Titel: | Beitrag zur Kenntniss einiger Gerbstoffbestimmungsmethoden; von Franz Kathreiner. |
Autor: | Franz Kathreiner |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 482 |
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Beitrag zur Kenntniss einiger
Gerbstoffbestimmungsmethoden; von Franz
Kathreiner.
Kathreiner, zur Kenntniss einiger
Gerbstoffbestimmungsmethoden
„Welche Methode der Gerbstoffbestimmung ist zur allgemeinen Annahme in der
Lederfabrikation zu empfehlen?“ So etwa lautete die vor einiger Zeit an mich
gestellte Anfrage eines englischen Fachmannes, der sich schon selbst eingehend mit
der Sache beschäftigt hatte. Indem ich diese Frage an die Spitze meiner
Mittheilungen stelle, werden zugleich die Richtung, in welcher ich gearbeitet habe,
und ebenso die Anforderungen angezeigt, welche ich an die in den Kreis meiner
Prüfungen zu ziehenden Methoden zu stellen hatte, d.h. verwickelte Methoden waren
von vornherein auszuschliessen. Es schien mir vielmehr Aufgabe zu sein, diejenige
Methode zu bezeichnen, welche brauchbare Resultate auf dem kürzesten und einfachsten
Wege gibt. Wenn ich dann in meinen Mittheilungen über diese bis in die kleinsten
Einzelheiten gehe, so geschieht dies im wohlverstandenen Interesse Derer, welche
nicht nur Kenntniss davon zu nehmen, sondern sich auch damit zu beschäftigen haben.
Wie beispielsweise die Fehling'sche Zuckerprobe nur
dann zuverlässige Resultate gibt, wenn alle
Vorsichtsmassregeln aufs Genaueste erfüllt werden, so ist dies auch der Fall bei
allen Gerbstoffbestimmungen.
Bei unserer mangelhaften Kenntniss der Gerbstoffe muss vorläufig als Titer für eine
Gerbstoffart diese selbst angenommen werden, d.h. es kann nur Summach mit Summach,
Eichenrinde mit Eichenrinde verglichen werden. Eben diese mangelhafte Kenntniss macht
auch viele Procentgehalts-Bestimmungen illusorisch.
Beim Erscheinen eines neuen Gerbmaterials – wo ein
Vergleichsobject mangelt – ist es allerdings erwünscht, den Procentgehalt an Gerbsäure zu erfahren; hier muss aber ohnehin zuerst die
Constitution der Gerbsäure festgestellt und können daher beide Fragen gleichzeitig
durch die reine Chemie gelöst werden. Auf alle Fälle muss bei
Procentgehalts-Bestimmungen die Grundlage angegeben werden, auf welcher die
Berechnung angestellt wurde.
