Titel: | Neuere Baumwollreinigungsmaschinen. |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 242 |
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Neuere Baumwollreinigungsmaschinen.
Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 17.
Neuere Baumwollreinigungsmaschinen.
Neuerungen auf dem Gebiete der Baumwollspinnerei kommen jetzt nur spärlich vor.
Erwähnung verdienen zwei neue Oeffner für Baumwolle, welche kürzlich nach dem Textile Manufacturer, 1877 S. 332 und 372 in der
Deutschen Industriezeitung, 1877 S.
504 besprochen sind. Beide Maschinen gehören der Klasse der combinirten
Oeffnungs- und Schlagmaschinen an, d.h. vor einer gewöhnlichen Schlag- und
Wickelmaschine ist noch ein Apparat angebracht, wie man ihn gewöhnlich als einen
Oeffner für rohe Baumwolle bezeichnet.
Bei der ersten dieser Maschinen, welche nach Buckley's
Patent von Taylor, Lang und Comp. in Stalybridge
(England) ausgeführt wird, ist am Eingangsende einer gewöhnlichen Schlagmaschine der
schon seit längerer Zeit von dieser Firma ausgeführte (auch in Chemnitz vielfach
nachgebaute) Oeffner angesetzt. Dieser Oeffner besteht aus einer Trommel von etwa 1m Durchmesser mit den bekannten Zahnschienen,
welch letztere vom Speisewalzenapparat weg die Baumwolle aufnehmen, im Kreise
herumführen und dabei an den aus dem Trommelgehäuse nach innen vorstehenden Rippen
anstreifen lassen. Etwa ein Viertelumfang des Trommelgehäuses auf der den
Speisewalzen entgegengesetzten Seite ist als Reinigungsrost ausgeführt, durch
welchen die Unreinigkeiten hindurchgetrieben werden. An der tiefsten Stelle des
Trommelgehäuses ist eine Oeffnung vorhanden, die in einen erst schräg abwärts, dann
horizontal vorwärts und schliesslich wieder aufwärts laufenden Kanal ausmündet,
welcher nach der bei Schlagmaschinen üblichen Siebcylindereinrichtung führt. Der
Boden der beiden ersten Kanalabtheilungen ist ebenfalls als Rostfläche ausgeführt,
damit sich der Staub unter diese in den luftstillen Raum herab senken kann, während
in den Seitenflächen des ersten Kanalstückes Luftlöcher mit Registern angebracht
sind, damit der von den Siebcylindern anzusaugende Luftstrom die Wolle durch den
Kanal fort- und nach den Siebcylindern führt. Hinter den Siebcylindern kann dann
entweder noch eine Schlagmaschine angebaut sein, oder es kann auch gleich ein
Wickelapparat angebracht werden, wie dies in Fig. 4 Taf. 17 skizzirt
ist.
Der Speiseapparat des Oeffners besteht aus dem Auflegetuch und entweder einem
gewöhnlichen geriffelten Speisecylinderpaar oder statt des letztern aus einer
Klaviermulde; für beide Apparate aber ist der Lord'sche
Abwiegeapparat mit Riemenconusen angebracht, damit die Zuführung des Materials
möglichst regelmässig erfolgt. Eine solche Maschine soll wöchentlich 22700k lockere Baumwolle liefern, mit Wickelapparat
reichlich 12700k.
Während diese Maschine nur als eine Combination längst bekannter Einrichtungen
erscheint, zeigt eine andere von Lord Brothers in
Todmorden (England) wenigstens einige principielle Neuerungen.
Textabbildung Bd. 237, S. 243
Der mit einer gewöhnlichen Schlagmaschine combinirte (d.h. vor derselben angebaute)
Oeffner ist nämlich eine Art liegender conischer Wolf, der hier so gestellt ist,
dass seine Trommelachse in der Richtung des Laufes der Baumwolle (vgl. Fig. 5 und 6 Taf. 17) durch die
Schlagmaschine, also normal zur Schlagflügelachse, liegt. Die grössere Grundfläche
des Conus ist der Schlagmaschine zugewendet, die kleinere dient zur Einführung der
Baumwolle, und zwar erfolgt dieselbe durch ein daran stossendes Blechrohr, welches
nach dem in beliebiger Entfernung davon befindlichen Wollvorrathslocal geht. Der
wesentlich wirkende Theil des Oeffners oder Wolfes ist eine rasch rotirende Welle,
die dicht mit radial daraus vorstehenden Schlägerzinken besetzt ist, deren Spitzen
bei der Rotation einen Kegelmantel beschreiben. Diese Schlägerwelle ist zuerst in
einem einen Kegelmantel bildenden Rost aus flachen Stahlstäben eingeschlossen und
dieser dann von einem weitern Schutzgehäuse umgeben. Der conische Rostmantel lässt
sich seiner Achsenrichtung nach verschieben, so dass seine Innenfläche je nach der
gewünschten Bearbeitung der Wolle sich mehr oder weniger dicht an die von den Enden
der Schlägerzinken beschriebene Rotationsfläche annähert. Auf der Schlägerwelle
befindet sich gleichzeitig noch ein Ventilator, durch dessen saugende Wirkung die
Baumwolle aus dem Vorrathslocal durch die Zuleitungsröhre, an deren Einmündung man
einen Zinkenwalzen-Zuführungsapparat anbringen kann, nach dem Oeffner und durch
denselben hindurchgezogen wird, dort sich durch die Einwirkung der Schlägerwelle
auflockert und reinigt, um schliesslich vom stärkern Conusende weg durch einen Kanal
nach einem Siebcylinderpaar zu gelangen, welches dann in gewöhnlicher Weise das
gebildete Vlies auf die angebaute Schlag- und Wickelmaschine übergehen lässt. Der
Vortheil dieser ganzen Einrichtung besteht darin, dass sich in dem Local, in welchem
die Maschinen stehen, kein Vorrath roher Baumwolle zu befinden braucht; es wird
letztere vielmehr aus dem Mischungsraume durch das Zuleitungsrohr angesaugt, wobei
die Entfernung schon eine ziemlich grosse sein kann.
Während die angesaugte Baumwolle durch die Zuleitungsrohre fliegt, fallen
gleichzeitig viele Unreinigkeiten heraus, und um diese abzuscheiden, führt Lord einen Theil der Röhre auf eigenthümliche Weise
aus. Die Röhre bekommt hierzu auf kurze Längen einen -förmigen Querschnitt.
Die horizontale Fläche ist mit vorstehenden Blechzellen versehen, an denen sich der
Luftstrom etwas bricht und dadurch die schwereren Unreinigkeiten zum Fallen bringt.
Man kann dann den flachen Boden vermöge der angebrachten Gelenke nach unten öffnen
und die Unreinigkeiten herausfallen lassen. Solcher Abscheider werden mehrere auf
der ganzen Länge der Zuleitungsröhre vertheilt angebracht, und die Wirkung derselben
soll so vorzüglich sein, dass in den letzten nur noch sehr wenig niederfällt.
Nebenbei gibt der Erbauer noch an, dass durch diese Abscheidungsröhren auch die
Feuergefährlichkeit vermindert werde, weil keine harten Körper mehr in den Oeffner
und die Schlagmaschine gelangen und dort durch Reibung Gelegenheit zu Entzündungen geben können. Die
Lieferungsfähigkeit dieser Maschine wird zu 11300k
Wickel oder 18100 bis 22700k lockere Baumwolle
wöchentlich angegeben. Die Spinnerei in Burnley soll es in gleicher Zeit auf
14500k Wickel gebracht haben.