Titel: | J. F. Taylor's direct wirkende Dampf- und hydraulische Presse für Baumwolle, Oel u.a. |
Autor: | J. P. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 122 |
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J. F. Taylor's direct wirkende Dampf- und hydraulische Presse für
Baumwolle, Oel u.a.
Mit Abbildungen auf Tafel 9.
Taylor's Dampf- und hydraulische Presse.
Nach Mittheilungen, welche von R. H.
Tweddell in der Institution of Mechanical
Engineers gemacht und im Engineering 1878 Bd.
25 S. 92 veröffentlicht worden sind, wird die Zahl der im vergangenen Jahre von Indien gelieferten
Baumwollballen auf 1434000 geschätzt und, alle Quellen inbegriffen, die Einfuhr nach
Europa auf 5290000 Ballen im durchschnittlichen Gewichte von 186k,5 der Ballen. Ein Ersparniſs von nur 1 Penny
Kostenaufwand zum Pressen des Ballens würde hierfür schon in runder Summe 440000 M.
betragen, in Wirklichkeit aber dürfte es das 4 bis 5fache erreichen. Es geht daraus
der hohe Werth zweckmäſsiger Vorrichtungen speciell zum Pressen der Baumwollballen
unzweideutig hervor, und ist deshalb jede Vereinfachung der zu diesem Zwecke
dienenden hydraulischen Pressen schon beachtenswerth, wenn man nur den europäischen
Baumwollhandel in Betracht zieht; dieser aber bildet nur einen Theil der
ausgedehnten Geschäfte, welche vom glücklichen Erfolge der hydraulischen Presse
abhängen. Eine solche Vereinfachung weist die im Nachstehenden beschriebene direct
wirkende Dampf- und hydraulische Presse auf. Um die Vortheile derselben hervortreten
zu lassen, ist es nothwendig, vorerst die bisher gebräuchliche Methode, das
Druckwasser unter den Preſskolben zu bringen, näher in Betracht zu ziehen.
Am gebräuchlichsten ist die Anwendung von Druckpumpen mit
verhältniſsmäſsig kleinem Kolbendurchmesser und Hub, durch Uebersetzung getrieben
und mit bedeutender Tourenzahl laufend. Abgesehen davon, daſs in diesem Falle eine
groſse Anzahl von Pumpen erforderlich ist, geht die Arbeit nur langsam von statten,
indem für jeden einfachen Hub des Preſskolbens oft einige hundert Pumpenhübe
nothwendig sind. In einem der günstigsten Fälle sind beispielsweise 1000 bis 1200
Pumpenhübe erforderlich, um einen einzigen Ballen zu pressen. Bei jedem Hub des
Pumpenkolbens aber schlagen Saug- und Druckventil auf ihren Sitz auf, daher die
Schwierigkeit der Erhaltung dichter Ventile begreiflich ist. Dazu kommen noch die
Arbeitsverluste in Folge der Reibung und die durch letztere bedingte Abnutzung der
Antriebsmechanismen. Diese Gründe veranlaſsten schon vor einiger Zeit die Einführung
mehr directer Wirkung mit entsprechender Reduction der Anzahl der arbeitenden
Bestandtheile. Von einigen Constructeuren wurden Accumulatoren angewendet, manchmal
in Verbindung mit Vorrichtungen zur Druckerhöhung, welche die Pumpenventile bei
Eintritt des höheren Druckes entlasteten; von anderen wurden direct wirkende
Dampfmaschinen mit Pumpen von gröſseren Dimensionen zur Anwendung gebracht, um die
durch den schnellen Gang bedingte Abnutzung zu vermeiden. Noch andere haben directen
Dampfdruck bis auf einen gewissen Weg des Preſskolbens und nur zum Schluſse
hydraulische Kräfte angewendet.
Die direct wirkende Dampf- und hydraulische Presse von J. F.
Taylor in Charleston (Nordamerika) vermeidet alle die genannten Uebelstände
und schlieſst überdies noch den Vortheil beschleunigter Arbeit und verminderten
Kostenaufwandes in sich. Fig. 1 Taf.
