Titel: | Ueber die Einführung eines metrischen Systemes für Befestigungsschrauben. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 638 |
Download: | XML |
Ueber die Einführung eines
metrischen Systemes für Befestigungsschrauben.
Ueber Einführung eines metrischen Systemes für
Befestigungsschrauben.
Im Anschlusse an die unter obigem Titel in diesem Journal, Bd. 224 S. 219 ff. gebrachten
Mittheilungen aus dem Referate der Commission des Vereines
deutscher Ingenieure bringen wir im folgenden die Hauptpunkte
des in dieser Frage abgegebenen Gutachtens der Abtheilung für
Mathematik und Mechanik des Vereines zur Beförderung des
Gewerbfleißes, Referent Director Lohren (Verhandlungen, 1877 S. 338). Es wird darin
zunächst die Schwierigkeit anerkannt, die Abmessungen und
Verhältnisse des Whitworth'schen Gewindes auf das Metermaß zu
übertragen, da diese dem englischen Maße entnommen im Metermaße
nur durch Brüche angegeben, mithin auf den in den Werkstätten
verwendeten Metermaßstäben nicht abgegriffen werden können.
Sodann wird aber mit Rücksicht auf den dort aufgestellten Satz,
„daß die allgemeine Anerkennung, welche das
Whitworth'sche Gewindesystem gefunden, als Beweis gelten könne,
daß die Wahl der Durchmesser, das Verhältniß der Ganghöhen zu
den Durchmessern und die Form der Gewinde den praktischen
Bedürfnissen glücklich angepaßt seien“, und mit
Rücksicht auf den dort enthaltenen Schlußsatz, „daß
der Vergleich mit dem Whitworth'schen Gewinde den Prüfstein für
die anderen aufgestellten Systeme abgeben müsse“, als
Resultat der diesbezüglichen Vergleiche erkannt, daß keines der
älteren Systeme irgend einen Vorzug aufweist, welcher zu einem
Verlassen des Whitworth-Gewindes veranlassen könnte. Nur die
nuen, vom Pfalz-Saarbrücker Bezirksvereine vorgeschlagene
Schraubenscale erfüllt alle die Forderungen, welche dort aufgestellt wurden. Die nachstehende Tabelle zeigt, wie
außerordentlich sinnreich und gesetzmäßig die Pfalz-Saarbrücker
Scale aus der Whitworth'schen herausgeschält worden ist.
Textabbildung Bd. 226, S. 639
Durchmesser der
Bolzen; Whitworth; Ganghöhen; Whitworth bezieh.
Pfalz-Saarbrücker; 5 Ganghöhen; Zoll engl.; mm
Hiernach läßt sich wohl behaupten, daß dieses Pfalz-Saarbrücker
Schraubensystem in der Bildung der Durchmesser und Ganghöhen die
größte Stetigkeit und Einfachheit erreicht hat, ohne dabei einen
praktischen Vortheil des Whitworth'schen Systemes preisgegeben
zu haben. Vorausgesetzt also, daß neben der Whitworth'schen
Scale noch eine reine metrische eingeführt werden solle, was vom
theoretischen und nationalen Standpunkte aus gewiß sehr
verlockend erschiene, so verdient dieses System vor allen
anderen bisher bekannten metrischen Gewindesystemen den
Vorzug.
Die Frage bezüglich des Gewindequerschnittes (vgl. Bd. 224 S.
546) wird dahin erledigt, daß, von der geringen Schwierigkeit
der Construction eines Winkels von 550 abgesehen, auch hier Whitworth in der goldenen Mittelstraße
das Richtige getroffen hat.
Mit Bezug auf das (Bd. 224 S. 219) über die Zweckmäßigkeit der
Aufstellung eines einheitlichen Systemes für
Befestigungsschrauben Gesagte, wird erklärt, daß das Urtheil für
das Whitworth-Gewinde entgiltig gesprochen und die Frage
thatsächlich erledigt sei, indem nach dem Commissionsreferate
von 365 Fabriken 316 das Whitworth'sche System ausschließlich,
oder fast ausschließlich in Gebrauch zu haben erklärten, welches
Ergebniß bei ferneren Nachforschungen seitens der
„Abtheilung für Mathematik und Mechanik“
noch mehr zu Gunsten der das Whitworth'sche System gebrauchenden
Fabriken ausfiel. Man einigte sich daher nach eingehenden
Erörterungen zum Beschluß, daß das anzustrebende Ziel einer
allgemeinen Einigung nur durch einheitliche Einführung und
bedingungslose Anerkennung des Whitworth'schen Gewindes zu
erreichen sei, und erklärte sich:
1) für die alleinige und ausschließliche Beibehaltung des
Whitworth'schen Schraubensystemes;
2) für die Bezeichnung der Gewinde nach fortlaufenden
Nummern;
3) für die Benutzung von Normallehren zur Herstellung und zum
Messen der Gewinde;
4) für Controlstellen mit staatlicher Autorität (Eichungsämter)
zur Prüfung der Normalgewinde-Lehren.In der 18. Hauptversammlung des
Vereines deutscher Ingenieure, abgehalten am 27. bis 30. August
1877 in Frankfurt a. M., wurde folgender Antrag der betreffenden
Commission angenommen. In Erwägung, daß weitaus die Mehrzahl der
technischen Vereine und Behörden, welche von der Commission um
ihr Urtheil befragt wurden, und darunter grade die
einflußreichsten, sich nicht für Annahme eines metrischen
Systemes erklärt hat, – daß die von verschiedenen Seiten
beliebte Verwandlung in oder Annäherung des Whitworth'schen
Systemes an das Metermaß als ein dürftiger Nothbehelf, welcher
die so sehr betonten Vortheile der Internationalität
verschwinden macht, die unterstützende Empfehlung nicht
verdienen, – daß die Anzahl der erklärten Anhänger eines
metrischen Gewindesystems eine zu geringe ist, um darauf hin die
Auswahl eines bestimmten metrischen Systemes zu treffen,
– beschließt der Verein deutscher Ingenieure:
„die Bestrebungen zur Einführung eines einheitlichen
metrischen Schraubengewinde-Systemes sind als vorläufig
aussichtslos von Vereins wegen einzustellen.“