Titel: | Körting's Universal-Injectoren. |
Autor: | Wilman |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 455 |
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Körting's
Universal-Injectoren.
Mit Abbildungen im Text und
auf Taf. IX [a/1].
Körting's Universal-Injectoren.
Der Körting'sche Universalinjector besteht aus zwei derart mit
einander combinirten Injectoren, daß hierdurch eine erhöhte
Sicherheit der Wirkung und die Möglichkeit, warmes Wasser bis zu
70° zu speisen, erreicht wird.
Der nichtsaugende Injector, welcher
vertical montirt werden soll und für jede Wasserdruckhöhe
verwendet werden kann, ist in Holzschnitt I (a. f. S.), in Fig. 1 und
2 dargestellt und wird, wie aus den Skizzen ersichtlich,
aus drei Haupttheilen, dem Injectorgehäuse A, dem Dampfraum B und dem Speiskopfgehäuse C
zusammengeschraubt. Diese Theile sind gewöhnlich aus Gußeisen
hergestellt und erhalten die aus Metall bestehenden
Düsen eingesetzt. Die beiden Dampfdüsen werden von oben in das
Gehäuse A eingesteckt und mittels
des Kopfes B festgehalten, und
ebenso werden von der anderen Seite die aus einem Stück
bestehenden (bezieh. zusammengeschraubten) Fang- und Mischdüsen
eingeschoben und durch das Speiskopfgehäuse C befestigt.
Fig. 1., Bd. 226, S. 456
Fig. 2., Bd. 226, S. 456
Der in B durch das Rohr H eintretende Dampf kann zu beiden
Injectoren gleichmäßig gelangen; dagegen strömt das Wasser
zunächst nur zu dem linken, kleinen Injector und gelangt von
hier durch einen Seitencanal c des
Speiskopfgehäuses in die beiden Längscanäle a des Injectorgehäuses (Fig. 2)
und endlich durch die Oeffnung d
beim rechten Injector (Fig. 1) in
die Mischdüse desselben. Von hier aus gelangt das zu speisende
Wasser unter den Speiskopf C und
durch das Druckrohr K zu dem Kessel.
Zum Anlassen des Injectors wird der bei E befindliche Hahn geöffnet, bis Wasser herausläuft;
hierauf dreht man langsam das Dampfventil B auf, schließt den Hahn E und
die Speisung ist eingeleitet.
Dabei finden folgende Vorgänge statt. Beim Oeffnen des
Dampfventiles beginnt zunächst der linke Injector zu arbeiten
und treibt das Wasser mit einer gewissen Geschwindigkeit zum
zweiten Injector, wo diese Geschwindigkeit nunmehr soviel
vergrößert werden muß, daß sie, in Druck umgesetzt, den
Speiskopf zu heben vermag. Die Arbeit des Speisens wird also auf
die beiden Injectoren vertheilt, und dem entsprechend können
beide grade die für ihren speciellen Zweck passendste Formgebung
erhalten, welche ja, wie bekannt, von ausschlaggebendem Einflusse auf die Güte des Injectors ist. So sehen wir auch
den rechten Injector ohne einen Ueberlauf an der Grenze zwischen
Misch- und Fangdüse, da derselbe hier nicht mehr erforderlich
ist, während der linke Injector einen mit dem Wasserrohr
communicirenden Ueberlauf erhält. Die in den Zwischenstegen des
Gehäuses A eingebohrten Löcher
dienen Wohl nur dazu, dem Wasser behufs Ausgleichung der
Temperatur überall Zutritt zu ermöglichen.
Wenn wir somit in der Arbeitstheilung des Speisens auf zwei
Injectoren zunächst dadurch die größere Sicherheit der Functionirung begründet finden, daß es
möglich wird, für jeden Arbeitstheil die richtigste Form zu
wählen, so hat das von Körting zum
erstenmale aufgestellte Princip der Zweitheilung auch noch den
weitern Vortheil, daß höhere Wassertemperaturen zur Speisung
verwendbar werden. Dies hat besonders für die Anwendung der
Injectoren bei Locomotiven Bedeutung, wo es wünschenswerth
erscheint, das Tenderwasser durch den zeitweise vorhandenen
Dampfüberschuß möglichst hoch vorzuwärmen. Daß aber grade diese
Zweitheilung des Injectors es möglich macht, bis 70°
vorgewärmtes Wasser zu speisen, ist in Folgendem begründet.
Das zu speisende Wasser muß unter allen Umständen mit einer
großen Geschwindigkeit zufließen, welche in den seltensten
Fällen durch die disponible Druckhöhe gegeben wird, sondern
vorzüglich durch ein vor der Mischdüse herrschendes theilweises
Vacuum hervorgebracht werden muß; dieses Vacuum nimmt mit
wachsender Temperatur in der Mischdüse selbstverständlich ab.
