Titel: | Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von F. Hentsch, Hauptmann a. D. in Berlin. |
Autor: | F. Hentsch |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 43 |
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Mittheilungen über neue
Handfeuerwaffen; von F. Hentsch, Hauptmann a. D. in
Berlin.
Mit Abbildungen auf Taf. IV [d/4].
(Fortsetzung von S. 259 des
vorhergehenden Bandes.)
Hentsch, über neue Handfeuerwaffen.
Gewehrsystem
Stahl.
Außer dem in einer frühem Abhandlung (*1876 222 125)
beschriebenen Cylinderschloßgewehre hat der Waffenfabrikant Stahl in Suhl auch eine Reihe von
Blockverschlußmodellen construirt, von denen das letzte
ebenfalls im J. 1876 patentirt worden ist. Demselben liegt das
Gewehrsystem Peabody zu Grunde, und
ist das Bestreben von Stahl darauf
gerichtet gewesen, letztere Construction zu vereinfachen, das an
diesem befindlichen Percussionsschloß zu beseitigen und die Zahl
der erforderlichen Griffe zu verringern. Was die Construction
der Stahl'schen Blockverschlußgewehr betrifft, so ist bei dem
ersten Modelle Figur 42
(Verticalschnitt bei geschlossenem und abgeschossenem Gewehre)
auf den hintern Theil des Laufes ein dem Peabody-Gewehre
entsprechender Verschlußkasten geschraubt, welcher ebenso wie
bei diesem System zur Aufnahme der Verschluß- und Schloßtheile
dient. Dieser Kasten oder Hülse setzt sich oben und unten in
zwei Schienen nach hinten fort, von denen die untere als
Fortsetzung des Abzugsbleches, die obere als Schutzdeckel für
den hintern Theil des Schloßmechanismus angesehen werden kann.
Zwischen ihnen ist der Kolben eingeschoben, und wird derselbe
durch eine durch beide Schienen hindurchgehende Schraube
festgehalten. Die obere Fläche der Seitenwände ist geschweift,
entsprechend der Form der obern Verschlußstückfläche.
Das Verschlußstück B entspricht im
Allgemeinen ebenfalls demjenigen des Peabody-Gewehres,
unterscheidet sich aber wesentlich von diesem durch die Art und
Weise, wie es in Thätigkeit gesetzt wird. Die obere Fläche
dieses einen viereckigen Block bildenden Verschlußstückes ist
nicht wie bei dem genannten Gewehre mit einer muldenförmigen
Auslassung versehen, sondern die ganze Fläche ausgeschweift.
Durch das hintere Ende geht quer hindurch der höher wie die
Seelenachse liegende Verschlußstückbolzen M. Die hintere Fläche des Verschlußstückes legt sich nicht
wie bei dem Peabody-Gewehre gegen eine entsprechende Fläche des
Verschlußkastens, sondern ist mit einer Ausschweifung versehen,
in welche das hintere Ende des Schlagstiftes und der Hahn bei
abgeschossenem Gewehre tritt. Der Druck der Pulvergase wird
somit nur allein von dem Verschlußstückbolzen aufgefangen. Die
Einrichtung der zur Aufnahme des Schlagbolzens C bestimmten Bohrung hat ebenfalls
derjenigen des Peabody-Gewehres gegenüber eine Veränderung
erfahren. Dieselbe liegt bei geschlossenem Gewehre in der
Verlängerung der Seelenachse, besitzt cylindrische Form und hat
in dem hintern Theile eine absatzartige Erweiterung erfahren,
wodurch das Vorschnellen des Bolzens begrenzt wird. In diesem
größern Durchmesser besitzenden Theile der Bohrung befindet sich
eine nach unten ganz hindurchgehende, senkrechte Auslassung,
durch welche ein Ansatz des Schlagbolzens C nach unten heraustritt, wobei ein Hebel G auf ihn einzuwirken vermag.
