Titel: | Ueber Galleïn und Cöruleïn; von Durand. |
Autor: | Kl. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 179 |
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Ueber Galleïn und Cöruleïn; von Durand.
Durand, über Galleïn und Cöruleïn.
Die vorläufige Notiz über diese beiden neuen Farbstoffe (vgl. 1877 224 463) findet durch eine Abhandlung Durand's im Bulletin de
Mulhouse, 1878 S. 326 ihre Ergänzung. Der Verfasser,
welcher Galleïn und Cöruleïn im Groſsen darstellt, bespricht zunächst deren
Bereitung. Nach ihm werden 1 Th. Phtalsäure und 2 Th. Pyrogallussäure zusammen bei
190 bis 200° erhitzt, bis die Masse erhärtet. Um aus letzterer einen gewissen Rest
von unverändert gebliebener Pyrogallussäure und Phtalsäure zu entfernen, wird sie
zuerst mit kochendem Wasser ausgezogen, hierauf mit kohlensaurem Alkali aufgelöst
und die erhaltene Lösung mit Säure gefällt. Das so in Teigform gewonnene Galleïn ist
in kochendem Wasser wenig löslich, es ertheilt ihm nur eine weinrothe Färbung; in
kaltem Wasser ist es ganz unlöslich, sehr leicht löslich in heiſsem Alkohol. Die
concentrirte weingeistige Lösung zeigt eine mahagonigelbe, die alkalische Lösung
eine blauviolette Färbung. Letztere verschwindet an der Luft rasch, indem sich aus
der concentrirten Lösung neue braungefärbte Producte bilden.
Das Coruleïn entsteht, wenn 1 Th. trockenes Galleïn und 20 Th. Schwefelsäure zusammen
auf 200° erhitzt werden, worauf die erkaltete Masse in Wasser gegossen und durch
fortgesetztes Auswaschen möglichst von der anhängenden Säure befreit wird. Das
Cöruleïn wird weder von Säuren, noch von Alkalien angegriffen; es entspricht also
den Anforderungen an einen echten Farbstoff in vollstem Maſse.
Obgleich das Galleïn mit verschiedenen Metalloxyden Verbindungen eingeht, wie es z.B.
mit Bleioxydmordant ein sehr hübsches Grauviolett liefert, so ist doch das Chromoxyd
sein hauptsächlichster, ausgiebigster und die schönsten Nüancen versprechender
Mordant. Für den Druck
auf geölter Baumwolle werden 40l teigförmiges
Galleïn mit 20l Gummiwasser vermischt und dem
Ganzen 4l essigsaures Chrom von 1,1415 sp. G.
zugefügt, worauf die damit bedruckte Waare gedämpft, gewaschen und geseift wird.
Sowohl Baumwolle als Wolle, wenn zuvor Chromoxydmordant auf ihnen befestigt worden
ist, können mit Galleïn ausgefärbt werden, und zwar entspricht die Art und Weise des
Färbens ganz der Krappfärberei. Ein heiſses Seifebad erhöht die Feinheit der
gefärbten, vollkommen echten Nuancen wesentlich.
Um das in Wasser noch weniger als das Galleïn lösliche Cöruleïn für Druckerei und
Färberei zu verwenden, muſs es mittels doppeltschwefligsauren Natrons in Lösung
gebracht werden. Für den Wolldruck werden 10l
Cöruleïn mit 30l Gummiwasser verdickt und mit 2l,5 Glycerin sowie unmittelbar vor dem Gebrauch
mit 1l,25 einer Lösung von doppeltschwefligsaurem
Natron (1,3804 sp. G.) versetzt. – Für Baumwolldruck auf geöltem Stoff kommen auf
8l Cöruleïn, 20l Gummiwasser, 1l doppeltschwefligsaures
Natron (in der Stärke wie oben und wieder unmittelbar vor dem Gebrauch) und 2l essigsaures Chrom (1,1415 sp. G.).
H. Köchlin empfiehlt für den Druck auch das
Ferrocyankalium als Mordant, im Maximum 250g
Ferrocyankalium auf 1l Cöruleïn. Nach dem Dämpfen
und Seifen, um das gleichzeitig entstandene Berlinerblau von der Baumwolle zu
entfernen, bleibt auf dem Stoff eine mehr grauliche, aber viel stärkere Farbe als
bei Anwendung des Chrommordant zurück.
Für das Färben gelten dieselben Bedingungen, welche beim Galleïn angegeben worden
sind; nur muſs je 1k Cöruleïn zuvor in 2k einer Lösung von doppeltschwefligsaurem Natron
von 1,3804 sp. G. aufgelöst werden. Es ist sogar gut, die beiden Substanzen einige
Stunden vor dem Gebrauch zu vermischen. Sowohl die durch Färben, als die auf dem
Wege des Dämpfens mit Cöruleïn erzeugten Farben zeichnen sich durch allseitige
Echtheit aus.
Endlich hat das Cöruleïn noch die Eigenschaft, daſs es sich wie Indigo auf Geweben
reduciren und an der Luft wieder oxydiren läſst, indem es bei dieser Oxydation seine
ursprüngliche Farbe wiedergewinnt. Man kann es also auch ganz entsprechend dem
Indigo anwenden, und zwar ist in diesem Fall das beste Reductionsmittel Zinkstaub
bei Gegenwart von etwas Ammoniak.
Kl.