Titel: | Compoundmaschine von A. Borsig's Maschinenbau-Anstalt und Eisengiesserei in Berlin. |
Autor: | M-M. |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 329 |
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Compoundmaschine von A. Borsig's Maschinenbau-Anstalt und Eisengieſserei
in Berlin.
Mit Abbildungen auf Tafel 32.
[Compoundmaschine von A. Borsig's Maschinenbau-Anstalt und
Eisengieſserei in Berlin.]
Die Antriebskraft der Berliner Gewerbeausstellung vom J. 1879 wurde durch eine
stehende, in Fig. 1 bis
3 Taf. 32 nach den Annalen für Gewerbe und
Bauwesen, 1879 S. 407 dargestellte Compoundmaschine der bekannten Borsig'schen Maschinenfabrik geliefert, welche sowohl
ihrer interessanten Anordnung halber, als wegen der vortrefflichen Ausführung und
des tadellos ruhigen Ganges viel bewundert wurde.
Die Dampfcylinder, von 250 und 400mm Durchmesser
und mit 400mm Hub auf zwei um 180° versetzte
Kurbeln wirkend, sind auf Hammerständern montirt, welche unten die Kurbelwellenlager
angegossen haben und auf gemeinsamer Grundplatte aufgestellt sind. Die
Schwungradwelle hat auſserhalb der Lager die Kurbeln aufgekeilt und trägt zwischen
denselben das Riemenscheiben-Schwungrad.
Der frische Kesseldampf von 7at Spannung gelangt
zunächst zum kleinen Cylinder und geht, nachdem er hier bis zu einem gewissen Grad
expandirt ist, durch ein Zwischenrohr R von
entsprechend groſsem Volumen – beiläufig gleich dem Inhalt des groſsen Cylinders –
zu dem letzteren über. Ein U-förmig gekrümmtes Rohr, welches an beiden Enden in den
Schieberkasten des kleinen Cylinders einmündet, und so mit frischem Kesseldampf
gespeist wird, dient zur Aufrechthaltung der Spannung des zum groſsen Cylinder
übergehenden Dampfes. Von letzterem gelangt der völlig ausgenützte Dampf zur
Luftpumpe, welche durch einen Balancier von dem Kreuzkopfe angetrieben wird. Es ist
besondere Sorge getragen, die beiden Seiten der Maschine derart unabhängig von
einander zu machen, daſs jede für sich betrieben werden kann, um bei erforderlichen
Reparaturen noch einen Theil der Betriebskraft verwendbar zu haben; zu diesem Behufe
ist auch an jedem Ständer eine Luftpumpe angebracht.
Die Steuerung geschieht durch Kolbenschieber, welche durch Excenter bewegt werden;
beim kleinen Cylinder enthält der Kolbenschieber einen Rohrschieber, der nach Rider's System (vgl. S. 176 d. Bd.) mit schraubenförmig
geschnittenen Endkanten über entsprechenden Kanälen des Vertheilungsschiebers arbeitet, so daſs durch
Verdrehung des Schieberrohres die Expansion variirt werden kann. Die Verdrehung,
welche in Folge der Entlastung des Schieberrohres nur geringe Kraft erfordert,
geschieht von dem Regulator aus; dieser ist in einem besonderen Ständer gelagert,
der die beiden Dampfcylinder in gefälliger Weise mit einander verbindet.
Die aus Fig. 2 ersichtliche Anordnung besonderer Balanciers zum Uebertragen der
Excenterbewegung auf die Schieber des kleinen Cylinders wurde gewählt, um sowohl die
rohrförmige Schieberstange des Vertheilungsschiebers, als die in derselben durch
Stopfbüchse abgedichtete Spindel des Expansionsschiebers centrisch anzutreiben.
M-M.