Titel: | Signalfeuer-Apparat für Kriegsschiffe. |
Autor: | H. J. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 155 |
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Signalfeuer-Apparat für
Kriegsschiffe.
Mit Abbildungen auf Tafel 16.
Signalfeuer-Apparat für Kriegsschiffe.
Mit diesem Apparat bezweckt man, in der Nacht bei möglichst geringem Aufwände an Zeit
und Arbeit ein intensives Licht, sogen. Blickfeuer zu erzeugen, mit welchem man
vorher verabredete Signale zu geben im Stande ist. Als Leuchtstoff wird hierzu
Petroleum verwendet, welches in Form eines künstlich erzeugten Nebels mit groſser
Geschwindigkeit durch eine ringförmige Spiritusflamme getrieben, von derselben
entzündet und im Luftstrome verbrannt wird. Der Apparat setzt sich zusammen aus der
Vorrichtung zur Erzeugung eines kräftigen Luftstromes, aus einem Mechanismus zur
genauen Vertheilung der Menge des zur Verbrennung gelangenden Leuchtstoffes und aus
der Spirituslampe, in welcher derselbe zur Verbrennung gebracht wird. Die
Zeichnungen auf Taf. 16 stellen den Apparat in Fig. 5 in
der äuſseren Ansicht, in Fig. 6 im
Verticaldurchschnitt durch die Behälter für Petroleum und Spiritus dar und
veranschaulichen auch die innere Einrichtung des Dochtes und der
Stellvorrichtung.
Die am Apparat gut befestigten Luftpumpen a, a1 dienen zur Erzeugung eines kräftigen Luftstromes;
durch Drehen an den Handkurbeln b, b1 wird atmosphärische Luft in den Windkessel c gepreſst. Ueber dem Windkessel befindet sich der
Petroleumbehälter d, darüber der Spiritusbehälter e und die Spirituslampe. Das Rohr f ist durch die Achse der Behälter d und e geführt, mündet
oben in den Brennraum der Spirituslampe und unten in den Windkessel. Durch Lüftung
der Verschluſsschraube an der Füllöffnung des Petroleumbehälters kann die gepreſste
Luft im Apparate abgeblasen werden; auch kann man an Stelle der Verschluſsschraube
ein Manometer anbringen, um den Druck im Apparate zu messen. Der Handgriff h des Drehschiebers g
dient als Signalgeber, und man öffnet oder schlieſst mit demselben die Ausmündung
o; in ersterem Fall strömt Luft und Petroleumdampf,
durch die Spirituslampe entzündet, in mächtiger Flamme aus; im zweiten wird beides
im Apparate zurückgehalten. Die Luftröhren i (Fig.
6) stehen mit dem Petroleumbehälter und dem Windkessel in Verbindung,
daher in beiden die gleiche Luftspannung vorhanden ist. Der Petroleumbehälter steht
auſserdem mittels der Rohrstücke l (Fig. 6) mit
dem ringförmigen Hohlraum in Verbindung, welcher durch die hohle Petroleumspindel
k in dem Rohr f
abgetheilt ist. Das Petroleum wird dadurch zugleich mit der Luft, die dem Windkessel
entströmt, aus der geöffneten Mündung o herausgeblasen
und fein zerstäubt. Den Zufluſs des Petroleums zum Lichtstrom regulirt man durch die
Spindel k, weshalb sie in ihrer Achsrichtung durch
Schraube ohne Ende und Schneckenrädchen mittels Knopf m
von auſsen verstellbar ist. Es kann sonach der Ausgangskanal des Petroleums zur
Ausmündung o je nach Erforderniſs geöffnet werden.
Die Spirituslampe dient zur Entzündung des im Luftstrome zerstäubten Petroleums; der
ringförmige Spiritusbehälter e communicirt nur durch
das Verbindungsrohr s mit dem Dochtcylinder p; letzterer ist mit Muttergewinde versehen, in welche
die am unteren Ende befestigte Dochtschraube q
eingreift. Durch Zapfen und Nuthführung an dem Rohre f
ist diese Dochtschraube am Drehen verhindert, und es kann somit durch Rechts- oder
Linksdrehung des Dochtcylinders mit dem Dochte dieselbe herauf oder herunter
geschoben werden. Es geschieht dies mit Hilfe einer Radspindel, deren Stellkopf n sich ebenfalls an der Auſsenseite des Apparates befindet. Die
Messinghülse u dient zum Schütze des Drehschiebers g und ist oben in den Runddocht eingelegt. Der
Brenncylinder r ist über der Spirituslampe
eingeschraubt und das Schutzblech t über den
Brenncylinder geschoben. Dadurch wird der Spiritusbehälter gegen die Wärmestrahlung
der Apparatflamme geschützt. Unterhalb der Verschluſsthür zum Brennraum der
Spirituslampe ist der Spiritusbehälter mit einer kleinen Oeffnung x (Fig. 5)
versehen. Es wird hierdurch der Entstehung eines Gasdruckes im Spiritusbehälter
vorgebeugt und mit ihm der schädlichen Einwirkung auf das ruhige Brennen der
Spirituslampe. Der trichterförmige Aufsatz v dient zum
Schütze der Apparatflamme; ebenso der Windschirm w
(Fig. 7) bei stürmischem Wetter.
Soll nun mit dem Apparat signalisirt werden, so wird zuerst die Spirituslampe
angezündet; es kann dies innerhalb ihres weiten Brennraumes selbst bei stürmischem
Wetter mit einem Schwefelholz geschehen, wenn man nur die Vorsicht gebraucht, den
Docht vorher mit einigen Tropfen Spiritus oder Terpentinöl zu befeuchten. Brennt die
Lampe, die erst nach einiger Erwärmung eine zur Entzündung des Petroleums genügende
Flamme gibt, so werden die Luftpumpen in Bewegung gesetzt und die Luft im Apparat so
stark verdichtet, wie dies mit der gegebenen Kraft zu ermöglichen ist. Eine Gefahr
für den Apparat ist hierbei nicht zu befürchten, da derselbe genügende Sicherheit
bietet, um einem Druck von 12at zu widerstehen. Es
ist nun beim Signalisiren besonders darauf zu achten, daſs der Signalhebel h mit Ruhe und sicherer Hand gehandhabt wird, daher ein
heftiges Oeffnen und Schlieſsen des Absperrventiles gänzlich zu vermeiden. Mit Hilfe
der Stellschraube m, deren Kopf wie gesagt nach auſsen
am Apparate vorsteht, regulirt man nun den Petroleumzufluſs so, daſs durch
Verbrennung desselben im Luftstrome eine intensive weiſse Flamme entsteht. Da eine
unvollständige Verbrennung des Petroleums eine matte Flamme mit schwarzem Rauch an
den Spitzen derselben zur Folge hat, so ist jede Rauchbildung zu verhindern. Das
Auslöschen der Spiritusflamme nach Beendigung des Signalisirens wird bewirkt durch
Einlegen des Verschluſsdeckels r1 (Fig. 5) in
den Windschirm.
Der in Vorstehendem beschriebene Signalfeuer-Apparat ist seit einiger Zeit auf den
Schiffen der deutschen Marine eingeführt und bewährt sich nach dem Urtheil der
Sachkenner in so ausgezeichneter Weise, daſs – wie uns mitgetheilt wird – auch
andere Seemächte demselben ihre Aufmerksamkeit zuwenden, um ihn ebenfalls
einzuführen. Derselbe ist eine deutsche Erfindung und wurde in der mechanischen
Werkstätte des Königl. Laboratoriums in Spandau construirt und ausgeführt.
H. J.