Der Praxis kommt es bei der Wahl der Gerbmaterialien nicht allein auf den
Gerbstoffgehalt an, wenngleich dieser den Vergleichsmassstab
innerhalb verschiedener Sorten eines und desselben Materials abgibt. Es ist
ja eine bekannte Thatsache, dass die Auswahl des Gerbmaterials auch von anderen
Gründen abhängt, und dass es nicht allein die grössere oder geringere Gerbsäuremenge
eines solchen allein ist, welche dem damit hergestellten Leder dessen
eigenthümlichen Charakter in Farbe, Gewicht, Dichte, Härte u.s.w. verleiht, weshalb
es ohnehin absurd wäre, den Werth eines Gerbmaterials nach dessen Gerbstoffgehalt
allein zu beurtheilen. Wenn es beispielsweise bekannt ist, dass Sohlleder, wie es
von diesem oder jenem Consumenten gewünscht wird, durch eine Mischung von
Eichenrinde und Valonea am besten hergestellt wird, so wird man dazu so lange kein
anderes Gerbmaterial verwenden – und wäre es viel Gerbstoff-reicher, resp. dessen
Gerbstoff billiger – bis es dasselbe Product erzeugt. Eichenrinde mit Eichenrinde,
Valonea mit Valonea aber können verglichen werden. Der Praxis kann dies vorläufig
genügen, und es kann sich nur noch darum handeln, die zu untersuchenden Proben auf
ganz gleiche Weise vorzubereiten und eine gemeinschaftliche Untersuchungsmethode anzunehmen. Von
dem ersteren ist eventuell in einer späteren Mittheilung die Rede, und einen
Vorschlag bezüglich der letzteren zu machen ist Zweck dieser Arbeit. Soll die
gemeinschaftliche Annahme einer Methode aber von Nutzen sein, so müssen von
derselben alle Feinheiten und möglichen Fehlerquellen bekannt sein. Ich sehe, wie
schon gesagt, diesmal davon ab, die bei der Herstellung der Proben und Gewinnung der
Auszüge möglichen Fehlerquellen zu bezeichnen, welche nur zu oft die Differenzen in
den Ergebnissen der Analysen erklären, und halte mich nur an die analytischen
Methoden selbst; diejenige, welche am sichersten gestattet, ihren Feinheiten
Rechnung zu tragen, die Fehlerquellen zu umgehen und ohne grossen Zeitaufwand
ausgeführt zu werden, ist ohne Zweifel die beste.
Ich habe Versuche mit den Methoden von Carpené (-Barbieri), Löwenthal, Hammer,
Clark und Jean angestellt.
Carpené-Barbieri's Methode. Ueber
die Carpené'sche Methode ist bereits (1875 216 452)
berichtet worden. Die hier mitgetheilten Resultate liessen die Methode als
brauchbar erscheinen. Barbieri führte nach dieser
Methode Versuche aus, deren Ergebniss ihn nicht befriedigte; sie führten ihn aber zu
einer Abänderung des Verfahrens, welche in Bolley's Handbuch
der technisch-chemischen Untersuchungen (von Dr. E.
Kopp. 1876 2. Hälfte S. 782), ferner in D. p.
J. 1876 219 471 dahin übereinstimmend angegeben ist, dass die mit
ammoniakalischem Zinkacetat im Ueberschusse versetzte Gerbstofflösung zum Kochen
erhitzt und hierauf ⅓ des Volums durch Eindampfen entfernt wird; nach dem Erkalten
wird filtrirt, der Niederschlag mit heissem Wasser ausgewaschen und dann mit
verdünnter Schwefelsäure gelöst. Die Lösung wird von den vorhandenen unlöslichen
Stoffen abfiltrirt und das Zutrat mit Chamäleon titrirt. Barbieri erhielt so stets constante Resultate.
Obwohl mir diese Methode des wiederholten Filtrirens und Aus-Haschens halber etwas
umständlich erschien, so wollte ich sie, angeregt durch die viel versprechenden
Mittheilungen, dennoch in den Bereich deiner Versuche ziehen. In den angegebenen
Quellen fand ich keine Angaben über die Zusammenstellung des ammoniakalischen
Zinkacetates, ebenso nichts über ein annäherndes Mengenverhältniss des letzteren zur
Gerbstofflösung, nichts über die Menge und Verdünnung der Schwefelsäure, auch keine
Angaben, in welcher Weise das Einengen zu geschehen hätte; nur so viel schien
unzweifelhaft, dass das ammoniakalische Zinkacetat im Ueberschusse sein müsse, um
das Gallat u.s.w. in Lösung zu halten. Von den ersten Versuchen keineswegs
befriedigt, habe ich die Methode unter verschiedenen Abänderungen ausgeführt, von
welchen die wichtigsten hier mitgetheilt werden.
