Titel: | Ueber die specifische Drehung des Rohrzuckers; von B. Tollens. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 498 |
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Ueber die specifische Drehung des Rohrzuckers;
von B. Tollens.
Tollens, über die specifische Drehung des Rohrzuckers.
Im weiteren Verfolge seiner früheren Untersuchungen (1877 226 327) über die
specifische Drehung des Rohrzuckers findet Tollens1) für (a) 10 D = 66,475°. Diese Zahl weicht etwas von
der früher auf folgende Weise berechneten Zahl ab:
(α) 10 D = 66,8102 – (0,015553 × 10)
– (0,000052462 × 102) = 66,649°,
und ebenfalls etwas, wenn auch noch weniger, von der aus Schmitz's Untersuchung berechneten mittels der
Formel:
(α) 10 D = 64,156 + (0,051596 × 90)
– (0,00028052 × 902) = 66,5274°.
Als Durchschnitt der Zahlen 66,475°, 66,649° und 66,527°
erhält man als der Wahrheit am nächsten kommenden Ausdruck (α) 10 D = 66,550° für den Rohrzucker in Lösungen, welche sich von dem
Gehalte 10 Proc. wenig entfernen, während in schwächerer Lösung die specifische
Drehung stärker, in concentrirterer Lösung dieselbe dagegen geringer ward.
Es sind dies die Drehungen, welche sich ergeben, wenn man die specifischen Gewichte
auf Wasser von 4° bezieht. Da dies bei gewöhnlichen Untersuchungen bekanntlich nicht
geschieht und man meist das Gewacht gleicher Volumen der betreffenden Flüssigkeiten
und Wasser beide bei 17,5° mit einander vergleicht, so hat der Verfasser auch für
solche Untersuchungen die bezüglichen Zahlen berechnet. Als Durchschnitt derselben
ergibt sich (α) 10 D = 66,473° oder nahezu 66,5° bei
Zugrundelegung von auf Wasser von 17,5° berechneten specifischen Gewichten, oder bei
Anwendung von wie gewöhnlich kalibrirten Maſskölbchen. Dies ist nun nahezu die Zahl,
welche bei Berechnung der jetzt gebräuchlichen Tabellen zur Zuckerpolarisation
angewendet ist und mit der man die sogen. Normalgewichte berechnet2) , die bei den gewöhnlichen
Zuckeruntersuchungen, bei welchen man die dadurch bezeichnete Menge des fraglichen
Zuckers abwiegt und zu 100cc löst, in Anwendung
kommen.
Wenn die specifische Drehung nicht, wie bisher angenommen, stets 66,417° ist, sondern
meist eine andere, so müssen die bei den genannten Apparaten zu Grunde gelegten
Zuckermengen oder auch die Tabellen geändert werden. Diese Correctionen sind bei
Lösungen geringeren Gehaltes (5 bis 18 Proc.) recht gering, bei sehr concentrirten
dagegen beträchtlicher. Bei Bemessung der Normalgewichte für die mit
Quarzkeilcompensation arbeitenden Apparate ergeben sich aus der vorliegenden
Untersuchung folgende Zahlen.
Bei Zugrundelegung der Formel für Lösungen, in welchen p = 20 – 93 ist, ergibt sich
nach (α) D = 66,355° + 0,00724 p – 0,000196 p2 für Lösungen, welche annähernd 26g,048
Zucker auf 100cc enthalten, eine specifische
Drehung von 66,411° und mit Hilfe dieser das genauere Normalgewicht 26g,051.3) Mittels Schmitz's Formel
findet man für (α) D dieser Lösungen 66,322° und ein
Normalgewicht 26g,086. Folglich muſs das
Normalgewicht um ein geringes erhöht werden, und zwar möchte der Durchschnitt der
Zahlen 26,051 und 26,086 oder 26g,068 einstweilen
als richtigster Ausdruck der Thatsache verwendet werden. Aehnlich ergibt sich für
den französischen Soleil-Dubosq'schen Apparat die Zahl
16g,337.
Wenn man nicht mit festem Zucker zu thun hat, von welchem man Lösungen in bestimmtem
Verhältnisse herstellen kann, sondern wenn es darauf ankommt, zu finden, wieviel
Gramm Zucker in 100cc einer gegebenen Lösung
vorhanden ist (z.B. in Pflanzensäften, wie Hüben- und Zuckerrohrsaft), muſs man
ebenfalls stets bei genaueren Bestimmungen auf die wechselnden Zahlen für (α) D Rücksicht nehmen und müssen die betreffenden
Tabellen in dieser Hinsicht umgearbeitet werden.
Nach der Formel
kann man die jedem Winkel entsprechende Zahl der sogen. Volumprocente, d.h. des Grammgewichtes in 100cc finden, wenn man die entsprechende Zahl für
(α) D in dieselbe einführt, und man erfährt diese
letztere am einfachsten auf diese Weise, indem man erst eine annähernde Zahl für
(α) D, etwa 66,5° einführt, so eine annähernde Zahl
für p erhält und nun mit Hilfe obiger Formel für diese
annähernde Zahl von p die zugehörige specifische
Drehung berechnet, welche dann, in die Formel eingeführt, die genauere Zahl für p liefert.