Titel: | Ueber die Untersuchung der Rauchgase; von Ferd. Fischer. |
Autor: | Ferd. Fischer |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 171 |
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Ueber die Untersuchung der Rauchgase; von
Ferd. Fischer.
F. Fischer, über Untersuchung der Rauchgase.
Die ersten Gasuntersuchungen wurden ausgeführt, um festzustellen,
in wie fern die Luft an verschiedenen Orten zum Athmen mehr oder weniger brauchbar
und für die Erhaltung der Gesundheit zuträglich sei (daher Eudiometrie von εὐδία gute Luft und μέτρον). HalesHales: Vegetable Statisticks. Deutsch: Statik der Gewächse (Halle 1748), S.
128. machte bereits i. J. 1727 die Beobachtung, dass nitrose Luft
(NO), mit atmosphärischer Luft gemischt, eine Volum Verminderung zeigt. Pristley
Leonhardi: Macquer's chymisches Wörterbuch
(Leipzig 1789), Bd. 3 S. 88. verfolgte diese Beobachtung und
stellte i. J. 1772 das erste Eudiometer zur Untersuchung der Luft mittels Stickoxyd
her, indem er den Grundsatz aufstellte, die atmosphärische Luft sei um so reiner, je
grösser die Volumverminderung beim Vermischen mit Salpetergas sei. Diese Prüfung der
Luft auf ihren Gehalt an Sauerstoff mittels Stickoxyd fand den allgemeinsten
Beifall. F. Fontana
Fischer: Physikalisches Wörterbuch (Göttingen
1799), Bd. 2 S. 275. schlug unter Beibehaltung des Verfahrens
acht verschiedene Eudiometer vor; besser waren die Apparate von Landriani
Landriani: Untersuchung der Gesundheit der Luft
(Basel 1778)., der zuerst die Bezeichnung Eudiometer gebraucht,
Ingenhouss
Philosophical Transactions, 1776 Bd. 66 S.
257.
Magellan
Beschreibung einiger Eudiometer; übersetzt von
Wenzel (Dresden 1780), S. 24.,
Achard
Achard: Sammlung physikalischer Abhandlungen
(Berlin 1784), Bd. 1 S. 317.
Stegmann
Stegmann: Beschreibung eines Luftmessers (Cassel
1778). u.a. Scheele
Scheele: Luft und Feuer (Leipzig 1782), S.
269. verwendete zu gleichem Zweck Schwefel und Eisenfeile, Guyton-Morveau Schwefelkalium. Seguin
Gren's Journal der Physik, Bd. 6 S. 148. Scherer; Geschichte der Luftgüteprüfungslehre
(Wien 1785). nahm zuerst erwärmten Phosphor, Berthollet Phosphor bei gewöhnlicher Temperatur. Volta mischte die Luft mit Wasserstoff und entzündete
das Gemisch durch elektrische Funken; nach den Verbesserungen durch Bunsen ist diese Bestimmungsart des Sauerstoffes die
genaueste der bis jetzt bekannten. Döbereiner
vermittelte die Verbindung dieses Gasgemisches durch Platinschwamm. Brande (1820 3 336) zersetzte, nachdem er die
Kohlensäure durch Kalilauge entfernt hatte, in einem Eudiometerrohre die
Kohlenwasserstoffe des Leuchtgases durch Chlorgas (vgl. auch * 1824 14 195).
Die ersten Analysen von Verbrennungsgasen scheint Peclét
Peclét: Traité de la chaleur, Bd. 1 S.