Vorher mag über die verwendeten Substanzen bemerkt werden, dass das ammoniakalische
Zinkacetat zusammengestellt wurde aus: 10g
krystallisirtem Zinkacetat, 200cc destillirtem
Wasser und 130g concentrirter Ammoniakflüssigkeit
von 0,960 sp. G. – Die Schwefelsäure, wurde überall, wo es nicht anders angegeben
ist, mit dem 5fachen Volum Wassers verdünnt (die concentrirte Säure hatte 1,840 sp.
G.). – Die Chamäleonlösung wurde bereitet durch Lösen von 1g,333 krystallisirtem Kaliumpermanganat in 1l Wasser. – 20cc
meiner Indigolösung entsprachen durchschnittlich 9cc,5 Chamäleonlösung. – Die Summachabkochung wurde so hergestellt, dass
5g ungemahlener Summach ½ Stunde mit 500cc Wasser gekocht, dann alles auf das Filter
gerächt und der Rückstand hier noch mit so viel kaltem Wasser ausgewaschen wurde,
dass die Menge des Filtrates 1l betrug. (Diese
Manipulation war für den gegebenen Zweck genügend; zudem schien mir die Probe
vollständig erschöpft).Den Lösungen des Summachs und der Gerbsäure wurden nach dem Vorschlage Löwenthal's (Zeitschrift für analytische Chemie, 1877 S. 201) 0cc,5 Eisessig behufs besserer Conservirung
zugesetzt. – Die Gerbsäurelösung wurde, wo nicht anders bemerkt
ist, bereitet durch Lösen von 1g bei 95° getrocknetem, aus einer
chemischen Fabrik bezogenem Tannin in 1l Wasser
von gewöhnlicher Temperatur. – Die Fällungen und das Einengen der Flüssigkeiten
geschah in Bechergläsern, welche tief genug gewählt worden waren, um in solchen
Fällen, wo heftig gekocht wurde, ein Wegspritzen zu vermeiden. – Die Niederschläge
wurden nach dem Auswaschen mit heissem Wasser sogleich auf dem Filter mit der
verdünnten Schwefelsäure gelöst. (Ich dachte wohl einmal daran es – war dies in
einem Falle, als ich ein auffallend niederes Resultat bekam – dass durch das Lösen
auf dem Filter das Papier Dialysator werden könnte und von den zuletzt gelöst
werdenden Partien des Niederschlages die Gerbsäure zurückbleiben würde; ich habe von
da ab die Schwefelsäure auf 1 : 20 verdünnt, ohne aber deshalb constante Resultate
zu erhalten. Auch dass bei den Versuchen mit käuflichem Tannin scheinbar viel auf
dem Filter blieb, schien die Vermuthung zu bestätigen; als ich jedoch das Filter
durchstiess, den Niederschlag abspülte, in Säure [1 : 20] löste und die scheinbar
klare Lösung filtrirte, blieb auch in diesem Falle ein Rückstand auf dem Filter.)
Selbstverständlich wurde auch der im Becherglase haften gebliebene Niederschlag mit
heissem Wasser gewaschen und dieses, sowie die schwefelsaure Lösung durch das Filter
gegeben.
Versuch A. Zunächst sollte geprüft werden, ob Unterschiede in den
Resultaten stattfinden, wenn je 20cc
Summachabkochung mit 50cc ammoniakalischem
Zinkacetat: a) langsam, auf doppeltem, engmaschigem
Drahtgitter oder b) im Wasserbade auf ⅔ des
ursprünglichen Volums eingedampft werden, oder wenn c) nicht
eingedampft, sondern die Fällung ruhig 22 Stunden stehen gelassen wird.
Die Lösung des Niederschlages geschah mittels 30cc verdünnter Schwefelsäure und wurde mittels des
(genügenden) Waschwassers auf 100cc gebracht. In
diesem Versuche und allen folgenden (zur Methode Carpené's) gelangte die ganze Menge der Gerbsäure zur Bestimmung. (Bei
allen Titrationen wurde das Filtrat mit 1l Wasser
verdünnt.)
a)
Chamäleon.
b) Chamäleon.
c) Chamäleon.
cc
cc
cc
50cc Filtrat20 Indigo
11,5
11,6
11,9
Desgleichen
11,5
11,7
12,0
–––––
–––––
–––––
23,0
23,3
23,9
Ab für 40cc Indigo
20,5
20,5
20,5
–––––
–––––
–––––
Für Gerbsäure
2,5
2,8
3,4.
