Titel: | Thomas Whitwell's verbesserter Winderhitzungsapparat für Hohöfen. |
Autor: | –r. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 246 |
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Thomas Whitwell's verbesserter Winderhitzungsapparat für
Hohöfen.
Mit Abbildungen auf Tafel 20.
Whitwell's verbesserter Winderhitzungsapparat für
Hohöfen.
Die von Thomas Whitwell in
Stockton-on-Tees erfundenen Winderhitzungsapparate haben
eine sehr rasche Verbreitung gefunden. Während im J. 1874 nur 48 Hohöfen mit 184
dieser Apparate versehen waren, beläuft sich jetzt (Anfang 1878) die Zahl der in Thätigkeit befindlichen
Whitwell'schen Apparate auf 392, welche den Betrieb
von 104 Hohöfen unterhalten (vgl. 1878 228 185).
Die Vortheile der aus feuerfesten Steinen erbauten Winderhitzungsapparate im
Vergleich zu den Röhrenapparaten sind bekannt und lassen sich kurz, wie folgt,
zusammenfassen: 1) Die Reinigung vom Flugstaub kann während des Betriebes
stattfinden. 2) Es sind keine Reserveapparate erforderlich, weil das Material
unzerstörbar ist. 3) Die Gase werden vollständig ausgenutzt. 4) Es entsteht kein
Windverlust, weil der Apparat vollständig dicht ist und kein Pressungsverlust wegen
der groſsen Weite der Kanäle. 5) Die Temperatur in den Apparaten kann so hoch
gesteigert werden, als die Heizkraft der Gase dies erlaubt, woraus indirect
Ersparniſs an Brennmaterial für die Roheisenproduction und erhöhte
Leistungsfähigkeit des Hohofens folgt. 6) Gröſsere Regelmäſsigkeit im Gange des
Hohofens, weil die bedeutenden Massen hocherhitzter feuerfester Steine als schlechte
Wärmeleiter ein groſses Wärmereservoir bilden. 7) Unterdrückung der sonst üblichen
Windregulatoren, indem letztere durch das bedeutende Fassungsvermögen der Apparate
selbst ersetzt werden.
Im J. 1876 erhielt Whitwell ein französisches Patent
(vgl. auch D. R. P. Nr. 327 vom 10. August 1877) auf einen gegen die ursprüngliche
Einrichtung wesentlich veränderten und verbesserten Apparat; derselbe besteht,
ähnlich wie der von ihm zuerst eingeführte, aus einem vertical stehenden
cylindrischen Kessel von vernietetem und verstemmtem Eisenblech, welcher innerlich
mit feuerfesten Steinen ausgesetzt ist (vgl. Fig. 1 und
2 Taf. 20). Die Verankerung am Kopfe des Apparates ist dieselbe
geblieben. Die Verbesserung besteht hauptsächlich in der Zugführung.
Die vom Hohofen kommenden Gase treten aus der horizontalen Röhre F, nachdem sie den mit Wasser gekühlten Schieber a passirt haben, durch die Oeffnung B in die Kammer b, wo sie
vertical bis zur Decke des Apparates aufsteigen. Hierauf werden dieselben durch fünf
einander parallel laufende Züge c abwärts geführt, um
in der Kammer d wieder bis zur Decke des Apparates
hinauf und schlieſslich durch sieben parallele Züge e
herab zu streichen. Der Austritt aus dem Apparat erfolgt durch die Oeffnung C und den Ventilkasten m
in den Rauchkanal E zum Schornstein.
Die Gebläseluft durchzieht dieselben Räume, jedoch im umgekehrten Sinne. Aus der
Röhre G tritt dieselbe durch den Schieberkasten n und die Oeffnung C in
den Apparat ein und durch den mit Wasser gekühlten Schieberkasten O aus demselben hinaus, um das Sammelrohr H zu erreichen, aus welchem sie in den Hohofen geleitet
wird.
