Titel: | G. Sebold's Walzentunkapparat für Zündhölzer. |
Autor: | H. F. |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 429 |
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G. Sebold's Walzentunkapparat für Zündhölzer.
Mit Abbildungen auf Tafel 44.
G. Sebold's Walzentunkapparat für Zündhölzer.
Statt des älteren Verfahrens., nach welchem die Zündmasse auf eine ebene, nach
Umständen erwärmte Platte vertheilt und der Tunkrahmen mit den eingelegten Hölzchen
gegen dieselbe gedrückt wird, versieht G. Sebold in
Durlach (Baden) schon seit 20 Jahren die Hölzchen-Enden mit Zündmasse, indem er den
entsprechend hergerichteten Tunkrahmen über eine leicht drehbare, in die Zündmasse
tauchende Walze führt. Behufs Erlangung einer gleichförmig dicken Schicht der
Zündmasse auf der Oberfläche der Walze ist ein Abstreichlineal angebracht, welches
die überflüssige Zündmasse zurückhält. (Vgl. Beck's
Massirungsmaschine * 1879 232 329.) Die mit Hilfe dieses Tunkverfahrens gewonnenen
Zündholzköpfchen sitzen schief auf den Hölzchen, in Folge dessen sie häufig
abspringen, sofern sie in hierfür günstiger Richtung gestrichen werden. Dies zu
verhindern, hat der oben genannte Fabrikant seine Einrichtung so geändert (* D. R.
P. Nr. 7350 vom 21. März 1879), daſs der Tunkrahmen, nachdem derselbe in einer
Richtung über die Walze geführt ist, sofort in entgegengesetzter Richtung über
dieselbe zurückgeführt zu werden vermag, so daſs die Zündhölzchen-Enden von den
Köpfchen gleichartig umschlossen werden, somit letztere besser haften und ein
besseres Aussehen gewinnen.
Auf Taf. 44 geben Fig. 17 und
18 zwei senkrechte Schnitte, Fig. 19
eine Ansicht des neuen Tunkapparates. Die Walze b ist
aus Messing- oder Weiſsblech hergestellt und mit Kautschuk überzogen; ihre Zäpfchen
(Fig. 17) ruhen in mit Handgriffen versehenen Lagern, so daſs man mit
Hilfe derselben die Walze b bequem ausheben kann. Beim
Gebrauch taucht die Walze b in die Zündmasse c, welche sich in einer im guſseisernen Kasten w hängenden Schale befindet. Die mit Leim angemachte
Zündmasse muſs warm verarbeitet werden, zu welchem Zwecke der guſseiserne Kasten w in einem Feuerkanal hängt und mit Wasser nahezu
gefüllt ist; die Erwärmung findet sonach mittels eines sogen. Wasserbades statt.
Wird Gummi als Bindemittel der Zündmasse verwendet, so kann man die
Erwärmungseinrichtung sparen, also den Kasten w auf einen Tisch z (Fig. 19)
stellen. Die Drehung der Walze b erfolgt durch
Berührung mit den über sie hinweg geführten Enden der Hölzchen. Behufs Abstreichens
der zu viel gehobenen Zündmasse sind zwei Streichmesser d und e (Fig. 18 und
19) vorhanden, welche mittels Schrauben auf den beiden Leisten g befestigt werden können und alsdann mit diesen einen
winkelrechten Rahmen bilden. Wegen länglicher Schraubenlöcher in den Enden der
Streichmesser vermag man letztere der Walze b von vorn
herein in gewünschtem Maſse zu nähern.
Die Leisten g sind auf den Gestelltheilen k verschiebbar, aber nur in dem Maſse, als ein
Ausschnitt in k einer Nase o an jeder Leiste g (Fig. 19)
die Verschiebung gestattet. Die vorerwähnte Einstellung der Abstreichmesser muſs nun
in so fern mit dem zulässigen Wege von o im Einklang
stehen, als das vordere Messer sich der Walze in verlangter Weise genähert hat,
sobald die Nase o nach hinten anstöſst, sowie das
hintere Messer die zum Abstreichen geeignete Lage besitzt, wenn die Nase o nach vorn geschoben ist.
