das Papier erhält nur durch die
Hartguſswalzen Bewegung; diese biegen sich voraussichtlich in Folge des Einbettens
wenig oder gar nicht durch, so daſs das Papier sich nur an cylindrische Flächen
anzuschmiegen hat und nicht an conisch gelaufene Papierwalzen, wodurch die
Faltenbildung und Aufreiſsen des Papieres von der Mitte aus vermindert wird. Von
Druck- zu Druckstelle findet ein Wechsel der Papierwalzen statt, so daſs ein durch einen Fehler der
Papierwalze hervorgerufener Fehler im Papier nur bis zu nächster Druckstelle
gelangen kann und dort Verbesserung erfährt; bei der älteren Anordnung kann der
Fehler mehrfach durch Druckstellen gehen, ohne Ausgleichung zu erfahren.
Die Pressung der vier oberen Papierwalzen gegen die Centralwalze wird durch zwei
umgelegte und an einem Ende gespannte Drahtseile erreicht, was für die Bedienung
eine groſse Erleichterung ist. Als weiterer Vortheil sei schlieſslich noch
angeführt, daſs in Folge der Anordnung die Bauhöhe bedeutend kleiner ausfällt.
Einen anderen Weg zur Verminderung der Bauhöhe schlägt Leo Carrer in Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 55 Nr. 8608
vom 31. Mai 1879) ein. Die 8 Walzen sind in derselben Folge wie bei aufrecht
stehenden Kalandern üblich in einem Halbkreis angeordnet. Jede Walze wird durch ein
Paar kurze an ein halbkreisförmiges Gestell drehbar angeschlossene Hebel getragen.
Zwei Stahlbänder sind an den Lagern der einen Endwalze befestigt, über die Zapfen
aller Zwischenwalzen hinweggeführt und an die Lager der anderen Endwalze mittels
Spannschrauben angeschlossen. Durch Anziehen dieser preſst man die Walzen gegen
einander. – Die ganze Construction erscheint recht schwülstig und ist damit das, was
man zu vermeiden suchte, auf anderer Seite wieder herbeigezogen. Die Walzen liegen
zwar alle in bequemer Höhe, sind aber nur von einer Seite zugänglich; an die
Unterseite ist nur schwer anzukommen.
Aber noch ein weiterer viel versprechender Schritt ist bei dem Kalanderbau zu
verzeichnen. Von den verschiedensten Seiten werden Anstrengungen gemacht,
Rollenkalander, welche durch Druck und Reibung Glätte
und Glanz geben – sogen. Frictionskalander – zu
construiren. Diese sollen am Schluſs dieses Berichtes ausführlich besprochen werden.
Referent schickt eine kurze Aufführung der an Rollenkalandern der bisher üblichen
Anordnung versuchten Verbesserungen von Einzeltheilen voraus.
Getriebe. In der Papierzeitung, 1880 Nr. 60 beschreibt Ferd.
Jagenberg zu Solingen ein vorzüglich construirtes Getriebe, welches bereits
seit dem J. 1873 von den Vereinigten Werkstätten zum
Bruderhaus in Reutlingen gebaut wird, aber leider wenig bekannt geworden zu
sein scheint. Fig. 2 Taf.
26 gibt die Einrichtung desselben. Das auf der Walze steckende Rad a ist innen verzahnt; in dasselbe greift das kleine,
auf der Vorgelegewelle w1, festgekeilte Trieb b ein. Auf der Welle
w1 ist noch die
Riemenscheibe c festgekeilt; der Kupplungsmuff' k wird durch Nuth und Feder gezwungen, an der Drehung
Theil zu nehmen. Alle anderen auf w1 steckenden Theile laufen lose. Läuft nun der
Riemen auf der Scheibe d und ist die Zahnkupplung mit
Hilfe des Hebels l eingerückt, so erhält der Kalander in Folge des jetzt
eingeschalteten Rädervorgeleges (e : f) × (g : h) die für Einführung des Papieres wünschenswerthe
langsame Geschwindigkeit. Wirft man den Riemen auf die Scheibe c, so rückt sich die Zahnkupplung sogleich von selbst
aus und der Kalander nimmt die normale Arbeitsgeschwindigkeit an. Verlegt man den
Riemen zurück auf d, so bleibt die Maschine, da die
Zahnkupplung ausgerückt ist, stehen. Die Arbeitsgeschwindigkeit ist 8 mal gröſser
als die Geschwindigkeit während des Einführens. Das Rad a dient gleichzeitig als Riemenscheibe für den Betrieb des Rollapparates.