An der untern Seite des Verschlußstückes sind mehrere Ansätze
angebracht. Der am äußersten Ende befindliche Ansatz c dient zum gänzlichen Verschlusse des
Laufes; der Ansatz d soll bei dem
Niedergehen des Verschlußblockes auf den nach hinten gerichteten
Arm des Ejectors schlagen und den letztern in Thätigkeit
versetzen. Der nach unten aus dem Verschlußgehäuse
hervortretende Ansatz S endlich
dient zum Bewegen des Verschlußblockes, ist etwas über der
untern, das Gehäuse schließenden Schiene, dem Abzugsbleche,
horizontal und quer zur Seelenachse behufs Aufnahme eines
Stiftes f durchbohrt und an dieser
Stelle mit einer verticalen Auslassung versehen; letztere dient
zur Aufnahme eines Hebels H, welcher
sich um den Stift f in verticaler
Richtung bewegen läßt. An der hintern Fläche des
Verschlußblockansatzes ist eine Feder J mittels einer durch ihr unteres Ende hindurchgehenden
Schraube befestigt. Dieselbe federt mit ihrem obern Theile nach
hinten und wirkt gegen den zur Bewegung des Hahnes dienenden
Theil F. Der Ansatz des
Schlagbolzens C hat Spielraum in der
betreffenden Auslassung des Verschlußstückes und kann in Folge
dessen eine geringe Vor- und Rückwärtsbewegung ausführen. Seine
hintere Fläche steht senkrecht zur Seelenachse und begrenzt die
Rückwärtsbewegung, indem sie sich gegen eine entsprechende
Fläche des Verschlußblockes B legt;
die vordere Fläche ist etwas abgerundet, und drückt gegen diese
das obere Ende des Hebels G Ebenso
besitzt auch der als Lager dienende obere Theil S des Verschlußstückabsatzes eine
Ausrundung, an welcher der Hebel G
entlang gleitet.
Der Hebel H besitzt einen nach hinten
gerichteten horizontalen Arm, welcher an seinem äußersten Ende
durchbohrt ist und einen Stift aufnimmt. Unter diesem Loche
befindet sich der nach hinten hervorstehende Ansatz h, welcher zum Bewegen des Hebels F dient, und unter diesem wieder der
Ansatz r, welcher in eine
entsprechende Auslassung des untern Verschlußkastenbleches tritt
und den Verschlußblock bei geschlossenem Gewehre in seiner Lage
erhält. Der oben erwähnte, mit G ein
Stück bildende Stift dient zur Befestigung der beiden Hebel G und F an
dem Hebel H, und ist auf ihn der unten
durchbohrte und geschlitzte Schieber F geschoben. Der Hebel G
besitzt geschweifte Form, legt sich mit seiner vordern Fläche
gegen die oben erwähnte Ausschweifung S des Verschlußstückansatzes, mit seiner hintern gegen die
vordere Seite des Schlagbolzenansatzes und hat die Bestimmung,
bei dem Oeffnen des Gewehres den Schlagbolzen
zurückzudrücken.
Der Schieber F dient zum Spannen des
Gewehres, besitzt demzufolge an dem obern Ende
schwalbenschwanzartige Form, tritt mit diesem so gestalteten
Theile unter einen Absatz an der vordern Fläche des Hahnes A und wird in dieser Stellung durch die
vorn andrückende Feder J erhalten;
letztere hat eine doppelte Aufgabe, nämlich den Hebel F in der Auslassung des Hahnes zu halten
und den Ansatz r in die Auslassung
der untern Verschlußgehäuseschiene zu drücken, wodurch ein
Aufspringen des Verschlußstückes bei dem Schusse verhindert
wird.
Der Ejector D entspricht demjenigen
des Peabody-Gewehres; nur ist sein oberer Arm insofern
verändert, als er den Lauf in seiner untern Hälfte umfaßt, mit
zwei Ansätzen in Höhe der Seelenachse in entsprechende
Auslassungen des Laufes tritt und vor den Patronenbodenwulst
sich legt. Der Hahn A besteht aus
einer Eisenplatte, welche sich in der senkrechten Ebene der
Seelenachse um den Bolzen a bewegt,
nach oben aus dem Verschlußgehäuse mit seinem Griffe hervorsteht
und die obere Oeffnung des letztern schließt, zu welchem Zwecke
er hinter dem Griffe die Form eines Kreisabschnittes erhalten
hat. Die vordere Fläche des Hahnes bildet in ihrem obern Theile
eine gerade Fläche, tritt nach unten zurück, wodurch ein Absatz
gebildet wird, gegen welchen der Hebel F von unten wirkt. Von hier ab nimmt sie kreisförmige
Gestalt an. An der untern abgerundeten Fläche befindet sich die
Spann- und Ruhrast. An einem nach hinten hervorstehenden
hakenförmigen Theile seines untern Endes ist die mit dem obern
Schlagfederarme in Verbindung stehende Kette befestigt und über
diesem Ansatze zur Schaffung des erforderlichen Raumes zur
Bewegung letzterer eine Auslassung in der hintern Hahnfläche
angebracht. Die mit ihrem obern Arme als Schlag-, mit ihrem
untern als Abzugsfeder dienende zweiarmige Feder K wird durch die gegen letztern Arm von
unten drückende Abzugsbügelschraube n in dem Gehäuse gehalten und durch mehr oder weniger
tiefes Einschrauben der letztern in größere oder geringere
Spannung versetzt. Der Abzug E dient
zugleich als Stange.