Versuch B. Zweck wie beim vorigen Versuche, nur wird a scharf eingedampft. Je 20cc Summachlösung werden mit 10cc
Gerbsäurelösung und 50cc ammoniakalischem
Zinkacetat: a) scharf auf Drahtnetz und b) im Wasserbade am ⅔ des ursprünglichen Volums eingedampft
und c) wird 24 Stunden stehen gelassen (Niederschlag mit 40cc Säure aufgenommen, das Filtrat auf 100cc verdünnt.)
a)
Chamäleon.
b) Chamäleon.
c) Chamäleon.
cc
cc
cc
50cc Filtrat40 Indigo
24,4
22,1
23,0
Desgleichen
24,6
22,0
22,9
–––––
–––––
–––––
49,0
44,1
45,9
Ab für 80cc Indigo
38,0
38,0
38,0
–––––
–––––
–––––
Für Gerbsäure
11,0
6,1
7,9.
Die Resultate weichen hier ganz gewaltig von einander ab; ich bin jedoch sicher,
keinen Arbeitsfehler gemacht zu haben. Gegen Versuch A fällt auf, dass hier (B) das
nicht eingedampfte Gemenge weniger Chamäleon
brauchte als das auf Drahtnetz eingedampfte; das Eindampfen geschah aber bei B a im
Gegensatze zu A a scharf (d.h. so rasch als möglich). Das Filtrat war bei B a von
der hellen Farbe einer Tanninlösung von 1 auf 1000, während in B b und B c das
Filtrat eil braun war. Spätere Mittheilungen beweisen weiter, dass Unterschiede wie
hier recht wohl möglich sind, und dass scharfes Kochen immer höhere Resultate
ergibt.
Versuch C. Scharfes Kochen mag an sich richtig sein, jedoch legte
das bei B a erhaltene hohe Resultat die Vermuthung nahe, dass das ammoniakalische
Zinkacetat nicht genügend im Ueberschusse vorhanden gewesen sei, wodurch das Gallat
u.s.w. ausfiel. Es wurde deshalb Versuch B a zweimal wiederholt und grössere Mengen
Fällungsmittel verwendet, so dass bei: a) 20cc
Summachlösung und 10cc Gerbsäurelosung mit 100cc ammoniakalischem Zinkacetat, – bei b) 20cc Summachlösung und 10cc Gerbsäurelosung mit 165cc ammoniakalischem Zinkacetat versetzt wurden.
Gekocht wurde scharf auf Drahtgitter; die Niederschläge mit je 70cc Säure aufgenommen und das Filtrat auf 20cc verdünnt.
a)
Chamäleon.
b) Chamäleon.
cc
cc
50cc Filtrat20 Indigo
12,1
11,6
Desgleichen
12,2
11,7
100cc Filtrat40 Indigo
24,3
23,1
–––––
–––––
48,6
46,4
Ab für 80cc Indigo
38,0
38,0
–––––
–––––
Für Gerbsäure
10,6
8,4.