– Von den dem Verfasser bekannt gewordenen Kalandergetrieben mit Rädervorgelegen
verdient die besprochene Ausführung die gröſste Beachtung.
Joseph Eck und Söhne in Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 8
Nr. 5416 vom 5. Juli 1878) construiren das Getriebe nach Fig. 3 Taf.
26. Die untere Vorgelegewelle trägt 5 Riemenscheiben 1
bis 5; die Scheiben 2 und 5 sind festgekeilt, die
übrigen laufen leer. Zwei offene Riemen a und b übertragen die Bewegung von der Deckenvorgelegewelle
aus, auf welcher zwei Scheiben, deren Durchmesser im Verhältniſs 1 : 5 stehen,
befestigt sind. Laufen die Riemen, wie gezeichnet, so hat der Kalander kleine
Geschwindigkeit (0m,8 in der Secunde); verlegt man
die Riemen nach links, so tritt Stillstand ein, bei Verlegung nach rechts die groſse
Geschwindigkeit (4m,0 in der Secunde). Zu tadeln
ist, daſs bei Verlegung der Riemen von der Mitte nach rechts beide Riemen, da sie
gleichzeitig verschoben werden, theilweise auf den Festscheiben laufen, wodurch
nothwendig ein starkes Gleiten und raschere Abnutzung eintreten muſs. Wäre in
solchem Falle nicht das von Sellers für seine
Hobelmaschinen construirte Riemengetriebe am Platze, welches sich mit geringer
Veränderung auch für offene Riemen brauchbar machen lieſse? – Das aus der Eck'schen Construction hervorgehende Bestreben, das
doppelte Rädervorgelege und damit Erzitterungen zu vermeiden, kann nur gebilligt
werden. Andere Constructeure schalten zu gleichem Zwecke eine Reibungskupplung ein
und kommen dann mit einem Riemen und einer Scheibe aus. – Um den Kalander im
Augenblick zum Stillstand bringen zu können, ist auch von Eck, wie aus der Skizze ersichtlich, eine Zahnkupplung eingeschaltet.
Lagerung und Einstellung der Walzen. Die Lagerung der
Walzen m einseitig offenen Ständern bricht sich immer
mehr Bahn. Voith, Schürmann, Jagenberg und gegenwärtig
auch die im Kalanderbau rühmlichst bekannte Firma Haubold wenden dieselben an. Der dadurch erreichte Vortheil, leichtes
Auswechseln der Walzen, ist auch schwerwiegend genug. Dennoch fehlt es nicht an
Versuchen, die geschlossenen Ständer so umzuformen, daſs das Auswechseln der Walzen
rascher als bisher
bei dieser Anordnung vor sich gehen kann. So construiren Joseph Eck und Söhne die Ständer in der Weise, daſs eine Seite derselben
nach Lösen einiger Schrauben herausgenommen werden kann, wodurch sämmtliche Walzen
frei werden. Die Lagerkörper selbst sind mit einer Nachstellvorrichtung für die
Lagerschalen versehen, um die Walzenachsen genau parallel zu einander richten zu
können, und haben die durch Fig. 4 und
5 Taf. 26 gegebene Gestalt (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 5416 vom 5. Juli 1878).
Die beiden mit Gegenmuttern versehenen Schrauben a
dienen zur Einstellung der Lagerschalen, zwischen welche bei b und b1
Filzstreifen zum Auffangen und Festhalten der Schmiere eingelegt sind. Jeder Lagerkörper C muſs,
ehe die eine Ständerhälfte weggenommen werden darf, mit Hilfe der Schrauben d an den stehen bleibenden Ständer angeheftet werden,
weil die Walzen sonst herausfallen. Die ganze Anordnung erscheint etwas schwülstig
und die Einstellung der Lagerschalen nicht solid genug.
