Titel: | Goubet und Monrocq's metallische Transmission. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 573 |
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Goubet und Monrocq's
metallische Transmission.
Mit Abbildungen auf Taf. XII [b.c/3].
Goubet und Monrocq's metallische
Transmission.
Die Anwendung von Lederriemen zur Uebertragung der drehenden
Bewegung von Wellen ist an eine Maximalentfernung der
Wellenmittel gebunden, über welche hinaus Riementriebe nicht
mehr verwendet werden können. Anderseits sind durch ein häufiges
Wechseln, Verbessern u. dgl. schadhafter Lederriemen, welche
leicht spröde werden oder sich übermäßig dehnen, nicht
unbedeutende Unterbrechungen des regelmäßigen Betriebes bedingt.
Zu straff gespannte Treibriemen verursachen außerdem nicht
unbeträchtliche Reibungswiderstände und rasche Abnutzung,
während Arbeitsverluste durch Schleifen und Gleiten auf der
Scheibe verursacht werden, wenn die Riemenspannung zu gering
ist. Trotz dieser angeführten Uebelstände, welche zuweilen die
Anwendung von Riementrieben begleiten, hat sich bis nun doch
diese Methode der Kraftübertragung weitaus als die billigste und
beste Transmission zur Fortpflanzung der drehenden Bewegung auf
Arbeitsmaschinen u.a. geltend gemacht; daher verdient Goubet und Monrocq's metallische Transmission, welche die
Riementriebanlagen mit Vortheil durch Kettenzüge ersetzen soll
und in Fig. 1 bis
5 skizzirt ist, einige Beachtung der betreffenden Kreise.
Die Genannten benutzen zur Bewegungsübertragung Gelenkketten aus
Eisen und StahlVgl. Ewart's Gliederkette, *1876 221 200., welche auf Kettenscheiben geführt und deren einzelne
Glieder je nach Umständen verschieden geformt sind (vgl. Fig.
3 bis 5). Die
Kettenglieder werden so an einander gereiht, daß die gefräste
Fläche kl eines Gliedes auf
mn des nächstfolgenden Gliedes
trifft. Die Verbindung wird durch einen Bolzen erzielt, welcher
in die übereinstimmenden Oeffnungen eingezogen und zu beiden
Seiten in die Versenkungen so eingenietet wird, daß sich die
einzelnen Glieder leicht drehen, ohne dabei locker zu sein.
Durch Aneinanderreihung mehrerer solcher Gelenke entsteht die
Kette, wie sie in Fig. 1 und
2 skizzirt ist; dieselbe besitzt zu beiden Seiten
cylindrische Vorsprünge, welche in der Mitte durch einen Steg
verbunden sind. Die Kettenscheiben A
und B haben zahnförmige Erhöhungen,
von welchen die Vorsprünge der Kette ergriffen werden, während
der mittlere Steg in eine Nuth einfällt, welche in der Mitte des
Zahnrades eingelassen ist. Die Kopfflanken der Zähne sind nach
Evolventen geformt, so daß die Vorsprünge der Kette ruhig und
sicher von der Scheibe erfaßt werden und ein Gleiten oder ein
ruckweiser Eingriff unmöglich gemacht ist.
Die Kettenwelle B ist mit dem
Schwungrade A auf einer Hülse H fest verkeilt, welche ihrerseits auf
der getriebenen Welle K lose ist und
zwischen dem Stellring a und der
Lagerschale spielt. Dies gestattet die Welle K trotz des Schwungrades momentan zum
Stillstand zu bringen, wodurch der ruhigste, gleichmäßigste Gang
der Welle ermöglicht ist, indem die wechselnden Aenderungen der
Betriebskraft und des Widerstandes sich unmittelbar ausgleichen.
Auf der Welle K ist die aufgekeilte
Trommel D mittels eines
Ausrückhebels L verschiebbar; auf
der Trommelnabe sitzt eine Hülse M,
welche mit vier über die Platte N
vorragenden Klauen in entsprechende Einschnitte der Hülse H eingreift. Die Platte N dient als Deckel der Trommel D und trägt außerdem zwei federnde
Klinken d, welche in das Sperrrad
c einfallen, um eine rückgehende
Bewegung oder ein Zurückbleiben der Welle K zu verhindern. Die Platte N
und die Trommel D sind durch eine
Spiralfeder verbunden, welche mit einem Ende an der Hülse M und mit dem andern Ende an der Trommel
D befestigt ist. Die Wirkung der
Kupplung ist nun einfach folgende.
Wird die Trommel D ausgerückt, bis
sie an den Stellring b anstößt, so
ist die Verbindung vollkommen unterbrochen und das Schwungrad
setzt seine drehende Bewegung mit der losen Hülse H fort, ohne die Welle K mitzunehmen. Rückt man die Trommel D mittels des Hebels L gegen die Hülse H, so fallen zunächst die Klinken d in das Rad c und übertragen
die Drehung auf N; letztere windet
die Spiralfeder fest, nimmt also langsam die Welle K mit, bis die genügende Geschwindigkeit
der letztern erreicht ist, die Klauenkupplung zwischen M und H zu
schließen, welche die volle Kraftübertragung auf die Welle K vermittelt.Vgl. Keim's stoßfreie Frictions-
und Klanenkupplung, * 1876 219 32.
Es ist noch eine Vorrichtung zu erwähnen, die beiden Kettenwellen
vollkommen von der Transmissionswelle auszukuppeln, so daß das
Schwungrad A zur Ruhe gelangen kann.
Die Kettenscheibe C sitzt zwischen
zwei Stellringen frei drehbar auf der Transmissionswelle T, welche zumeist und am
vortheilhaftesten unter dem Fundamente geführt wird. Der
Klauenmuff F wird durch die
Spiralfeder g längs eines Keiles
gegen einen ähnlich geformten Zahnkranz f der Kettenscheibe C
gedrückt. Dadurch werden plötzliche Beschleunigungen der
Transmissionswelle nicht auf die Kettenscheibe C bezieh. B
und die Arbeitsmaschine übertragen, welche von der Welle K aus bewegt wird, indem bei einer
Beschleunigung der Welle T die
Klauenkupplung vermöge der Schräge der Zähne sich öffnet und die
Spiralfeder g zusammengepreßt wird,
bis die Umdrehungsgeschwindigkeit wieder gleichförmig geworden
ist. Um ein langsames Angehen des Schwungrades A zu ermöglichen, ist außerdem neben der
Kettenrolle C eine Frictionsscheibe
E angebracht, welche durch einen
Gabelhebel verschoben und gegen die Stirnfläche der Scheibe C angedrückt werden kann.
S.