Titel: | L. H. Spellier's elektrische Uhr. |
Autor: | E-e. |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 383 |
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L. H. Spellier's elektrische Uhr.
Mit Abbildungen auf Tafel 32.
Spellier's elektrische Uhr.
Bei den elektrischen Uhren mit Normaluhr pflegt das Steigrad der von der letztern
getriebenen Uhren dadurch bewegt zu werden, daſs in ihnen durch die abwechselnden
Stromgebungen und Unterbrechungen der Anker eines Elektromagnetes in regelmäſsiger
Folge angezogen und dann durch eine Feder oder ein Gegengewicht wieder abgerissen
wird. Solche Uhren arbeiten gut, wenn der Anker blos jede Minute einmal angezogen
wird; wenn er dagegen jede Secunde oder alle 2 Secunden angezogen wird, zeigen sich
bald Uebelstände, weil die Bewegungen des Ankers und die Stöfse gegen das Steigrad
zu rasch und heftig erfolgen.
Diese Uebelstände suchte L. H. Spellier dadurch zu
umgehen, daſs er in der aus Fig. 11 und
12 Taf. 32 ersichtlichen Weise nicht blos einen, sondern mehrere Anker
anwendete. Diese Anker c stehen aus der Stirnfläche
eines Rades B vor, auf dessen Achse ein mit
eigentümlich geformten
Zähnen auf seiner Mantelfläche versehenes zweites Rad A
aufgesteckt ist; die Zahl dieser Zähne gleicht jener der Anker c. Ein um die Achse x
schwingender Hebel F ruht mit einer Rolle D auf dem Umfange des Rades A und wird durch das Stellgewicht H gegen
denselben angedrückt. Der Elektromagnet M ist in eine
Telegraphenleitung eingeschaltet, in welcher der Strom einer galvanischen Batterie
durch das Pendel der Normaluhr abwechselnd geschlossen und unterbrochen wird.
Wenn der Strom geschlossen wird, so ziehen die Pole m
des Elektromagnetes M die ihnen zunächst stehenden
beiden Anker c an und bewegen die beiden Räder A und B in der
Pfeilrichtung. Wenn diese Anker gerade über m sind, so
ruht das Röllchen D gerade über einem Zahne von A und drückt gegen dessen schräge Fläche. Sobald der
Strom unterbrochen wird und M seinen Magnetismus
verliert, bewegt das Röllchen D die Räder in der
Pfeilrichtung so lange, bis das Röllchen am tiefsten Punkte jener Fläche angekommen
ist. Dadurch werden die nächsten Anker den Polen m so
weit genähert, daſs sie bei ber nächsten Stromschlieſsung angezogen werden. So
wiederholt sich dieses Spiel regelmäſsig mit den Pendelschwingungen der Normaluhr.
Dabei erfährt aber der Anker keine plötzlichen Stöſse, sondern er schwingt bei
seiner Anziehung durch den Elektromagnet M in kurzen
Schwingungen über dem Pole m, bis er zur Ruhe kommt.
Die Uhr geht daher verhältniſsmäſsig geräuschlos und zeichnet sich dadurch vor
andern aus, die ein beständiges Klappern hören lassen.Die in der Monatssitzung des Franklin Institute
vom 17. März 1880 vorgezeigte Uhr besaſs 15 Anker auf einem Rade von 14cm Durchmesser und 2 Elektromagnete. Eine
Batterie von 6 Daniell'schen Elementen war kräftig genug, 4 Uhren mit 1m,67 im Durchmesser haltenden
Zifferblättern zu treiben. Diese Uhren können so viele Elektromagnete wie
Anker erhalten, was eine Vergröſserung der Triebkraft ohne Vergröſserung der
Uhr selbst gestattet.
Durch Anwendung elektrischer Uhren wird zugleich der Einfluſs des Windes und Sturmes
auf den Gang der Uhren besser beseitigt als durch die bisher an gewöhnlichen Uhren
dazu angebrachten Mittel; denn die gut regulirte und in nahezu unveränderter
Temperatur erhaltene Normaluhr wird von Wind und Wetter nicht beeinfluſst und zeigt
deshalb nur geringe Abweichungen. (Nach dem Journal of the
Franklin Institute, 1880 Bd. 109 S. 326.)
E-e.