Titel: | Ueber die Abnutzung der Dampfkessel; von Ferd. Fischer. |
Autor: | Ferd. Fischer |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 38 |
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Ueber die Abnutzung der Dampfkessel; von Ferd. Fischer.
F. Fischer, über die Abnutzung der Dampfkessel.
Im Magdeburger Dampfkesselrevisionsverein waren nach Weinlig (1877 223 429) von 4125 Kesseln 126 reparaturbedürftig in Folge
von Kesselsteinbildungen, 72 Kessel waren bedenklich verrostet und angefressen, 20
durch schlechtes Speisewasser verdorben. Im Hannoverschen Verein (1877 225 609)
zeigten sich bei 277 inneren Untersuchungen 53 Kessel innen oder auſsen verrostet
und 11 hatten in Folge von Kesselsteinanhäufungen Beulen in der Feuerplatte
bekommen. Nach IsambertBericht der Gesellschaft zur Ueberwachung von
Dampfkesseln in Mannheim, 1877. Als Mahnung zur Vorsicht beim
Reinigen der Dampfkessel möge hier aus demselben Bericht die Mittheilung
eines Unglücksfalles beim Reinigen eines groſsen Lancashire-Kessels Platz
finden: In dem durch die beiden Feuerrohre gebildeten unteren Räume
desselben befanden sich vier mit Abklopfen des Kesselsteines beschäftigte
Fabrikarbeiter. Ein nebenan befindlicher, etwas groſserer Dampfkessel stand
unter Dampfdruck und sollte ebenfalls zur Reinigung vorbereitet werden. Die
Schlammablaſsrohre beider Kessel waren durch guſseiserne Hähne absperrbar.
Beide Rohrleitungen vereinigten sich in einer Entfernung von wenigen Meter
von den Kesseln zu einer einzigen, und zwar unter spitzem Winkel. Der Halm
des Kessels, in welchem sich die vier Arbeiter befanden, war seit der
Leerung unvorsichtiger Weise in offener Stellung gelassen worden. Als nun
der den Nachbarkessel bedienende Heizer den Schlammablaſshahn öffnete,
strömte durch Rückstau in der Rohrleitung plötzlich eine so groſse Menge
kochend heiſses Wasser in den leeren Kessel hinüber, daſs das Unglück schon
geschehen war, bevor es gelang, den Hahn des in der Leerung begriffenen
Kessels zu schlieſsen. Es war den vier Unglücklichen bei dem geringen
Abstand der Feuerrohre ein Entfliehen aus der heiſsen Fluth in den oberen
Kesselraum nicht möglich; ebenso wenig gelang ihnen ein Entrinnen durch das
Mannloch in der vorderen Stirnwand des Kessels, weil gerade in der Nähe des
Mannloches der kochende Sprudel von unten in den Kessel eindrang; und so
starben alle 4 Leute den gräſslichen Tod des Verbrühtwerdens und des
Erstickens. ergaben die Revisionen im Mannheimer Verein, daſs ein
Kessel in Folge von Kesselsteinbildungen verbrannt war, in 6 Fällen waren die
Nietköpfe im Innern der Kessel zerfressen, 6 Vorwärmer waren im Innern, namentlich an
der Einmündung des Speiserohres zerfressen, 11 zeigten pockenartige Narben
(vermuthlich in Folge von fetthaltigem Speisewasser), 10 andere Vorwärmer und 4
Hauptkessel waren ebenfalls im Innern stellenweise zerfressen, 7 Vorwärmer muſsten
ausgewechselt werden, weil sie auſsen stark von Rost angegriffen waren, wohl in
Folge von Wassercondensation aus den Verbrennungsgasen. Der Bericht des
Dampfkesselrevisionsvereines M. Gladbach für d. J. 1878 zählt 11 Kessel mit
allgemeiner, starker und 9 Kessel mit theilweiser Corrosion der Bleche, 3 Kessel mit
