Titel: | Ueber des Bleichen des Schellacks; von Josef Maria Eder. |
Autor: | Josef Maria Eder |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 500 |
Download: | XML |
Ueber des Bleichen des Schellacks; von Josef Maria Eder.
Eder, über das Bleichen des Schellacks.
Der größte Theil des in Verwendung kommenden farblosen Schellacks wird in der
alkoholischen Lösung gebleicht, weil diese Firnisse gute Polituren geben und die
Garantie gewähren, daß damit überzogene Metallbestandtheile blank bleiben. Es kommen
aber auch bedeutende Mengen von festem gebleichten Schellack in Handel, und die
praktische Darstellung desselben ist nicht ohne Wichtigkeit.
Die von Field
1) und Wittstein (1857 143 467) angegebenen Bleichungsmethoden mit Weingeist und Chlorkalk, sowie
die von Luning
2) , Elsner (1849 113 445)
1850 117 440) und später noch in dessen
Mittheilungen3) beschriebenen Verfahren mit Weingeist und Thierkohle sind bei der
Darstellung von festem gebleichten Schellack wegen des Preises des Alkohols und der
Umständlichkeit seiner Wiedergewinnung nicht anwendbar. Weit praktischer erweist
sich Kreßler's Methode (1863 117 237), nach welcher der Schellack in wässeriger Soda gelöst und mit
unterchlorigsaurem Natron gebleicht wird. Sauerwein (1863
167 237) modificirte Kreßler's Verfahren, indem er
außer den genannten Körpern noch schwefligsaures Natron anwendete.
Nach meinen Versuchen ist folgendes Verfahren in der Praxis besonders empfehlenswerth
und wird auch nach meinen Angaben im Großen ausgeführt.
10 Th. zerkleinerter Schellack werden mit 4 Th. krystallisirter Soda in 120 bis 150
Th. Wasser4) in einem kupfernen Kessel heiß gelöst und die violette Lösung – deren
Farbe nach Marquart und Nees
v. Esenbeck
5) durch einen dem Carmin ähnlichen Farbstoff bedingt ist – in einen
Holzbottich durch Leinwand filtrirt. Anderseits verreibt man 10 Th. Chlorkalk (etwa
30 Proc. Chlor enthaltend) mit einer Lösung von 10 bis 12 Th. krystallisirter Soda
in 200 Th. Wasser und filtrirt diese bleichende Flüssigkeit in die Schellacklösung.
Dem erkalteten Gemenge wird vorsichtig verdünnte Salzsäure zugesetzt, so lange bis
sich etwas Schellack krümmelig auszuscheiden beginnt; dazu ist meist nur eine
geringe Menge erforderlich. Dieser von Sauerwein
angegebene Kunstgriff beschleunigt in der That das Bleichen in nicht geringem Grade.
Nach 2 bis 3 Tagen, gleichgiltig ob die Lösung am Licht oder im Dunkeln stand, ist
die Bleichung vollendet. Dann wird durch Zusatz von concentrirter Salzsäure der
Schellack gefällt.6)
Hatte man einen verhältnißmäßig reinen natürlichen Schellack zu bleichen, so kann man
die weiße krümmelige Schellackausscheidung sofort auf grober Leinwand sammeln,
tüchtig unter öfterm Umrühren waschen und dann zusammenschmelzen. Unreinen Schellack
läßt man mehrere Stunden nach dem Ausfällen mit Salzsäure in der Flüssigkeit stehen.
Das frei gewordene Chlor wirkt sehr energisch; jedoch ist es vorzuziehen, die
Bleichlauge in der alkalischen Lösung wirken zu lassen. Durch langes Verweilen des
fein zertheilten Schellacks in der sauren Chlorlösung wird er spröde und brüchig und
läßt sich nicht mehr gut ziehen und formen. Mindere Sorten von gebleichtem Schellack
werden mit Anwendung der Hälfte des oben angegebenen Chlorkalkquantums erhalten.
Den ausgefällten Schellack trägt man in kochendes Wasser ein, wodurch er so weich
wird, daß er sich beliebig formen läßt. Anfangs ist er porös und unscheinbar, aber
wiederholtes Erwärmen, starkes Kneten und Ziehen ertheilen ihm einen schönen
Seidenglanz.
Trotz der größten Reinlichkeit, welche unbedingt nothwendig, ist es kaum zu
vermeiden, daß die Oberfläche gelblich wird; bei nicht ganz gut gelungenen Bleichen
hat die ganze Masse mitunter einen gelblichen Stich. Um das Ansehen der Waare zu
heben, legt man den gezogenen und geformten Schellack etwa 24 Stunden lang in jene saure
chlorhaltige Flüssigkeit, welche beim Abseihen des ausgefällten Schellacks erhalten
wird. Man verwendet sie, bevor sie durch das Waschwasser verdünnt ist; wenn nöthig,
setzt man noch etwas Chlorkalk zu. Dadurch wird die Oberfläche kreideweiß erhalten.
Diese weiße Schicht gewährt noch den Vortheil, den Schellack lange aufbewahren zu
können, ohne daß er sein Aussehen ändert; denn erstere gibt nicht nach, wie es alle gebleichten Schellacke, und zwar durch die ganze
Masse thun. Durch Bürsten der Oberfläche wird schließlich der Seidenglanz sehr
erhöht. Durch chemische Mittel läßt sich dieser Seidenglanz nicht herstellen. Nach
kurzem Eintauchen in starkes Ammoniak quillt nach Berzelius (a. a. O.) der Schellack oberflächlich auf und erhält beim
Trocknen einen starken Glanz, der aber nicht seidenartig, sondern lackartig ist. Die
weiße Farbe des Productes geht dabei in eine gelbliche über und kann auch durch die
oben erwähnte Nachbleiche nicht wiederhergestellt werden.
Die Lösung des so erhaltenen Schellacks in Weingeist geht rasch vor sich und ist ganz
farblos. Das in schwierigen Fällen vorgeschlagene vorhergehende Aufquellen des
Schellacks in Aether7) ist überflüssig. Bei frisch gebleichtem Schellack erhält man öfters
Firnisse, die milchig trübe sind und sich auch durch langes Stehen nicht klären, wie
dies auch Jacobsen
8) und Peltz
9) beobachteten. Die Ursache davon ist die Unlöslichkeit eines im rohen
Schellack enthaltenen Harzes in Weingeist, wie Unverdorben
10) zeigte, und der Wachsgehalt des Schellacks.11) Das von Peltz angegebene Verfahren, die trübende
Substanz mit Petroleumäther auszuziehen, halte ich nicht für empfehlenswerth, schon
deshalb, weil derartige Firnisse spröde eintrocknen. Schütteln der Lösung mit
gepulverter Kreide oder namentlich mit Gyps bewirkt die Klärung nach wenigen
Stunden, und die wasserhelle Lösung läßt sich leicht abziehen.
Die mit solchem gebleichten Schellack erhaltenen Polituren sind allerdings spröder
als die mit Spodium gebleichten Schellacküberzüge und daher die letztern zu feinen
Tischlerarbeiten vorzuziehen. Dagegen tritt, wenn man den Schellack nur genügend
gewaschen hat, absolut kein Anlaufen der gefirnißten Metallgegenstände ein.
Wien, Laboratorium von Prof. Dr. Pohl
an der technischen Hochschule.