Titel: | Ueber Neuerungen an Kokesöfen. |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 453 |
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Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
Mit Abbildungen auf Tafel 37.
(Patentklasse 10. Fortsetzung des Berichtes S. 385
d. Bd.)
Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
Th. v. Bauer in Dobrio, Böhmen, und
K. Gödecke in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 7825 vom
21. Januar 1879) haben einen senkrecht stehenden Kokesofen (Fig. 1 bis
4 Taf. 37) construirt. Bei der Verarbeitung von mageren Kohlen treten die
Gase durch die am Boden befindlichen Löcher a aus, um
in dem Räume zwischen den Oefen verbrannt zu werden. Der beim Beginn des
Verkokungsprocesses gebildete Wasserdampf entweicht aus der in jeder Längswandung
angebrachten Oeffnung b. Die einzelnen Kammern c sind durch eine Zunge d
von einander getrennt, welche die ausgetretenen Gase verhindert, sofort nach den
Kaminkanälen zu strömen, sie vielmehr zwingt, die hinteren halben Seitenwände und
die schmalen Rückenwände der Kammern zu bestreichen, auf der anderen Hälfte der
Kammerlängswände wieder herunter zu gehen, ehe sie durch den Abzugskanal e entweichen.
Die zur Verbrennung des aus den Löchern a
heraustretenden Gases erforderliche Luft wird durch den Kanal f zugeführt. Auſserdem kann man auch noch durch die
Kanäle g, h und i Luft
zutreten lassen, um den Verbrennungsproceſs in beliebiger Weise zu leiten und die
Wärme gleichmäſsig zu vertheilen.
Die Zungen d geben auſserdem noch einen so guten Verband
zwischen den einzelnen Oefen, daſs man die einzelnen Verbandsteine sogar fortlassen
kann, wie dies aus dem in Fig. 5 und
6 skizzirten Durchschnitt eines Ofens für gasreiche Kohlen geschehen ist. Mit Rücksicht auf den
Gasreichthum ist hier ein Entweichen der Gase oben und unten vorgesehen und sind
daher zwei Zungen d und d1 und zwei Hauptluftzuströmungskanäle f und l erforderlich. Will
man die Länge und Höhe der Oefen noch vergröſsern, so kann man an den
Hauptleitzungen d und d1 parallel Nebenzungen anbringen und damit
die Oefen wesentlich verlängern.
Einen „Converter-Kokesofen“ hat C.
v. Kunowski in Königshütte (* D. R. P. Nr. 7625 vom 29. April 1879)
angegeben. Wie Vorderansicht und Längsschnitt Fig. 8 Taf.
37 und die Schnitte Fig. 9 und
10 zeigen, bildet der Ofen einen unten völlig geschlossenen, oben durch
einen Deckel verschlieſsbaren Hohlcylinder aus feuerfesten Ziegeln, welche durch
einen Blechmantel zusammengehalten werden. Er hängt in einem Ringe von Schmiedeisen
und kann wie eine Bessemerbirne gekippt werden (vgl. Fig. 7). Die
bei der Verkokung gebildeten Gase gehen durch sechs Kanäle c in den Seitenwänden abwärts, verbrennen mit der durch die Oeffnungen e dieser Kanäle eintretenden Luft und gehen dann
senkrecht durch den kurzen cylindrischen Hals f nach
unten ab. Nach Erfordern wird aus den Theerbehaltern a
mittels der röhrenartigen Durchbohrungen n (Fig.
9) Theer und durch die Röhren l Luft in den
Ofen geführt.
Zum Betriebe wird der vorher angeheizte senkrecht stehende Ofen mit dem
Gasabführungskanal verbunden, gefüllt und mit dem Deckel verschlossen, worauf sich
die Gase oben und unten bei e entzünden. Ist die
Verkokung beendet, so wird die Verbindung mit dem Gaskanal unterbrochen, der Deckel
abgehoben und der Ofen gewendet, so daſs er sich von selbst entleert.
Kokesofen von E. Coppée in Haine St. Pierre, Belgien (* D. R. P. Nr.
9908 vom 28. Februar 1879). Die einzelnen Oefen A und
B (Fig. 11
Taf. 37) sind durch Mauern aus feuerfesten Steinen abgetheilt. Die entwickelten Gase
treten durch 18 seitliche Oeffnungen D in die
horizontal laufenden Züge X und gehen durch die
senkrechten Züge c in die Kanäle R, um zum Schornstein zu gelangen. Kleine Züge L laufen den Oefen entlang und führen die zum
Verbrennen der Gase erforderliche vorgewärmte Luft durch Oeffnungen m in die Züge X. Die zum
Kühlhalten der Ofenmauern dienende Luft tritt durch seitliche Oeffnungen T ein, geht durch Kanäle J
abwärts in die vier gewölbten Gänge P, steigt durch 8
Oeffnungen o in die beiden Gallerien N und vertheilt sich in die Züge u, um von dem Sammelkanal G aus durch den Schornstein S zu
entweichen.
Werden die Oefen nach je 2 Tagen gewechselt, so entleert man den Ofen A 24 Stunden später als den damit zusammenhängenden
Ofen B, so daſs dessen Flammen Sohle und Wände des
Ofens A
während des Einfüllens erhitzen. Ist dieser Ofen mit Kohle gefüllt, so
entweichen die Gase zu beiden Seiten der Wölbung durch die Oeffnungen D, treffen in den Kanälen X mit den heiſsen Gasen der Oefen B und der
bei m eintretenden Luft zusammen und verbrennen. Die
Flamme geht nun durch die senkrechten Züge c nach unten
in den unter der Sohle des Ofens A befindlichen Zug R, dann unter die Sohle des Ofens B und entweicht zum Schornstein. Beim Betriebe der
seitlichen Oefen gehen die heiſsen Gase von den Zügen R
aus zunächst durch die horizontalen Züge z, bevor sie
zum Schornstein gelangen.
C. Otto und Comp. in Dahlhausen a. d. Ruhr (* D. R. P. Kl. 81 Zusatz Nr. 9449 vom 24. October 1879) hat den
Reuland'schen Kokeslösch- und Verladungsapparat (* D. R. P. Kl. 81 Nr. 2328 vom 1.
December 1877) dahin verbessert, daſs der Boden der vor die Kokesöfen vorzuführenden
Ablöschungskammer aus einem Bande ohne Ende hergestellt ist. Dasselbe besteht
entweder aus mit Chamotte ausgefüttertem, oder aus hohlen, mit Wasser gefüllten
Eisenkasten, oder aus neben einander gelegten Drahtseilen, deren untere Hälfte in
Wasser läuft.