Titel: Ueber Neuerungen an Feuerungsanlagen.
Fundstelle: Band 237, Jahrgang 1880, S. 373
Download: XML
Ueber Neuerungen an Feuerungsanlagen. Mit Abbildungen auf Tafel 30. (Fortsetzung des Berichtes S. 36 dieses Bandes.) Ueber Neuerungen an Feuerungsanlagen. Selbstthätige Zugregulatoren. Bekanntlich ist unmittelbar nach dem Aufgeben der Kohlen mehr Luft zur völligen Verbrennung erforderlich als später (vgl. 1879 233 134). Dem entsprechend hat bereits Prideaux (* 1855 137 403) eine Vorrichtung angegeben, welche eine besondere Luftzufuhr selbstthätig regelt; Andere beschränken sich darauf, Temperatur und Zugstärke der Rauchgase zu regeln. So bringt Clouet einen guſseisernen Wagebalken F (Fig. 10 Taf. 30) mit gebogenem Schieber R in dem Fuchse, welcher die Feuergase in die Pfeilrichtung abführt, auf die Schneide des Lagerbockes S ins Gleichgewicht. Die Kupferstange T ist vorn mit dem Wagebalken fest verbunden, hinten aber an die Stange A befestigt, deren Spitze sich als Zeiger vor der fest mit dem Balken F verbundenen Scale D bewegt. Mittels der Stellschraube V und des auf dem Balken verschiebbaren Laufgewichtes G wird dieser so eingestellt, daſs einer bestimmten Temperatur auch eine gewünschte Schieberstellung entspricht. Sinkt die Temperatur der Gase, so zieht sich die Kupferstange T mehr zusammen als der Eisenbalken, so daſs durch Verschiebung des Gegengewichtes P nach rechts hier der Balken T sinkt und somit der Schieber R gehoben wird. Steigt die Temperatur, so wird der Schieber durch umgekehrte Bewegung geschlossen. Eine Glasscheibe vor der Scale D läſst den Gang des Zeigers A und somit auch des Rauchschiebers beobachten. Rossenbeck (Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1879 S. 264) hat an einem Kessel der Zeche Victoria Matthias einen Apparat angebracht, welcher mittels Dampfdruck das Feuer und den Dampfdruck selbst regelt. Der Apparat besteht aus einem guſseisernen Cylinder a (Fig. 11 und 12 Taf. 30), welcher auf eine guſseiserne Säule geschraubt ist und zwei ungleich groſse Dampfkolben aufnimmt. Die Oberfläche eines Kolbens kann durch den Hahn b mit dem Kesseldampf verbunden werden. Der groſse Kolben hat statt der Kolbenstange ein mit dem Deckel des Kolbens zusammengegossenes Rohr, welches nach abwärts geht und zur Führung für den gröſseren, sowie auch als Cylinder für den kleineren Kolben dient. Der kleine Kolben hat eine nach oben gehende Kolbenstange, welche durch den gröſseren Kolben und den Deckel des Cylinders a geht. Am obern Ende der Kolbenstange ist eine Kette befestigt, welche zur Kettenrolle d1 führt. Die Rolle d2 nimmt die Kette auf, welche nach dem Rauchschieber g über die Rolle e geht, während die Kette auf d3 mit einer Guſsstahlfeder h verbunden ist, welche an den Balken i festgeschraubt wurde. Die Ketten sind so auf die Rollen gelegt, daſs beim Drehen derselben, da die Rollen fest auf der Achse sitzen, die Ketten, welche auf d1 und d2 liegen, wenn die Rolle links gedreht wird, beide ablaufen, während die auf d3 aufläuft, und umgekehrt. Die Feder h hat, sobald der Dampf über dem groſsen Kolben ausgelassen, oder wenn die Spannung über dem kleinen sinkt, den kleineren und groſsen Kolben, sowie den Rauchschieber zu heben. Der Hebel des Hahnes b ist mittels eines nach unten gehenden Gelenkes mit dem Feuerthürverschluſs verbunden. Ueber den zwei Feuerthüren liegt eine Achse, welche an ihren Enden mit den Thürrahmen