Titel: | Die Silber-Extraction nach dem Reese River-Process in Colorado; von Dr. T. Egleston. |
Autor: | T. Egleston |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 517 |
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Die Silber-Extraction nach
dem Reese River-Process in Colorado; von Dr. T. Egleston.
Egleston, über die Silberextraction nach dem
Reese River-Proceß.
Als Beispiele für dieses Verfahren sind gewählt die Werke der
„Niederland Company“ zu Niederland, Boulder
County, Nordamerika, welche eigene und gekaufte Erze durch
Rösten und Amalgamiren in Pfannen verarbeiten, und die
Pelican-Hütte zu Georgetown, Clear Creek County, welche die Erze
der Pelican-Grube durch Rösten und Amalgamiren in Fässern
zugutemacht. In beiden Werken sind Brückner's Röstcylinder (1876
219 53) *1877 224 603) in Anwendung.
Die Niederland-Hütte liegt in einer Höhe von 2162m, in den Rocky Mountains,
87km von Denver, 61km der Colorado-Centralbahn
nach von Centralcity und 26km von letzterm Orte dem Fahrwege nach. Sie verarbeitet
hauptsächlich die Erze der Carabon-Grube; es enthält 1400g Silber mit Spuren von
Gold in 1t und hat
folgende Zusammensetzung:
Schwefelkies
3
Zinkblende
4
Kupferkies
2
Bleiglanz
6
Magnesiahaltige Gangart
10
Quarz
75
––––
100.
Von diesen Erzen werden 15 bis 17t in 24 Stunden
durchgesetzt. Die Hütte ist terassenförmig an einem Hügelabhange
angelegt. Auf der obersten Flur befinden sich die Erzschuppen
und der Steinbrecher; von da gelangt das Erz auf die nächste
Terasse zur Trockenflur und dann zu dem Pochwerke; das gepochte
Erz wird durch eine Transportkette in die Fülltrichter
geschafft, die über den Röstcylindern stehen; letztere nehmen
die vierte Terasse ein. Es folgen dann der Kühlplatz, nur wenige
Centimeter höher als die Amalgamirpfannen gelegen, und unter
diesen die Absetzbottiche und Rührwerke. (1 Steinbrecher, 3
Pochsätze zu je 5 Stempeln, 14 Amalgamirpfannen, 5
Absetzbottiche und 2 Rührwerke.)
Das angelieferte Erz wird zunächst durch ein Sieb mit Oeffnungen
von 13mm geschlagen,
hauptsächlich um Eisenstücke von gebrochenem Gezähe herrührend
zu entfernen. Der Durchfall gelangt direct auf die Trockenflur,
das Grobe zum Steinbrecher, welcher 35t in 24 Stunden verarbeiten
kann, aber nur 12 Stunden in Thätigkeit ist. Die Trockenflur
liegt über den Abzügen der Röstcylinder, wird aber zum Theil
noch durch eine besondere Feuerung geheizt. Das getrocknete
Haufwerk gelangt in die Pochsätze (rotirende Stempel von 386k Gewicht, 17 bis 23cm Hub, 100 Hübe in der
Minute). Es wird trocken gepocht. Die Siebe in der Austragseite
haben 15 Oeffnungen auf 1qc, und wird der Durchgang mittels einer Schnecke auf die
Transportkette gebracht, welche ihn zu den Fülltrichtern der
Röstcylinder führt. – Ein Arbeiter mit 12 stündiger
Schicht genügt zur Bedienung des Pochwerkes. Stündlich werden
von dem Pochgute Proben zur Gehaltsbestimmung genommen.
Die Fülltrichter über den Röstcylindern fassen genau eine
Röstcharge, und sind oben wie unten durch Schieber
verschließbar. Das Füllen und Ausleeren der Trichter wird von
der Bedienungsmannschaft der Röstcylinder besorgt und
beaufsichtigt. Die Cylinder sind 3m,65 lang und haben 1m,95 Durchmesser; sie
fassen 1,6 bis 2t, wozu
je nach dem Silbergehalt 34 bis 91k Salz zur Chlorirung
kommen. Da der Schwefelgehalt der Erze nur gering ist, so wird
das Salz direct oben auf das Erz gebracht. Beim Ausziehen des
Röstgutes wird jedesmal eine Laugprobe mit unterschwefligsaurem
Natron gemacht. Der Grad der Chlorirung schwankt zwischen 85,5
bis 95,4 Proc., wie aus einer Zusammenstellung der Proben aus
dem J. 1875 hervorgeht, ist also durchschnittlich 90 Proc. Die
Dauer der Röstung beträgt 8 1/2 bis 11 Stunden. Das Ausziehen
des gerösteten Erzes nimmt 1 bis 1 1/2 Stunden in Anspruch. Es
wird in einem Kippwagen zum Kühlplatze gefahren und mit etwas
Wasser befeuchtet, um ein Verstäuben zu verhüten. Dort bleibt es
nur so lang (1/2 Std.), bis die Amalgamirpfannen zur Aufnahme
bereit sind. Die Röstcylinder haben jeder eine besondere
Flugstaubkammer. Früher erhielt man bedeutende Mengen Flugstaub;
seitdem aber die Diaphragmen aus den Cylindern entfernt worden
sind, hat sich dessen Menge sehr vermindert.
