Titel: Bestimmung der Eigenwärme von Flüssigkeiten.
Fundstelle: Band 237, Jahrgang 1880, S. 43
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Bestimmung der Eigenwärme von Flüssigkeiten. Mit einer Abbildung auf Tafel 7. Pfaundler's Bestimmung der Eigenwärme von Flüssigkeiten. Zur Bestimmung der Wärmecapacität von Flüssigkeiten diente bisher fast immer die Mischungsmethode. Man erhitzte entweder die zu untersuchende Flüssigkeit in einem passenden Gefäſse auf eine bekannte Temperatur und tauchte dieselbe in das mit Wasser gefüllte Calorimeter, oder man füllte die Flüssigkeit in das Calorimeter und führte derselben eine bestimmbare Wärmemenge zu durch Eintauchen eines erhitzten Körpers von bekannter specifischer Wärme. L. Pfaundler (Carl's Repertorium, 1880 S. 727) taucht nun in zwei gleiche Calorimeter, die mit gleichen Gewichten verschiedener Flüssigkeiten gefüllt sind, je eine Drahtspirale von gleichem Leitungswiderstände und leitet dann durch beide denselben elektrischen Strom. Die dadurch hervorgebrachten Wärmemengen sind dann gleich groſs und somit die Temperaturerhöhungen den Wärmecapacitäten umgekehrt proportional. Zur Ausführung des Versuches stehen auf dem in einem Gestelle A (Fig. 3 Taf. 7) senkrecht verschiebbaren Brettchen B die beiden Calorimeter C und C1. Die beiden Thermometer t und t1 tauchen in die Flüssigkeiten, welche durch die kleinen Rührer r in Bewegung erhalten werden. Die dicken, durch ihre Enden a mit einer Batterie, durch e mit einander verbundenen Zuleitungsdrähte D tauchen mit ihren zugespitzten Enden eben in die Flüssigkeit. Sie tragen Spiralen aus gleichlangen Enden ein und desselben Platindrahtes, deren ganz gleicher Widerstand geprüft ist. Man senkt nun das Brettchen B, setzt die Calorimeter nach einander auf die Wage, füllt sie, nahe zur gleichen Höhe, das eine mit Wasser, das andere mit der zu untersuchenden Flüssigkeit und bestimmt die Gewichtsmengen derselben. Hierauf stellt man die Calorimeter auf das Brettchen B und hebt dasselbe so weit, daſs die Enden der Drähte D ein wenig eintauchen. Nun stellt man die nöthigen Verbindungen her, läſst jedoch den Stromschlieſser noch offen. Die beiden Rührer werden in Bewegung gesetzt und bis zum Ende des Versuches darin erhalten. Man beginnt die gleichzeitigen Thermometerbeobachtungen, um die Wärmeverluste der beiden Calorimeter bei ihren gegenwärtigen nicht zu sehr von einander verschiedenen Temperaturen zu ermitteln. Man notirt nun bei offenem Schlieſsungskreise die Temperaturen in gleichen Zeitabschnitten und schlieſst mit Ende eines solchen den Strom. Nach ein paar Minuten ist die Temperatur um 4 bis 8° gestiegen, worauf der Strom wieder mit Beginn einer Zeiteinheit unterbrochen und die Thermometerstände noch einige Zeiteinheiten hindurch notirt werden, um die Verluste der Calorimeter bei ihrer jetzigen Temperatur bestimmen zu können. Die Lufttemperatur braucht nicht bemerkt zu werden. Der ganze Versuch ist in einigen Minuten beendet. Will man ihn wiederholen, so vertauscht man diesmal die Calorimeter sammt Flüssigkeiten und gleicht dadurch etwaige Verschiedenheiten der Drähte und Thermometer aus. Sieht man zur Berechnung der Versuche einstweilen von den Correctionen wegen der Wärmeverluste der Calorimeter ab und bezeichnet man mit P1 das Gewicht des Wassers, mit W1 den Wasserwerth des zugehörigen Calorimeters sammt Rührer, Thermometer und Spirale, mit ϑ1 dessen Temperaturzunahme, ferner mit P, W und ϑ die gleichnamigen Werthe für die andere Flüssigkeit, deren Wärmecapacität c bestimmt werden soll, so hat man: (P_1+W_1)\,\vartheta_1=(Pc+W)\,\vartheta und daraus: c=\frac{(P_1+W_1),\vartheta_1-W\,\vartheta}{P\,\vartheta}. Zur Vermeidung der Ungenauigkeit, welche dadurch entsteht, daſs die Leitungsfähigkeit des Platins sich mit der Temperatur ändert, bestimmt man die specifische Wärme der zu untersuchenden Flüssigkeit zunächst annähernd und wählt dann ihre Gewichtsmengen so groſs, daſs ihr Wasserwerth eben so viel beträgt, wie der des Wassers im anderen Calorimeter, so daſs die Temperaturerhöhungen gleich groſs werden.

Tafeln

Tafel Tafel 7
Tafel 7