Titel: | Maschine zur Prüfung der Radreifen (Tyres). |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 445 |
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Maschine zur Prüfung der Radreifen
(Tyres).
Mit Abbildungen auf Tafel 36.
G. Meyer's Prüfung der Radreifen (Tyres).
Im Hinblick auf die in speciellen Fällen erwiesene geringe Zuverlässigkeit der
Uebernahmsergebnisse bei Lieferungen von Radreifen für Eisenbahnräder, zu deren
Erprobung aus einer Gruppe von 50 Stück nur eines ausgewählt und von dessen
Tauglichkeit oder Untauglichkeit auf jene aller übrigen Radreifen der ganzen Gruppe
geschlossen wurde, sah sich die französische Westbahn veranlaſst, ein Verfahren
einzuführen, welches in geeigneter Weise die Prüfung jedes einzelnen auf den
Radstern aufgezogenen Reifens gestattet. Versuche erwiesen als zureichend, die
Prüfung in der Weise vorzunehmen, daſs die aufgezogenen Radreifen auf den
unterstützten Räderpaaren entsprechend kräftigen, gegen die Lauffläche geführten
Hammerschlägen ausgesetzt werden, und zwar im Allgemeinen je vier Schlägen an vier Stellen
des Reifenumfanges mit einem Hammer von 8k
Gewicht, durch einen Arbeiter geschwungen. Die Bruchflächen aller während solcher
Versuche gebrochenen Radreifen erwiesen stets entweder die Verwendung schlechten
Materials, oder das Vorhandensein von Fabrikationsfehlern. Es zeigte sich auch,
daſs, wenige Fälle ausgenommen, bei den so geprüften Radreifen Brüche während des
Dienstes nicht eintraten, die bei nicht geprüften Reifen fortwährend vorkamen. Es
ist bemerkenswerth, daſs bei den diesbezüglichen Proben in der Zeit von Ende August
1875 bis Ende December 1877, nach Armengaud's Publication industrielle, 1879 Bd. 25 S. 548, von 50613
der Prüfung unterzogenen Radreifen 249 brachen, deren Bruchflächen durchwegs
entweder Material- oder Fabrikationsfehler aufwiesen, und welche ungeprüft dann im
Dienste gebrochen wären. Im Hinblicke auf die wenigen Fälle der bei geprüften
Radreifen im Dienste eingetretenen Brüche sind diese im Allgemeinen durch die
Prüfung um wenigstens 95 Proc. vermindert worden. Die Reihe dieser Versuche zeigte
auch, daſs der Hammer von 8k für die Reifen der
Wagenräder hinreichend schwer ist, daſs dagegen die breiteren Radreifen der
Locomotive und Tender einen etwas schwereren Hammer erfordern.
Zur Beseitigung der Ungleichmäſsigkeit der von der Hand eines Arbeiters geführten
Hammerschläge wurde, nachdem diese Art der Prüfung als zweckmäſsig erkannt war, von
Chefingenieur G. Meyer eine Maschine construirt, welche
stets gleich starke Schläge erzeugt und mittels welcher gleichzeitig beide Reifen
eines Räderpaares geprüft werden. Dieselbe ist in Fig. 1 bis
4 Taf. 36 zur Darstellung gebracht. Fig. 1 zeigt
die Vorderansicht der Maschine mit theilweisem Durchschnitt, in Fig. 2 etwas
mehr als die Hälfte derselben mit Hinweglassung des Antriebständers im Grundriſs,
Fig. 3 gibt die Seitenansicht und Fig. 4 ein
Detail derselben. Sie enthält an 1m,3 langen, aus
Stahl gefertigten, stark federnden Stielen m die beiden
Hämmer M. Die Nabenansätze der Stiele sind auf der
Welle A aufgekeilt, welche in den Ständern B gelagert ist und am einen Ende den Mitnehmerhebel C aufgekeilt trägt. Auf der durch Riemen- und
Räderübersetzung in Umdrehung versetzten Antriebwelle A1 ist ein Kurbelarm E aufgekeilt, welcher am Kurbelzapfen die Rolle D trägt und sich bei jedem in der Pfeilrichtung stattfindenden
Aufwärtsgange mit D an das Armirungsstück c des Hebels C anlegt und
diesen so weit mitnimmt, bis er in der in Fig. 1
punktirt angedeuteten Stellung abgleitet. Die Hammerstiele vollführen hierbei einen
Bogenweg von 240°. Gleichzeitig werden durch einen ebenfalls auf der Welle A aufgekeilten Hubdaumen H, welcher sich gegen die Rolle G anlegt und
diese sammt ihrem Träger niederdrückt, die Doppelfedern F gespannt derart, daſs nach Abgleiten der Rolle D die beiden Hämmer im Bogen zurück schwingen und auf die Radreifen R aufschlagen. Der erneute Anhub der Hämmer erfolgt
durch die weiter rotirende Kurbel E erst, nachdem sie
den Schlag vollführt haben. Das zu prüfende Räderpaar wird auf einer schiefen Ebene
in die Maschine gebracht, worauf die in Führungen gehenden Unterlagen I unter die Reifen geschoben werden. Um dies
bewerkstelligen zu können, wird das Räderpaar durch die unter die Achse desselben
greifenden Lagerbacken mit Hilfe des Hebels L gehoben,
der mittels Laschen l an das Querstück e gehängt ist und durch die Schraubenspindel v und das Handrad V seine
Bewegung erhält. Nach dem Einschieben der Unterlagen I
wird die Achse mit den Achsstummeln auf die Lager K
niedergelassen, wonach die Prüfung beginnen kann. Diese Manipulation ist rasch
ausführbar, so daſs zwei Arbeiter 10 bis 12 Räderpaare in der Stunde prüfen
können.
Wir verweisen bei dieser Gelegenheit auf einen anläſslich der
Pariser Weltausstellung 1878 erschienenen werthvollen Bericht über die Materialprüfungsmaschinen von Moritz Ritter von Pichler (Leipzig 1879. G.
Knapp). Das Buch (58 S. in 8. mit 8 Tafeln) enthält u.a. auch eine
vollständige Abhandlung über vorstellend beschriebene Maschine.
Die Red.