Titel: Vorkrempel für Baumwolle von G. Risler in Cernay.
Fundstelle: Band 234, Jahrgang 1879, S. 109
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Vorkrempel für Baumwolle von G. Risler in Cernay. Mit einer Abbildung auf Tafel 9. Risler's Vorkrempel für Baumwolle. Mit „Expresskarde“ (* D. R. P. Nr. 2324 vom 7. August 1877) wird eine Vorbereitungsmaschine bezeichnet, welche bei der Verarbeitung der Baumwolle zwischen Schlagmaschine und eigentliche Karde treten soll, um der letzteren eine noch bessere gereinigte und geöffnete Watte zu bieten und um der Baumwolle eine schonendere Behandlung beim Oeffnen und Reinigen angedeihen zu lassen. Die von der Schlagmaschine kommende Watte enthält, selbst nach wiederholtem Durchgange, noch eine groſse Menge Verunreinigungen – Schalen- und Blättertheilchen u. dgl. –, welche durch die Karde ausgeschieden werden müssen. Die Beschläge derselben werden sich in Folge dessen rasch vollstopfen und müssen einer häutigen Reinigung unterzogen werden; auch sind sie durch die härteren Körper leichter Verletzungen ausgesetzt. Die Watte der Schlagmaschinen ist ferner nicht frei von Knötchen und Klumpen, deren Auflösung in der Karde ebenfalls das Beschläge stärker angreift, aber auch zu vermehrtem Abfall an Fasern führt. Die Auflösung der Baumwolle vollständig den Schlagmaschinen zu übertragen, geht auch nicht an; der Abfall würde hier in Folge der sehr heftigen Einwirkung der Schlagflügel – es kommen auf 100mm der zugeführten Watte 100 bis 250 Schläge – noch viel gröſser werden. Der Abgang an ganz kurzen Fasern in der Schlagmaschine ist ohnehin nicht gering und gewiſs ist noch ein groſser Theil der von der Karde ausgeschiedenen kurzen Fasern auf Rechnung der Schlagmaschine zu setzen, deren Wirkungsweise die Zertrümmerung vieler Fasern bedingt. Man sieht hieraus, daſs eine Maschine, welche eine vollkommenere Auflockerung als die Schlagmaschine ergibt, aber weniger Verluste verursacht, dem Spinner sehr willkommen sein würde, weil sie ihm erhöhtes Ausbringen im Allgemeinen, vor Allem aber ein besseres Product und gröſsere Leistung des Krempelprocesses gewährleistet. Die Risler'sche Expreſskarde (Fig. 3 Taf. 9), welche in den meisten Fällen an die Stelle der zweiten Schlagmaschine zu treten hätte, darf als ein recht gelungener Versuch zur Lösung dieser Aufgabe betrachtet werden. Sie stimmt in den Zuführungs- und Lieferungsorganen ganz mit den gewöhnlichen Schlagmaschinen überein. Wir finden zur Zuführung ein endloses Lattentuch zur Aufnahme zweier Wickel, geriffelte Zuführwalze und Klaviermulde; zur Lieferung zwei Siebtrommeln mit Gebläse zur Wattebildung und Wickelapparat gewöhnlicher Anordnung. Haupttheile der Maschine sind die beiden guſseisernen Trommeln d und e; erstere besitzt 400mm Durchmesser, macht 900 Umdrehungen in der Minute (Umfangsgeschwindigkeit v = 18m,85 in der Secunde) und trägt einen Metallbeschlag mit Sägezahnform, welche in Schraubengängen aufgezogen ist. Sie nimmt die Baumwolle von der Zuführung ab und zertheilt sie in Folge der vielen kleinen, gleichmäſsig über die ganze Oberfläche vertheilten Zähnchen weit vollkommener, als dies der Schläger zu thun vermag. Dabei findet gleichsam ein Auskämmen statt, was für die Abscheidung der Verunreinigungen sehr vortheilhaft ist. Die Walze e, welche die Fasern von d abnimmt, hat 188mm Durchmesser und besitzt bei 642 minutlichen Umdrehungen 6m,32 Umfangsgeschwindigkeit in der Secunde; sie ist mit einem Metallbeschlag auf Lederband versehen. Der Abstand zwischen den Walzen d und e beträgt nur 0mm,5. Die Roste f1, f2 und f3 haben parallel zu den Trommelachsen liegende Spalten; daran schlieſst sich ein Rost f4 mit dazu senkrecht stehenden Spalten. Die groſse Rostfläche überhaupt und insbesondere die Stellung der Spalten von f4 wirkt ebenfalls günstig auf die Reinigung der Baumwolle. Das Bulletin de Ronen, 1879 S. 198 enthält einen sehr günstigen Bericht über diese Maschine, in welchem angegeben wird, daſs dieselbe gleich gute Dienste leistete sowohl bei der Verarbeitung von kurzer Georgia, wobei sie die Stelle der zweiten Schlagmaschine vertrat, als bei stark verunreinigter Oomra, wo sie zwischen der zweiten Schlagmaschine und der Karde eingeschaltet war. Für letzteren Fall wird angeführt, daſs sich die Leistung der Expreſskarde auf 400 bis 600k täglich belief und die Leistung der Karden bei Erzielung eines reineren, gleichmäſsigeren und geöffneteren Bandes von 32 auf 40k täglich stieg – Zahlen, welche doch wohl mit einiger Vorsicht aufzunehmen sind. Nachschrift. Im Textile Manufacturer, 1879 S. 310 erhebt R. Kitson, Director der „Kitson Machine Company“ in Lowell, Mass., den Anspruch, bereits vor 25 Jahren eine mit der Risler'schen Expresskarde völlig übereinstimmende Maschine erfunden zu haben, welche noch jetzt in verbesserter Form und unter Zufügung von Lord's Klaviermulde gebaut werde.

Tafeln

Tafel Tafel 9
Tafel 9