299., und zwar i. J. 1827, ausgeführt zu haben. Er liess eine mit
Wasser gefüllte Flasche in den Gasen, welche aus dem Schornsteine eines Dampfkessels
entwichen, auslaufen, absorbirte die Kohlensäure dieser Gase mit Kali, den
Sauerstoff durch Phosphor und fand so, dass bei gewöhnlichen Feuerungen nur die
Hälfte der zugeführten Luft zur Verbrennung dient. Die ersten wissenschaftlich
durchgeführten und damit auch die ersten zuverlässigen Analysen von
Verbrennungsgasen liegen jedoch von R. Bunsen (1839 71
321) vor, während die Analysen von Ebelmen (1842 85 35)
1843 88 281. 1851 119 350) nur wenig Anspruch auf Genauigkeit machen können. Daran
schliessen sich die Versuche von Combes (1847), C. de Marsilly
Bulletin de la Société industrielle d'Amiens,
1862 S. 57., Cailletet
Bulletin de la Société chimique, 1866 Bd. 6 S.
104., Scheurer-Kestner (*1870 196
31) u.a.; aber erst in den letzten Jahren hat sich die Erkenntniss allgemeiner Bahn
gebrochen, dass die Untersuchung der Rauchgase auch für die Technik von hohem Werthe
ist. Es möge daher gestattet sein, hier zunächst die wichtigsten Apparate zur
Anstellung derartiger Versuche kurz zu besprechen.
Bei der vollständigen Verbrennung geben unsere gewöhnlichen Brennstoffe bekanntlich
nur Kohlensäure und Wasser; ist dieselbe aber unvollkommen, so treten auch
Kohlenoxyd, Kohlenwasserstoffe und selbst Wasserstoff auf. Dem entsprechend handelt
es sich bei der Untersuchung der Verbrennungsgase um die Bestimmung der Kohlensäure
(als Anhydrid CO2 gerechnet), des überschüssigen
Sauerstoffes und des Kohlenoxydes, dann der Kohlenwasserstoffe und des
Wasserstoffes, während Wasser und Russ nur selten bestimmt werden.
In Bezug auf das Sammeln der zu untersuchenden Verbrennungsgase
ist zu erwähnen, dass Ebelmen (1842 85 35) dieselben
mittels eines Gasometers, welches Quecksilber oder auch wohl Wasser mit einer
aufschwimmenden Oelschicht enthielt, ansaugte, nachdem dieselben ein Rohr mit
Bimssteinstückchen und Schwefelsäure zur Bestimmung des Wassergehaltes durchstrichen
hatten. Scheurer-Kestner (*1870 196 28) zog das Gas in
ähnlicher Weise durch ein Platinrohr mit einem Schlitz durch Ausfliessenlassen von
Quecksilber, später nach dem Vorschlage von Saint
Claire-Deville
Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse,
1868. Civilingenieur, 1869 *S. 158.
mittels einer eigenthümlichen Wasserluftpumpe langsam hindurch, um so eine
Durchschnittsprobe der Gase, welche innerhalb mehrerer Stunden entweichen, zu
bekommen. Da Wasser für die Gase ein sehr verschiedenes Lösungsvermögen besitzt, so
kann das Ansaugen hiermit nur ungenaue Resultate geben.
Weinhold (1876 219 411) zeigt, dass selbst ein solches
Schlitzrohr nicht die Gewissheit einer vollständigen Durchschnittsprobe gibt. Er
saugt die Gase mittels eines Messingrohres in eine Flasche von 8 bis 10l Inhalt durch Ausfliessenlassen von Wasser
langsam an, welches, wie bei Ebelmen, mit einer
Oelschicht bedeckt ist, und untersucht die so erhaltene Durchschnittsprobe. Scheurer-Kestner untersuchte 14 in der angegebenen
Weise gesammelte Durchschnittsproben der Verbrennungsgase einer Dampfkesselfeuerung;
in folgender Tabelle sind die erhaltenen
Versuchsnummer
Ueberschüssige Luft
Zusammensetzung der Gase
Unver-branntentwichen
Auf 1qm Rostfläche stünd-lich verbrannte Kohle
Höchste Temperatur
derAustrittgase
Auf einmal
aufgegebeneKohlenmenge
Pausen zwischen demAufgeben
Dauer der Gasentnahme
Stickstoff
Kohlensäure
Sauerstoff
BrennbareGase
Kohlenoxyd
Kohlenstoff
Wasserstoff
Kohlenstoff
Wasserstoff
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
k
Grad
k
Min.