Bei einseitig offenen Ständern unterkeilt man einfach die über der herauszunehmenden
Walze liegende, oder fängt dieselbe und damit auch alle oberen, wie dies Schürmann vorgesehen, an einer alle Lagerkörper
durchdringenden Schraube durch eine Mutter auf (vgl. 1880 236 * 205).
Faltenausstreicher, Spannvorrichtungen, Auf- und
Abrollapparate. Zum Faltenausstreichen benutzt C.
G. Haubold jun. in Chemnitz (* D. R. P. Kl. 55 Zusatz Nr. 8421 vom 4. März
1879 zu Nr. 291 vom 24. Juli 1877) die in Fig. 6 und
7 Taf. 26 skizzirte Walze, welche übrigens schon bei Appreturmaschinen zu
selbem Zwecke in Verwendung steht. Die Walze besteht aus acht in der Mitte
getheilten Leisten; jede derselben läſst sich in achsialer Richtung aus einander
ziehen. Dazu dient folgende Einrichtung: Die Leisten werden von dem lose auf der
festliegenden Welle b drehbaren Rohre a getragen; auf b sitzen
die schräg gestelltem Nuthenscheiben c fest; in den
Nuthen gleiten an den Leistenhälften sitzende Zapfen. Dreht sich die Walze um die
Welle 6, so müssen sich hiernach die Leisten öffnen und schlieſsen. Das Papier wird
nun so geführt, daſs es da, wo die Leisten geschlossen sind, aufläuft, und da, wo
die Leistenhälften am weitesten von einander gerückt sind, abläuft. Die Walze hat
man sich direct auf der obersten Kalanderwalze aufruhend zu denken. Durch die aus
einander gehenden Leisten erhält das Papier nach der Breite Spannung und die
Längsfalten verschwinden. – Es drängt sich unwillkürlich die Frage auf, ob es denn
wirklich eines so complicirten Apparates bedarf und ob nicht doch eine mit Rechts-
und Linksgewinde versehene hölzerne Schraubenspindel, welche durch eine angelegte
Bremse gezwungen ist, etwas langsamer als das darüber hinstreichende Papier zu
laufen, dieselben Dienste leiste?
Bisher wurde bei Kalandern immer der ablaufende Wickel gebremst, um die erforderliche
Längsspannung hervorzurufen. Da nun der Durchmesser der Rolle abnimmt, so muſste, um
das Reiſsen des Papieres durch die auftretende Spannungszunahme zu verhüten, die
Bremse von Zeit zu Zeit gelöst werden. Haubold macht in
dem oben angeführten Patente den Versuch, dem Papiere Spannung durch vom
Abrollapparat getrennte Organe zu geben (vgl. Fig. 8 und
9 Taf. 26). Das Papier läuft, bevor es auf die Breithalterwalze a gelangt, über mehrere hölzerne Streichbäume, welche
in der Stellung Fig. 8 die
geringste Spannung geben. Wird eine gröſsere Spannung erforderlich, so dreht man die
auf kurzen Kurbelarmen sitzenden Streichstangen b mit
Hilfe des Handrades c in die durch Fig. 9
angegebene Stellung; das Papier läuft nun in Zickzacklinie um eine gröſsere Anzahl
von Streichern herum und erhält, je nachdem die Bäume b
mehr oder weniger nach unten gedreht werden, gröſsere oder geringere Spannung. Die
Spannung ist während des Ganges regulirbar. – Die ablaufende Papierrolle wird, wie
aus Fig. 8 zu erkennen, durch zwei Walzen r und
s unterstützt und durch eine Druckwalze t belastet; letztere ist in den Zahnstangen u fest gelagert. Die Druckwalze läſst sich zum Einlegen
eines neuen Wickels mit Hilfe des Handrades v heben.
Durch diesen Apparat ist in der Bahn x bis y eine für die ganze Dauer des Ablaufes nahezu gleiche
Spannung erreicht und das Papier gelangt hierbei mit wenig veränderlicher Spannung
in die Kalanderwalzen. Sind ganz gewöhnliche, leicht zerreiſsende Papiere zu
glätten, so erhalten die Walzen r und s von der unteren Kalanderwalze aus durch Zahnräder
oder Riemen Betrieb. – Der Aufrollapparat ist in gleicher Weise construirt.