Was nun das Zusammenwirken der Schloß- und Verschlußtheile
betrifft, so nehmen dieselben bei geschlossenem und abgefeuertem
Gewehre folgende Stellung ein: Der Verschlußblock B hat horizontale Lage und schließt den
Lauf
nach hinten. Der Schlagbolzen C ist
mit seinem vordern Ende etwas über die vordere Fläche des
Blockes B hervorgetreten, sein
unterer Ansatz hat den Hebel G gegen
die Fläche S gepreßt, und ist hinter
seiner hintern Fläche ein Spielraum. Gegen die hintere Fläche
des Schlagbolzens drückt der Hahn A.
Der Ansatz r des Hebels H liegt in der betreffenden Auslassung
der untern Verschlußgehäuseschiene und hält den Hebel und mit
ihm den Verschlußblock B in seiner
Lage fest. Der Ejector D endlich
liegt mit seinen Ansätzen in den betreffenden Auslassungen des
Laufes und vor dem Patronenbodenrande.
Behufs Oeffnens des Gewehres wird mit dem Zeige- und Mittelfinger
der Hebel H ergriffen und so weit
als möglich kräftig zurückgezogen. Hierbei dreht sich zunächst
der Hebel H um seinen Stift f. In Folge dessen bewegen sie die nach
hinten gerichteten Theile des Hebels hoch, der Ansatz r wird aus der betreffenden Auslassung
des Abzugsbleches entfernt, der Haltestift y des Hebels G und F gehoben. Zugleich mit
diesem schieben sich auch letztere beiden Hebel hoch, drehen
sich, und drückt der Hebel F den
Hahn, der Hebel G den Schlagstift
zurück. Sobald der Hebel H so weit
zurückgezogen ist, daß er die vordere Fläche des
Verschlußstückansatzes S erreicht
hat, muß auch dieser die Bewegung mitmachen, und dreht sich nun
das ganze System um den Bolzen M.
Der Hahn wird jetzt gänzlich zurückgedrückt und gespannt und
ebenso der Schlagstift C, so weit es
der Spielraum g gestattet. Um ein
Niederfallen des Hebels bei ausgeführter Bewegung zu verhindern,
dient der Ansatz h, welcher sich
unter seine hintere und untere Fläche legt. Bei dem Niedergehen
trifft der vordere Ansatz b des
Verschlußstückes den horizontalen Arm des Ejectors D und drückt ihn nieder, wodurch der
obere Arm zurückgeschnellt und die Patronenhülse aus dem Laufs
geschleudert wird. Nach dem Einbringen der Patrone drückt man
nunmehr gegen den Verschlußblockansatz S von hinten und schiebt denselben so weit vor, als es die
Auslassung des Abzugsbleches gestattet. Der Verschlußblock B nimmt dadurch wieder seine bei
geschlossenem Gewehre beschriebene Lage ein; zugleich kommt auch
die Feder J, welche den Hebel F zurückgeführt hat, in Thätigkeit,
indem ihr oberes Ende nach unten drückt, den Hebel H um seinen Stift f dreht und den Ansatz r in
die Auslassung der Gehäuseschiene bringt, wodurch der
Verschlußblock in seiner Lage erhalten wird.
Behufs Abfeuerns zieht man nunmehr den Abzug zurück; der Hahn
schlägt in Folge dessen gegen die hintere Fläche des
Schlagbolzens und treibt diesen vor. Ein Aufspringen des
Verschlußstückes bei dem Schusse wird durch den Ansatz r verhindert; denn die Gase suchen zwar
ersteres nach unten zu drücken, der Ansatz S wird aber am Ausweichen nach rückwärts
durch den Stift des Hebels H
verhindert, letzterer durch seinen Ansatz r, welcher sich gegen die entsprechende Fläche der
Gehäuseschiene legt, in der Lage und der Ansatz wieder durch die
Feder i in der Auslassung erhalten.