Min.
12
6,66
80,38
14,87
1,41
0,84
1,15
1,35
18,8
9,5
40
119
7
5
–
11
10,47
80,60
4,16
2,18
0,97
0,98
1,11
18,6
7,4
47
128
14
8
–
9
13,32
80,66
14,63
2,80
0,86
0,49
0,56
11,9
4,2
47
126
7
4
3
13
17,61
81,52
13,34
3,77
–
0,46
0,91
6,8
7,8
40
135
7
5
–
14
20,94
80,23
13,43
4,42
0,42
0,32
1,41
6,3
9,6
40
–
14
10
–
6
25,09
79,92
13,46
5,27
–
0,52
1,08
7,6
21,7
–
–
–
–
8
8
26,18
80,34
12,89
5,53
–
0,28
0,96
4,6
22,3
23
93
7
8
3
4
26,32
78,75
13,80
5,53
–
0,86
1,06
12,4
20,7
–
–
–
–
1
10
42,84
79,76
10,87
8,99
–
0,19
0,19
3,1
6,3
92,5
156
7
2
3
5
51,42
79,88
8,62
10,83
–
0,14
0,53
3,2
17,7
45
–
–
–
8
7
53,78
79,86
8,23
11,35
–
0,04
0,52
0,9
18,1
16,6
94
6
10
3
Resultate zusammengestellt, nur die drei ersten,
unvollständigen Analysen sind fortgelassen. Die verbrannte Steinkohle von Ronchamp
hatte folgende Zusammensetzung:
Kohlenstoff
70,0
Wasserstoff
4,0
Sauerstoff
4,0
Stickstoff
1,0
Asche
21,0
–––––
100,0
Diese Angaben zeigen hinlänglich, dass derartige Durchschnittsanalysen kein richtiges
Bild der Verbrennungsvorgänge geben können, dass sie daher von nur geringem Werthe
sind.
SchinzSchinz: Heizung und Ventilation in
Fabrikgebäuden (Stuttgart 1861) * S. 64. zog die Gase
aus dem Rauchcanal durch Ausfliessenlassen von Quecksilber und liess dieselben
direct in das Eudiometerrohr aufsteigen. Die Vorrichtung ist schwerfällig; noch
weniger empfehlenswerth ist aber das Verfahren von Marsilly, die Gase in ausgepumpte Kupfercylinder aufzufangen.
Bei meinen Versuchen über die Zusammensetzung der Rauchgase aus Ultramarinöfen (1876
221 468) Soda-Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1876 S. 1558. und PotascheöfenBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1877 S. 1510., Ziegelöfen, Cupolöfen, Dampfkesselfeuerungen und
Hohöfen bin ich immer recht gut mit dem bekannten Gummiaspirator ausgekommen,
welcher dem sogen. Orsat'schen Apparate beigegeben ist. Die angesaugten Gase werden entweder direct
in den Untersuchungsapparat eingeführt, oder bei genauen Bestimmungen nach Bunsen in Glasröhren eingeschmolzen. Die Einzelheiten
dieses Verfahrens bei den verschiedenen Ofenanlagen werden später besprochen werden.
–
Zur Bestimmung des Russes saugt Scheurer-Kestner (1870 196 34) nach dem Vorschlage von
Minary die Rauchgase durch ein mit einer 20cm langen Asbestschicht versehenes
Verbrennungsrohr an, trocknet, verbrennt den abgesetzten Russ im Sauerstoffstrom und
berechnet die Menge desselben aus der gebildeten Kohlensäure. Er führte in dieser
Weise folgende zwei Versuche aus: Bei lebhaftem Feuer wurden während einer Stunde
86l Gase, welche 8,5 Proc. Kohlensäure und
53,4 Proc. überschüssige Luft enthielten, angesaugt und beim Verbrennen des Russes
im Sauerstoffstrome 70mg CO2 erhalten. Die 15200l Gas, welche nach obiger Analyse für 1k
Steinkohle verwendet wurden, enthielten somit 3g,61 Kohlenstoff; der Verlust an Russ betrug somit 0,48 Proc. des in der Kohle
enthaltenen Kohlenstoffes. Bei gedämpftem Feuer und sehr schwachem Zuge enthielten
die Verbrennungsgase 14,8 Proc. Kohlensäure und 6,7 Proc. überschüssige Luft, sowie
in 57l 55mg
Kohlenstoff, entsprechend 1,27 Proc. Verlust.