Die Differenz beträgt hier 2cc,2 Chamäleon; bei a
war das Filtrat. heller als bei b. Es mag bei a etwas heftiger gekocht worden sein
(in späteren Versuchen ist die Zeit des Einengens notirt), bei b war auch mehr Fällungsmittel zugegen; und spätere Versuche
zeigen und bestätigen, dass dies in derselben Weise von Einfluss ist, wie es sich
hier gezeigt hat. Aus demselben Umstände erklären sich wohl auch die Abweichungen
zwischen B a und den beiden Versuchen C a und C b. Schon jetzt scheint es, als ob zwischen der anzuwendenden Menge des Fällungsmittels
und der Stärke des Kochens eine gewisse Beziehung zu Ersehen habe. Es
möchte Bedenken erregen, dass ich Vergleiche ziehen will zwischen den Versuchen A, B
und C, wenn ich bemerke, dass diese Versuche innerhalb 2½ Tagen mit denselben
Lösungen angestellt wurden. Wie aber stets vorhergehende Prüfungen durch das
Mikroskop und durch die Methode Löwenthal's bewiesen,
so hielten sich die Lösungen, gut verschlossen, ganz vortrefflich 4 Tage lang im
Dunkeln bei 10° und Zugabe von 0cc,5 Eisessig auf
1l.
Versuch D.
a) 20cc Summach
b) 20cc Summach
c) 10cc Gerbsäure
10cc Gerbsäure
135cc Zinkacetat.
200cc Zinkacetat.
325cc Zinkacetat.
Das Kochen geschah langsam
auf Drahtgitter, die Niederschläge wurden in 100cc
Säure gelöst und das Filtrat auf 200cc
verdünnt.
a)
Chamäleon.
b) Chamäleon.
c) Chamäleon.
cc
cc
cc
100cc Filtrat20 Indigo
12,1
12,0
10,4
Desgleichen
12,0
11,9
10,3
–––––
–––––
–––––
24,1
23,9
20,7
Ab für Indigo
19,0
19,0
19,0
–––––
–––––
–––––
Für Gerbsäure
5,1
4,9
1,7.
Es sollte hier die Summe der bei b und c verbrauchten Chamäleonmengen gleich sein dem
bei a verbrauchten Chamäleon. Dagegen ist eine Differenz von 1cc,5 vorhanden. Das für Gerbsäure erhaltene
Resultat erscheint ausserordentlich nieder und wird auch ein höheres in den
folgenden Versuchen E und F, wo schärfer gekocht wurde. (Nach Löwenthal's Methode braucht dieselbe Gerbsäuremenge
4cc,45 Chamäleon; bei Berücksichtigung des
Leimfehlers 4cc,75.)
Versuch E betraf den Einfluss verschiedener Mengen
ammoniakalischen Zinkacetates auf gleiche Mengen Gerbsäure. Gekocht wurde scharf auf Drahtnetz. Die Niederschläge wurden in je
200cc verdünnter Säure (1 : 20) gelöst. Es
genügten in allen Fällen etwa 125cc der Säure zur
Lösung der Niederschlage; die übrigen 75cc Säure
dienten als Waschflüssigkeit. Versuche ergaben, dass auf diese Weise alles Lösliche
vom Filter entfernt worden war. Dass die ziemlich grosse Menge an Säure die
Richtigkeit der Titrationsresultate nicht beeinflusste, wurde durch vergleichende
Versuche nachgewiesen.
Die Gerbsäurelösung wurde für diesen und die beiden folgenden Versuche F und G
hergestellt durch Lösen von 1g lufttrocknem,
käuflichem, reinem Tannin in 1l Wasser bei 30°. Es
gestatten demnach die hierbei gewonnenen Resultate nur annähernde Vergleiche mit den
früheren, was jedoch nicht Zweck der Versuche E bis G ist. Bei a und a| wurden je
10cc Gerbsäurelösung mit 50cc ammoniakalischem Zinkacetat, bei b und b1 je 10cc
Gerbsäurelösung mit 150cc ammoniakalischem
Zinkacetat versetzt.
a)
Chamäleon.
a1)
Chamäleon.
cc
cc
100cc Filtrat20 Indigo
10,85
10,75
Desgleichen
10,90
10,75
–––––
–––––
21,75
21,50
Ab für Indigo
17,80
17,80
–––––
–––––
Für Gerbsäure
3,95
3,70
b)
Chamäleon.
b1)
Chamäleon.
cc
cc
100cc Filtrat20 Indigo
10,20
9,75
Desgleichen
10,20
9,65
–––––
–––––
20,40
19,40
Ab für Indigo
17,80
17,80
–––––
–––––
Für Gerbsäure
2,60
1,60.