fest verbunden ist und links und rechts zwei Hebel c, c1 trägt, um die Feuerthüre k, k1 zuzuhalten; auſserdem sitzt in der Mitte der Achse eine Büchse m, welche sich nach den Seiten bis an die Hebel c, c1 verschieben läſst; letztere haben je eine Vertiefung auf Seite der Büchse, welche mit angebrachten Vorsprüngen so lang ist, daſs, wenn die Büchse in der Mitte zwischen den Hebeln steht, die Vorsprünge der Büchse etwas in die Vertiefungen der Hebel reichen. In die Büchse m sind zwei Nuthen, die eine nach der rechten, die andere nach der linken Seite eingedreht. Jede dieser Nuthen nimmt eine Keilerhöhung auf. Es liegen zwei verschiebbare Keile in der Achse, von welchen jeder zwei Erhöhungen hat; die eine faſst in die runde Nuth der Büchse, die andere in die Längsnuth der Hebel c, c1. Die in Fig. 11 angegebene Stellung der Büchse verhindert das Oeffnen beider Thüren, indem mit der Büchse beide Keile etwas in die Hebel c, c1 geschoben sind und die Achse m sich nicht drehen läſst. Soll nun die Thür k geöffnet werden, so muſs zunächst m fast vor c nach links geschoben werden. Der Keil links tritt aus dem Hebel heraus und gestattet nun das Drehen des Hebels c, welcher sich aber nicht allein drehen kann, sondern m mitnehmen muſs. Dreht sich m aber, so dreht sich auch der Hahn b und läſst Dampf mittels der Dampfleitung r aus dem Dampfsammler v über den groſsen Kolben. Diese Kolbenfläche ist nun so groſs, daſs schon bei 1at Spannung im Kessel der groſse Kolben und mit diesem der kleine nach unten geht, der Rauchschieber also jetzt geschlossen wird, so daſs keine kalte Luft in das Feuer strömt, der Kessel und die Feuerzüge nicht abgekühlt werden. Die Büchse m kann nun nicht eher wieder nach der Seite geschoben werden, bis c die Feuerthüren wieder fest zudrückt; es kann also nur je eine Feuerthür geöffnet werden. Soll die Thür k1 rechts geöffnet werden, so schiebt man m nach rechts; der Vorsprung links von m tritt aus c heraus und der an der anderen Seite in c1 rechts herein, so daſs man also k1 öffnen kann. Beim Oeffnen von k1 geht der Rauchschieber wieder zu. Bleiben die Thüren geschlossen, so steht der Hahn b, wie Fig. 11 zeigt. Es tritt dann Dampf in a ein und von hier durch die Löcher des Deckelrohres des groſsen Kolbens auf den kleinen Kolben, drückt diesen dann entsprechend herunter je nach der Höhe des Dampfdruckes und regulirt somit auch den Rauchschieber; denn geht der kleine Kolben herunter, so schlieſst sich auch der Rauchschieber und drückt letzteren, wenn die festgesetzte höchste Spannung eingetreten ist, zu, so daſs also der Dampf wieder fallen muſs, weil das Feuer durch das Schlieſsen des Rauchschiebers nur wenig Wärme mehr an den Kessel abgeben kann. Fällt nun der Dampf wieder, so geht mit dem Steigen des Kolbens auch der Rauchschieber weiter auf. Das Brennen des Feuers bei geschlossenen Thüren hängt also hier vom Dampfdruck ab. Ist eine Feuerthüre offen, der Dampfdruck also auf dem groſsen Kolben gewesen, und der Rauchschieber geschlossen, so wird, sobald die Thür wieder geschlossen wird, der Dampf, welcher auf den groſsen Kolben gewirkt hat, durch b in das Ausströmungsrohr l gelangen. H. Franck in Landsberg a. W. (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 9510 vom 25. October 1879) bringt zwei Gefäſse auf einem Wagebalken ins Oleichgewicht, füllt sie zu ⅔ mit Glycerin und verbindet das eine mit der atmosphärischen Luft, das andere