Corrosion in der Höhe der normalen Wasserlinie auf. Bei einem Kessel war das Blech
unter den Kesselstützen, bei einem unter der Mauerzunge verrostet. Nach dem
Geschäftsbericht des Bayerischen Dampfkesselrevisionsvereines für 1877 erwiesen sich
bei 611 inneren Revisionen 49 Kessel auſsen verrostet, darunter 11 gefährlich, und
105 Kessel innerlich angegriffen, darunter 13 so stark, daſs eine sofortige
Reparatur erforderlich wurde. – In England explodirten in den J. 1866 bis 1874 in
Folge von innerer Rostbildung 110, durch äuſsere Verrostung 42 und in Folge von
Kesselsteinbildung 15 Dampfkessel; in derselben Zeit explodirten 7 Marinekessel
ebenfalls in Folge von Rostbildung (vgl. 1875 216 536. 1876 220 378). In Preuſsen
explodirten von 1868 bis 1876 6 Dampfkessel in Folge von Kesselsteinbildungen und 28
Kessel durch Abnutzung; meist waren die Bleche durchgerostet oder durch saures
Wasser angegriffen (vgl. 1874 214 172. 1876 220 561. 1878 229 191).In Frankreich explodirten nach den Annales des
mines, 1878 Bd. 13 S. 313 i. J. 1876 31 Dampfkessel wobei 27
Personen getödtet und 49 verwundet wurden. Als Explosionsursache werden
angegeben:Constructionsfehler8KesselAbnutzung, innere und äuſsere Corrosion.7„Mangelhafte Wartung (Wassermangel)13„Unbekannte Ursachen3„ Abgesehen von den durch Verwendung schlechter Bleche oder durch
schlechte Arbeit oder aber durch Wassermangel veranlaſsten Schäden, werden die
Dampfkessel daher fast nur durch innere und äuſsere Rostbildung oder durch
Kesselstein zerstört – Grund genug, diesen Erscheinungen die gröſste Aufmerksamkeit
zuzuwenden.
Betrachten wir zunächst die Zerstörung der Kesselbleche von
auſsen. Die Verbrennungsgase, welche den Kessel umspülen, bestehen bekanntlich aus
Stickstoff, Sauerstoff, Wasserdampf und Kohlensäure; bei schlecht geleiteter
Verbrennung enthalten sie auch wohl Kohlenoxyd und geringe Mengen von
Kohlenwasserstoffen und bei der Verwendung von Steinkohlen und Anthracit stets
beträchtliche Mengen von schwefliger Saure (vgl. 1876 221 468. 1878 228 432). Von
diesen Bestandtheilen erscheint auf den ersten Blick namentlich die schweflige Säure
bedenklich zu sein und machte auch schon Paget (*1866
179 96) auf die zerstörende Wirkung derselben aufmerksam. Kraft theilt in dem Rechenschaftsberichte der Wiener
Dampfkesselgesellschaft für 1874 mit, daſs er an den Auſsenflächen der Unterkessel
einer Dampfkesselanlage um die Kreisnäthe der eingeschobenen Ringe stellenweise
ziemlich tief ausgefressene Furchen fand, welche vorn oberhalb des Rostes gar nicht,
in der Mitte der Länge schwach, gegen rückwärts der Unterkessel jedoch zahlreich von
gröſserer Ausdehnung und Tiefe vorkamen. Diese Furchen waren theilweise noch bedeckt
mit einer gelblichen porösen Masse aus Schwefelverbindungen des Eisens. Weitere
Nachforschungen ergaben, daſs die auf einem Treppenroste verbrannte, stark
schwefelhaltige Staubkohle unvorsichtiger Weise (vgl. 1873 210 234) so stark genäſst
wurde, daſs sie einen förmlichen Brei bildete. Das hier verdampfte Wasser
condensirte sich theilweise an den genannten kälteren Theilen des Kessels und
vermittelte so die Lösung des Eisens durch die schweflige Säure (vgl. 1875 218 257).