Der Tunkrahmen ruht nun auf Schienen s von
winkelförmigem Querschnitt und läſst sich längs derselben in genauer Weise
verschieben. Wird derselbe aus der in Fig. 18
angenommenen Lage in der Pfeilrichtung verschoben, so muſs offenbar das
Streichmesser d der Walze b nahe liegen. Nachdem nach einer Richtung „getunkt“ ist, soll der
Rahmen ohne Zeitverlust zurückgezogen werden können, so daſs die Vollendung der
Köpfchen erfolgt. Zu diesem Behufe ist folgender Mechanismus zum Verschieben der
Schienen g bezieh. der Streichmesser angebracht. Mitten
zwischen den Führungsschienen s vermögen auf der
Grundplatte k und deren Ergänzungen m die Gleitstücke n (Fig.
18) in gleicher Richtung mit den Schienen s
sich zu bewegen. Die Kopfschrauben r verbinden, unter
Vermittlung der geschlitzten Schienen p, die Stifte q mit den vorhin genannten Gleitstücken n, so daſs letztere verschoben werden, wenn die
Endstücke a des Tunkrahmens in entsprechender Weise
gegen q stoſsen. Da diese Verschiebung
selbstverständlich in der Bewegungsrichtung des Tunkens stattfindet, so kann sie
nicht unmittelbar zur Verschiebung der Leisten g und
den mit denselben verbundenen Abstreichmessern benutzt werden; vielmehr muſs ein
Hebelwerk zur Umkehr der Richtung angewendet werden. Vier in wagrechter Ebene um
Bolzen i (Fig. 19)
schwingende Hebel h sind einerseits mit den Leisten g durch Bolzen, andererseits mit den Gleitstücken n dadurch verbunden, daſs die Hebelenden sich zwischen
vorstehende Leisten von n legen, so daſs jede
Verschiebung der Stifte q in umgekehrter Richtung auf
die Abstreichmesser übertragen wird.
Es liegt die Gefahr vor, daſs in Folge Beschmutzung des Apparates durch die Zündmasse
die Verschiebung der Abstreichmesser nicht in vollem Maſse erfolgt. Deshalb sind die Leisten g mit einigen Zähnen versehen, welche mit den Zahnbogen
der Hebel t im Eingriff stehen; beide Hebel t sind auf der gemeinschaftlichen Achse u befestigt, so daſs die Drehung derselben eine gleiche
sein muſs. In Folge Andrückens des Tunkrahmens an einen der Stifte werden hiernach
auch die Hebel t bewegt; diese lassen das stattfindende
Verschieben der Streichmesser erkennen und unterstützen dieselbe, sobald sie über
den todten Punkt gedreht sind.
Bei der rückläufigen Bewegung des Tunkrahmens treffen die Hölzchen etwa ¼ des
Walzenumfanges, welcher unmittelbar vorher benutzt und seitdem noch nicht wieder mit
der Zündmasse c des Troges in Berührung gewesen ist.
Werden dieselben genau in derselben Bahn zurückgeführt, in welcher sie vorhin über
die Walze geschoben wurden, so ist es möglich, daſs sie mit solchen
Oberflächentheilen der Walze in Berührung treten, welche nicht mehr mit der
erforderlichen Zündstoffmenge bedeckt sind. Um dies zu verhüten, sind die
senkrechten Schenkel der Führungsschienen s etwas
weiter von einander entfernt, als die Länge der Einleglättchen a beträgt, so daſs der Arbeiter im Stande ist, durch
einen links gerichteten Seitendruck während des Vorwärtstunkens und durch einen
rechts gerichteten Seitendruck während des Rückwärtstunkens die Bahnen der Hölzchen
neben einander zu legen, wodurch der erwähnte Uebelstand beseitigt wird.
H. F.