Titel: Apparat zur Bestimmung des Einfallens und Streichens der Bohrlöcher; von Gustav Nolten in Dortmund.
Autor: S–l.
Fundstelle: Band 234, Jahrgang 1879, S. 449
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Apparat zur Bestimmung des Einfallens und Streichens der Bohrlöcher; von Gustav Nolten in Dortmund. Mit Abbildungen auf Tafel 37. Nolten's Bestimmung des Einfallens und Streichens der Bohrlöcher. Beim Erdbohren, gleichviel ob bei dem drehend oder stoſsend angewendeten, ist es eine gewöhnliche Erscheinung, daſs das Bohrloch während seiner Herstellung je nach der Art des benutzten Bohrinstrumentes bald mehr, bald weniger von der Lothlinie abweicht. Zu dem ausgesprochenen Zwecke, sowohl während der Arbeit von Zeit zu Zeit controliren zu können, ob das Bohrloch noch hinreichend senkrecht sei, um mit Erfolg weiter benutzt zu werden, als auch um unter Berücksichtigung der Lage des Bohrgestänges aus dessen Länge genau die senkrechte Tiefe des Endpunktes eines Bohrloches unter der Erdoberfläche ermitteln zu können, hat Gust. Nolten in Dortmund (* D. R. P. Nr. 2445 vom 19. December 1877) einen Apparat zusammengestellt, welcher ein Glas mit theilweiser Füllung von verdünnter Fluſssäure für Ermittlung des Einfallens des Bohrloches mit einem Compaſs, der zu gegebener Zeit abgestellt werden kann, vereinigt, indem beide Stücke in einen 400mm hohen, 78mm weiten messingenen Hohlcylinder eingeschlossen werden, der, unten und oben abgerundet, mittels einer nach oben führenden Messingstange an das Bohrgestänge angeschraubt wird und so stark hergestellt und fest verschlossen ist, daſs selbst bei einer Teufe von über 800m kein Wasser eindringen und keine Biegung der Wandungen erfolgen kann (vgl. Fig. 7 bis 15 Taf. 37). Der Hohlcylinder (Fig. 7) ist oben bei a offen, unten bei p geschlossen und endet in dem Zapfen b, über welchen nach Auflage der Gummiplatte c eine Halbkugel zur Abrundung geschoben und mit einer darunter angebrachten Schraubenmutter befestigt wird; ebenso ist oben eine Gummiplatte i angewendet, welche mit der unteren (c) jede Reibung und Stoſs des Cylinders selbst an den Bohrlochswänden verhüten soll. Der obere Theil des Hohlcylinders besitzt auf die Länge ad die in Fig. 9 perspectivisch dargestellte Form, in welche der Einsatz Fig. 10 genau hineinpaſst, so daſs, wenn derselbe im Hohlcylinder steht, seine Oberfläche mit den unteren Flächen der drei Vorsprünge im Theile ad des Hohlcylinders in gleicher Ebene liegt. Der Einsatz selbst besteht aus drei in Fig. 8 im Durchschnitt mit e, o, n bezeichneten Metallplatten, die durch drei 2mm starke, 16mm breite Blechstreifen unter einander fest verbunden sind und in deren oberster eine Stange eingeschraubt wird. Ist sodann der Einsatz in den Hohlcylinder eingeführt, so bedarf es nur einer Drehung des ersteren, bis der Zapfen z vor dem unteren Theile eines der im Hohlcylinder oben befindlichen Ansätze steht, um Cylinder und Einsatz gleichzeitig mit der Stange heben zu können. Auf der unteren Platte des Einsatzes ist ein Messinggefäſs k (Fig. 8 und 12) befestigt, dessen obere Hälfte zur halben Stärke abgedreht ist. Ueber diesen abgedrehten Theil schiebt man einen 1mm niedrigeren, genau passenden, drehbaren Messingring, welcher mit der gewöhnlichen Eintheilung in 360° versehen ist, während die untere Gefäſshälfte der gröſseren Bequemlichkeit halber nur 100 gleiche Theile trägt. In das Messinggefäſs nun wird ein Glas, etwa zur Hälfte mit 1 Th. Fluſssäure and 3 Th. Wasser gefüllt, eingesetzt, mit der in der unteren Hälfte aus Gummi, in der oberen aus Messing bestehenden Scheibe überdeckt und durch den Kegel h und die Stellschraube g festgepreſst. Um dem Glase eine bestimmte Stellung wiederholt geben zu können, versieht man dasselbe mit einem matt eingeschliffenen senkrechten Strich und das Messinggefäſs am oberen Rande mit einer entsprechenden Kerbe. Auf der Mittelplatte des Einsatzes o ist der Compaſsbehälter (vgl. Fig. 11 und 13) befestigt, der oben im Glas einen nach unten abgeflachten Knopf v trägt. Um den die Nadel tragenden Stift liegt die Hülse y auf dem Ende des mit Gabel um den Stift greifenden Armes f auf; letzterer steht doppelt gekröpft durch den Compaſsbehälter heraus und preſst, auſsen niedergedrückt, mit Hilfe der Hülse y die Nadel