Die gleiche Beobachtung haben DouvilléAnnales des Mines, 1876 S. 455. Bulletin du Musée de l'industrie de Belgique,
1876 Bd. 70 S. 200. Engineer, 1877 Bd. 44 S.
367. Scientifique American Supplement, 1877 S.
1647. Annales des Mines, 1877 Bd. 11 S.
366. u.a.Revue industrielle, 1878 S. 116. Moniteur industrielle belge, 1877 S. 409.
446. gemacht. Auch Vincotte hat, wie
GyſslingGeschäftsbericht des Bayerischen
Dampfkesselrevisionsvereines, 1877 S. 33. berichtet,
derartige Zerstörungen beobachtet. An einem Siederohrkessel, bei dem die Flamme
zuerst den Oberkessel bestreicht und dann über den Unterkessel zurückgeht, fand er
eine grauschwarze (I), darunter eine weiſse, dünne Schicht (II) von folgender
Zusammensetzung:
Oberkessel
Unterkessel
I
II
I
II
Schwefelsaures Eisenoxydoxydul
71
89
37
81
Eisenoxyd und Thonerde
18
0
3
3
Freie Schwefelsäure
0
2
3
2
Schwefelsaurer Kalk
0
5
6
0
Schwefelsaures Ammoniak
0
0
2
3
Organische Stoffe
5
3
22
0
Kieselsäure
1
1
3
0
Wasser
5
0
24
11
––––––––––––––––––––––
100
100
100
100.
Der Kessel zeigte einige Undichten, wodurch mit Rost und
Kalksalzen ' aus dem Kesselwasser ausgefüllte Furchen entstanden waren. Vier Proben
dieser Bildungen zeigten folgende Zusammensetzung:
Oberkessel
Unterkessel
I
I
II
III
Schwefelsaures Eisenoxyd
6
65
0
4
Schwefelsaurer Kalk
28
4
8
13
Eisenoxyd und Thonerde
65
24
23
77
Kieselsäure
1
2
2
3
Kohlensaurer Kalk
0
0
67
0
Organische Stoffe
0
5
0
3
–––––––––––––––––––––––––––––––––––
100
100
100
100.
Wie bereits (1878 229 131) erwähnt, habe ich voriges Jahr ebenfalls derartige
Kostbildungen aus dem Flammrohr eines Dampfkessels untersucht, der mit stark
schwefelhaltigen Kohlen geheizt wird. Die festeren Krusten der grauen Masse
bestanden aus:
Eisenoxyd
42,44
Schwefelsäure
35,91
Magnesia
Spuren
Unlöslich in HCl
3,89
Organische Substanz und Wasser
17,76
–––––––
100,00,
und die zerfallenen, sauer reagirenden Theile aus:
Löslich in Wasser
80,28,
darin
EisenoxydSchwefelsaure
26,4652,64
Unlöslich in Wasser
12,11
Glühverlust
7,61
–––––––
100,00.
Andererseits habe ich mehrfach Gelegenheit gehabt, Dampfkessel zu sehen, die mit
Anthracit geheizt wurden, der verhältniſsmäſsig trockne Verbrennungsgase liefert.
Trotz der 3 bis 4 Proc. Schwefel in der Kohle zeigten die Kessel keinerlei
Zerstörung- überall aber, wo die geringste Undichtigkeit Feuchtigkeit austreten
lieſs, waren die Bleche sehr stark angegriffen.
Demnach werden die trocknen Kesselbleche von der schwefligen Säure der
Verbrennungsgase wohl kaum nennenswerth angegriffen, dagegen in sehr gefährlicher
Weise zerstört, sobald Feuchtigkeit hinzutritt, sei es, daſs der Kessel undicht ist,
sei es, daſs das Mauerwerk feucht ist, oder aber, daſs sich an den kälteren Theilen
des Kessels aus den stark Wasserdampf enthaltenden Verbrennungsgasen Feuchtigkeit
niederschlägt – eine Erscheinung, die sich namentlich an den Nietfugen der mit
kaltem Wasser gespeisten Gegenstromkessel oder den Vorwärmern zeigt.Vgl. H. v. Reiche: Dampfkessel, 2. Auflage * S.