Zwei Vortheile bieten die beschriebenen Einrichtungen. Die Papierrollen brauchen
weder am Abroll-, noch am Aufrollapparat auf Spindeln befestigt zu werden, Bremsen
und Reibungskupplungen sind daran überflüssig; der Spannapparat liegt in
unmittelbarer Nähe der ersten Kalanderwalze, so daſs dazwischen nur eine kurze
Papierbahn ausgespannt ist und das Papier seltener reiſsen wird. Wenn der
Abrollapparat auch in Höhe der Spannvorrichtung angebracht würde, so dürfte der
Kalander an Uebersichtlichkeit gewinnen und die lange das Zerreiſsen befördernde
Bahn xy wäre vermieden.
Es sei noch an dieser Stelle auf ein Constructionsdetail in Fig. 8
hingewiesen, welches wohl weniger Beifall finden dürfte. Haubold will die Belastungshebel so anordnen, daſs die Stange p auf Zerknicken
beansprucht wird, und zwar weil die Stange bei der älteren Anordnung vor dem Ständer
liegt und das Herausnehmen der Walzen hindert – ein Grund, welcher nicht wichtig
genug ist, um eine solche verkehrte Inanspruchnahme zu entschuldigen; dabei kommen
Kräfte von 2000 bis 4000k in Frage. Man kann doch
die Stange so anordnen, daſs sie sich bei dem im Jahre nur einige Male vorkommenden
Auswechseln der Walzen rasch entfernen läſst.
Frictionskalander. Unter den in den letzten Jahren in
der Papierfabrikation aufgetauchten Neuerungen steht zweifellos der
Frictionskalander an erster Stelle. Demselben muſs für die Zukunft eine groſse Rolle
zugesprochen werden. In dieser Maschine erhält das Papier Glätte und Glanz auf
dieselbe Weise wie die Wäsche durch Behandlung mit dem heiſsen Bügeleisen. Ueber das
auf elastischer Unterlage ruhende Papier gleitet mit gröſserer oder geringerer
Geschwindigkeit und mit stärkerem oder schwächerem Drucke eine mit Dampf geheizte
polirte Hartguſswalze. Der Arbeitsvorgang ist demnach sehr verschieden von dem sich
im gewöhnlichen Rollenkalander abspielendenDer vom Rollenkalander gegebene schwache Glanz ist aller Wahrscheinlichkeit
nach hauptsächlich auf Rechnung des unvermeidlichen Gleitens der Walzen zu
setzen; zu diesem Schluſs ist man berechtigt durch die Erscheinungen bei
Benutzung des Frictionskalanders, bei dem Plätten der Wäsche.; im
letzteren erhält das Papier Glätte durch verdichtend wirkende, mehrfach wiederholte
starke Pressung; Reibung, also ein Plätten, kommt nur so weit in Frage, als ein Gleiten
der auf einander liegenden Walzen, von denen bekanntlich nur die untere Antrieb
erhält, während alle anderen mitgeschleppt werden, nicht ganz vermieden werden kann.
Aber dieses Gleiten ist nicht beabsichtigt; der Constructeur und der Kalanderführer
müssen vielmehr ängstlich darauf bedacht sein, es innerhalb enger Grenzen zu halten;
nimmt die Umfangsgeschwindigkeit der Walzen von der ersten bis zur letzten
stufenweise nur um ganz geringe Beträge zu, so reiſst das Papier in Folge der zu
starken Streckung. Tritt dies ein, so hilft man sich in der Praxis durch Ermäſsigung
der Pressung; das Gleiten wird zwar dadurch vermindert, aber damit auch der Erfolg
der Arbeit.