9 zeigt die Ansicht der direct wirkenden Dampfpumpe in Verbindung mit der
Baumwollpresse. Beide Maschinen sind hier unmittelbar neben einander gestellt. In
Wirklichkeit wird man die Dampfpumpe in die Nähe der Dampfkessel stellen und von
hier bis zu den Pressen reichende Druckrohre führen, um die Dampfleitungsrohre
möglichst kurz zu erhalten. Fig. 2 zeigt
einen Durchschnitt durch die Dampfpumpe. Man ersieht daraus die Anordnung der beiden
neben einander liegenden Dampfcylinder A und B und der mit diesen durch Verschraubung verbundenen,
in ihrer Verlängerung liegenden Pumpencylinder C und
D mit dem Pumpenkolben G und H, welche das Druckwasser durch das
Rohr R unter die Preſskolben der Baumwollpresse führen.
Die Fig. 3 bis 21 Taf. 9
zeigen die Details einer solchen Maschine nach Engineering, 1878 Bd. 25 S. 190, und zwar Fig. 3 bis
12 die Dampfpumpe und Fig. 13 bis
21 die Baumwollpresse.
Erfahrungsgemäſs kann die Arbeit des Preſskolbens in zwei Theile getheilt werden,
wovon der erste mit ⅚ des Hubes geringere Pressung und der zweite mit ⅙ des Hubes
groſse Pressung erfordert. Um dies auszunutzen, wurden von Taylor zwei Pumpenkolben und zwei Dampfkolben von gleichem Hube in
Anwendung gebracht. Die beiden Dampfkolben haben gleichen Durchmesser, die
Pumpenkolben G und H aber
sind in ihren Durchmessern verschieden. Die Kolbenflächen derselben erhalten sich
wie 5 : 1 und die Summe der Volume der von beiden Kolben bei einem ganzen Hube
verdrängten Wasser menge ist etwas gröſser als das zur Vollführung eines Hubes der
Preſskolben erforderliche Volum, um Wasserverluste innerhalb gewisser Grenzen
unschädlich zu machen. Ein Hub des Kolbens G bewirkt
demnach3/6 des
Hubes der Preſskolben, ein darauf folgender Hub des Kolbens H die Vollführung des letzten ⅙ des Hubes der Preſskolben und zwar mit
bedeutend verstärktem Drucke. Da die Durchmesser der beiden Dampfkolben E und F gleich groſs sind,
so wird unter Voraussetzung gleicher Dampfspannung auf den beiden Kolben G und H der gleiche totale
Dampfdruck lasten, somit der Wasserdruck auf die Flächeneinheit vor dem Kolben H 5mal so groſs sein als jener vor dem Kolben G. Sind nun die Druckrohre und die beiden
Pumpencylinder bei zurückgezogenen Dampfkolben (Fig. 2) und
eingeschobenen Preſskolben (Fig. 1) mit
Wasser vollständig gefüllt, so wird jede Bewegung der beiden Dampfkolben sofort eine
Bewegung der Preſskolben mit sich bringen, und umgekehrt wird der Abwärtsgang der
Preſskolben durch deren eigenes Gewicht und das Gewicht der anhängenden Preſstheile
auch das Zurückweichen der Dampfkolben zur Folge haben. Es sind daher für die Pumpen
keine Saug- und Druckventile nothwendig, weil stets dasselbe Wasser in Gebrauch
steht. Um jedoch während des Hubes des Kolbens H den
Cylinder C zu entlasten, ist bei S (Fig. 1 und
2) das in Fig. 10 bis
12 näher dargestellte Ventil eingeschaltet, welches mittels eines Hebels
geöffnet werden kann, um die Verbindung zwischen den Preiscylindern und dem
Pumpencylinder C herzustellen. Beim Abwärtsbewegen
dieses Hebels schlieſst sich das Ventil durch sein Eigengewicht.
Die beiden Dampf- und Pumpencylinder können vertical oder horizontal aufgestellt
sein; am besten ist es jedoch im vorliegenden Falle denselben eine kleine Neigung
wie in Fig. 1 zu geben, um die Abwärtsbewegung der Kolben im Augenblicke des
Dampfaustrittes zu erleichtern. Durch die Anwendung von zwei Pumpencylindern werden
einerseits kleinere Dimensionen für die auſserordentlich hohen Pressungen und
andererseits ökonomische Dampfausnutzung durch Expansion des Dampfes aus dem einen
Cylinder in den anderen erzielt. Bei Ingangsetzung der Maschine wird zuerst, ehe noch Baumwolle
in die Presse gebracht wurde, das Dampfventil P (Fig.
