Titel: | Schutz von Metallen gegen atmosphärische Einflüsse durch Ueberziehen derselben mit ihren Oxyden. |
Autor: | –r. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 508 |
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Schutz von Metallen gegen atmosphärische
Einflüsse durch Ueberziehen derselben mit ihren Oxyden.
Ueber das Ueberziehen der Metalle mit ihren Oxyden.
Wie J. Percy in einem Vortrag vor dem Iron and Steel Institute 1877 entwickelte, ist es dem
Metallurgen längst bekannt, daſs Eisen, wenn es in feuchter Atmosphäre einer sehr
hohen Temperatur ausgesetzt wird, sich mit einer Schicht von Eisenoxyduloxyd, Fe3O4, überzieht. Die
so gebildete Haut hat aber, wie durch die Erfahrung bestätigt worden ist, die
Eigenschaft, dem Einfluſs der Atmosphäre und selbst saurer Dämpfe sehr lange ohne
Zersetzung zu widerstehen. Das Barff'sche Verfahren
(1877 224 551. 225 107),
solche gegen äuſsere Einflüsse widerstandsfähige Metalloberflächen zu erzeugen, ist
indeſsen keineswegs neu. In Ruſsland werden seit sehr langer Zeit Eisenbleche
erzeugt, welche ihre Verwendung namentlich an solchen Orten finden, wo sie allen
atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt sind und trotzdem der Oxydation gut
widerstehen, z.B. Dachbekleidungen, Locomotivmäntel, Oefen etc. Es gibt Beispiele,
wo solche Bleche über 30 Jahre Wind und Wetter ausgesetzt waren, ohne ein
Rostfleckchen zu zeigen. Ihre Anfertigung, welche im groſsen Ganzen auf den
Principien des so genannten Barff'schen Processes
beruht, geschieht der Hauptsache nach, wie folgt: Die nach dem gewöhnlichen
Verfahren ausgewalzten Eisenbleche werden auf bestimmte Längen geschnitten und
nachdem sie beiderseitig an der Oberfläche mit angefeuchtetem Birkenkohlenpulver
gebürstet worden sind, zwischen Ausschuſsblechen zu Bündeln verpackt, in einem
Flammofen ausgeglüht. Letzterer besteht aus zwei vertical über einander befindlichen
Räumen, von welchen der untere zur Aufnahme des Brennmaterials und der obere zur
Aufnahme der Bleche bestimmt ist. Der die beiden Räume trennende Boden ist
durchlöchert und gestattet dadurch den heiſsen Gasen den Eintritt in die
Blechkammer. In letztere wird jedes der oben bezeichneten Blechbündel für sich
eingebracht und ringsum mit einem Stoſs grüner Holzscheite bekränzt. Der bei der
Erhitzung aus letzteren entweichende Wasserdampf bewirkt, unterstützt durch die hohe
Temperatur, die bezweckte Oxydschicht auf der Blechoberfläche. Nach dem Erkalten
haben diese Bleche eine blaugraue Farbe und lassen sich ohne jede Ablösung einer
äuſseren Schale beliebig oft hin und her biegen. Nur wenn man sie wie einen
Papierbogen zu knicken versucht, so bildet sich auf der Nath ein kleiner
Abschurf.
Ganz ähnliche Eigenschaften, wie die angeführten, lassen sich übrigens dadurch
erreichen, daſs man während des Auswalzens der Bleche die Walzen durch einen
fortwährenden Wasserstrom benetzt. Nach dem Proceſs Barff wurden bis jetzt namentlich Roste, Pfannen, Brückenträger u. dgl.
angefertigt. Es würde indeſsen wichtig sein, festzustellen, ob auch der Einfluſs des
Seewassers auf das Eisen dadurch aufgehoben wird, in so fern als die Anfertigung von
Schiffskesseln nach diesem Principe in Folge dessen eine auſserordentliche Bedeutung
gewänne.
Der Einfluſs der Oxydationsschicht auf die Conservirung von Metallen ist nicht nur
eine Eigenthümlichkeit des Eisens, sondern wurde auch anderwärts beobachtet. So ist
uns ein japanesisches Erzeugniſs bekannt, welches in gegossenen kupfernen Figuren
besteht, die nie rosten. Ein blankes Stück Kupfer, nach der gewöhnlichen Art
hergestellt, bedeckt sich bekanntlich, wenn es längere Zeit der feuchten Luft
ausgesetzt war, mit einem schwarzen Ueberzug von Kupferoxydul. Die erwähnten
japanesischen Kupfergüsse haben dagegen eine rosenrothe Oxydhaut und sind unter ganz
ähnlichen Verhältnissen erzeugt, wie die oben beschriebenen Eisenbleche. Das Kupfer wird nämlich unter
vorher erwärmtem Wasser gegossen und die dadurch zwischen seiner Oberfläche und dem
Wasser während des Guſses sich bildende Dampfschicht bewirkt die erwähnte Oxydation.
Solche Fabrikate lassen sich ebenfalls lange Jahre unbeeinfluſst von Luft und
Feuchtigkeit conserviren.
Ganz ähnliche Eigenschaften erhält Blei durch oberflächliche Oxydation. Im Museum of Practical Geology in London befinden sich
dünne Bleiplatten, welche bei Pattinson's
Entsilberungsproceſs gewonnen worden sind und über 30 Jahre in Berührung mit
feuchter Luft gestanden haben; trotzdem bewahrt ihr Aeuſseres heute noch denselben
Glanz wie am ersten Tage.
Der sogen. Barff'sche Proceſs ist nach dem Iron, 1878 Bd. 11 S. 643 in abgeänderter Form und mit
Erfolg in die Praxis eingeführt worden durch G. Brower
in St. Neots. Derselbe bewirkt den Ueberzug des Eisens mit Oxyduloxyd durch einfache
Berührung mit atmosphärischer Luft im hocherhitzten Zustande auf folgende Weise: Die
zu überziehenden Gegenstände werden in einem verschlieſsbaren Raum je nach dem
Zweck, welchem dieselben dienen sollen, auf Dunkel- oder Kirschrothglut gebracht.
Mittels in den Seitenwänden des Glühraumes eingesetzter Röhren läſst man nun, in
Zwischenräumen von je 1 Stunde, frische Luft in denselben treten, deren Circulation
durch einen benachbarten Schornstein bewirkt wird, und schlieſst alsdann den Raum
wieder ab. Dies wird so lange wiederholt, bis die Oxydschicht hinreichend dick
geworden ist. Die Oberfläche der auf solche Weise behandelten Gegenstände erhält
dadurch eine prachtvolle und ganz gleichmäſsige blaugraue Farbe, wie solche ja
namentlich für Guſswaaren zu vielen Zwecken so beliebt ist. Der Ueberzug schützt die
Gegenstände vor Rost und haftet sehr fest. Ist derselbe aber an irgend einer Stelle
entfernt worden, so ist auch nur diese Stelle dem Rosten unterworfen; letzteres
setzt sich aber nicht seitlich unter der Oxydhaut fort.
–r.