Die Farben der Filtrate lassen sich nur zwischen a und a1 sowie zwischen b und b1 vergleichen, da die Verdünnung bei der letzteren Gruppe ein grössere
war. Das Filtrat von a war eine Spur heller als bei a1. Bei b1 blieb die Flüssigkeit dunkler
als bei b; sie behielt während des Kochens lange ihre braungelbe Farbe und erst beim
scharfem Kochen gegen Ende wurde die Farbe heller, jedoch nicht so hell als bei b.
(Es lässt sich natürlich über verschiedenen Flammen das Kochen nicht so gleichmässig
reguliren, als es bei vergleichenden Versuchen wünschenswerth wäre.) Da aber auf ⅔
eingedampft war, musste jedoch auch b1 vom Feuer
genommen werden. Die Filtrate von a, a1 und b hatten
die Farbe einer Tanninlösung von 0,001 angenommen.
In allen bisherigen Fällen wurde festgestellt, dass man schon an der Farbe des
Filtrates, unter sonst gleichen Bedingungen, erkennen kann, wo mehr, wo weniger
Chamäleon gebraucht wird, nämlich dass, je heller die Flüssigkeit ist, desto mehr
Chamäleon beansprucht wird. Ob bei hellen Filtraten zu viel, beispielsweise auch
Gallat, oder bei dunklen zu wenig, das Tannat also nicht vollständig ausgefällt ist,
wage ich nicht zu entscheiden. Die Versuche a und a, nähern sich ziemlich gut, aber
nicht genügend; b und b1 differiren gewaltig und
erklärt sich dies aus der Art des Kochens. Die Differenzen zwischen den Gruppen a
und b haben als Ursache die verschiedenen Mengen des angewendeten Zinkacetates, wie
auch der nächste Versuch zeigt.
Versuch F. Die Gegensätze in den Mengenverhältnissen des
Gerbstoffes und des Fällungsmittels wurden noch erweitert. Bei a und a1 wurden 20cc
Gerbsäurelösung mit 50cc ammoniakalischem
Zinkacetat, bei b und b1 10cc Gerbsäurelösung mit 250cc ammoniakalischem Zinkacetat versetzt. Das
Kochen und Eindampfen geschah langsam auf Drahtnetz,
das 3mm hoch mit Asbest bedeckt war.
a
war
über
Feuer
1¼
Stunden,
vom
Kochen
an
1
Stunde
a1
„
„
„
1½
„
„
„
„
1¼
b
„
„
„
1½
„
„
„
„
1
b1
„
„
„
1¾
„
„
„
„
1¼
Die Niederschläge wurden in 200cc verdünnter Schwefelsäure (1 : 20) gelöst.
a)
Chamäleon.
a1)
Chamäleon.
cc
cc
100cc Filtrat20 Indigo
11,8
12,0
Desgleichen
11,8
12,1
–––––
–––––
23,6
24,1
Ab für Indigo
17,8
17,8
–––––
–––––
Für 20cc Gerbsäure
5,8
6,3
„ 10cc „
2,9
3,15.
b)
Chamäleon.
b1)
Chamäleon.
cc
cc
100cc Filtrat20 Indigo
9,4
9,2
Desgleichen
9,35
9,3
–––––
–––––
18,75
18,5
Ab für Indigo
17,80
17,8
–––––
–––––
Für 10cc Gerbsäure
0,95
0,7.