Die Amalgamirpfannen sind eine leichte Modification der
Varney-Pfanne. Der Boden ist aus Eisen, die Seiten aus Holz; in
dem eisernen Verschlußdeckel sind die Chargiröffnungen
angebracht. Früher hatten sie einen Doppelboden, unter
welchem Dampf eingeleitet wurde; letzt geschieht das Einblasen
von Dampf direct. Ein Kippwagen mit einer etwas vorragenden
Austragöffnung, die genau in die Chargiröffnung paßt, bringt die
Charge (386k) in die
Pfanne, welche vollkommen gereinigt und bis zu 1/8 ihrer Höhe
mit Wasser gefüllt ist, dem 4l,5 Kalkwasser zugesetzt worden, um eine etwaige Acidität
des Erzes zu neutralisiren. Blos die Hälfte der Reiber wird an
dem Läufer befestigt und letzterer so weit gehoben, daß nur
13mm Zwischenraum
bleibt. Die Anzahl der Umdrehungen, die während der ganzen
Operation dieselbe bleibt, ist 75. Die Consistenz des
Quickbreies (pulp) muß zu Anfang zäh
sein; man läßt dann Dampf zu, bis die constante Temperatur von
100° erreicht ist, und läßt 1 bis 1 1/2 Stunden rotiren
ohne weitern Zusatz. Nach dieser Zeit werden 68k Quecksilber zugegeben und
weitere 8 Stunden rotiren gelassen, ohne den Stand des Läufers
zu verändern. Sollte zuviel Kalkwasser zugesetzt worden sein,
was an dem sich dann bildenden Quecksilberschaum ersichtlich
ist, so werden nach dem Entleeren der Pfanne 2 bis 3l schwache Schwefelsäure
zugesetzt, um bei der nächsten Charge diesen Uebelstand zu
vermeiden. Alle 9 bis 9 1/2 Stunden werden die Pfannen –
je zwei in eine Rinne, die mit den Absetzbottichen in Verbindung
steht – entleert, zuvor aber der Quickbrei mit Wasser
verdünnt, von welchem bis zu 5cm vom obern Rande der
Pfanne zugesetzt wird. Dann wird zuerst mit einer
untergehaltenen eisernen Kelle die Hauptmenge des Amalgams
aufgefangen, der Rest in die Absetzbottiche abgelassen. Von den
14 Amalgamirpfannen sind nur 10 in Thätigkeit, 4 bleiben in
Reserve für vorkommende Betriebsstörungen.
Die Absetzbottiche. sind nach californischem Muster gebaut (2m,44 Durchmesser und 0m,91 hoch), der Boden ist
aus Eisen, die Seitenwände aus Holz. In drei verschiedenen Höhen
befinden sich Ablaßöffnungen. Ein Rührwerk, welches 10
Umdrehungen in der Minute macht und 8 Stunden lang rotiren
gelassen wird, bewirkt das Absetzen des noch im Quickbrei
enthaltenen Quecksilbers, und werden zugleich noch 1k,80 Quecksilber von neuem
zugesetzt, um den Quecksilberschaum daran zu binden. Der Boden
des Bottiches ist conisch geformt und hat eine Rinne am Umfange
zum Ansammeln des Quecksilbers. Diese Rinne steht mit einer
Heberröhre in Verbindung, die so hoch ist, daß das darin
enthaltene Quecksilber dem Wasserdrucke im Bottiche das
Gleichgewicht hält. Aus dieser Röhre flieht das sich ansammelnde
Quecksilber continuirlich und frei von Sand u.s.w. in einen
verschlossenen Kasten. Um Verluste zu vermeiden, wird überhaupt
alles Quecksilber unter Schloß gehalten. Nach 8stündigem Rühren
öffnet man allmälig von oben nach unten die Zapflöcher und läßt
die flüssige Masse in den Rührer ab, in welchem ein beständiger
Strom von Wasser circulirt. Derselbe wird blos einmal monatlich
geleert und ergibt 5,50 bis 6k,35 Quecksilber. Die aus diesem Rührer ausströmende Trübe
fließt über amalgamirte Kupferplatten; die Rückstände werden in
Hendy's Apparat concentrirt; sie enthalten noch ungefähr 5 Doll.
Metallwerth auf je 1t.
Der Gesammtverlust an Quecksilber beträgt 340g für 1t.
Das aus der Pfanne ausgekellte Amalgam und das aus den
Absetzbottichen erhaltene wird durch Segeltuch filtrirt und der
Amalgamrückstand direct zur Retorte gebracht. Das in der Pfanne
verbliebene Amalgam dagegen und das von den Reibern abgeschabte
wird zuvor, um es von Eisen und Schlamm zu reinigen, in einer
ähnlichen, nur kleinern Pfanne von 0m,65 Durchmesser mit
frischem Quecksilber (35k auf 100k
Amalgam) und kaltem Wasser behandelt, bis es vollkommen rein
ist. Die Retorte ist die gewöhnliche Destillirglocke aus
Gußeisen, und werden außer dem Amalgam auch sämmtliche Holz- und
Eisentheile, die mit dem Quecksilber in Berührung gekommen sind,
darin abdestillirt. Der Feingehalt des Silberrückstandes beträgt
700.
Der Brennmaterialaufwand beträgt 7cbm täglich, wovon 3 auf
die Maschine kommen, 3 zum Rösten und 1,5 zum Trocknen und
Destilliren verbraucht werden. – Im J. 1872 betrugen die
Fabrikationskosten bei einer täglichen Production von 18 bis
20t 8,90 Doll. für 1t. Neuern Aufstellungen
zufolge stellen sich die Kosten auf 14,51 Doll. Die ganze Anlage
ist eine der am besten montirten und geleiteten in Colorado.
W. K.