Titel: | Hensoldt's Ablesevorrichtung; von F. W. Breithaupt u. Sohn. |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 240 |
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Hensoldt's Ablesevorrichtung; von F. W. Breithaupt u. Sohn.
Hensoldt's Ablesevorrichtung.
Durch eine Aufgabe, welche uns Friedrich Krupp in Essen im Juli 1878
stellte: Kalibermesser mit einer Genauigkeitsangabe von 0mm,01 herzustellen, was wir mit den bekannten
Trommelablesungs-Mikroskopen erreichen wollten, wurden wir durch den Optiker Hensoldt auf eine neue Ablesevorrichtung aufmerksam
gemacht. Dieselbe besteht aus zwei einfachen Mikroskopen, welche Glasmikrometer
enthalten; jedes Mikrometer besteht aus 10 Strichen, welche genau gleich einem
Kreistheile sind; man wird also bei einem Theilkreise, welcher von 20 zu 20 Minuten
eingetheilt ist, mittels dieser Mikrometer direct 2 Minuten ablesen und 0,2 Minuten
schätzen. Diese Ablesung hat gegenüber der Nonienablesung den groſsen Vorzug, frei
von dem schwer zu vermeidenden Fehler der Parallaxe zu sein- da ferner nur ein
Limbustheil bei der Ablesung in Betracht kommt, so ist die Ablesung bezieh.
Schätzung viel schneller geschehen als bei Ablesung eines Nonius, der doch
gewöhnlich aus mehr als 10 Strichen besteht und verlangt, daſs mittels Bewegen der
Loupe der Strich gesucht wird, welcher mit dem betreffenden Limbusstrich coïncidirt.
Gegenüber der Ablesung mit Trommelmikroskopen (bei 5- und 6 zölligen Kreisen) hat
sie jedenfalls den Vortheil der gröſseren Einfachheit, der erheblich billigeren
Herstellungskosten, gestattet schnelleres Ablesen mit groſser Schonung der Augen und
verlangt keine so sorgfältige Behandlung.
Die Eintheilung des Kreises von 20 zu 20 Minuten ist nicht bedingt, es könnte auch
feinere oder weniger feine Eintheilung mit derselben Ablesevorrichtung verbunden
werden; doch ist sie deshalb gewählt, weil dadurch ein Theil des Mikrometers = 2
Minuten ist und man deshalb die beiden Ablesungen an beiden Mikroskopen nur zu
addiren braucht, um die vollständige Ablesung in einfachen Minuten, Ganzen und
Zehnteln, zu erhalten. Es ist dies bei zahlreichen Ablesungen ein nicht zu
unterschätzender Neben vortheil, z.B.
Mikr. I
Mikr. II
Grad
Minuten
Doppelminuten
Resultat
296
30
4,7
5,1
296° 39,8'
Die Mikroskope sind viel kürzer als die bekannten Trommelmikroskope und nehmen
deshalb erheblich weniger Raum in Anspruch, erfordern in Folge ihrer einfachen Form
auch nicht die ängstliche Sorgfalt beim Transport des Theodoliten wie die
Trommelmikroskope. Die Einstellung derselben um 1800 gegen einander sowie für das
Auge des Beobachters haben wir auf eine sehr einfache und bequeme Art eingerichtet;
der getheilte Limbus ist bedeckt, und sind 2 Oeffnungen unter den Mikroskopen durch
Glasplatten geschützt, wie wir dies vor Jahren unter dem Namen der
„Glasverdeckung“ eingeführt, und welche Einrichtung so wesentlich zur
Erhaltung des empfindlichsten Theiles der Instrumente beiträgt. Die Anordnung der
Theilung und der Zahlen haben wir so getroffen, daſs der Beobachter nicht allein die
Gradzahlen von 0 bis 9, sondern auch die Zehnerzahlen im Mikroskop aufrecht liest,
so daſs also die ganze Ablesung mit einer einzigen Beobachtung an jedem Mikroskop
erledigt ist. Die ersten Geodäten Deutschlands, welche Theodolite mit dieser neuen
Einrichtung gesehen, haben sich ganz übereinstimmend günstig darüber ausgesprochen.
(Nach Carl's Repertorium, 1879 S. 713.)