Da sich bei dem Aufspringen des Verschlußstückes der ganze
Mechanismus um den Bolzen M drehen
muß, der Hebel H aber nur eine
solche um den viel tiefer und weiter nach vorn liegenden Stift
f ausführen kann, so bewirkt der
Druck der Gase nur noch ein festeres Einlegen des Ansatzes r in die Auslassung des Abzugsbleches.
Die Ruhestellung entspricht derjenigen eines gewöhnlichen
Percussionsschlosses.
Der Mechanismus ist somit sinnreich, solid und die Zahl der
Federn auf zwei beschränkt. Das Auseinandernehmen des Gewehres
bereitet keine großen Schwierigkeiten und ist gegenüber dem
Peabody-Gewehre erheblich vereinfacht. Es ist nämlich die
Einrichtung getroffen, daß die rechte Seitenwand des
Verschlußgehäuses, welche durch die beiden Flügelschrauben s mit der linken Seitenwand verbunden
wird, abgenommen werden kann. Nach dem Entfernen dieser beiden
Schrauben liegt der Mechanismus frei, und können sowohl die
beiden Schrauben, als auch die einzelnen Theile ohne Anwendung
irgend eines Instrumentes herausgenommen werden.
Die Zahl der Griffe ist auf ein Minimum reducirt, nämlich nur auf
1) Zurückziehen des Hebels H, 2)
Vorschieben des Verschlußstückansatzes B, wodurch eine bedeutende Feuergeschwindigkeit erreicht
worden ist, und zwar um so mehr, als die Griffe außerdem sehr
nahe zusammenliegen.
Dieses System hat später geringe Aenderungen erfahren, indem
nämlich der Hebel G in Fortfall
gebracht und dafür die hintere Erweiterung der
Schlagbolzenbohrung nach vorn behufs Aufnahme einer Spiralfeder,
welche den Schlagbolzen stets nach hinten zu drücken strebte,
etwas verlängert wurde. Dadurch konnte auch der Ansatz des
Schlagbolzens entfallen, und wurde statt dessen eine Auslassung
in demselben angebracht, in die von unten ein in der
Verschlußstückwand angebrachtes, nach der Seite verschiebbares,
oben in die Bohrung hineinreichendes Eisenstück eintrat, welches
das gänzliche Herausfallen des Schlagbolzens nach hinten
verhinderte. Dieses Gewehr genügte indessen dem Erfinder nicht,
und suchte derselbe eine bessere Waffe zu schaffen, welche
entweder noch schneller functionirte, oder sonstige Vorzüge
aufzuweisen hätte. Was die Construction dieses neuen Modelles
betrifft, so ist auf das hintere Ende des Laufes wiederum ein
obigem entsprechender Verschlußkasten aufgeschraubt, welcher indessen
mit seinem untern Theil in dem Schafte liegt, mit dem obern aus
demselben hervorsteht. Während bei der erstem Waffe der Schaft
aus zwei durch das Verschlußgehäuse getrennten Theilen bestand,
ist derselbe bei diesem Modelle aus einem Stücke gefertigt,
wodurch die Solidität der Waffe bedeutend gewonnen hat. Figur 43 zeigt den Verticallängenschnitt bei
geschlossenem und gespanntem Gewehre.
Die Seitenwände des Verschlußgehäuses A sind im obern Theile verstärkt, um eine feste,
unverrückbare Lage im Schafte zu erhalten, und legen sich mit
dem dadurch entstehenden, außen befindlichen Ansatze auf die
obere Schaftfläche. Zugleich wird durch diese Verstärkung auch
erreicht, daß das Verschlußgehäuse gegen die Wirkung der
Pulvergase widerstandsfähiger wird, da der Rückstoß zum größern
Theile von der obern Verschlußgehäusehälfte aufgefangen werden
muß. Die senkrechte, zwischen den Seitenwänden befindliche
Auslassung setzt sich bis in den die letzteren hinten und im
obern Theile verbindenden Schweiftheil fort und dient zur
Aufnahme des vordern Theiles des Verschlußstückhebels C, welcher sich bei geschlossenem
Gewehre mit einem Absatze gegen die diese Auslassung hinten
begrenzende Fläche des Schweiftheiles legt und mit zum Auffangen
des Rückstoßes dient. An der untern Seite wird die zwischen den
Seitenwänden befindliche Verschlußgehäuseöffnung durch das
Abzugsblech D, an welchem ein großer
Theil der Stücke des Mechanismus befestigt ist, geschlossen.