147. Die feuchte schweflige Säure verbindet sich dann mit dem
Sauerstoff der überschüssig zugeführten atmosphärischen Luft, namentlich in
Gegenwart von Eisenoxyd, zu Schwefelsäure, welche das Eisen in bekannter Weise
löst.
Feuchtigkeit und Kohlensäure begünstigen aber auch die Verbindung des Eisens mit
Sauerstoff ungemein (vgl. 1876 219 526), die Kesselbleche können daher, wenn auch
weniger rasch, von schwefelfreien Verbrennungsgasen zerstört werden, sobald sie auf
die eine oder andere Weise längere Zeit naſs bleiben. Der Hannoversche
Dampfkesselrevisionsverein hat z.B. auf der Gewerbeausstellung ein Stück Kesselblech
ausgestellt, welches in Folge einer Undichtigkeit von drei schmalen Dampfstrahlen
getroffen wurde, die drei tiefe, 15cm lange
Furchen eingegraben haben, von denen die mittlere das 1cm dicke Blech durchschnitten hat.Die entsprechenden Erscheinungen zeigen sich auch bei Wasserleitungsröhren,
wenn die Verbindungsstellen undicht werden. Vgl. Scientific American Supplement, *1878 S. 1999. Die
Dampfkessel sollen daher jedenfalls von auſsen trocken
gehalten werden.
Mannigfaltiger sind die Ursachen der Zerstörung der Kesselbleche
auf der inneren Seite, wie sie theilweise schon von Paget (*1866 179 89) beschrieben wurden. Nach
H. v. ReicheH. r. Reiche: Dampfkessel, 2. Auflage *S.
154. werden alle Flammrohrkessel, deren Heizgase zuerst durch die
Flammrohre, dann in zwei getrennten Kanälen an den Seiten des Kessels wieder nach
vorn und schlieſslich in einem dritten Kanal unter dem Kessel zurückgeführt werden,
dadurch zerstört, daſs etwa in der Mitte (also auf den verticalen Wandungen)
unterhalb der Wasserlinie die Bleche zahllose Grübchen bekommen, die, falls an
dieser Stelle eine horizontal laufende Nietnath vorhanden ist, unmittelbar hinter
der Ueberblattung sich zu einer fortlaufenden Furche vereinigen. Da, wo verticale
Nietnäthe die Zone der Grübchen schneiden, befinden sich ebenfalls zu beiden Seiten
der Ueberblattung hinlaufende Furchen. Diese in hohem Grade gefährlichen
Anfressungen entstehen nach v. Reiche durch das
fortwährende Hin- und Herbiegen der Bleche; die eigentliche Ursache dieser Auflösung
des Eisens läſst er unerörtert. W. GyſslingGeschäftsbericht des bayerischen
Dampfkesselrevisionsvereines, *1877 S. 27. beobachtete
derartige Zerstörungen der Bleche in der Wasserlinie, so weit sie auſsen von den
Heizgasen bestrichen wird. Er glaubt, daſs bei Anwendung eines nach E. de Haën gereinigten Speisewassers sich auf dem
Wasserspiegel schaumige, ätzende Bestandtheile abscheiden, welche das Eisen bei
entsprechend hoher Temperatur angreifen; woraus diese ätzenden Stoffe bestehen, ist
leider nicht angegeben. BredoGeschäftsbericht der Dampfkesselgesellschaft M.
Gladbach, 1878 S. 32. hat diese Zerstörung der Bleche in
der Nähe des Wasserspiegels oft bei Kesseln beobachtet, deren Wasser nicht nach de Haën gereinigt wurde; er vermuthet daher ein
einfache Oxydation.