StöckmannStöckmann: Die Gase des Hohofens (Ruhrort 1876),
* S. 31. bestimmt in entsprechender Weise den Flugstaub der
Hohofengase.
Der Wassergehalt der
Verbrennungsgase ist oft (Ziegel-, Potasche-, Hohofen) so gross, dass sich ein Theil
desselben schon in dem Ansaugrohr verdichtet, so dass eine genaue Bestimmung hier
kaum ausführbar. Die Brennstoffe enthalten meist so viel Wasser, dass die Bestimmung
des in den Gasen enthaltenen weniger Werth hat. Ist sie aber erforderlich, so werden
40 bis 50l des Gases durch ein Chlorcalciumrohr
angesaugt, aus dessen Gewichtszunahme die Menge des Wasserdampfes in bekannter Weise
berechnet wird.
Die übrigen Bestandtheile der Rauchgase werden gewichtsanalytisch oder volumetrisch
bestimmt.
EbelmenEbelmen: Chimie, céramique, geologie,
metallurgie, 1861 Bd. 2 S. 585. saugt 2l der betreffenden Gase mittels eines Aspirators
durch einen Liebig'schen Kaliapparat zur Bestimmung der Kohlensäure, leitet das Gas
dann durch ein mit metallischem Kupfer und Kupferoxyd gefülltes glühendes Rohr und
lässt es schliesslich durch ein Chlorcalciumrohr und einen Kaliapparat streichen.
Den Sauerstoff berechnet er aus der Gewichtszunahme des Rohres, die brennbaren Gase
aus der durch das Kupferoxyd gebildeten Kohlensäure und dem Wasser, und zwar den
Kohlenstoff derselben als Kohlenoxyd, den Wasserstoff als freien Wasserstoff (vgl. 1842 85 35). Er findet so vielmehr Sauerstoff
und brennbare Gase, als überhaupt vorhanden sein können; dies zeigen auch folgende von Debette in gleicher Weise ausgeführte Analysen der
Rauchgase eines Steinkohlenfeuers:
Kohlensäure
7,73
8,61
Kohlenoxyd
0,01
0,47
Sauerstoff
14,27
13,80
Wasserstoff
1,63
1,14
Stickstoff
76,36
75,98.
Keller (1855 135 393) und Scheurer-Kestner (*1870 196
30) verfahren ebenso; letzterer vermeidet aber den erwähnten Fehler durch directe
eudiometr'sche Bestimmung des Sauerstoffes mittels Stickoxyd oder pyrogallussauren
Kaliums, gibt jedoch selbst zu, dass der Wasserstoff auf diese Weise etwas zu hoch
gefunden werde, da das Chlorcalciumrohr einige Male auch bei gleicher Behandlung von
atmosphärischer Luft eine Gewichtszunahme zeigte. Uebrigens gibt auch die
Sauerstoffbestimmung mit Stickoxyd unzuverlässige Resultate, da je nach den
Mengenverhältnissen der Mischung N2O3 oder NO2, selbst
HNO3 gebildet wird.
FreseniusZeitschrift für analytische Chemie, 1864 * S.
343. leitet die Gase aus Generatoren, Hohöfen u. dgl. zunächst
durch ein Chlorcalcium- und ein Natronkalkrohr zur Bestimmung der Feuchtigkeit und
der Kohlensäure, dann durch glühendes Kupferoxyd und berechnet aus der gebildeten
Kohlensäure und dem Wasser den Gehalt der brennbaren Gase an Kohlenstoff und
Wasserstoff. Sauerstoff wird nicht bestimmt; Fresenius
meint aber, dass dies durch Wiegen des Verbrennungsrohres geschehen könne.