Das Verschlußstück B besteht aus
einem viereckigen, demselben Theile des erstem Modelles
entsprechenden Blocke. Derselbe endigt nach hinten in einem
hinter dem Drehbolzen liegenden, zur Bewegung des
Verschlußstückes dienenden Hebel C
und besitzt auf seiner obern Seite die dieser ganzen
Waffengattung eigene muldenförmige Auslassung, welche bei diesem
Modelle indessen nicht allmälig nach hinten verläuft, sondern am
hintern Ende durch eine senkrechte Fläche absatzartig begrenzt
wird; letztere hat den Zweck, die mit bedeutender Kraft aus dem
Laufe hervorgeschleuderte Patronenhülse aufzufangen und nach
vorn auszuwerfen. Durch den Verschlußkopf B geht der Länge nach die Bohrung für den Schlagbolzen
hindurch, deren Richtung verschieden ist, je nachdem Central-
oder Randzündungspatronen zur Verwendung gelangen. Der vordere,
ringsum geschlossene Theil dieser Auslassung besitzt
cylindrische Gestalt und verengt sich unter halbkugelförmigem
Uebergange nach vorn, so daß dadurch dem Vorschnellen des
Schlagbolzens E eine Grenze gesetzt
wird. Etwa 40mm von der
vordern Fläche ab, nimmt die Schlagbolzenauslassung viereckige
Form an, und ist bis zu ihrem unterhalb des Pivotbolzens
befindlichen Ende nach unten geöffnet. In dem hintern Theile der
untern Verschlußstückfläche ist in den beiden zur Seite der
Auslassung stehen gebliebenen Wänden je eine zur Aufnahme der
Schlagfeder bestimmte Auslassung d
angebracht. Nicht weit hinter der Bohrung für die Pivotbolzen
befindet sich in dem Hebel eine schräge Auslassung f, in welche ein Schieber F tritt, der am entgegengesetzten,
untern und nach vorn gerichteten Ende mit einer Feder G in Verbindung steht und zum
automatischen Oeffnen des Verschlußstückes B bestimmt ist. In der untern Seite des
Verschlußstückhebels ist ferner eine die Fortsetzung der in dem
Verschlußstücke selbst befindlichen Auslassung für den
Schlagbolzen bildende, nach unten geöffnete Auslassung
vorhanden, in welche bei gespanntem Gewehre der hintere Theil
des Schlagbolzens E eintritt. Etwa
in der Mitte des Hebels befindet sich ein nach hinten
gerichteter, hakenförmiger Einschnitt (Rast) g, in welche ein ebenfalls hakenförmiger
Hebel G eingreift, der das
Verschlußstück in seiner Lage bei geschlossenem Gewehre erhält.
Hinter dieser Rast endlich ist ein nach hinten gerichteter
Absatz h angebracht, welcher sich,
wie schon erwähnt, gegen den Schwanztheil des Gehäuses legt und
dazu bestimmt ist, den Rückstoß des Verschlußstückes auf
letztern Theil zu übertragen.
Der Scharnierbolzen J ist aus Stahl
gefertigt, verbindet den Verschlußblock B und das Abzugsblech D mit
dem Verschlußgehäuse A und bildet
den Drehbolzen des erstern. Derselbe besitzt demzufolge
cylindrische Gestalt und an seinem rechts aus dem Gehäuse
hervorragenden Ende eine unter rechtem Winkel zu ihm stehende
Handhabe, welche sich gegen die äußere Fläche der rechten
Verschlußgehäusewand legt. Dieses Ende des Scharnierbolzens
enthält eine Bohrung, in welche der Stift eines federnden
Stahlstäbchens eintritt. Dieses in einer Auslassung des
Scharnierbolzens liegende Stäbchen ist an seinem andern aus der
linken Hülsenwand hervortretenden Ende mit einem Kopfe versehen,
welcher sich gegen die äußere Fläche der rechten Hülsenwand legt
und verhindert, daß der Scharnierbolzen aus der Bohrung
herausfällt.
