Titel: | Darstellung von Anilinroth mittels Vanadium: von H. Schmid und T. Baldensperger. |
Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 340 |
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Darstellung von Anilinroth mittels Vanadium: von
H. Schmid und T. Baldensperger.
H. Schmid und Baldensperger's Darstellung von
Anilinroth.
Nach dem Coupier'schen Verfahren, Fuchsin darzustellen,
wird Eisenchlorid mit Nitrobenzol und Toluidin oder mit Nitrotoluol und Anilin bei
Gegenwart von freier Salzsäure erhitzt. Hierbei verliert das Anilin Wasserstoff, das
Eisenchlorid wird zu Eisenchlorür reducirt; dieses führt das Nitrotoluol in Toluidin
über und wird selbst wieder zu Eisenchlorid oxydirt, ein fortlaufender Proceſs,
welcher damit endet, daſs dem entstandenen Gemenge von 2 Mol. Toluidin und 1 Mol.
Anilin 6 At. Wasserstoff entzogen werden, worauf die Bildung des Fuchsins
schlieſslich beruht, indem die drei deshydrogenirten Molecüle sich zu einem
Rosanilinmolecül C20H19N3 condensiren, nach der bekannten
Formel: 2(C7H9N) +
C6H7N + 3O =
C20E19N3 + 3H2O.
Die Rolle, welche das Eisensalz bei diesem chemischen Proceſs spielt, hat Schmid und Baldensperger
auf den Gedanken gebracht, dasselbe durch ein Vanadsalz zu ersetzen, dessen analoge
Function bei der Anilinschwarzbildung sich so wirksam erwiesen hat. Die hierauf
bezüglichen Versuche theilen die Verfasser im Bulletin de
Mulhouse, 1879 S. 402 mit.
Für den ersten Versuch wurde ein Gemenge in dem Verhältniſs von 1 Mol. Paratoluidin,
2 Mol. reinem Anilin und 1 Mol. Nitrobenzol hergestellt. Auf ungefähr 85g dieser Mischung wurden 7g Salzsäure und 0g,1 vanadsaures Ammoniak verwendet. Es ist zu bemerken, daſs wegen der
vorauszusehenden Verflüchtigung eines Theiles des Anilins 2 Molecüle desselben
anstatt des erforderlichen einen Molecüles genommen wurden; in Wirklichkeit geht die
Reaction nach folgender Gleichung vor sich: C7H9N + C6H7N + C6H5NO2 = 2H2O + C19H17N3, indem das dem
Rosanilin homologe, von dem letzteren um CH2
verschiedene Pararosanilin entsteht. Die Ausbeute beträgt 12 Procent gereinigtes
salzsaures Pararosanilin C19H17N3, HCl.
Ein zweiter Versuch wurde mit käuflichem Anilinöl für Roth gemacht, und zwar wurden
auf 125g desselben 50g Nitrobenzol, 30g Salzsäure und 0g,05 vanadsaures Ammoniak genommen und damit eine
Ausbeute von 16 Procent mit Kochsalz gereinigten Fuchsins erzielt.
Um von der Zusammensetzung des käuflichen Anilinöles für Roth unabhängig zu sein, wurde
derselbe Versuch wiederholt mit einer Mischung von 2 Mol. Toluidin, 1 Mol. Anilin
und 1 Mol. Nitrobenzol. Von diesem Gemenge wurden 170g auf 0g,04 vanadsaures Ammoniak
abgewogen, das Ganze mit wenig Salzsäure versetzt und damit eine Ausbeute von 10
Procent Fuchsin erhalten, während das Arsensäureverfahren im Kleinen, obigen
Verhältnissen entsprechend; 32 Proc. Fuchsin lieferte. Was die Eigenschaften des mit
Vanadsalz gewonnenen Fuchsins betrifft, so kommt dasselbe dem nach Coupier's oder nach dem Arsensäure-Verfahren
dargestellten vollkommen gleich.
Bei einem weiteren Versuch verwendeten die Verfasser auf 40g eines Gemenges von Nitronaphtalin und
geschmolzenem Toluidin 0g,04 vanadsaures Ammoniak
nebst etwas Salzsäure und erhielten damit 13 Proc. rothen Farbstoff von guter
Qualität und von der Farbe des Fuchsins.
Läſst man auf ein Gemenge von 1 Mol. Nitronaphtalin und 2 Mol. reinem Anilin obige
Menge vanadsaures Ammoniak einwirken, so erzielt man 38 Procent rothen Farbstoff,
welcher jedoch ein mattes, violettes Roth liefert.
Endlich gibt das vanadsaure Ammoniak auch mit einem Gemenge von Anilinöl für Roth und
von Pikrinsäure einen rothen Farbstoff. Die Reaction geht bei viel niedrigerer
Temperatur vor sich und muſs mit groſser Vorsicht geleitet werden, damit sie nicht
zu stürmisch wird und schlieſslich zu einer vollständigen Zerlegung des angewendeten
Materials führt.