Es kommen bei Versuch F a und a1 auf 10cc Gerbsäurelösung 25cc Zinkacetat, bei E dagegen 50cc des
letzteren auf die gleiche Menge Gerbsäure. Die Filtrate F a und a1 waren in Folge langsamen Kochens viel dunkler als
bei E a und a1; wenn aber trotz des langsamen
Kochens die Unterschiede zwischen a und a1 F und a
und a1 E nicht so gross sind, als dies sonst bei
langsamem und raschem Kochen der Fall ist, so mag die – wie bei F a und a1 – bisher nie so gering angewendete Menge des
Fällungsmittels (welches ja Lösungs- mittel für Gallat u.s.w., ja im grossen Ueberschusse und
in der Wärme vielleicht auch für Tannat ist) die Ursache sein, welche Vermuthung
durch die Betrachtung der Resultate b und b1 F
bestätigt wird.
Die grosse Menge des bei F b und b1 angewendeten
Zinkacetates verursachte natürlich eine viel stärkere Verdünnung des Filtrates
(173cc,3), als bei E b und b1 (106cc,6),
weshalb ein Vergleichen der Farbe beider wohl nicht statthaft ist. Welche
Differenzen entstehen bei zu grossem Ueberschusse des Fällungsmittels bezeugt schon
E b und b1 und noch mehr F b und b1.
Versuch G. Dieser Versuch sollte noch einmal zeigen, wie sich die
Resultate verändern, wenn: 1) die Raschheit der Wärmeeinwirkung und 2) die Menge des
Fällungsmittels verschieden ist.
Die Raschheit der Wärmeeinwirkung wird durch a, a1 und a2 untersucht;
die Einwirkung der Menge des Fällungsmittels durch a2 und b; da hierbei im Wasserbade eingeengt wurde, war dabei auch jeder
Einfluss rascherer oder langsamerer Wärmeeinwirkung beseitigt. (Es könnte nur die
Dauer der Wärmeeinwirkung beanstandet werden, diese
aber steht bei Anwendung gleichwirkender Wärmequellen immer im geraden Verhältnisse
zur Quantität der einzuengenden Flüssigkeit; dieser Umstand ist also bei gedachtem
Zwecke niemals zu umgehen.) In allen 4 Versuchen wurden gleiche Mengen der auch zu
den Versuchen E und F verwendeten, jedoch ganz unveränderten Gerbsäurelösung
verwendet. Die Niederschläge wurden mit 200cc
verdünnter Säure (1 : 20) aufgenommen.
a)
10cc
Gerbsäurelösung,
50cc
Zinkacetat,
auf
Drahtnetz
scharf gekocht
a1)
10
„
50
„
„
„
und Asbest lang-sam gekocht
a2)
10
„
50
„
im Wasserbad, eingekocht
b)
10
„
250
„
Desgleichen.
a)
Chamäleon.
a1)
Chamäleon.
cc
cc
100cc Filtrat 20 Indigo
10,8
10,2
Desgleichen
10,8
10,4
–––––
–––––
21,6
20,6
Ab für Indigo
17,8
17,8
–––––
–––––
Für Gerbsäure
3,8
2,8.
a2)
Chamäleon.
b) Chamäleon.
cc
cc
100cc Filtrat 20 Indigo
10,0
9,3
Desgleichen
10,1
9,3
–––––
–––––
20,1
18,6
Ab für Indigo
17,8
17,8
–––––
–––––
Für Gerbsäure
2,3
0,8.
Es ist interessant zu vergleichen:
VersuchG
Ueber Feueroderim Wasserbade
ZeitdauerdesKochens
FarbedesFiltrates
Chamäleon-verbrauch
Minuten
Minuten
cc
a
35 (Feuer)
30
ganz hell
3,8
a1
70 (Feuer)
55
braun
2,8
a2
75 (Wasserbad)
65
braun
2,3
b
180 (Wasserbad)
165
†
0,8
† Wegen starker Verdünnung nicht zu vergleichen.