Der Schlagbolzen E besitzt im
längsten Theile viereckige Form, sein vorderes Ende, mit welchem
er in dem geschlossenen Theile des vordern Ganges des
Verschlußstückes sich bewegt, cylindrische Gestalt und geht
unter Halbkugelform in eine kurze Spitze über. Der viereckige
Theil des Schlagbolzens steht nach unten etwas über den vordern,
cylindrischen hervor, und hat dies den Zweck, daß sich der
Bolzen nicht drehen kann. In diesem Theile, etwa in der Mitte
des Bolzens, ist eine Auslassung d'
angebracht, deren vordere Fläche einen hakenförmigen Absatz zur
Aufnahme des vordern Endes der Schlagfeder L besitzt, deren hintere
Begrenzungsfläche senkrecht abgeschnitten ist. Hinter dieser
Auslassung befinden sich zu beiden Seiten des Bolzens
zwei vorn und hinten mit schrägen Begrenzungsflächen versehene
Auslassungen k. In dieselben tritt
mit einigem Spielraum der das Oeffnen des Verschlußstückes
bewirkende Schieber F. Unmittelbar
hinter dieser Schwächung des Bolzens ist an der untern Seite des
Schlagstiftes ein nach unten gerichteter, schräger, mit seinem
untern Ende weiter nach vorn vortretender Ansatz l angebracht, dessen unteres Ende sich
bei gespanntem Gewehre hinter den Abzugshaken M legt und dadurch das Gewehr gespannt
erhält.
Die Schlagbolzenfeder L entspricht
genau derjenigen des ältern belgischen Systemes von Fallisse und Trapmann und versieht zwei Functionen; sie soll nämlich
das Vorschleudern des Schlagbolzens E gegen den Boden der eingeladenen Patrone und außerdem
das Zurückführen und Erhalten desselben in einer solchen Lage,
daß er mit seiner Spitze mindestens 3mm von dem Zündhütchen der
Patrone entfernt bleibt, bewirken. Dieselbe besitzt eine
halbkreisförmige Gestalt, ist an der rechten Seite
schlangenförmig etwas ausgeschweift und endigt in zwei Lappen,
welche in die entsprechenden Lager an dem Verschlußstücke und
Schlagbolzen eingreifen.
Die übrigen nun folgenden Theile sind am Abzugsbleche befestigt,
und besitzt dieses zu deren Aufnahme zwei senkrechte Ansätze
oder Backen, zwischen denen diese Theile mittels Schrauben
gehalten werden. Zunächst finden wir im vordern, unter dem
Verschlußgehäusekopfe liegenden Theile den Ejector, welcher
demjenigen des erstem Modelles entspricht. An der linken Seite
ist der nach hinten gerichtete horizontale Arm etwas
ausgeschnitten. Gegen diesen Arm wirkt endlich von unten eine
Feder N, welche nach dem durch den
Verschlußblock herbeigeführten Niederdrücken des Ejectorarmes in
Thätigkeit gelangt. Diese Ejectorfeder N sucht nach dem Niederdrücken zurückzuschnellen und den
horizontalen Ejectorarm und mit ihm das Verschlußstück zu heben.
