Titel: | Montgolfier's Maschine zum Schleifen von Holzstoff für die Papierfabrikation. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 35 |
Download: | XML |
Montgolfier's Maschine zum Schleifen von Holzstoff für die
Papierfabrikation.
Mit Abbildungen auf Tafel 6.
Montgolfier's Holzstoff-Schleifmaschine.
Die nach den verschiedenen gegenwärtigen Systemen construirten Holzschleifmaschinen
liefern nach dem Journal des fabricants de papier, 1877
S. 185 einen Holzstoff, welcher zu grob ist, um zur Papierfabrikation direct
verwendet werden zu können, daher erst noch der Behandlung durch Raffinirapparate
und Siebzeuge unterzogen werden muſs. Ein charakteristischer Vorzug der Montgolfier'schen Schleifmaschine soll darin bestehen,
daſs sie einen vollständig raffinirten, direct für die Papierfabrikation
verwerthbaren Stoff, d. i. Ganzstoff, liefert.
Das Wesentliche dieses Systemes liegt in der Anwendung eines in einer Horizontalebene
rotirenden Schleifsteines, vorzugsweise aus Grauwackensandstein, gegen dessen obere Fläche das zu zerfasernde Holz durch einen
besonderen Mechanismus unter einem beliebig regulirbaren Druck angepreſst wird.
Unmittelbar über dem Schleifstein ist ein aus einer Anzahl von Kammern bestehender
Kasten angeordnet, unter dessen Beihilfe der Holzzerfaserungsproceſs einzig und
allein durch die Wirkung der oberen Schleifsteinfläche sich vollzieht. Den Druck
gegen das Holz besorgen vier oder auch mehr steinerne Kolben, welche von dem einen Balkenarm einer Art
Wage herabhängen. Indem man einen an dem anderen Arm aufgehängten geräumigen
Behälter beliebig mit Wasser füllt, oder ihn entleert, ist man im Stande, die Kolben
nebst Zugehör vollständig im Gleichgewicht zu halten, oder auch mit einem Theil
ihres Gewichtes, oder mit ihrer ganzen Kraft auf das Holz drücken zu lassen.
Die Gesammtanlage einer solchen Holzschleiferei, welchem A.
de Montgolfier in Isola-del-Liri (Italien) in der französischen
Patentbeschreibung den Namen „système
défibreuse-raffineuse“ beilegt, ist durch den (theilweise
abgebrochenen) Verticalschnitt Fig. 1 Taf.
6 veranschaulicht; Fig. 2 ist
ein Horizontalschnitt nach der Linie I-II, aus welchem die Einrichtung des Kastens
mit seinen Schleifkammern und die Art seiner Befestigung oberhalb des Schleifsteines
ersichtlich ist; Fig. 3 zeigt
im Horizontalschnitt nach III-IV die Construction des Halslagers zum Centriren der
Schleifsteinspindel und die Abfluſsrinne für den Holzstoff.
Der horizontale, auf seiner oberen Fläche geschärfte Schleifstein a wird von einer guſseisernen, durch Rippen verstärkten
Platte b getragen, welche auf der Verticalwelle c festgekeilt ist; letztere hat ihre Führung in einem
Halslager d (Fig. 3),
läuft mit ihrem Fuſszapfen in einem Spurlager u und
wird in einfacher Weise durch Kegelräder von einer gemeinschaftlichen, im Fundament
gelagerten Horizontalwelle zweier Verticalturbinen angetrieben, j sind die Fallrohre, welche das Wasser auf die
Turbinen leiten. k (Fig. 1 und
2) ist ein kreisrunder, von einem Rahmen l
festgehaltener Holzkasten, der auf zwei Trägern m ruht,
welche die Regulirung des Abstandes des Kastens von der oberen Schleifsteinfläche
gestatten. Der Kasten k enthält vier rechteckige
Abtheilungen oder Kammern n zur Aufnahme der zu
schleifenden Holzklötze. In diese Kammern treten die Steinkolben r, welche das Holz gegen den Schleifstein anpressen.
Diese Kolben sind durch vier Bolzen t an einen
steinernen Kopf s befestigt und repräsentiren mit
diesem gewissermaſsen die eine Wagschale des um den Stützpunkt v oscillirenden Wagebalkens u. Der Raum zwischen je zwei auf einander folgenden Kammern n enthält noch zwei ähnliche Kammern, wovon die eine
o (Fig. 2) eine
mit der Schleifsteinfläche in freier Berührung befindliche Holzplatte aufnimmt,
wogegen die andere leer ist und deshalb den Abfluſs des Holzstoffes unter dem
Einfluſs der Centrifugalkraft in die kreisrunde Rinne q
(Fig. 1 und 3)
gestattet. Eine in der Mitte des Steines s befestigte
Schraube x endigt oben in einem Bügel, welcher eine
Kette z aufnimmt, woran der Stein nebst seinen vier
Kolben vom Wagebalken u herabhängt. Zur Regulirung der
Tiefe, bis zu welcher die Steinkolben in ihre Schleifkammern sich einsenken dürfen,
dient eine auf x geschraubte Mutter y, welche dadurch, daſs sie gegen die Platte b' sich legt, dieser Einsenkung ein Ziel setzt.
Ein von dem anderen Ende des Wagebalkens an einer Kette d'herabhängender Behälter c' aus Eisenblech nimmt das
Wasser auf, welches die vier Kolben n nebst dem Stein
s im Gleichgewichte halten soll. Um das Wasser nach
Bedürfniſs ausflieſsen zu lassen, ist am Boden des Behälters ein Ventil e angeordnet, welches der Arbeiter mit Hilfe des in
seinem Bereich befindlichen Hebels g und der Stange f öffnen kann. Die Füllung des Behälters erfolgt aus
dem Rohr j, welches das Aufschlagwasser herbeileitet,
durch eine Seitenröhre h', indem der Arbeiter mittels
eines zweiten Hebels ein Ventil i öffnet.
Das zu schleifende Holz kommt, entrindet und in runde Klötze von ungefähr 20cm Durchmesser und 30cm Länge zersägt, in die Kammern n, während
der Behälter c' mit Wasser gefüllt ist. Sobald nun der
Arbeiter das Ventil e öffnet, um den Behälter zu
entleeren, sinken die das Uebergewicht erlangenden Steinkolben in ihre Kammern n und pressen das Holz gegen die horizontale
Schleifsteinfläche. Der Motor wird nun in Gang gesetzt, worauf der
Zerfaserungsproceſs durch den rotirenden Stein unter entsprechendem Wasserzufluſs
beginnt. In Folge dieser Rotation und der Wirkung des eingespritzten Wassers gelangt
der Holzstoff in die Abtheilungen o, wo er zwischen der
oberen Schleifsteinfläche und der Oberfläche der in diese Abtheilungen eingesetzten
Holzplatten raffinirt wird. Von da tritt er in die leeren Abtheilungen p (Fig. 2), um
dann als direct zu verwertendes Ganzzeug in die Rinne q
abgespült zu werden.