Ein Theil des Umfassungsmauerwerkes im Apparate ist mit einem System von Kanälen
versehen, in welchem die zur Verbrennung der Gase erforderliche Luft vorgewärmt und dadurch eine höhere
Windtemperatur erzielt wird. Die in der verticalen Seitenwand befindlichen Kanäle
i erhalten ihren Luftzufluſs durch das Ventil h (Fig. 2) und
liefern die erhitzte Luft durch die Oeffnungen i' in
den Verbrennungsraum b. Die im Boden befindlichen
Kanäle g werden gespeist durch das Ventil f und entsenden die warme Luft durch die Oeffnungen g' in den unteren Theil des Verbrennungsraumes b. Die in der Mittelmauer M ausgesparten Kanäle l, deren Lufteintritt
bei k erfolgt, münden bei l' in den Verbrennungsraum d. Durch diese
Vorkehrungen wird ein groſser Theil derjenigen Wärme, welche sonst durch
Ausstrahlung verloren gehen würde, nutzbar gemacht; denn durch die Anwendung
erhitzter Verbrennungsluft entsteht eine wirksamere Verbrennung und in Folge dessen
eine höhere Temperatur.
Die Schaulöcher p und Reinigungsöffnungen s (Fig. 2) sind
dieselben geblieben, wie bei dem älteren Whitwell'schen
Apparat. Das Reinigen der Züge vom Flugstaub, welches unter normalen Verhältnissen
etwa alle 2 Monate nothwendig wird, geschieht, wie dies in Fig. 1
abgebildet ist, entweder durch eiserne Schieber r oder
Kugeln r', welche von der Decke des Apparates an Ketten
herabgelassen werden, und erfordert nur wenige Stunden Zeit. Um die Operation
vorzunehmen, schlieſst man sämmtliche Schieber und läſst das Zugventil nach dem
Schornstein etwas geöffnet, damit Hitze und Staub den mit der Reinigung
Beschäftigten nicht belästigen.
Dadurch, daſs die Gase mehrere Kammern gleichzeitig durchstreichen, wird deren
Reibung an den Wänden vermindert, wodurch indirect eine geringere Höhe des
Schornsteines erforderlich wird. Durch die Vereinfachung der Züge lassen sich bei
derselben Grundfläche gröſsere Höhen, somit auch gröſsere Heizflächen erzielen.Um die Heizflächen noch um ein Bedeutendes (um
etwa 50 Proc.) zu vermehren, verbindet C.
Goedecke, Hüttendirector in Bulmke bei Gelsenkirchen (D. R. P. Nr.
952 vom 30. August 1877) in dem Apparate das Längswandsystem mit einem
Querwandsystem; durch Anbringung geräumiger Kammern unten kann ein Mann
bequem arbeiten und die Reinigung leicht vornehmen, welche sich auch noch
durch Anbringung von Reinigungsöffnungen auf beiden Seiten des Apparates
begünstigen läſst und minder langes Gezäh dazu verlangt. Die
Reinigungsöffnungen im Deckel fehlen.
Die zweckmäſsigste Aufstellung der Whitwell'schen
Apparate findet in der Weise statt, daſs der warme Wind, wie dies in Fig. 3 und
4 Taf. 20 angedeutet ist, zunächst in ein Sammelrohr H gedrückt wird, von wo er in die Ringleitung J tritt. Hierdurch wird erreicht, daſs selbst dann,
wenn mehrere Apparate gleichzeitig im Wind stehen, durch sämmtliche Düsen gleich
warm geblasen wird.
Die Erfahrung, daſs ein Unterschied von 100° in der Windtemperatur einem Unterschied
im Kokesverbrauch von etwa 100k auf 1000k erblasenen Eisens gleichkommt, reicht hin, um
selbst die hohen Anlagekosten der Whitwell'schen Apparate
im Vergleich zu den Ersparnissen, welche durch dieselben im Laufe der Zeit
eintreten, verschwindend klein erscheinen zu lassen.
–r.