In Folge dessen schließt letzteres etwas den untern Theil der
Lauföffnung, während der verticale Ejectorarm in sein Lager im
Laufe tritt. Wird nun die neue Patrone eingeladen, so muß
hierbei das Verschlußstück niedergedrückt werden, um die hintere
Lausöffnung ganz frei zu machen, der geringe Widerstand der
Ejectorfeder somit überwunden werden, worauf nach dem Einführen
der Patrone das Verschlußstück wieder gehoben und das
Herausfallen der Patrone verhindert wird. Die Schieberfeder G hat in Verbindung mit dem Schieber F den Zweck, den hintern Theil des
Verschlußstückes B zu heben, also
das Gewehr zu öffnen, und ist mit ihrem nach hinten gerichteten,
nach oben federnden Ende durch ein Verbindungsstück mit dem
untern Ende des Schiebers F
verbunden. Wird nun das hintere Ende des Hebels freigelassen, so
kann auch der Schieber F nach oben
ausweichen, die Schieberfeder G
drückt gegen sein unteres Ende und hebt dadurch den
Verschlußstückhebel C hoch. Der
Abzug M ist an seinem obern Ende mit
einem nach vorn gerichteten Ansatze versehen, welcher auf seinem
äußersten vordern Ende einen nach oben gerichteten Haken trägt,
hinter den sich bei gespanntem Gewehre der Ansatz l des Schlagbolzens legt. Der Ansatz
wird durch die Abzugsfeder, eine einarmige, durch eine Schraube
vor ihm auf dem Abzugsbleche befestigte Feder O in der Lage erhalten; letztere hat
zugleich den Zweck, mit ihrem äußersten Ende auf den Hebel H zu wirken und den zum Festhalten des
Verschlußhebels bei geschlossenem Gewehre dienenden Haken in der
Rast des Hebels zu erhalten. Der Verschlußhaken H ist um eine Schraube in verticaler
Richtung drehbar. Sein nach oben gerichtetes Ende besitzt an der
vordern Seite einen hakenförmigen Ansatz, welcher in die Rast
g des Verschlußhebels C bei geschlossenem Gewehre einspringt.
Nach unten ist an dem Verschlußstückhaken ein Ansatz angebracht,
auf welchen ein nach unten aus dem Abzugsbleche hervorstehender,
um eine horizontale Schraube drehbarer Griff P einwirkt. Endlich geht quer durch die
beiden Verschlußgehäusewände hindurch ein Bolzen R mit an der linken Seite befindlichem
und außerhalb liegendem Griffe, welcher im Innern zur Hälfte
abgefeilt ist und das unbeabsichtigte Oeffnen der Waffe
verhindern soll, indem zu letzterm Zwecke die cylindrische
Fläche des Bolzens sich über das Verbindungsstück des Schiebers
F legt und somit verhindert, daß,
wenn auch der Verschlußhaken H aus
der Hebelrast g durch irgend einen
Zufall herausgehoben werden sollte, dennoch die Schieberfeder
nicht zur Thätigkeit gelangen und der Hebel somit nicht gehoben
werden kann. Was nun das Zusammenwirken der Schloß- und
Verschlußtheile betrifft, so nehmen dieselben bei geschlossenem
Gewehre folgende Stellung zu einander ein: Das Verschlußstück
B liegt mit seiner vordern
senkrechten Fläche an dem Patronenboden und der hintern
Lauffläche, sein Hebel C auf dem
Kolbenhalse und wird in dieser Stellung durch den Verschlußhaken
H festgehalten, indem derselbe in
die Rast g des Hebels eingreift und
in dieser Stellung durch den Griff P
und die Abzugsfeder O erhalten wird.
Der Schlagbolzen E ist
vorgeschleudert, sein vorderes Ende aber nicht über die vordere
Verschlußstückfläche hervorgetreten, sondern durch die
Schlagfeder L bis hinter diese
Fläche zurückgezogen. Der hintere Schlagbolzenansatz l steht vor dem Abzuge M, gegen seine vordere Fläche legt sich
der Schieber F, und gegen dessen
unteres Ende drückt wieder die angespannte Schieberfeder G. Die Schlagfeder L liegt mit ihren beiden Enden in den
entsprechenden Auslassungen des Verschlußstückes und Schlagstiftes,
der Ejector mit seinem obern Ende in der Laufauslassung und vor
dem Patronenbodenrande, die Ejectorfeder N berührt nicht den horizontalen Ejectorarm und ist nicht
angespannt.
Behufs Ladens wird der Verschlußhakengriff P zurückgezogen, dadurch der Verschlußhaken H selbst aus der Rast g des Verschlußstückhebels C entfernt, und kann nun die
Schieberfeder G in Thätigkeit
treten. Dieselbe federt nach oben, schiebt den Schieber F hoch, welcher seinerseits wieder den
Verschlußstückhebel C emporschnellt
und ihn zu einer Drehung um den Pivotbolzen J veranlaßt. In Folge dessen senkt sich
der Verschlußblock B im vordern
Theile, wobei er den horizontalen Ejectorarm trifft, ihn
niederdrückt, dadurch dessen nach oben gerichtetes Ende nach
rückwärts bewegt, die Patronenhülse mitnimmt und aus dem Laufe
schleudert. Die Ejectorfeder N wird
hierdurch angespannt und hebt nach dem Entfernen der
Patronenhülse, wie oben beschrieben, den Ejectorarm und das
Verschlußstück wieder etwas hoch. Durch das Niedergehen des
Verschlußstückes wird der Ansatz l
des Schlagbolzens zurück, mit seinem untern Ende hinter den
Haken des Abzugsansatzes M gedrückt
und hierdurch die von unten gegen den Ansatz wirkende
Abzugsfeder O gehalten. Nach dem
Einbringen der Patrone in den Lauf drückt man den Hebel C bis auf den Kolbenhals nieder, wobei
der Verschlußhaken H in die Rast g des Hebels C springt, auf diese Weise ihn und das nun wieder gehobene
Verschlußstück B in der Lage erhält.