Die Fig. 10
Taf. 26 stellt den von Ferd. Jagenberg in Solingen
construirten Frictionskalander dar. Das Papier geht nur durch die beiden Walzen b und c; erstere (6) ist
eine gewöhnliche Papierwalze, welche unterstützt und angetrieben (geschleppt) wird
von der unteren guſseisernen Walze a; letztere (c) ist eine fein polirte, mit Dampf geheizte
Hartguſswalze, die von a aus durch je einen an jeder
Seite des Gestelles liegenden endlosen Riemen mit gröſserer Umfangsgeschwindigkeit,
als die Walze b besitzt, getrieben wird. Die Walze c ist hiernach die Frictionswalze, welche Glätte und
Glanz zu ertheilen hat. Das Papier läuft von dem behufs Spannung gebremsten Wickel
d ab, geht über die beiden Leitwalzen e und f, welche die Falten
auszustreichen haben, und wird durch Wickel g
aufgewunden. Die Walze f ist, um das Faltenstreichen
vollkommener zu bewirken, als Spiralwalze ausgeführt; eine geringe Bremsung
derselben, so daſs sie etwas langsamer läuft als die Papierbahn, erhöht die Wirkung
beträchtlich, ohne das
Papier zu stark anzuspannen und Einreiſsen hervorzurufen. Jagenberg behauptet auch, diese Walze ganz entbehren und das Faltenwerfen
einfach dadurch verhindern zu können, daſs er die Bahn an der Walze a vorüberstreichen läſst. Da diese dem Papier
entgegenläuft, so ist dies sehr wahrscheinlich.
Das Voreilen der Frictionswalze und die Pressung sind abhängig von der Beschaffenheit
des Papieres und dem gewünschten Glanz. Je stärker das Voreilen, um so stärker der
Glanz und umgekehrt. Wollte man nun bei starkem Voreilen zugleich mit starker
Pressung arbeiten, so würden die wenigsten Papiersorten dies aushalten; dagegen kann
wohl bei geringem Voreilen starke Pressung gegeben werden. Die zulässige Pressung
sinkt nach Jagenberg's Angaben bei starkem Voreilen (um
etwa 50 Proc.) bis unter das Gewicht der Hartguſswalze, woraus hervorgeht, daſs die
Belastungsvorrichtung auch eine Entlastung zulassen muſs. Es ist dies erreicht durch
Anordnung eines zweiarmigen Hebels unten, dessen Enden je nach Bedarf einzeln oder
gleichzeitig belastet werden. Jagenberg führt an, daſs
manche Papiere bei 2 bis 9 Proc. Voreilung der Frictionswalze recht wohl eine
Pressung von 5000 bis 10000k – bei einer
Arbeitsbreite des Kalanders von 1m – ertragen,
daſs bei 10 bis 20 Proc. Voreilung nur mit 1000 bis 3000k belastet werden darf, während bei 20 bis 30 Proc. Voreilung 300 bis
1000k schon zu viel ist. – Verschiedene
Geschwindigkeit erhält die Frictionswalze mit Hilfe von Stufenscheiben.
In dem diesem Referate zu Grunde liegenden Artikel (Papierzeitung, 1880 Nr. 18) wird ferner hervorgehoben, daſs zum Gelingen
der Arbeit wesentlich der Umstand beiträgt, daſs die Papierbahn nur von der
Papierwalze festgehalten und daſs diese selbst durch Reibung in Bewegung gesetzt
wird. Dadurch ist ermöglicht, daſs bei zu starker Einwirkung der Frictionswalze das
Papier auf der Papierwalze gleitet, oder letztere von der Frictionswalze mitgenommen
wird, ohne daſs die Bahn reiſst. Dem kann nicht widersprochen werden; es mag sich
wohl zuweilen der Fall ereignen, daſs bei der beschriebenen Construction die
Papierwalze während der Arbeit von der Frictionswalze mit fortgerissen wird, ohne
daſs dabei die eingelegte Bahn reiſst. Vortheilhaft für die Papierwalze ist dies
jedenfalls nicht, denn diese gleitet dabei auf der rauheren Guſseisenwalze.
Ausschuſs wird auch erzeugt; denn die während des Schleuderns der Papierbahn
durchgehende Länge erhält nicht normalen Glanz.
Zum Betrieb des Jagenberg'schen Frictionskalanders dient
der oben beschriebene Antrieb. Die Geschwindigkeit bei dem Einführen der Bahn ist zu
0,08 bis 0m,10, während der Arbeit zu 0,66 bis
0m,8 bemessen; der Kraftbedarf wird zu 4 bis
5e (bei 1m
Arbeitsbreite) angegeben. Der Betrieb der Frictionswalze durch Riemen kann nur
gutgeheiſsen werden; es wird dadurch am ersten dem Auftreten von Schatten im Papier vorgebeugt,
welche bei Betrieb durch Zahnräder und den dadurch hervorgerufenen
Unregelmäſsigkeiten und Erzitterungen leicht erscheinen. Es könnte die Frage
auftauchen: Ist es nothwendig, die Frictionswalze von beiden Seiten anzutreiben?
