Titel: | Apparat zur Prüfung von Pflastersteinen auf ihre Härte. |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 103 |
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Apparat zur Prüfung von Pflastersteinen auf ihre
Härte.
Mit Abbildungen auf Tafel 11.
Siebeneicher's Apparat zur Prüfung von Pflastersteinen.
Bei der Berliner städtischen Bauverwaltung ist seit einigen Jahren ein vom
Stadtbauinspector Siebeneicher construirter Apparat im
Betriebe, durch welchen die Prüfung der Pflastersteine auf ihre Härte vorgenommen
wird; nach den bereits gewonnenen Resultaten entspricht das Verfahren den in dieser
Beziehung zu stellenden Anforderungen in ziemlich vollkommenem Maſse.
Das Princip des kleinen, durch 2 Handkurbeln betriebenen Apparates, welcher in Fig.
10 und 11 Taf. 11
in Ansicht, Durchschnitt und in Fig. 12 in
der Draufsicht mit dem Detail zum Umsetzmechanismus nach der Deutschen Bauzeitung, 1879 S. 290 dargestellt ist, beruht im Allgemeinen
darauf, daſs durch einen ziemlich flachen Kreuzbohrer von ganz bestimmter und stets
gleicher Form und Beschaffenheit, welcher mit einem gewissen Gewichte belastet ist
und aus ganz gleichmäſsiger Höhe senkrecht auf dieselbe Stelle des zu prüfenden fest
liegenden Steines herab fällt, in den Stein ein Loch von einer bestimmten Tiefe
gebohrt wird. Die Anzahl der bei verschiedenen Steinen hierzu erforderlichen
Bohrstöſse gibt direct die Verhältniſszahl für die Härte der einzelnen geprüften
Steine.
Das Gestell dieses Stein-Prüfungsapparates besteht aus vier
⊥-Eisen, welche unter sich durch Querschlieſsenverbindungen zu einem festen Rahmen
verbunden sind und auf einem festen Unterbau von Holzschwellen stehen. In der Mitte
dieses Gestelles befindet sich eine senkrechte Welle von 7cm Durchmesser, 120cm Länge und 35k,5 Gewicht, welche in
verticaler Richtung beweglich, durch zweimal vier an den Querverbindungen des
Gestelles befestigte Rollenlager a sichere Führung hat
und auf deren unteren Seite in einem cylindrischen Loche der Bohrer eingesetzt wird.
An dieser Welle ist ein guſseiserner verschiebbarer Hebering b von 16cm Durchmesser und 5cm Stärke durch 4 Stellschrauben befestigt. Die
Schmalseite des Gestelles trägt die Triebwelle mit 2 Kurbeln und das Vorgelege. Auf
letzterem befindet sich ein Rad mit 6 daumenartigen Vorsprüngen, welche den Hebering
b fassen, mitnehmen und dadurch die Bohrwelle zu
einer bestimmten Höhe heben und fallen lassen. Das obere Ende der Bohrwelle hat eine
lange Nuth, worin sich die Feder eines Rädchens e (Fig.
12) frei bewegen kann. Durch seitlich an dem Daumenrade befindliche
Knaggen f wird beim Drehen dieses Rades ein Hebel g bewegt, welcher seine Bewegung auf das Rädchen e überträgt; es wird hierdurch bei jeder Hebung der
Bohrwelle gleich eine geringe Drehung (das Umsetzen) derselben bewirkt. Jede Hebung
wird durch einen seitlich angebrachten Tourenzähler markirt.
Die Hubhöhe ist bei allen Versuchen die gleiche und wird durch
eine für diesen Zweck angebrachte Vorrichtung genau bemessen und regulirt. Die
Regelung geschieht selbstthätig, indem durch Auslösung einer Sperrklinke der Gang
der Maschine abgestellt wird.
Der der Prüfung unterworfene Stein wird zwischen den unten an dem
Gestelle angebrachten Querträgern befestigt. Die etwa 25mm starken Bohrer sind aus bestem Guſsstahl gefertigt. Die gewählte
Kreuzform des Bohrers hat sich bei den angestellten Versuchen am besten bewährt.
Versuche mit Steinen werden in folgender Weise vorgenommen. Nachdem der Probestein,
welcher mit seiner unteren Fläche auf einem von dem Apparate unabhängigen Holzklotz
steht, gehörig befestigt ist, wird die Bohrwelle mit genau 25mm Anfangshub eingestellt. Da bei 2cm Lochtiefe erfahrungsmäſsig ein neu geschärfter
Bohrer eingesetzt werden muſs, so wird die Regulirvorrichtung genau auf 2cm Spiel eingestellt. Bei einer Lochtiefe von 2cm stöſst alsdann der Hebering b an die oben genannte Sperrvorrichtung, wodurch die
Abstellung der Maschine erfolgt. Alsdann wird die Bohrwelle wieder auf 2cm Spiel gestellt u.s.w. bis zu einer Lochtiefe
von 8cm. Während des Bohrens wird das Bohrloch
naſs gehalten. Je nach der Härte des Steines sind zum Bohren eines 8cm tiefen Loches 3000 bis 9000 Schläge
erforderlich; bei sehr weichen, sowie bei ganz besonders harten Steinen gehen diese
Verhältniſszahlen der Härte auch noch entsprechend über diese Grenzen hinaus. Die
Untersuchung eines Steines in vorstehender Weise beansprucht gegen 3 bis 6 Stunden
Arbeitszeit; der Apparat wird von 1 oder 2 Arbeitern bedient und kostet gegen 750 M.
Ein Bohrer kann gegen 30 bis 40 Mal geschärft werden und kostet in der ersten
Beschaffung 3 M., das jedesmalige Schärfen 40 bis 50 Pf.
Mit den früher (*1878 230 101) beschriebenen Apparaten zum Untersuchen von
Pflasterungsmaterial – auf Abschleifen durch einen horizontal sich drehenden
Schmirgelstein – hat Siebeneicher nach derselben Quelle
keine so günstigen Erfahrungen gemacht.