2) geöffnet und frischer Kesseldampf in den Cylinder B geleitet. Hierdurch wird der Kolben F vorgeschoben und der Cylinder B angewärmt. Ist F am Ende seines Hubes
angelangt, wobei die Preſskolben eine Strecke weit leer gehoben wurden, so wird P geschlossen und das Ventil Q geöffnet; durch dieses tritt der Dampf in das Rohr M und von hier auf die andere Seite des Kolbens F wieder in den Cylinder B
und treibt im Vereine mit dem Gewichte der Preſskolben und der darauf lastenden
Preſstheile den Kolben F wieder in seine
Anfangsstellung zurück. Wird jetzt ein Baumwollballen in die Presse gebracht und
nach Abschluſs von Q das Ventil T geöffnet, so tritt der Dampf aus dem Cylinder B in den Cylinder A über und treibt hier den
gröſseren Pumpenkolben G vorwärts, indem er auf das
Volum beider Dampfcylinder expandirt. Sobald der Pressungswiderstand dem Dampfdrucke
auf E das Gleichgewicht hält, schlieſst sich das Ventil
T selbstthätig durch sein Eigengewicht; darauf wird
wieder das Ventil P geöffnet. Es strömt neuerdings
frischer Kesseldampf in den Cylinder B und treibt den
Kolben F, somit den Kolben H vorwärts, wobei der Dampf von der Gegenseite dieses Kolbens vollständig
entweicht. Der verstärkte Druck vor dem Kolben H
schlieſst das Ventil S und vollendet die Pressung des
Baumwollballens, welche, wenn erforderlich, eine beliebig lange Zeit unterhalten
werden kann. Die in den Cylinder B geleitete Dampfmenge
tritt nach vollendeter Pressung wieder durch Q und M auf die Gegenseite des Kolbens F. Darauf wird das Auslaſsventil U und das Entlastungsventil S geöffnet, wodurch E in seine
Anfangsstellung zurückkehrt. Nun kann der gepreſste Ballen entfernt und ein neuer in
die Presse gebracht werden, wobei sich das Spiel der Kolben wiederholt, wie bei
jedem später in die Presse gebrachten Baumwollballen.
Die hier gezeichnete Baumwollpresse hat zwei Preſskolben in getrennt gegossenen und
nur durch Schrauben verbundenen Preſscylindern. Beide Kolben wirken nach aufwärts.
Die Cylinder stehen auf einem Querstücke, welches unterhalb derselben die obere
Preſsplatte bildet. Ueber beide Kolben ist ein oben halbkreisförmig abgerundetes
Querstück gelegt, das mittels aufgehängter schmiedeiserner Bügel den Druck der
Preſskolben auf ein ähnlich geformtes, oben als Preſsplatte gebildetes, unten in die
Bügel eingelegtes Querstück überträgt, auf welches der zu pressende Baumwollballen
aufgebracht wird. Fig. 14
zeigt einen Preſskolben und Preſscylinder im Durchschnitt und Fig. 13 den
Preſskolben im Anschlüsse an das obere Querstück; die Fig. 15 und
16 stellen das obere, Fig. 17 und
18 das untere Querstück dar, endlich Fig. 19 bis
21 das mittlere Querstück, auf welchem die beiden Preſscylinder
aufgeschraubt sind. Die Fig. 3 und
4 zeigen das Detail der Dampfkolben und der damit verschraubten
Pumpenkolben. In Fig.
3 ist der groſse Pumpenkolben im Durchschnitte dargestellt und der kleine
Pumpenkolben punktirt angedeutet. In Fig. 5 bis
7 ist der kleine Pumpencylinder mit dem zugehörigen Kolben im Detail und
in Fig. 8 und 9 der groſse
Cylinder mit dem zugehörigen Pumpenkolben gezeichnet.
