Titel: | Zu Dr. P. Ebell's Untersuchungen über neutrales Glas; von Dr. H. E. Benrath. |
Autor: | H. E. Benrath |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 520 |
Download: | XML |
Zu Dr. P. Ebell's
Untersuchungen über neutrales Glas; von Dr. H. E. Benrath.
Benrath, über neutrales Glas.
Zum Schlusse der bisher publicirten Ergebnisse seiner
verdienstvollen Untersuchungen „über die
Krystallisation von Metalloxyden aus dem Glase“ weist
Ebell (1877 225 168) darauf
hin, wie das Eintreten oder Ausbleiben der Gelb- resp.
Braunfärbung der Gläser, durch Zusatz von Schwefel während des
Schmelzens, benutzt werden könne, um die Gegenwart freier Basis oder Säure im Glase zu
erkennen. Mit Hilfe dieser Reaction wäre man dann im Stande,
sich davon zu überzeugen, ob ein Glas
„neutral“, und leitet Ebell aus ein paar Versuchen für diesen
Zustand eine Sättigung = 2 RO + 5 SiO₂ ab. Eine weitere
experimentelle Verfolgung dieses Gegenstandes, welche die
Zuverlässigkeit der Reaction unter von einander abweichenden
Umständen, namentlich auch bei verschiedenen Temperaturen,
prüfte, wäre unzweifelhaft von größtem Interesse, doch nicht dies zu untersuchen, ist Zweck
dieser Zeilen.
S. 170 der angezogenen Abhandlung sagt Ebell: „Benrath hat
bereits in seinen Arbeiten über die Constitution der Gläser zwei
Reihen von Gläsern angenommen und durch ausgedehnte Versuche das
dem neutralen Glase entsprechende Verhältniß von Kieselsäure zu
den Basen festzustellen gesucht. Er nimmt für dasselbe die
Formel (RO₂ + SiO₂) an.“ Gegen diesen
Satz nun sehe ich mich genöthigt, in zweifacher Hinsicht zu protestiren. Einmal nämlich habe
ich bei meinen einschlagenden Untersuchungen nicht eine
hypothetische chemische Verbindung,
über deren Existenz ich mir kein Urtheil angemaßt, sondern das
technische Hüttenproduct
„Glas“, oder die unter dieser
Gesammtbezeichnung zusammengefaßte Producte, im Auge gehabt, für
welches ich aus dem Gebrauch der Technik, den Ergebnissen der
Empirie, Compositionsregeln
abzuleiten gesucht, und nur leichtere Uebersichtlichkeit der
Rechnungen und ihrer Ergebnisse hat mich veranlaßt,
Aequivalentformeln als Zusammensetzungsausdruck zu wählen; die
chemische Verbindung
„Glas“ gehört mir bis auf den heutigen Tag
noch zu den unbekannten, hypothetischen. Stimmen nun die
Formeln, die Ebell für sein
„neutrales“, ich
für mein „normales“ Glas abgeleitet, nicht überein, so sehe ich darin nichts
Auffallendes; es handelt sich eben um ganz verschiedene Dinge,
und wäre es denkbar, daß sich die Sache dereinst in den Lehrsatz
zusammenfassen ließe: „Das neutrale Glas entspricht
einer Sättigung der Basen = 2 RO + 5 SiO, und lehrt die
Erfahrung, daß, unbeschadet der Qualität des Productes, man mit
dem Zusatze überschüssiger Säure (als des billigsten
Gemengebestandtheiles) im Allgemeinen bis RO + 3 Si O₂,
in einzelnen Fällen sogar bis RO + 4 SiO₂ gehen
könne.“ Es wäre dies möglich, indeß noch eine gewagte
Hypothese.
Meine zweite Verwahrung richtet sich gegen die mir zugeschriebene
Formel „RO₂ + SiO₂“, welcher
ich in der angezogenen Stelle zum ersten Male begegne. Mir ist
kein „Glas“ bekannt, dessen Sättigung
wesentlich niedriger als RO + 2 SiO₂, und selbst solche
halte ich – mit alleiniger Ausnahme des alkalifreien
Glases, bei welchem man meinen Erfahrungen nach nicht viel
weiter gehen kann, praktisch in voller Uebereinstimmung mit Ebell – für zu basisch; die von
mir festgehaltene normale Sättigung entspricht, wie
gesagt, dem Grenzwerthe RO + 3
SiO₂; doch habe ich, als ich diesen ableitete, bereits
darauf hingewiesen, daß die meisten
der gut zusammengesetzten Gläser
einen etwas geringeren Kieselsäuregehalt aufwiesen.