mit der Kesselfeuerung. Steigt der Zug derselben, so wird dadurch ein Theil des Glycerins in das geschlossene Gefäſs gesaugt; dieses sinkt und schlieſst eine damit verbundene Drosselklappe im Fuchs. Dampfkessel-Heizung mittels Injectoren. S. C. Salisbury in New-York (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 6475 vom 24. October 1878) hat für Kessel- feuerungen mit Erdöl oder Theer ein Strahlgebläse angegeben, dessen äuſsere Hülle U (Fig. 13 Taf. 30) aus zwei innen gut polirten und zusammengeschraubten Stücken besteht. Das mit dem Zuleitungsrohr L verbundene Dampfrohr V wird durch eine Ueberwurfmutter v festgehalten. Die durch das Rohr R zuflieſsende brennbare Flüssigkeit wird durch den überhitzten Dampfstrahl fein vertheilt durch die Oeffnung n der Ofenwand M eingeblasen, um hier in vorgewärmter atmosphärischer Luft verbrannt zu werden. Zur Reinigung des Oelrohres R schlieſst man Hahn w und öffnet Hahn m, so daſs der überhitzte Wasserdampf das Rohr durchströmt (vgl. Urquhart 1877 225 * 131). J. Rogers in Columbus, Ohio, Nordamerika (* D. R. P. KL 24 Nr. 8376 vom 2. Juli 1879) will namentlich für Theerfeuerungen die in Fig. 14 bis 16 Taf. 30 dargestellte Einrichtung verwenden. In dem Theerzuführungsrohr A liegt das Dampfrohr C, um den Theer so weit zu verflüssigen, daſs er durch das Rohr B dem Strahlgebläse H zuflieſst. In dem von I aus abgezweigten Dampfrohre n (Fig. 14) befindet sich ein durch die Stopfbüchse J abgedichteter Stift m, welcher mittels eines Handgriffes oder Hebels L zur Beseitigung etwaiger Verstopfungen nach vorn gestoſsen werden kann. Gewöhnlich sind die Hähne g und d (Fig. 15) geschlossen, e und f aber geöffnet, so daſs der von dem mit Abblasehahn F versehenen Rohre E zugeführte überhitzte Wasserdampf den Theer in feinster Vertheilung auf den Rost N wirft, während durch den Trichter O kalte (Fig. 15) oder erhitzte (Fig. 16) Luft mit in den Verbrennungsraum tritt. Bei unregelmäſsigem Betriebe kann man durch Oeffnen der Hähne g und t überhitzten Dampf vom Rohre E aus ins Rohr C führen, mittels der Hähne g, d und v in das Theerrohr A und durch Oeffnen des Hahnes a auch das zum Strahlgebläse führende Theerrohr B reinigen. Die in Fig. 17 und 18 Taf. 30 veranschaulichte Rauch verzehrende Feuerung für ältere Kohlen (vgl. 1849 113 * 266) wird im Berg- und Hüttenmännischen Jahrbuch, 1880 S. 30 beschrieben. Der Ofenschacht B wird mit Kohlen gefüllt gehalten, welche auf den hohlen Chamotteroststäben A (100mm hoch, 55mm breit) vorgewärmt durch die 15 bis 20mm weiten Rostspalten in den Verbrennungsraum C fallen. Der Rost E hat Spalten von 6mm, der darüber liegende Rost F solche von 13mm, während von den Treppen b nur so viel geöffnet werden, als zur Luftzuführung erforderlich sind. Die Schüröffnungen a und c werden verschlossen gehalten, während die Luftzufuhr der Hohlroststäbe A erst gegen Ende des Heizens durch den Schieber D geschlossen wird. Die Kohlenversuchsstation in Brieg, ein Unternehmen des Niederschlesischen Bergwerksvereines, hat nach Mittheilungen von Nöggerath in der Wochenschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1880 S. 159 den Zweck, auf empirischem Wege den Heizwerth der verschiedenen Kohlen- sorten zu ermitteln. Dieselbe besitzt zwei Kessel, bestehend aus oberem Langkessel mit durch einen Stutzen verbundenem, unten liegendem Sieder. Die Feuergase bestreichen zuerst den Unterkessel, fallen dann nach