Versuch G a nähert sich in seinem Resultate gut den Versuchen E a und a1, d.h. steht zwischen beiden. Diese aber wurden mit
derselben Gerbsäure und der gleichen Menge hiervon, mit ebenso viel Zinkacetat und
bei gleichfalls scharfem Kochen angestellt. Die Schlüsse aus den Resultaten dieses
Versuches ergeben sich wohl von selbst und bestätigen nur die bisherigen
Erfahrungen.
Aus den Ergebnissen der Versuche geht hervor, dass, sollte selbst das Princip der
Methode richtig sein, diese selbst noch keineswegs so durchgearbeitet ist, um sie
ohne Bedenken zur Anwendung empfehlen zu können. Schon die dürftigen Mittheilungen
in der Literatur über einen so heiklen Gegenstand sind einigermassen befremdend, wie
ich schon eingangs erwähnte. Es erscheint mir ferner auch noch gar nicht ausgemacht,
ob das Reagens auf alle Gerbsäuren gleichmässig wirkt; bei der leichten
Veränderlichkeit und verschiedenen Constitution derselben ist auch eine verschiedene
Einwirkung, besonders des Ammoniaks, unter den begleitenden Umständen nicht
ausgeschlossen. Es erscheint auch nicht unmöglich, dass je nach Art der Gerbsäuren
Dissociationen stattfinden, ebenso dass Producte bei der Prüfung von Gerbmaterial- (nicht Gerbstoff-) Auszügen entstehen, welche gleich dem Tannat ausgefällt
blieben, ganz abgesehen davon, dass auch hier wieder in jedem Falle die Art der
Wärmeeinwirkung und die Menge des Fällungsmittels bestimmt werden müsste. Bei
Quantitätsbestimmungen so wenig gekannter und leicht veränderlicher Stoffe, wie es
die Gerbsäuren sind, sollen heftige Einwirkungen jeder Art nicht stattfinden.
Es könnte mir der Vorwurf gemacht werden, ich hätte augenscheinlich mit zu grossen
Mengen des Reagens gearbeitet; bei aufmerksamer Betrachtung der Versuche aber wird
man sehen, dass ich auch mit kleinen Quantitäten derselben gearbeitet habe, ohne
eine Constanz der Resultate zu erreichen. Es musste auch mit grösseren Mengen des
Fällungsmittels gearbeitet werden, um dessen Einfluss nach allen Seiten rennen zu
lernen. Zudem ist in der Literatur immer angegeben, dass stark ammoniakalisches
Zinkacetat im Ueberschusse verwendet werden müsse. Wenn bedacht wird, dass beim
Einengen der Flüssigkeiten ein Theil des Ammoniaks verloren geht, was zweifellos
wieder je nach der Art der Wärmeeinwirkung verschieden ist, wenn ferner bedacht
wird, dass auch nach dem Einengen noch Ammoniak vorhanden sein muss, so ist es wohl
sehr schwer, wenn überhaupt möglich, für jeden Fall festzustellen, wie viel Reagens
zuzuwenden sei.
Eine weitere Frage dürfte die sein, ob bei der Zersetzung des Zinktannates durch
Schwefelsäure alle Gerbsäuren unverändert bleiben, und es war diese Erwägung, welche
mich gegen das Ende meiner Versuche veranlasste, mit stark verdünnter Säure (1 : 20)
zu arbeiten, ohne jedoch bessere Resultate erhalten zu haben: doch mag der Fehler
bei den von mir verwendeten Gerbsäuren so gering gewesen sein, dass er die aus den anderen
Gründen entstandenen Abweichungen nicht merklich vergrösserte.
Ich konnte mich mangelnder Zeit wegen leider nicht noch eingehender mit Versuchen
über diese Methode beschäftigen, glaube jedoch, dass die mitgetheilten Resultate
brauchbare Fingerzeige für weiteres Arbeiten sind. Für die Verwendung in der Praxis
aber wird diese Methode, bei ihren vielfachen Schwierigkeiten wohl niemals zu
empfehlen sein.
(Schluss folgt.)