Titel: | Windstärkemesser mit Robinson'schen Halbkugelschalen nebst elektrischem Registrirapparat. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 408 |
Download: | XML |
Windstärkemesser mit Robinson'schen
Halbkugelschalen nebst elektrischem Registrirapparat.
Mit Abbildungen auf Tafel 35.
P. Schultze's Windstärkemesser.
Der Universitäts-Mechaniker P. Schultze in Dorpat hat
für das dortige meteorologische Observatorium Windstärkemesser construirt, welche
seit längerer Zeit mit gutem Erfolge erprobt und in Folgendem nach Carl's Repertorium, 1878
S. 293 beschrieben sind.
Der Hauptapparat (Fig. 5 und
6 Taf. 35) wird mittels der Hülse W auf
einer Stange, die auf dem Dache des Observatoriums angebracht ist, befestigt. Der ganze
Apparat ist in ein Rohr eingeschlossen, welches an beiden Enden offen sich leicht
auf das innere Gerüst schieben läſst und durch Bajonetverschluſs gehalten wird. Die
verticale Bewegungsachse B ragt über dieses Rohr so
weit hervor, daſs sich das Robinson'sche
Halbkugelschalenkreuz B1, darauf stecken und mit einer Mutter befestigen läſst. Das Schalenkreuz
trägt in seiner Mitte einen cylindrischen Ansatz, welcher über das vorher erwähnte
Rohr greift und dem Regen und Schnee verwehrt, in das Innere des Apparates
einzudringen.
Die verticale Achse B erhält oben und unten an ihren
cylindrischen Theilen ihre Führung durch 6 Frictionsrollen C, welche in dem Gerüst mittels dünner Stahlachsen in Lagern ruhen. Die
beiden Systeme von je 3 Frictionsrollen sind durch das starke Messingrohr D verbunden, in welchem sich die Hauptachse B frei bewegt; durch einen Ausschnitt des Rohres greift
das Zahnrad F in das auf der Achse B befindliche Schraubengewinde E. Das Zahnrad F hat 100 Zähne und wird von
der Schraube E stets in derselben Richtung bewegt; es
trägt nahe an seinem Umfange einen Platinstift H,
welcher nach je 50 Umläufen der Hauptachse eine der beiden Platinfedern J oder J1 berührt und den Batterieschluſs herstellt. Diese
beiden Federn sind sowohl von den übrigen Theilen des Apparates, als auch von
einander isolirt, aber leitend verbunden mit den Polschrauben K und L, von denen die
Leitungsdrähte an die entsprechenden Polschrauben des Registrirapparates führen.
Eine dritte Polschraube M ist mit dem Körper des
Apparates in leitender Verbindung.
Die verticale Hauptachse B endigt unten in eine leicht
abnehmbare gehärtete abgestumpfte Stahlspitze, welche in dem Oelbehälter G auf gehärteter Stahlplatte ruht; der Oelbehälter
läſst sich leicht verschieben, um neue Stellen der Unterlage unter die Spitze zu
bringen, wenn durch irgend welche Nachlässigkeit der Oelbehälter entleert worden ist
und in Folge dessen die Spitze sich eingebohrt haben sollte.Achtet man darauf, daſs die Spitze stets mit Oel benetzt ist, so hält
dieseibe selbst bei dem sehr groſsen Gewicht, welches bei dem groſsen v. Oetingen'schen Componenten-Integrator, der
in 2 Exemplaren auf dem Observatorium Dorpat in Thätigkeit ist, auf der
Unterlage lastet, über 1 Jahr aber aus; geringen Gewicht des Schalenkreuzes
dieses kleinen Apparates aber ist eine Abnutzung und ein dadurch bedingter
gröſserer Reibungscoefficient nie zu befürchten.
Um den Forderungen zu genügen, welche an den Registrirapparat (Fig. 3 und
4 Taf. 35) gestellt waren, wendete der Constructeur das Princip des
momentanen Contactes an, hergestellt durch selbstthätiges Wechseln der
Berührungsstellen, wie dasselbe zuerst bei dem groſsen unten genannten
Componenten-Integrator erprobt wurde.
Auf einem Holzbret liegt die messingene Grundplatte N,
auf welcher der Elektromagnet V und das Lager des
Ankerhebels angeschraubt sind. Die Hartgummiplatte O trägt die übrigen Theile
des Apparates. Auf der kurzen Säule P, welche sich am
oberen Ende in 3 Arme a, b und c ausbreitet, sind auf der Achse Q beweglich
der Fortrückungshebel R, zwei mit einander fest
verbundene gezahnte Scheiben S und T, ferner die gezahnte Scheibe U.