dem Sieder hinab, den sie nach vorwärts streichend einerseits und dann nach rückwärts gehend andererseits bespülen, um dann durch den Fuchs zu entweichen. Um die zugeführte Luftmenge zu messen, ist der Aschenfall des einen mit gewöhnlicher Planrostfeuerung versehenen Kessels luftdicht abgeschlossen und die zur Verbrennung erforderliche Luft tritt durch einen seitlich angebrachten Kanal hinzu. Alle 2 Stunden werden anemometrische Messungen zur Bestimmung der Luftgeschwindigkeit vorgenommen, welche, abgesehen von dem Contractionscoefficienten, ein genügend richtiges Resultat ergeben sollen. Um die Veränderungen zu bestimmen, welche sich im Verbrauche der Verbrennungsluft herausstellen, bedient man sich eines von dem Mechaniker Fueſs in Berlin nach dem Principe des Woltmann'schen Flügels construirten Instrumentes. Eine in dem Zugkanal eingebrachte genau abbalancirte Fläche, welche durch den stärkeren oder schwächeren Windstrom entsprechend schräg gestellt wird, wirkt auf einen Hebelapparat, der einen Markirstift höher oder tiefer stellt. Letzterer schlägt alle Minute auf ein nach den Geschwindigkeitshöhen liniirtes Papier, das auf eine vom Uhrwerk bewegte Trommel gespannt ist, Punkte, deren Verbindungslinie eine Geschwindigkeitscurve gibt, welche sin graphisches Bild der Verbrennung geben soll. Die Temperatur der Feuergase wird an sechs auf einander folgenden Stellen des Kessels und im Fuchs gemessen und zur Schätzung der strahlenden Wärme die Temperatur des Kesselmauerwerkes bestimmt. Die Einmauerung beider Kessel ist durch die Querankerung in sechs Abschnitte getheilt und wird gebildet durch eine Steinschicht a (Fig. 19 Taf. 30) am Feuerraum, dann folgt eine Isolirschicht b und schlieſslich ein mit der hohlen Seite nach auſsen gekehrter Bogen c, welcher die Ausdehnung des Mauerwerkes ausgleichen soll. Zur Bestimmung der Temperatur sind an verschiedenen Stellen je zwei Thermometer 1m,25 tief in das Mauerwerk eingelassen, und zwar eines in der Feuerschicht und eines in der Isolirschicht, während ein drittes Thermometer auſsen am Mauerwerk zur Messung der strahlenden Wärme bestimmt ist. Das innere Thermometer zeigt nun höchstens 216 bis 230°, und zwar jedesmal erst am 6. Betriebstage, während es des Sonntags erheblich fällt. Kohlen und Wasser werden gewogen. Weniger Werth scheint auf die chemische Untersuchung der Rauchgase gelegt zu werden. Ueber einen Wettheizversuch von 10 Heizern des Schweizerischen Vereines von Dampfkesselbesitzern berichtet Strupler in den Mittheilungen aus der Praxis des Dampfkesselbetriebes, 1880 S. 77. Danach wurden mit 1k Kohle 6,84 bis 7k,31 Wasser verdampft, für je 1e und Stunde aber 13,8 bis 16k,52 Wasser verbraucht. Da aber auch hier wieder zwar genaue Angaben über die Beschaffenheit des Wetters gemacht werden, aber nicht eine Gasanalyse ausgeführt wurde, so ist mit der mitgetheilten Versuchstabelle wenig zu machen. (Vgl. 1879 232 239). Bei dem von L. Strube in Buckau-Magdeburg (* D. R. P. Kl. 24 Nr. 9714 vom 30. September 1889) angegebenen Funkenfänger für Schornsteine werden die mit den Feuergasen entweichenden Funken durch Anprallen gegen den Kegel o (Fig. 20 Taf. 30) seitwärts in die Haube a geschleudert, durch den hohen Ring b am Entweichen gehindert, so daſs sie schlieſslich durch die ringförmige Oeffnung zwischen dem Ringe c und der Haube hindurch in den Schornstein d zurückfallen.

Tafeln

Tafel Tafel 30
Tafel 30