Titel: | Neues über Farbstoffe. |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 465 |
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Neues über Farbstoffe.
Neues über Farbstoffe.
Unter der Bezeichnung „Hematine“ kommt von Lyon aus in neuerer Zeit der Farbstoff des Blauholzes in den Handel,
welcher das Extract vielleicht verdrängen wird. Nach E.
Dollfus (Deutsche Industriezeitung,
1880 S. 215) wird es wahrscheinlich durch Ausziehen des Holzes mit Aether
dargestellt und hat dem entsprechend ganz die Eigenschaften des reinen Erdmann'schen
Hämatins. Das braungelbe Pulver ist im kalten Wasser leicht und vollständig löslich
und ist daher für die Zwecke der Färberei und Druckerei sehr geeignet. 15 Th.
Hematine sollen 100 Th. Holz entsprechen.
Die Umwandlung des
Tetramethyldiamidotriphenylmethans in eine Sulfosäure und Ueberführung derselben
durch Oxydationsmittel in einen grünen Farbstoff beschreiben Bindschedler und Busch in
Basel (D. R. P. Kl. 22 Nr. 10 410 vom 10. Juni 1879). Das
Tetramethyldiamidotriphenylmethan wird, nach O. Fischer
(1879 233 166) hergestellt durch Erwärmen von 100 Th.
Dimethylanilin, 40 Th. Bittermandelöl und 100 Th. festem Chlorzink, Versetzen der
erhaltenen Masse mit Natronlauge, Abtreiben der unzersetzten Stoffe mit Wasserdampf
und Umkrystallisiren. Von diesem Tetramethyldiamidotriphenylmethan werden 100 Theile
mit 500 Th. Schwefelsäure oder der äquivalenten Menge rauchender Schwefelsäure auf
dem Wasserbade so lange erhitzt, bis eine Probe in alkalischem Wasser sich
vollständig löst. Die Schmelze wird in Wasser gegossen, mit Natronlauge
neutralisirt, dann schwach essigsauer gemacht und langsam mit in kaltem Wasser
suspendirten 75 Th. Bleisuperoxyd versetzt. Der entstandene Niederschlag wird auf
einem Filter gesammelt, mit verdünnter Natronlauge neutralisirt und kochend
filtrirt. Durch Eindampfen concentrirt, scheidet die Lösung beim Erkalten das
Natronsalz des neuen Farbstoffes aus und kann daraus durch Behandeln mit verdünnter
Salzsäure die freie Sulfosäure leicht abgeschieden werden. Der Farbstoff wird
entweder als freie Sulfosäure, oder als eines ihrer Salze trocken oder in Teigform
in den Handel gebracht.
Zum Färben mit Anilinschwarz wird
nach Theilig und Klaus in
Krimmitschau, Sachsen (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 9904 vom 8. November 1879) lose
Baumwolle oder Baumwollengarn mit Anilinchlorhydrat, welchem chlorsaures Kalium oder
ein anderes Oxydationsmittel und Vanadinchlorür zugesetzt ist, kalt behandelt. Die
von der überflüssigen Lösung passend befreiten Stoffe werden in einem geschlossenen
Apparate einem heiſsen Luftstrome ausgesetzt, welchem später etwas Wasserdampf
beigemischt wird. Hierdurch soll die Oxydation des Anilins rasch und vollständig
bewirkt, frei werdende Säure aber fortgeführt werden. Ist die Oxydation beendet, so
kommt die Baumwolle in ein Bad, welches mit chromsaurem Kalium oder einem Alkali
versetzt ist, wird dann gespült, geschönt und getrocknet.
Um beim Drucken mit Anilinschwarz
gleichzeitig Alizarinroth und andere rothe Theerfarben zusammen auf einem Gewebe
anwenden zu können, versetzt J. Schmidlin in Hyde
(Englisches Patent Nr. 3161 vom 6. August 1879) das Gemisch von Anilinsalz und
Kaliumchlorat mit einem unlöslichen Chromat und einem Eisenoxydsalz.
A. Rosenstiehl (Bulletin de la Société
chimique, 1880 Bd. 33 S. 342 u. 426) bespricht ausführlich die Constitution des Rosanilins und analoger Farbstoffe;
die Abhandlung ist lediglich theoretischer Natur.
Das Anthracen und
seine Derivate. Diese vor 8 Jahren von G.
Auerbach bearbeitete Schrift ist jetzt bei Friedr.
Vieweg und Sohn in Braunschweig in zweiter Auflage erschienen. Das Buch
zeichnet sich durch vollständige Literaturangaben aus und verdient daher
Beachtung.
Grandhomme gibt
in Eulenberg's Vierteljahrschrift für gerichtliche Medicin, 1880 einen vervollständigten,
sehr beachtenswerthen Bericht über die Theerfarbenfabriken von Meister, Lucius und Brüning zu Höchst am Main in
sanitärer und socialer Beziehung (vgl. 1877 226 318. 1879
231 175).