Titel: | Einfacher Apparat zur Bestimmung der fühlbaren Wärme der Luft. |
Autor: | E. D. |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 460 |
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Einfacher Apparat zur Bestimmung der fühlbaren
Wärme der Luft.
Mit einer Abbildung auf Tafel 38.
Forbes' Bestimmung der fühlbaren Wärme der Luft.
Unter fühlbarer Wärme versteht man nicht die Temperatur, wie sie durch ein
gewöhnliches Thermometer ermittelt wird, sondern diejenige gewissermaſsen als
physiologisch zu bezeichnende Temperatur der Haut, wie sie durch die Nerven
empfunden wird. Das Gefühl der Wärme und Kälte bei dem menschlichen Körper hängt
nicht allein von der factischen Temperatur der Luft ab, sondern auch von dem Gehalt
an Feuchtigkeit und der Geschwindigkeit, mit welcher die Verdampfung auf der
Oberfläche des menschlichen Körpers erfolgt, die wieder sowohl von dem
Feuchtigkeitsgehalt der Luft selbst, als auch von der Bewegung derselben, in Form
von Winden z.B., abhängig ist. Es ist bekannt, daſs bei einer Temperatur von –18°
eine Person in ruhiger Luft stehen kann, ohne Kälte zu empfinden, was nicht der Fall
ist bei –1° in windigem Wetter. Die Ursache davon liegt darin, daſs der Grad der
fühlbaren Wärme abhängig ist von der Raschheit des Ueberganges der Wärme der Haut an
die umgebenden Luftschichten. In ruhiger Luft bilden sich um den Körper herum
Schichten von wärmerer
Luft, welche denselben vor weiterer rascher Abkühlung durch die äuſseren
Luftschichten schützen; bei bewegter Luft aber werden diese wärmeren Schichten so
rasch entfernt, als sie sich bilden, und kältere gelangen an ihre Stelle; der Körper
hat demnach ein gröſseres Bedürfniſs an Wärme und das Resultat davon ist das Gefühl
der Kälte. Ein Instrument, welches die fühlbare Wärme der Luft angibt, ist daher von
Werth nicht nur für Spitäler, sondern auch für Klimatologen, Landwirthe u. dgl.
Das von G.
Forbes (Engineering, 1879 Bd. 28 S. 199) zu diesem Zwecke construirte
Instrument (Fig. 9 Taf.
38) ist äuſserst einfach. Es besteht aus einem cylindrischen Gefäſs aus Weiſsblech
A, mit kochendem Wasser gefüllt, welches durch
einige Zeit heiſs erhalten wird, indem man dasselbe mit einem mit Filz oder irgend
einem schlechten Wärmeleiter ausgefütterten Kästchen umgibt. Durch eine Art von
Stopfbüchse in der Mitte des oberen Deckels des Gefäſses ist ein kupferner Stab C verschiebbar, welcher mit seinem unteren Ende in das
heiſse Wasser eintaucht, während das obere eine messingne Hülse D trägt, die das Gefäſs eines Thermometers B ganz umgibt, an welch letzterem die Temperatur der
metallenen Massen abgelesen werden kann. Diese Temperatur ist nun abhängig von der
durch den Stab C aus dem heiſsen Wasser des Gefäſses
A zugeleiteten Wärme, welche man als nahezu
gleichförmig annehmen kann, und gleichzeitig von der Geschwindigkeit, mit welcher
der der Luft ausgesezte Theil des Stabes C mit
derselben seine Temperatur ausgleicht; diese Geschwindigkeit ist wieder abhängig von
der Länge des freien Stabstückes C und von den äuſseren
atmosphärischen Bedingungen selbst. Da nun diese letzteren eben ermittelt werden
sollen, so kann man die Gröſse des der Luft ausgesetzten Stabstückes durch
Verschieben des Stabes, wodurch derselbe mehr oder minder in das Gefäſs A hineinragt, beliebig regeln.
Beim Gebrauche des Instrumentes wird das Gefäſs A mit
kochendem Wasser gefüllt in das ausgefütterte Kästchen eingeschlossen und an den
Versuchsort gebracht. Die Länge, welche man dem der Luft ausgesetzten Stabstücke
geben muſs, damit unter dem abkühlenden Einflüsse derselben das Thermometer eine
feste Temperatur, z.B. Blutwärme 36,5°, zeigen muſs, ist ein Maſs für die fühlbare
Wärme der Luft.
E.
D.