Diese Frage muſs, namentlich wenn wirklich bei einigen Papiersorten eine Entlastung
der Frictionswalze einzutreten hat, in bejahendem Sinne beantwortet werden. In
diesem Falle ist sonst auf einen über die ganze Arbeitsbreite gleichmäſsig
vertheilten Druck nicht zu rechnen. Bei einseitigem Antrieb soll auch die
Papierwalze conisch abgearbeitet werden.
Das Gestell des Kalanders ist einseitig, so daſs die Walzen leicht eingelegt und
ausgewechselt werden können. Antrieb und Gestell sind auf einer guſseisernen
Grundplatte angebracht. – Die Papierwalze ist etwas anders hergestellt als
gewöhnlich. Die guſsstählerne Spindel ist 4- oder 6-seitig und werden die
Papierscheiben dem entsprechend gelocht. Da die Walze auf Torsion beansprucht wird,
wenn schmale Bahnen auf einer Seite und nicht in der Mitte durchgeführt werden, so
kann ein Lösen einzelner Papierschichten bei runder Kernspindel wohl eintreten, wird
aber durch die 4- oder 6-seitige Achse verhindert.
Die Firma Ferd. Flinsch in Offenbach
baut Frictionskalander nach der durch Fig. 11 und
12 Taf. 26 gegebenen Anordnung, welche in der Papierzeitung, 1880 Nr. 44 als „amerikanisches System“ bezeichnet
wird. Die in der Mitte liegende Papier- oder Baumwollwalze h wird auch hier durch die guſseiserne Walze a geschleppt, während die geheizte Frictionswalze c besonders angetrieben wird. Der Betrieb ist des wünschenswerthen sanften
Ganges wegen durch Riemen vermittelt; die Frictionswalze läuft, wie angegeben wird,
mit etwa der 1,5 fachen Umfangsgeschwindigkeit der Papierwalze, der Rechnung nach,
vorausgesetzt, daſs die Zeichnung richtig, mit 1,66 facher Geschwindigkeit. Die
Pressung wird durch Druckschrauben hervorgebracht; diese sind einzeln regulirbar, um
zunächst die Frictionswalze genau einstellen zu können, lassen sich aber auch
hierauf zusammen bewegen mittels Schneckenwelle r und
Schraubenräder s, wodurch der Druck gleichmäſsig über
die ganze Arbeitsbreite vertheilt werden soll. Dies ist offenbar nicht möglich,
selbst wenn man von allen Unregelmäſsigkeiten des verwendeten Getriebes und der doch
jedenfalls vorhandenen Kautschukbuffer absieht; man hat hier mit noch einem Factor –
der Riemenspannung – zu rechnen, durch welche der eine Walzenzapfen entlastet wird.
Die Riemenspannung ist nicht gering. Der Kalander soll bei nur 0m,67 Arbeitsbreite 4 bis 8e erfordern, wovon ohne Zweifel ein beträchtlicher
Theil auf die Frictionswalze zu rechnen ist. Es wird demnach in der Praxis wohl ein
Nachstellen der der Antriebscheibe zunächst gelegenen Druckschraube nach dem
Druckgeben mit der Schneckenwelle nothwendig werden, namentlich wenn Entlastung der Frictionswalze
ohnehin einzutreten hat. Diese ist auch hier als nothwendig erachtet worden; denn es
ist die Walze mit dem beide Schrauben verbindenden Querstück q durch je eine Stange t an jeder Seite
verbunden. Ob die Hervorrufung der Pressung durch Druckschrauben bei dem
Frictionskalander am Platze ist, muſs die Erfahrung lehren. Die Anordnung mit
Druckschrauben ist zwar sehr einfach überläſst aber auch dem „Gefühl des
Arbeiters“ die Einstellung völlig; sind Gewichtshebel vorhanden, so erhält
durch diese die Pressung einen sichtbaren Ausdruck und es läſst ein Blick erkennen,
ob die Vertheilung richtig getroffen ist. – Das Papier läuft von der Rolle d ab, geht zunächst über die Stangen e, dann durch die Walzen und wird bei g wieder aufgewickelt. – Das Gestell zeigt geschlossene
Führungen. Warum man diese fast allseitig als unpraktisch erkannte Anordnung hier
gewählt, ist schwer zu begreifen.
