Titel: | Eiserne Schachtverkleidung von Tillier und Passelecq. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 511 |
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Eiserne Schachtverkleidung
von Tillier und Passelecq.
Mit Abbildungen auf Taf. IX [b/1].
Tillier und Passelecq's
Schachtverkleidung.
Zur Verkleidung der Schachtwände hat man schon lange angefangen,
sich statt des Holzes gußeiserner oder aus Blech genieteter
Trommeln zu bedienen, welche in dem Schachte über einander
aufgeschichtet und durch Flanschen und Schrauben verbunden
werden. Besonders bei wasserführenden Schichten machen sich die
Vortheile dieses Systems geltend, welches dann
gewöhnlich derart ausgeführt wird, daß die Trommeln an der
Schachtwandung zusammengestellt und unter fortwährender Anfügung
neuer Trommeln am obern Ende in den Schacht hinabgelassen
werden, bis die Sohle erreicht ist.
Das Verfahren von Tillier und Passelecq (Revue
universelle, 1877 Bd. 1 S. 447) vereinfacht nun diesen
Vorgang wesentlich dadurch, daß es ermöglicht, auch unter Wasser
die Trommeln so über einander zu schichten, wie bei einem
wasserfreien Schachte. Zu diesem Zwecke werden zunächst (Fig.
20 und 21) drei
Führungsstangen bis auf die Schachtsohle herabgesenkt und am
obern Ende durch zwischengelegte Federn an Querträgern elastisch
aufgehängt. Die Führungsstangen sind rund, von 50mm Durchmesser und bestehen
aus einzelnen Stücken von 2 bis 3m Länge, welche in einander
verschraubt sind und an den Enden je ein Vierkant für den
Schraubenschlüssel angefeilt haben. Sobald man sich von der
verticalen Stellung der Stangen überzeugt hat, werden dieselben
bei der ersten Verbindungsstelle über den Vierkanten
festgeklemmt, hierauf die Träger entfernt, und die unterste
Trommel A kann nun über die Stangen
geschoben werden. Dieselbe ist an einem Dreifuß aufgehängt und
wird, nachdem die Führungsstangen wieder in der ursprünglichen
Weise an ihren Trägern befestigt sind, in den Schacht
hinabgelassen. Dabei hat sie innere Führung an den drei Stangen
f, welche durch seitlich
angeschraubte Lagerkloben der Trommel hindurchgehen; äußere
Führung gegen die Schachtwand erhält die Trommel durch gebogene
Eisenbänder, welche auf drei Seiten der Trommel aufgeschraubt
sind. Unten hat die Trommel A eine
breite Flansche, oben eine schmälere, beide mit drei
eingedrehten Rinnen, welche mit eingepreßtem Kautschuk gefüllt
sind. Auf den Kautschuk setzt sich die Trommel A zunächst am Schachtboden auf; in
gleicher Weise wird nun die Trommel B, welche oben und unten gleiche Flanschen und nur die
obere mit Kautschuk belegt hat, hinabgelassen u.s.w. Die
Trommeln dichten sich an den Berührungsstellen vollständig ab,
indem sie durch ihr Eigengewicht den Kautschuk in die
eingedrehten Rinnen drücken; damit beim Hinablassen keine
Unreinigkeiten auf dem Kautschuk haften bleiben, hat derselbe
die aus Fig. 20
ersichtliche dreieckige Querschnittsform.
Ist auf diese Weise der Schacht bis nach oben ausgefüttert, so
wird der Zwischenraum hinter den gußeisernen Trommeln mit Beton
ausgegossen; nach dem Erhärten desselben pumpt man den Schacht
aus und entfernt die Führungsstangen f mit ihren Kloben.
Die Vortheile des Systemes bestehen in der raschen Herstellung,
sowie in der Möglichkeit, den Schacht, falls während der Arbeit
ein Einsturz erfolgt, leicht wieder herzustellen. Außerdem
gestatten die einzelnen Theile, da sie nicht zusammen
verschraubt sind, seitliche Verschiebungen des umgebenden
Erdreiches, wodurch die Gefahr von Brüchen vermindert wird; wenn
jedoch ein Bruch erfolgt, so läßt sich jede Trommel leicht
auswechseln, da alle für sich durch die gebogenen Flacheisen im
Beton verankert und gehalten sind.
R.