Die gleich groſsen Scheiben T und U bilden ein Differentialzählwerk, indem U 100 und T 98 Zähne hat;
in beide Räder greift der am Fortrückungshebel R
bewegliche Sperrkegel X ein. Die mit T fest verbundene Scheibe S ist von geringerer Gröſse und mit 49 Einschnitten in der Art versehen,
daſs der stehenbleibende Theil der Peripherie dem herausgeschnittenen Stücke gleich
ist. In die Arme a und b
der Säule P sind die Drehungsachsen der zweiarmigen
Hebel e und d gelagert;
beide Hebel greifen mit dem einen Arme in das Rad S ein
und zwar so, daſs während der eine in einem Einschnitt liegt, der andere eben den
Anfang des peripherischen Theiles berührt, so daſs bei jeder Fortrückung des
Zählwerkes beide Hebel alternirende Bewegungen vollbringen, wobei zu beachten ist,
daſs der auf der Peripherie schleifende Hebel erst nach vollständig ausgeführter
Verschiebung des Rades T um einen Zahn in die
Vertiefung des Rades S einspringen kann.
Es ist nun aus der Zeichnung leicht verständlich, wie die mit Platinstiften
versehenen anderen Arme der Hebel e und d diese alternirende Bewegung mitmachen und dabei je
nach der Stellung im Rade S die Platinfedern e1 und d1 entweder berühren
oder plötzlich verlassen müssen; dabei ist zu beachten, daſs derjenige Hebel,
welcher auf dem peripherischen Theile des Rades S
schleift, auch im Contact mit der betreffenden Feder ist und denselben erst
unterbrechen kann, nachdem das Rad T um einen vollen
Zahn fortbewegt ist. Das Einspringen der Hebel wird durch eine sehr schwache
Spiralfeder bewirkt, während der Rückgang des Fortrückungshebels R und mit ihm des Ankerhebels durch ein Gewicht
ausgeführt ward. Auf dem Arme c der Säule P endlich ist ein federnder Sperrkegel befestigt,
welcher beim Rückgange des Fortrückungshebels das Räderwerk festhält und zugleich
als Index für das Rad U dient.
Die Batterie, bestehend aus 3 Leclanché-Elementen, wird nun in folgender Weise mit
dem Apparat verbunden: Der eine Pol der Batterie mit der Polschraube M des Hauptapparates; die Polschrauben K und L mit den
Polschrauben e2 und d2, welche mit den
Contactfedern e1 und
d1 in leitender
Verbindung stehen; endlich der zweite Pol der Batterie mit der Polschraube Z, von welcher der Strom die Magnetrollen durchläuft
und an die Säule P geleitet wird.
Berührt nun der Platinstift H (im Hauptapparat) die
Feder J, so geht der Strom von der Batterie zum
Hauptapparat an die Polschraube M durch den Platinstift
H an die Feder J und
durch die Polschraube K an die Polschraube e1 durch e2 und den Hebel e in die Säule P und endlich durch die
Magnetrollen zur Polschraube Z und wieder zur Batterie.
Es erfolgt nun eine Anziehung des Ankers und dadurch eine Fortrückung des
Räderwerkes um einen Zahn und bei Vollendung des Weges eine Unterbrechung des
Contactes bei e1,
während nun d1 mit d in Berührung getreten ist. Der Hebel d steht nun aber mit der Feder J1 (Fig. 5) in
leitender Verbindung; es kann also bei der Feder J kein
zweiter Stromschluſs erfolgen, bevor nicht der Stift H
bei der Feder J1 die
Batterie geschlossen und bei e, e1 den Contact für die Feder J vorbereitet hat.
Es ist klar, daſs durch diese Construction die Dauer des Stromschlusses auf ein
möglichst geringes Maſs zurückgeführt ist, da die Batterie ja nur so lange
geschlossen bleibt, als zur Ausführung der Fortbewegung Zeit erforderlich ist, und
ferner, daſs an ein und derselben Berührungsstelle nie mehr als 1 Stromschluſs
erfolgen folglich auch nie um mehr als 1 Zahn das Zählwerk fortgerückt werden
kann.
Der Preis des vollständig regulirten Apparates beträgt 70 Rubel.