Die beiden besprochenen Frictionskalander von Jagenberg
und Flinsch geben bei einmaligem Durchgange des
Papieres nur auf einer Seite Glanz. Sie sind aber deshalb nicht schlechter als ihre
Schwestern, denn alle diese sind über dieses Ziel bisher noch nicht hinausgegangen.
Der Zukunft bleibt die Aufgabe, Frictionskalander zu construiren, welche dem Papiere
bei einmaligem Durchgänge auf beiden Seiten Glanz geben lassen. Dann wird dem
schwerfälligen und theueren vielwalzigen Rollenkalander ein verschwindend kleines
Arbeitsfeld übrig bleiben. Die Frictionskalander sollen in ihrer heutigen Gestalt
trotz der angeführten Unvollkommenheit den an bestimmte Papiersorten gestellten
Anforderungen vollkommen genügen. Packpapiere, Couvertpapiere, Buntpapiere verlangen
nur einseitigen Glanz. Das Glänzen von Buntpapier im Frictionskalander verursacht,
wie von allen Seiten versichert wird, keine gröſseren Schwierigkeiten als die
Bearbeitung gewöhnlicher Papiere.
Es sei zum Schluſs noch auf einen Constructionstheil des
Frictionskalanders von Jos. Eck und Söhne in Düsseldorf
(* D. R. P. Kl. 55 Nr. 9333 vom 26. August 1879) hingewiesen. Beide Wickelspindeln
sind als Betriebspindeln ausgeführt, so daſs das Papier auf die eine oder andere
aufgerollt werden kann. Dadurch ist es möglich geworden, das Papier zweimal hinter
einander durch den Kalander laufen zu lassen und beide Seiten nach einander mit
Glanz zu versehen, ohne den Wickel umlegen zu müssen. Fig. 13
Taf. 26 gibt eine schematische Darstellung dieses Kalanders, a ist die maſsive Hartguſswalze, eingelegt zwischen die Papierwalzen b und b1, welche von der ersteren durch Reibung in Bewegung
gesetzt werden, c ist hier die mit Dampf geheizte
Frictionswalze. Die Lager der Walze b sind
festgestellt; a und b1 werden durch Gewichtshebel aufgepreſst, die
Frictionswalze wird durch Druckschrauben mit zwischen gelegten Kautschukbuffern
angestellt. Soll das
Papier auf beiden Seiten geglänzt werden, so läuft dasselbe einmal in Richtung der
voll ausgezogenen und dann in Richtung der punktirten Linie. Man sieht, die Bahn
umschlingt in jedem Falle die Walzen b und c zur Hälfte, im letzteren Falle aber auch noch die
Walze b1 zu mehr als
dem halben Umfang. Es ist aber kaum anzunehmen, daſs dies angeht: nimmt die Walze
b nur eine etwas wenig gröſsere Geschwindigkeit als
a an, so wird sich das Papier zwischen a und b1 stauchen. Jagenberg
und Flinsch haben ängstlich darauf Bedacht genommen,
das Papier so wenig wie möglich zwischen Walzen festzuhalten. Von dem Eck'schen Frictionskalander erscheint daher einzig und
allein die oben erläuterte Abroll- und Aufrollvorrichtung empfehlenswerth. Diese
lieſse sich mit geringen Abänderungen auch an den anderen 3 walzigen
Frictionskalandern anbringen.
Die im Frictionskalander zu glättenden Papiere bedürfen, was hier noch betont sei,
des Anfeuchtens; dies hat, wenn die Arbeit gut vor sich gehen soll, äuſserst
sorgfältig zu geschehen, damit alle Partien des Papieres gleichmäſsig durchzogen
sind.
A. L.