Beim einfachen Injector nun hat der Dampf sowohl die Function,
durch seine Condensation das Vacuum
und die entsprechende Geschwindigkeit des zufließenden Wassers
herzustellen, als durch seine lebendige
Kraft das Condensationswasser in den Kessel zu drücken; da
hierzu eine bestimmte Menge Dampf erforderlich ist, darf das
zufließende Wasser eine gewisse Temperaturgrenze nicht
übersteigen, soll nicht das Vacuum zerstört werden; ferner muß
bei wechselndem Dampfdrucke der Wasserzufluß genau regulirt
werden, um stets das richtige Verhältniß zwischen Anziehen und
Weiterbefördern des Wassers zu erhalten. Beim doppelten Injector
dagegen hat der erste Injector nur das richtige Zufließen des Wassers zu bewirken,
während der zweite allein die Beförderung in den Kessel besorgt. In Folge dessen braucht
der linke Injector nur einen kleinern Theil des gesammten
Dampferfordernisses, bewirkt somit geringere Erwärmung in der
Mischdüse und kann daher wärmeres Wasser annehmen. Ebenso ist
der Apparat hierdurch weniger empfindlich gegen Differenzen im
Wasserzufluß, da der rechte Injector an keine Temperaturgrenze
in der Mischdüse gebunden ist, und die Differenz der ihm
zufließenden Wassermenge nur insofern von Einfluß ist, daß der
Kessel mehr oder weniger vorgewärmtes Wasser erhält.
Nach dem Vorausgegangenen wird die Wirkungsweise des saugenden Injectors (Holzschnitt II und Fig. 3)
leicht verständlich sein. Die allgemeine Anordnung der Düsen und
Gehäuse ist dieselbe wie bei dem nichtsaugenden Injector; der
einzige Differenzpunkt besteht darin, daß Vorsorge getroffen
werden muß, dem linken Injector, welcher auch hier wieder die
Function des Wasserzuführens hat, zunächst allein Dampf
zuzuführen, bis das Wasser angesaugt und in Bewegung gekommen
ist. Zu diesem Zwecke sind die beiden Dampfdüsen durch
Tellerventile abgeschlossen, welche durch einen Handgriff, der
gleichzeitig mit dem Anlaßwechsel E
verbunden ist, von außen gehoben werden können. Die Welle des
Handgriffes geht durch eine Stopfbüchse ins Gehäuse B und trägt hier einen excentrischen
Zapfen, auf welchem ein zweiarmiger Hebel sitzt, dessen beide
Enden in die geschlitzten Spindeln der beiden Ventile
eingreifen. Beim Drehen des Handhebels in der Richtung des
Pfeiles der Figur 3
(welche den Injector im geschlossenen Zustande darstellt)
gelangt der excentrische Zapfen nach aufwärts, der zweiarmige
Hebel findet in dem größern, daher stärker von Dampf belasteten
Ventile des rechten Injectors einen Fixpunkt und erzielt somit,
wie ein einarmiger Hebel wirkend, das Lüften des linken
Dampfventiles, bis dessen Spindel an den oberhalb im Gehäuse B befindlichen Anschlag anstößt. Nun
tritt Dampf in den linken Injector ein, saugt das Wasser an und
treibt es durch die Oeffnung E ins
Freie. Dabei wird aber der Handhebel stetig weiter gedreht, der
excentrische Zapfen steigt weiter nach aufwärts und der
zweiarmige Hebel, der nun seinen Stützpunkt in dem Schlitze des
kleinen Dampfventiles findet, öffnet das große Dampfventil.
Gleichzeitig hat der Hahn E, welcher
zunächst den Ausfluß des linken Injectors abgesperrt hatte,
endlich auch die Ausflußöffnung des rechten Injectors abgesperrt
und hat so das angesaugte Wasser nach und nach genöthigt, zuerst
den rechten Injector zu passiren und schließlich das
Speiseventil zu heben und in das Druckrohr zum Kessel zu
treten.
Es ist somit auch hier keine Regulirung des Wasser- und
Dampfzuflusses erforderlich, und die ganze Manipulation des
Anlassens beschränkt sich auf langsames Aufdrehen des
Handhebels.
Die Saughöhe des Injectors beträgt 2m; die Wirkungsweise ist
innerhalb weiter Grenzen der Dampfspannungen eine absolut
sichere, und wir hoffen binnen Kurzem in der Lage zu sein,
ausführliche Versuchsresultate zu veröffentlichen.
Wilman.