Titel: | Neuer patentirter selbstthätiger Wärmeregulator für Gas-, Oel- und Ligroinheizung; von O. Naumann. |
Autor: | O. Naumann |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 276 |
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Neuer patentirter
selbstthätiger Wärmeregulator für Gas-, Oel- und Ligroinheizung; von
O.
Naumann.
Mit einer
Abbildung.
Naumann's Wärmeregulator.
Das Bedürfniß, einen genauen Wärmeregulator zu besitzen, der
nicht blos für Gas, sondern auch für Petroleumheizung im
größern Maßstabe verwendbar sei und von äußeren Störungen,
besonders den auf die meisten bisherigen Regulatoren so
störend einwirkenden Schwankungen des atmosphärischen und
des Gas-Druckes völlig unabhängig sei, veranlaßte mich zur
Construction des in beifolgender Figur schematisch
dargestellten Apparates, bei welchem gedachte Fehler
gänzlich vermieden oder unschädlich gemacht, eine Temperatur
von andauernder, nahezu absoluter Gleichmäßigkeit erzielt
und daher jede Beaufsichtigung, auch des Nachts, völlig
entbehrlich ist, wie Prof. Knop
im Chemischen Centralblatt, 1877 S. 462 bestätigt.
Textabbildung Bd. 226, S. 276
Der Apparat, mit abgehobenem Deckel, besteht im Wesentlichen aus
zwei in einander gefügten Gefäßen oder Kesseln A, deren innerer die zu erwärmende
Substanz oder Flüssigkeit enthält, während der Zwischenraum
zwischen beiden mit Wasser oder, für höhere Temperaturen, mit
einer schwerer siedenden Flüssigkeit (z.B. Oel, Glycerin)
angefüllt ist. Vom Boden des innern Gefäßes führt in der Regel
ein Canal quer nach außen, um erforderlichen Falles dessen
Flüssigkeit ablassen, bezieh. einen Luftzug im Gefäß
unterhalten zu können. Unter den Gefäßen befindet sich der
Feuerraum. Das Princip des Regulators besteht nun darin, daß,
sobald die Temperatur des Innenraumes den gewünschten Wärmegrad
im geringsten übersteigen will, durch das Röhrchen b eine genügende Menge Quecksilber auf
die außen am Apparat angebrachte, hier ringförmige Wage d und zwar in den auf ihr befindlichen
Becher e gedrängt wird – eine
Menge, die vollkommen hinreicht, die Wage sofort in Bewegung zu
setzen. Hierdurch werden entweder durch Verminderung des
Gaszuflusses die Gasflammen, oder, wie die Skizze zeigt, durch
Vorwärtsbewegung des an der Wage befestigten, aber frei
schwebenden Bügels nn' die
Petroleumflammen verkleinert, vergrößert hingegen, wenn bei
jetzt drohender Abkühlung ein Theil Quecksilber nach dem
Röhrchen b zurückweicht und folglich
eine rückgängige Bewegung der Wage eintritt. Schon ein sehr
geringer Ausschlag der fast keinem Widerstand begegnenden Wage,
genügt zur Verkleinerung der Flamme.
Die auf diesen Regulator gegründeten Apparate sind zu beziehen
durch die Firma Franz Hugershoff in
Leipzig und werden in den verschiedensten Größen, von etwa 4l Inhalt an, und zu den
verschiedensten Zwecken der technischen Chemie und Industrie,
besonders auch zum Eindampfen und Eintrocknen bei bestimmten
Temperaturen, geliefert. Hat man es mit zähen Flüssigkeiten oder
schmelzbaren festen Körpern zu thun, die längere Zeit auf einer
höhern Temperatur gehalten werden sollen, so wird bei den
Apparaten jedes zum Verhindern des Anklebens an den Kessel sonst
so nöthige Umrühren ganz erspart, weil auch die Wandung des
Kessels sich nie überhitzen kann. Die Form der Apparate ist
natürlich dem besondern Zweck entsprechend; für
Destillirapparate z.B. würde an Stelle des innern Kessels eine
Blase oder Retorte treten, für Brütapparate die den
verschiedenen Systemen entsprechenden Formen.
Die Herstellung von etwas billigern Regulirapparaten mit nur
einem Kessel ist zwar möglich, aber nichts weniger als räthlich;
dieselben könnten ohnehin nur für dünnwässerige, allenfalls für
spirituöse Flüssigkeiten benutzt werden, voraussichtlich unter
Schädigung der Gleichmäßigkeit der Wärme.