StöckmannZeitschrift für analytische Chemie, 1875 S. 47.
Stöckmann: Die Gase des Hohofens, *S.
3. verfährt ebenso; er berechnet den Kohlenstoff und Wasserstoff
der brennbaren Gase auf Kohlenoxyd, Grubengas und Wasserstoff. Er findet auf diese
Weise übrigens einen auffallend hohen Gehalt an Wasserstoff; die Gase eines
Kokeshohofen hatten z.B. folgende Zusammensetzung:
Kohlensäure
12,35
Kohlenoxyd
24,46
Kohlenwasserstoff (CH4)
0,37
Wasserstoff
4,97
Stickstoff
57,85
–––––––
100,00.
H. WurtzJournal of the Franklin Institute, 1875 * Bd. 69
S. 218. lässt bei der Untersuchung von Leuchtgas dasselbe
zunächst zur Bestimmung des Ammoniaks durch ein U-Rohr mit KHSO4 gehen, dann durch ein Chlorcalciumrohr, um Wasser;
durch ein Rohr mit krystallisirtem Kupfervitriol, um Schwefelwasserstoff; durch ein
solches mit Natronkalk, um Kohlensäure und schliesslich durch eine ammoniakalische
Lösung von Pyrogallussäure, um den Sauerstoff zu lösen. Die Röhren werden vor und
nach dem Durchleiten von etwa 200l Leuchtgas
gewogen.
Da bei diesen Gewichtsanalysen immer grössere Mengen der zu untersuchenden Gase
erforderlich sind, sollen nicht die unvermeidlichen Versuchsfehler das Resultat
völlig unsicher machen, da ferner der Sauerstoff nicht genau bestimmbar ist, die
Kohlenwasserstoffe nicht unterschieden werden, so ist dieses Verfahren nicht
empfehlenswerth.
Zur massanalytischen Bestimmung einzelner Gase sind Baretten
angegeben von Dietrich und Rumpf
Zeitschrift für analytische Chemie, 1864 * S.
162. 1865 S. 141. 1867 * S. 398., W. J.
Russel und Cooke
Zeitschrift für analytische Chemie, 1868 * S.
86. 459.; für Saturationsgase von Wackenroder (*1873 208 295), Stammer (*1871
202 368), Kroupa (*1875 218 446) und O. Kohlrausch (*1875 218 449), die jedoch für
Rauchgasuntersuchungen nicht wohl verwendbar sind. Besser ist die von Weinhold (*1873 219209 413) zur Untersuchung der Verbrennungsgase benutzte Gasbürette von Cl. Winkler.
Die von Bunte (S. 168) verbesserte Raoult'sche Bürette zeichnet sich durch Billigkeit aus
und ist, wie auch die Winkler'sche Bürette für manche Zwecke sehr brauchbar, für
Rauchgasuntersuchungen sind sie jedoch nicht so handlich wie der sogen. Orsat'sche
Apparat und nicht so genau wie das Verfahren von Bunsen.
R. BunsenR. Bunsen: Gasometrische Methoden (Braunschweig
1857), * S. 46 bis 120; 2. Auflage 1877 * S. 48 bis 148. sammelt
das Gas über Quecksilber, absorbirt die Kohlensäure mit einer Kalikugel, bestimmt
den Sauerstoff durch Explosion mit Wasserstoff oder durch eine mit pyrogallussaurem
Kali getränkte Papierkugel, Kohlenoxyd durch eine mit Kupferchlorür getränkte
Kokeskugel und E'ayl durch Absorption mittels einer Kokeskugel, die mit rauchender
Schwefelsäure getränkt ist. Wasserstoff und Grubengas werden mit Sauerstoff
explodirt. Diese Methode halte ich ganz besonders empfehlenswerth, werde daher
später ausführlich darauf zurückkommen. Das gleiche Verfahren verwendet Marsilly (1862 165 266).