In den letzten Jahren hatte ich mehrfach Gelegenheit, ähnliche Rostbildungen zu
untersuchen, die aus Eisenoxyd oder theilweise aus Eisenoxydoxydul bestanden. In
einem Kessel mit Unterfeuerung, der mit vorgewärmtem Brunnenwasser gespeist wurde,
hatte sich eine reine, weiſse, 8 bis 10mm dicke
Kesselsteinschicht abgesetzt, die über der Feuerplatte noch 4 bis 5cm hoch mit zusammengekitteten Kesselsteinstücken
bedeckt war. Die Krusten hatten eine Härte von 3 bis 3,5 und 2,72 sp. G.; sie
bestanden aus:
Kalk
39,91
Magnesia
1,04
Schwefelsäure (SO3)
55,49
Kieselsäure
Spur
Kohlensäure
Spur
Unlöslich
0,82
Wasser (über 130°)
2,38
––––––
99,64,
also fast nur aus schwefelsaurem Calcium. Unter dieser
Kesselsteinbildung fand
sieb eine schwarze, 1 bis 3mm starke Rostschicht
von folgender Zusammensetzung:
Eisenoxyd
66,94
Eisenoxydul
26,33
Schwefelsaures Calcium
1,02
Wasser, Verlust
5,71
–––––––
100,00;
sie bestand demnach fast nur aus Eisenoxydoxydul (Fe3O4). In einem
anderen Dampfkessel, dessen Speisewasser viel Chloride, Nitrate und Sulfate
enthielt, fand sieh unter der auch bei Anwendung von Zinkeinlagen gebildeten
Kesselsteinschicht, namentlich auf dem Flammrohre, wie bereits (1876 222 173)
erwähnt, eine dünne Rostschicht, bestehend aus:
Eisenoxyd
68,21
Eisenoxydul
23,79
Unlöslich
4,21
Wasser, Verlust
3,79
–––––––
100,00.
Besonders charakteristisch sind diese Rostbildungen in den Kesseln mit sogen.
Gegenströmung, wo das nicht vorgewärmte Speisewasser in den kältesten Theil des
Kessels eingeführt wird, der sich dann regelmäſsig angegriffen zeigt. So berichtet
O. GreinerZeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1871 S. 296., daſs an 4 Kesseln, die mit Spreewasser gespeist
wurden, die Untersieder nach halbjährigem Betriebe hunderte von Buckeln in Erbsen-
bis Bohnengröſse bekommen hatten, nach deren Entfernung sich Vertiefungen im Bleche
zeigten, ausgefüllt mit einer dunkelbraunen Masse, welche wie die Buckel selbst aus
Eisenoxyd und Oxydul bestand. Einlagen von Zink erwiesen sieh wirkungslos. Aehnliche
Zerfressungen zeigen auch andere Vorwärmer.Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1871 S. 519, 522 und 732. Wochenschrift des
österreichischen Ingenieur- und Architectenvereines, 1877 S.
253.
In den Pockennarben-artigen Vertiefungen der mit Condensationswasser gespeisten
Schiffskessel will man kleine Kupfertheilchen gefunden haben, die mit dem Eisen
elektrische Ströme erzeugen und so das Eisen in Oxyd überführen sollen (vgl. 1864
172 110. 173 340). MillnEngineering, 1875 Bd. 20 S. 426.
macht mit Recht darauf aufmerksam, daſs diese Anfressungen nicht nur auf dem Boden,
sondern auch über dem Wasserspiegel auftreten, diese Erklärung daher nicht zutreffen
kann. Auſserdem enthält der Rost so wenig Kupfer, daſs daraus die Gröſse der
Zerstörungen wohl nicht erklärt werden kann. Eine Probe bestand z.B. aus:
Eisenoxyd
77,5
Wasser
19,75
Fett
0,85
Schwefelsaures Calcium
0,8
Kupferoxyd
0,6
Thonerde, Mangan u. dgl.
0,5
––––––
100,00.