Der Ansatz h des Hebels legt sich
hierbei gegen die vordere Wand des Schwanzstückes. Bei dieser
Bewegung des Verschlußstückes ist der Schlagbolzen durch seinen
Ansatz l und hierdurch auch das
vordere Ende der in dem vordern Theile des Ausschnittes d' des Schlagbolzens liegenden
Schlagfeder L zurückgehalten,
während ihr hinteres Ende in der Auslassung des Verschlußbolzens
verharrt, wodurch ein Spannen dieser Feder herbeigeführt
wird.
Soll das Gewehr abgeschossen werden, so wird mittels eines
Druckes gegen den Abzug M der
Schlagbolzenansatz l aus dem Haken
des Abzuges befreit; die Schlagfeder L kann nun in Thätigkeit treten, schleudert den
Schlagbolzen E vor und bewirkt die
Entzündung der Patrone. Das Hervortreten des Schlagbolzens über
die vordere Verschlußstückwand dauert indessen nur einen Moment,
und wird er sogleich wieder durch dieselbe Feder L, welche in ihre Ruhelage zurückgeht,
so weit zurückgeführt, daß seine vordere Spitze 3mm vom Patronenboden
absteht.
Die Ruhestellung des Gewehres erfolgt durch Anziehen des Drückers
mit dem Zeigefinger, wobei man den Verschlußhebel mit dem Daumen
niederdrückt und vollends schließt. Es wird nämlich durch das
Anziehen des Abzuges der vordere kürzere Abzugshebelarm nach
abwärts gedrückt und, wenn man nun während dessen den
Verschlußhebel niederdrückt, den Block also emporhebt,
verhindert, daß die Nase des Schlagbolzens in die Spannrast
eingreift. Läßt man, nachdem der Block gehoben ist, den Abzug
los, so drückt die Abzugsfeder den Abzugshebelarm wieder
aufwärts, und lehnt sich derselbe mit seinem Ende an die
rückwärtige Fläche der Schlagbolzennase 1, grade wie bei
abgeschossenem Gewehre. Sollte das Gewehr schon geschlossen und
gespannt sein, und will man es in Ruhe setzen, so hebt man den
Verschlußhebel langsam hoch und zieht, da das Gewehr sich nun in
gleichem Zustande befindet, wie wenn soeben geladen worden wäre,
den Abzug zurück, drückt den Hebel mit dem Daumen abwärts und
schließt vollends.
Die Handhabung des Gewehres erfordert somit wieder zwei Griffe,
nämlich I) Druck gegen den Verschlußhakengriff, d.h. Oeffnen des
Gewehres, und 2) Niederdrücken des Verschlußstückhebels oder
Schließen des Gewehres. Die Feuergeschwindigkeit ist demnach
sehr bedeutend und wird noch dadurch vergrößert, daß der erstere
Griff sehr leicht, ohne irgend einen Aufwand von Kraft und schon
bei dem Herunternehmen des Gewehres aus dem Anschlage ausführbar
ist.
Das Auseinandernehmen des ganzen Schloßmechanismus kann indessen
nur nach dem Entfernen einer großen Zahl von Schrauben
stattfinden. Der Mechanismus besitzt ferner vier Federn und
zahlreiche Einzeltheile, weshalb Stahl ihn zu vereinfachen strebte und ein neues Modell
aufstellte; hierbei suchte der Erfinder den Griff des Oeffnens
des Gewehres entweder ganz zu beseitigen oder wenigstens so
einzurichten, daß er möglichst geringe Zeit in Anspruch nimmt
und beim Abschießen des Gewehres zugleich ausgeführt werden
kann.
(Schluß
folgt.)