SchinzSchinz; Heizung und Ventilation in
Fabrikgebäuden, * S. 65. verfährt ebenso, absorbirt
aber den Sauerstoff mittels einer Phosphorkugel; Wasserstoff und Methylwasserstoff
werden nicht bestimmt.
Pyrogallussäure wurde schon i. J. 1820 von Chevreul
benutzt; allgemeiner kam sie aber erst dann in Gebrauch, seitdem sie J. Liebig (1851 119 198) zur Bestimmung des
Sauerstoffes verwendete. Nach den Versuchen von Boussingault, Calvert und Gloëz
Comptes rendus, 1864 Bd. 57 S. 870. Zeitschrift für analytische Chemie, 1864 S.
348. entwickelt sich bei der Absorption von Sauerstoff durch
pyrogallussaures Kali stets CO und zwar um so mehr, je stärker die entsprechende
Lösung und je mehr Sauerstoff vorhanden ist. Bei Untersuchung von atmosphärischer
Luft findet man daher hiermit stets zu wenig Sauerstoff, so dass man sich auf Fehler
von 0,1 bis 0,4 Proc. gefasst machen muss. Bei Untersuchung von Verbrennungsgasen
wird dieser Fehler entsprechend geringer.
E. LudwigWiener Anzeiger, 1871 S. 220. Chemisches Centralblatt, 1871 S. 788. 1872 S.
763. führt zur Bestimmung des Kohlenoxydes in das Eudiometerrohr
eine mit Chromsäure getränkte Gypskugel ein und entfernt nach 12 Stunden die
gebildete Kohlensäure mittels einer Kalikugel.
Williamson und Russel
Journal of the Chemical Society, Bd, 17 S. 238.
2. Serie Bd. 6 S. 128. führen aus, dass der Einfluss der
Temperatur und Druck Schwankungen durch entsprechendes Heben und Senken der
Eudiometerröhre in der Quecksilberwanne sich ausgleichen lasse. Um nun die
Correctionen zu umgehen, setzen sie neben das Eudiometerrohr eine andere Röhre von
gleichem Durchmesser und von etwa 15cm Länge in
die Quecksilberwanne, welche an dem offenen Ende mit einer ebenso langen, engeren
Röhre verbunden ist und Luft enthält, deren Volum bei Normaldruck und
Normaltemperatur durch einen Strich an der engeren Röhre angegeben ist, so dass
dieses Normalvolum bei jedem Druck und bei jeder Temperatur durch Heben und Senken
hergestellt werden kann. Russel
Zeitschrift für analytische Chemie, 1868 S.
455. hat dieses Verfahren noch etwas mehr ausgebildet. Zur
Absorption verwendet er lediglich Lösungen von Kali und Pyrogallussäure, die er mit
Hilfe einer kleinen Glasspritze einführt. Er entfernt dieselben wieder mittels eines
Bäuschchens Baumwolle, die er mit Wasser durchgeknetet hat, um alle Luft daraus zu
entfernen. Oelbildendes Gas absorbirt er ebenfalls durch eine mit rauchender
Schwefelsäure befeuchtete Kokeskugel.
W. GibbsAmerican Journal of Science and Arts, 1870 Bd.
49 S. 1. Zeitschrift für analytische Chemie,
1870 S. 473. verwendet in ähnlicher Weise eine besondere,
kalibrirte Vergleichsröhre mit feuchter Luft, deren Volum V0 bei 0° und 760mm
genau bestimmt ist. Das Eudiometer, welches das zu messende Gas ebenfalls im
feuchten Zustande enthält und dicht neben der Vergleichungsröhre in der
Quecksilberwanne steht, wird so eingestellt, dass die Quecksilbersäulen in beiden
Röhren genau die gleiche Höhe haben. Ist alsdann v0 das in der Vergleichsröhre enthaltene, v das Gasvolum des Eudiometers, so findet man das
letztere auf 0° und 760mm reducirt durch die
Proportion V : V0 = v : v0.
(Schluss folgt.)