Titel: | Alfred Chenot's pneumatische Hämmer. |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 426 |
Download: | XML |
Alfred Chenot's pneumatische Hämmer.
Mit Abbildungen auf Tafel
27.
Chenot's pneumatische Hämmer.
Anschliessend an den S. 343 d. Bd. abgedruckten Bericht über Sholl's
pneumatische Hämmer sind im Folgenden die von Ch. Golay in
Paris nach den Entwürfen von Alfred Chenot ausgeführten Hämmer besprochen, welche in Fig. 3 bis 6 Taf. 27 nach in der Revue
industrielle veröffentlichten Zeichnungen dargestellt sind. Bei
diesen Hämmern ist das Hauptgewicht auf grössere Rückwirkung der verdichteten Luft
gelegt, als dies bei den Sholl'schen Hämmern der Fall
ist; deshalb bringt Chenot zur Verstärkung dieser
Wirkung zwei Kolben an, welche sich in einem durch eine von aussen angeschraubte
Scheidewand in zwei Theile getheilten Luftcylinder befinden und durch eine
gemeinsame, die Scheidewand durchdringende Kolbenstange mit einander verbunden sind.
In Fig. 4 und
5 ist der
Luftcylinder a, die Scheidewand b und der obere Kolben c im Durchschnitt und der untere Kolben d in der Ansicht gezeichnet. Um der Scheidewand Auflage
zu geben, ist der Cylinder a in der untern Hälfte enger
und in der obern weiter ausgebohrt. Bei den hier in 1/30 n. Gr. abgebildeten Hämmern beträgt
die Bohrung oben 150mm und unten 145mm. Beim Aufwärtsgange der beiden Kolben wird
einerseits die Luft zwischen der Wand b und dem untern
Kolben d verdichtet, andererseits die Luft unterhalb
beider Kolben verdünnt. Diese beiden Wirkungen tragen gegen Ende des Kolbenhubes vereint dazu bei,
die Aufwärtsbewegung des Luftcylinders noch zu beschleunigen; in Folge dessen geht
der Luftcylinder noch nach aufwärts, während die beiden Kolben vermöge der
Kurbelbewegung (bei dem durch Transmission bewegten Hammer) mit beschleunigter
Geschwindigkeit nach abwärts gehend schon ihre maximale Geschwindigkeit in
entgegengesetzter Richtung erreichen. Hierdurch wird nun die Luft unter beiden
Kolben gleichzeitig comprimirt. Zugleich ist daraus zu entnehmen, dass die
Verdichtung der Luft unter beiden Kolben desto grösser sein wird, je schneller sich
die Kolben bewegen.
Der in Fig. 3
und 4
dargestellte pneumatische Hammer ist für Transmissionsbetrieb, jener in Fig. 5 und 6 für directen
Dampfbetrieb eingerichtet. Zur Bewegung des ersteren befindet sich am Fusse des
Ständers eine Vorgelegewelle mit fester und loser Riemenscheibe, neben diesen beiden
ist noch eine dritte mit Borden versehene Riemenscheibe vorhanden. Ueber letztere
und die auf der oben im Ständer gelagerten Kurbelwelle aufgekeilte, gleichfalls mit
zwei Randflanschen versehene Scheibe ist ein schlaffer Riemen gelegt; zum Spannen
desselben dient eine Spannrolle, welche mittels eines Hebels von Hand angedrückt
werden kann. Durch die grössere oder geringere Spannung des Riemens ist man in der
Lage, die Zahl der Schläge und deren stärke nach Belieben zu vergrössern oder zu
verringern. Wird die Spannrolle niedergelassen, also die Spannung des Riemens
beseitigt, so wird zugleich das an der Kurbelseite angebrachte Schwungrad gebremst
und dadurch der Hammer zum Stillstande gebracht. Bei den kleineren Hämmern dieser
Art wird die Spannrolle durch einen Fusstritt bewegt. Am Luftcylinder ist ein Ansatz
f angebracht, welcher in einem an der Vorderseite
der Hülse des Hammerständers vorhandenen Schlitze gleitet und dadurch die Verdrehung
des Luftcylinders und des damit verbundenen Hammerkopfes verhindert.Chenot schätzt den Nutzeffect seiner
pneumatischen Hämmer auf 70 Proc., so muss z.B. bei dem durch Riemen
betriebenen Hammer von je 100mk am Umfange
der Riemenscheibe eingeleiteter Arbeit 70mk nützlicher Arbeit zur Formänderung auf das Schmiedestück
abgegeben werden. Der in Fig. 3 und 4
dargestellte Hammer war von Ch. Golay in Paris
1875 ausgestellt und erhielt dort die goldene Medaille. Die beiden Kolben
desselben gehen sehr leicht im Cylinder und die Kolbenstange geht
gleichfalls leicht durch die Scheidwand. Versuche mit diesem Hammer sollen
gezeigt haben, dass keinerlei Erhitzung an dem Luftcylinder sowohl als an
der Führungshülse während des Ganges des Hammers auftrete. Dieser Hammer
soll 250 Schläge in der Minute machen. Die Hauptdimensionen desselben sind
folgende: Kolbenhub = 220mm, Hammerhub =
450mm, Kraftbedarf = 3e. Derselbe eignet sich zum Schmieden von
100/100mm Eisen und 80/80mm Stahl.
Bei dem pneumatischen Hammer mit directem Dampfbetriebe strömt der Dampf in den
Vorcylinder A, in welchem sich ein Kolben kx
befindet, durch dessen Handhabung der Dampf voll oder gedrosselt in den
Vertheilungscylinder B gelangt, oder auch von diesem
ganz abgesperrt werden kann. Die Dampfvertheilung erfolgt im Cylinder B
durch einen Kolben,
welcher mittels der zu beiden Seiten des Ständers angebrachten Hebel h, die dem Arbeiter stets bequem zur Hand sind, bewegt
wird. Zur Verstärkung der Wirkung wird der Dampf nach Vollendung des Hubes über den
Dampfkolben geleitet, um hier zugleich ein Sicherheitskissen bei zu raschem
Aufwärtsgange zu bilden. Sobald der Dampfkolben tief genug herabgegangen ist,
entweicht der Dampf durch den Cylinder C ins Freie. In
C befindet sich ein Kolben k2, mit welchem der Dampfaustritt
gedrosselt oder ganz abgesperrt werden kann, um den Gang des Hammers nach Belieben
zu verändern. Bei normalem Gange findet die Ausströmung ungehindert statt.