an den Knopf v an. Das Steinlager der Magnetnadel ist so weit ausgeschliffen, daſs diese noch frei beweglich ist bei 20° Abweichung des sie tragenden Stiftes von der Lothlinie. Der Compaſsbehälter ist auſsen wie innen in 100° getheilt, deren Stellung der gleichen Theilung am Messinggefäſs k entspricht. Mit Rücksicht auf etwaige Stöſse beim Einführen des Instrumentes in das Bohrloch ist an einer dünnen Gummischeibe l eine kleine Spindeluhr (Fig. 8 und 11) aufgehängt, welche unten einen Stift trägt, der durch das Kreuz m seine Führung erhält. Der verlängerte Aufziehstift der Uhr, welcher beim Ablaufen derselben sich in 4 Stunden einmal um sich selbst nach rechts dreht, trägt den zur Abstellung der Magnetnadel bestimmten Bart x (Fig. 11). Neben dem Compaſsbehälter steht der Stift r (Fig. 11 und 14), der oben ein Loch r' hat, um in ihm den Drehstift für den horizontal zu legenden Anker q (Fig. 15) aufzunehmen. Der längliche Ausschnitt s' des Ankers greift über den Zapfen s an dem um t' drehbaren Arm t, welcher letztere unten die Einkerbung u trägt. Wenn nun der Bart x des Aufziehstiftes den Anker q dreht und dadurch den beweglichen Arm t vorwärts schiebt, so wird endlich die in die Kerbe u eingelegte Feder (Fig. 11) herausspringen, auf den unter ihr liegenden Arm f drücken und die Stellvorrichtung für die Magnetnadel einrücken; um dies aber nicht plötzlich geschehen zu lassen, ist der Arm t unten abgeschrägt, so daſs das Federende an ihm langsam niedergleitet. Um den Aufziehstift ist eine Scale mit 16 Theilen angebracht, deren jeder eine Zeit von ¼ Stunde darstellt; durch die Stellung des Aufziehstiftes wird bestimmt, nach Verlauf von wie viel Zeit die Feststellung der Magnetnadel erfolgen soll. Ist alles vorgerichtet, so schiebt man den Einsatz in den Hohlcylinder ein, legt auf diesen eine Schicht von vulkanisirtem Gummi und bringt darauf den Verschluſsdeckel a'. Mit Hilfe einer besonderen Preſsvorrichtung erfolgt der Schluſs des Apparates, Sicherung des Schlusses mit der Schraubenmutter w, Aufschieben des Gummiringes i und abgerundeten Oberstückes, sowie dessen Befestigung durch die Mutter w'. Nunmehr wird das so vorgerichtete Instrument in das Bohrloch eingeführt. Die für Abstellung der Magnetnadel bestimmte Zeit ist zweckmäſsig so berechnet, daſs der Apparat etwa ½ Stunde ruhig im Bohrloch zu hängen hat, was auch genügt, um der verdünnten Fluſssäure Gelegenheit zu geben, einen deutlich sichtbaren Rand in das Glas einzuätzen. Nach erfolgter Wiederöffnung des Apparates wird das Glas so weit geleert, daſs es, genau vertical gestellt, bis etwa 1mm unter dem tiefsten Punkt der Einätzung gefüllt bleibt; durch längeres Stehen erfolgt noch die Einätzung eines horizontalen Zeichens und läſst sich nunmehr bestimmen, um wie viel Grade das Glas im Bohrloch geneigt gestanden hat. Nach am Glase selbst bewirkter Markirung des tiefsten Punktes der Aetzung setzt man jenes wieder genau wie zuerst in das betreffende Messinggefäſs ein, liest am Compaſs denjenigen Theilstrich ab, auf den die Nadel zeigt und welcher der gleichen Nummer in der unteren Einsatzabtheilung entspricht, dreht den in 360° eingetheilten Ring so, daſs dessen Nullpunkt auf den abgelesenen Theilstrich zu stehen kommt, und liest nun am Ringe direct ab, um wie viel Grade die Marke des tiefsten Aetzungspunktes von der Nordsüdlinie abgewendet liegt. Was die praktische Verwendbarkeit des besprochenen Apparates anlangt, so sind von Selbach in Oberhausen (vgl. Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuſsischen Staate, 1879 Bd. 27 S. 176) mehrfache Versuche in Gegenwart des Erfinders angestellt worden, deren auch vom Bohrinspector Köbrich bestätigtes Resultat dahin ging, daſs bezüglich Angabe der Bohrlochsneigung die Fehler des Apparates sich etwa in den gleichen Grenzen bewegten, wie solche bei den gewöhnlichen Gradbogen der Markscheider anzunehmen sind, während die Beobachtungen bezüglich der Streichendrichtung fast ganz unbrauchbar waren, was Selbach zum Theil damit erklärt, daſs die Versuche in eisernen Röhren angestellt worden sind, welche durch Längsnähte und Querverbindungsmuffen an verschiedenen Punkten verschieden auf die Magnetnadel einwirkten. S–l.

Tafeln

Tafel Tafel 37
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