Paget (*1866 179 89) und Mallet (1866 179 93) meinen,
daſs die verschiedenen Kesselbleche mit den Salzlösungen galvanische Ströme
erzeugen, wodurch sich Eisenoxyd bildet und Wasserstoff entweicht, und C. A. FaureEngineer, 1875 Bd. 40 S. 371.
vermuthet, daſs diese Ströme schon von dem Eisenblech mit den darin enthaltenen
Unreinigkeiten erzeugt werden. Auch bei Gegenwart von Fett sollen Ströme
entstehen.Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure.
1872 S. 786. Andere wollen sogar das Zerfressen der Unterkessel
durch galvanische Ströme erklären, welche durch die Reibung des Wassers an den
Wandungen entstehen sollen.Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1871 S. 296. Ehe nicht Jemand diese elektrischen Ströme wirklich
nachweist (vgl. *1876 222 242), sind diese Hypothesen zurückzuweisen.
Bekanntlich zeigen sich die Rostbildungen im Unterkessel namentlich stark im Scheitel
des kurzen Endes hinter dem Verbindungsstutzen mit dem oberen Kessel, wenn sich hier
Dampf und Luftblasen sammeln. Eine derartige schwarze, ziemlich feste, 4 bis 5mm dicke Kruste aus einem hiesigen Kessel zeigte
folgende Zusammensetzung:
Eisenoxyd
60,12
Eisenoxydul
32,28
Unlöslich
3,55
Wasser, Kalk u. dgl.
4,05
––––––
100,00,
bestand also fast nur aus Eisenoxydoxydul.
Hieraus erklärt sich leicht die Entstehung derartiger Rostbildungen. Wie bereits
erwähnt, rostet Eisen stark bei gleichzeitiger Einwirkung von Sauerstoff und
Feuchtigkeit; begünstigt wird die Rostbildung durch die Gegenwart von Kohlensäure,
mehr noch durch Chlorverbindungen und Ammoniak, wesentlich verzögert durch alkalisch
reagirende Stoffe, namentlich Kalkhydrat und Soda. Ist kein Sauerstoff vorhanden, so
sind Chlornatrium, Chlorkalium, Chlorbarium und Chlorcalcium auf Eisen wirkungslos;
dagegen greift Chlormagnesium auch in diesem Falle das Eisen sehr stark an (vgl.
1875 218 78. 1876 222 244). Da nun wohl kaum jemals ein Speisewasser zur Verwendung
kommt, welches frei ist von Sauerstoff und Kohlensäure, so werden die Kesselbleche
überall da verrosten, wo sie von diesen Gasen getroffen werden, namentlich aber da,
wo sie längere Zeit mit ihnen in Berührung bleiben, also in den kälteren Theilen des
Kessels und im Vorwärmer. Enthält das Wasser vorwiegend kohlensaures Calcium, oder
wird es gut vorgewärmt, so daſs die genannten Gase gröſstentheils entfernt sind, so
kann die Rostbildung unmerklich, ja auch durch eine dünne Kesselsteinschicht
beschränkt werden. Wenn durch Hin- und Herbiegen der Wandungen durch abwechselndes
Ausdehnen und Zusammenziehen die schützende Schicht, die auch aus magnetischem
Eisenoxyd bestehen kann,
fortwährend gelockert wird, so daſs der feuchte Sauerstoff immer wieder mit
metallischem Eisen in Berührung kommt, so wird der Rost rasch tief eindringen. Daher
zeigen auch namentlich die Kessel Rostbildungen, welche über Nacht sich abkühlen, um
so mehr hier die Luftblasen während der Ruhe länger an einer Stelle haften. Noch
mehr muſs das Zerfressen der Kessel durch die das Rosten begünstigenden Salze
beschleunigt werden, namentlich durch Chlormagnesium (vgl. 1866 179 93). Da ferner nach Deville (1870 198 140. 513) Eisen schon bei
150° von reinem Wasser entschieden angegriffen wird, so müssen die Bleche in der
Wasserlinie stark angegriffen werden, sobald diese durch die Feuergase erhitzt wird;
es müssen sich auch unter dicken Kesselsteinschichten die erwähnten Rostbildungen
zeigen.
(Schluſs folgt.)