Titel: | Zur Herstellung von Terpentinöl. |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 461 |
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Zur Herstellung von Terpentinöl.
Mit einer Abbildung auf Tafel 38.
v. Holleben, zur Herstellung von Terpentinöl.
In den Forstrevieren Sitzendorf und Unterweiſsbach, in dem zum Fürstenthum
Schwarzburg-Rudolstadt gelegenen Theile des Thüringer Waldes, werden seit einiger
Zeit etwa 520ha mit Weiſstannen bestandene Forsten
von den Bewohnern der Orte um Schwarzburg, namentlich Unterweiſsbachs, zur Gewinnung
von Terpentinöl (Kustelöl) benutzt. Nach einer Mittheilung von v. Holleben in der Zeitschrift
für Forstwesen, 1879 Bd. 11 S. 96 erhält die Forstverwaltung dafür jährlich
im Durchschnitt 45,4 M. oder für 1ha nur 8 bis 9
Pf.
Die von Anfang September an bis zur völligen Reife gepflückten Tannenzapfen läſst man
meist erst 3 bis 5 Monate liegen, damit sie mürbe werden, zerstampft sie dann in
einem hölzernen Troge und bringt sie mit ⅕ bis 1/10 ihres Volums Wasser in den 150 bis
1601 fassenden Kessel A (Fig. 11
Taf. 38). Der luftdicht schlieſsende Helm B trägt zwei
etwa 2cm weite und 30cm lange Blechröhren c, welche wieder
luftdicht mit den beiden durch das Kühlfaſs e gehenden
Blechröhren d verbunden werden. Durch ein etwa 12
Stunden anhaltendes gelindes Feuer wird nun abdestillirt, während das Destillat sich
in einen auf der in Wasser schwimmenden Glaskugel g
aufgesetzten Trichter ergieſst. Das gewonnene Oel ist fast farblos, wenn nur
gelindes Feuer angewendet wurde, bei stärkerem Feuer dagegen gelb. 130 bis 1401 Zapfen gaben 750 bis 875g reines Oel und zwar um so mehr, je reifer der
Samen ist.
Hat sich die Glaskugel g nach und nach mit Wasser und
Oel gefüllt, so wird ein Stöpsel gelüftet, damit das Wasser ohne Oel ablaufen und
das reine Oel in ein verschlieſsbares Gefäſs geschüttet werden kann.