Jeder der beiden Preſskolben hat 560mm Durchmesser, somit 2463qc
Kolbenfläche. Die Dampfcylinder haben 1420mm
Kolbendurchmesser und dem entsprechend jeder 15837qc Kolbenfläche. Bei einer Dampfspannung von 5k,7 auf 1qc beträgt daher der totale
Dampfdruck auf einen Kolben rund 89400k. Der
kleine Pumpenkolben hat 248mm Durchmesser, daher
483qc Kolbenfläche. Folglich beträgt der
Wasserdruck 89400 : 483 = 185k auf 1qc und der totale Druck auf beide Preſskolben 2 X
2463 X 185 = 911310k. Nach Abzug der zur
Ueberwindung der Reibungswiderstände und zum Heben der Last erforderlichen Kraft
wird jeder Ballen mit 860000k zusammengepreſst,
sobald die Dampfspannung im Cylinder B 5k,7 auf 1qc
beträgt.
Die Erzeuger solcher Pressen in Amerika garantiren das Pressen von
75 Ballen in der Stunde mit nicht mehr als 1t
Brennmaterialverbrauch auf 300 Ballen. Gewöhnlich überschreitet der Verbrauch an
Brennmaterial nicht 2k,7 oder an Kosten hierfür ½
Penny für den Ballen. Mit Zuhilfenahme dieser Pressen hat man in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika, in Mobile, Augusta, Charleston und anderwärts, bis 80
Ballen in der Stunde gepreſst. Eine Firma hat sogar mehrere Stunden hinter einander
deren 93 zu Stande gebracht, und ein Versuch ergab 40 Ballen in 20 Minuten, also 120
Ballen in der Stunde. Es mag noch erwähnt sein, daſs von John F. Taylor bis nun schon ungefähr 35 ähnliche Pressen mit 300 bis
1500t Wasserdruck ausgeführt wurden.
Auſser für die Zwecke des Pressens der Baumwollballen werden solche Pressen auch noch
in vielen anderen Fällen, wie z.B. beim Oelpressen mit
Vortheil verwendbar sein. In letzterem Falle kommt namentlich der Vortheil dieser
Pressen in Betracht, daſs man den Druck beliebig lang erhalten kann, da keinerlei zu
Druckverlusten Anlaſs gebende Ventile vorhanden sind und bei geringen
Wasserverlusten durch den constant wirkenden Dampfdruck die Pressung dennoch
erhalten bleibt. Von Tweddell in Westminster, welcher
Mitinhaber des Patentes auf dieses Preſssystem ist, wurde dasselbe auch bereits zum
Betriebe der stärkeren seiner hydraulischen Werkzeugmaschinen zur Anwendung gebracht und auf der Pariser
Weltausstellung vorgeführt; es steht zu erwarten, daſs diese Pressen mit Rücksicht
auf ihre bedeutenden Vorzüge auch anderwärts bald Eingang finden werden.
Wir fügen hier noch eine Bemerkung bei, welche von Tweddell gelegentlich einer Besprechung über die Wilson'sche hydraulische Baumwollpresse, welche im Engineer, 1877 Bd. 44 S. 329 abgebildet und beschrieben ist, nach dieser
Quelle in der Institution of Mechanical Engineers
bezüglich der Anwendung von Lederstulpen bei hydraulischen Pressen gemacht wurde.
Tweddell bemerkte, daſs bei einer Pressung von
140k auf 1qc
Lederstulpen keine besonderen Dienste mehr leisten, daſs dagegen Hanfpackung ganz
geeignet ist, so hohen Pressungen zu widerstehen. Bei dem Hochdruckkolben der Taylor'schen Presse ist deshalb auch Hanfpackung zur
Anwendung gebracht, welche durch die Mutter angezogen wird, die den Kolben auf der
Kolbenstange festhält. Das Detail hierfür ist in Fig. 6
ersichtlich. Davey fügte dem bei, daſs bezüglich der
Haltbarkeit der Ledermanchetten sehr viel davon abhängt, in welcher Weise diese
angewendet werden. Wenn die Lederstulpen durch einen Sattelring gut gestützt und
durch einen darüber gelegten ausgehöhlten Ring gut bedeckt werden, wie Fig.
22 zeigt, so können dieselben einer sehr hohen Pressung widerstehen,
insbesondere dann, wenn die Fläche unterhalb des Deckringes und zwischen dem
Cylinder und Preſskolben groſs ist. Bei anderer Stützung bricht der Lederstulpen
gewöhnlich bei L (Fig.
22).
J. P.