Titel: | Notizen aus der Schwefelsäurefabrikation; von Friedr. Bode, Civil-Ingenieur in Hannover. |
Autor: | Friedrich Bode |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 278 |
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Notizen aus der Schwefelsäurefabrikation; von
Friedr. Bode,
Civil-Ingenieur in Hannover.
Bode, Notizen aus der Schwefelsäurefabrikation.
Ersatz für Salpeter oder Salpetersäure. Neben der
Verwendung der in den Anilinfabriken übrigbleibenden, mit Stickstoffverbindungen beladenen starken
Schwefelsäure findet auch die Benutzung der Rückstandssäure von der
Nitroglycerinfabrikation, die ebenfalls jene Verbindungen reichlich enthält, schon
seit Jahren statt. Die Regeneration der Stickstoffverbindungen kann ebensowohl im
Gloverthurme, wie in der Kochtrommel erfolgen. An andern Orten treibt man jedoch aus
dieser rückständigen Schwefelsäure auch die Stickstoffverbindungen thunlichst ab und
erzeugt dabei eine schwache Salpetersäure, welche in die Vorlagen bei der
Salpetersäurefabrikation mittels Chilisalpeter und Schwefelsäure vorgeschlagen wird.
Die immer noch etwas nitros übrigbleibende Schwefelsäure wird zum Aufschließen von
Phosphaten verwendet und das erzielte Product als
„Nitril-Superphosphat“ in den Handel gebracht.
Leider dürfte beim Aufschließen ein Theil der Stickstoffverbindungen verloren
gehen.
Etagen- oder Plattenöfen. Die von manchen Seiten gehegte Befürchtung, daß man in diesen
Oefen für Feinkiesverbrennung verdünnte Röstgase erhalte, ist völlig grundlos. Bei
einem derartigen von mir erbauten Ofensystem stellte ich am 3. Tage nach der
Inbetriebsetzung, als der Arbeiter 1/2 mal mehr Zeit zur Bearbeitung der Oefen
brauchte als nach später erlangter Uebung, Untersuchungen an über die Schwankungen im Gehalte der Gase an schwefliger
Säure. Ich untersuchte mit der Gasbürette von Cl. Winkler
und etwa 1/5 Normal-Jodlösung und machte in 3 Stunden hinter einander in
regelmäßigen Zeiträumen 16 einzelne Versuche. Es ergaben sich folgende Zahlen für
den Volumprocentgehalt an schwefliger Säure:
7,20
6,30
7,10
7,20
7,40
8,20
8,00
6,60
6,10
7,00
6,80
6,30
7,80
6,60
6,40
6,30
demnach Differenz etwa 2 Proc. Es fand während dieser Zeit ein
zweimaliges Bearbeiten der Oefen statt, und es muß noch bemerkt werden, daß die
maximale Gasstärke bald nachher noch auf 8,5 Proc. erhöht und die Differenz auf
unter 1,5 Vol.-Proc. herabgedrückt wurde. – Man röstet in diesen Oefen
auf unter 1 Proc. Schwefel im Abbrand ab, und verkaufen mehrere Fabriken, denen ich
solche Etagenöfen einrichtete, den Abbrand an Eisenhütten zurück. Die beiden
untersten Etagen sind bei normalem Betriebe völlig dunkel. (Das Gleiche gilt auch
für den mir patentirten Ringofen.) Ein Mann bedient 4 Oefen zu 3000k Kies in 24 Stunden und schafft den
Schwefelkies heran; zum Auskarren des Abbrandes ist ein zweiter Mann jede zweite
Schicht 3 Stunden lang beschäftigt.
Sinterungen habe ich im Etagenofen noch niemals wahrgenommen; wohl aber können
dieselben, wie ich mehrfach erlebt habe, im Gerstenhöfer'schen Ofen, wo sie übrigens viel
gefährlicher sind, auch bei einem einfachen Kies so überhand nehmen, daß der Ofen im
obern Theile nahezu verstopft ist und die prismatischen Träger sich in der Hitze
durch die Belastung nach unten durchbiegen. Nichts ist leichter, als bei Anwendung
des Etagenofens ein beliebiges Quantum Schwefel im Erz, falls derselbe für folgende
Verarbeitung des letztern nöthig und nützlich sein sollte, rückständig zu lassen.
Man braucht zu diesem Zwecke entweder nur weniger Luft zu geben, oder man hat mehr
Erz zu laden. In dieser Weise röstet man in von mir erbauten Oefen güldische Kiese,
auf dem k. ungarischen Hüttenwerke zu Zalathna (Siebenbürgen).
Sauerstoffverlust in den Röstgasen. Ich hatte mit Scheurer-Kestner im vorigen Jahre (1876 218 322) 512) eine Auseinandersetzung über die Bildung
von Schwefelsäure bei der Kiesröstung und das daraus hervorgehende Fehlen eines
gewissen Betrages von Sauerstoff in den Röstgasen. Es war mir schon damals nicht
unbekannt, daß durch Bildung von Sulfaten in der Röstmasse nur eine geringe Menge
von Sauerstoff, auf die procentale Zusammensetzung des Gasgemenges bezogen, abhanden
kommen könne; ich glaubte jedoch diesen Umstand bemerken zu sollen, weil Scheurer-Kestner ihn nicht erwähnte und hervorhob,
daß directe Versuche zur Bestimmung der schwefligen Säure und der Schwefelsäure in
den Röstgasen keine hinreichend guten Resultate zur Erklärung des
Sauerstoff-Fehlbetrages gegeben hätten. Ich habe nun ebenfalls derartige
gasanalytische Versuche angestellt und fand bei Feinkiesverbrennung in Etagenöfen
folgendes:
a)
6,20 Vol.-Proc. SO₂ und
11,80 Vol.-Proc. Sauerstoff.
b)
6,35 „ „
„ „
10,65 „
„
„
c)
6,55 „ „
– „
11,94 „
„
„
Demnach hätte man nach der Analyse die Zusammensetzung der
Gase:
a
b
c
Sauerstoff
11,80
10,65
11,94
Vol. Proc.
Schweflige Säure
6,20
6,35
6,55
„
Stickstoff
82,00
83,00
81,51
„
Die hier berechneten Stickstoffvolume entsprechen aber, der atmosphärischen Luft
entnommen,
a
b
c
Vol. Sauerstoff
21,73
22,00
21,60.
Bei der Röstung ist an Sauerstoff gebraucht worden (und zwar Verbrennung zu Eisenoxyd
vorausgesetzt) zur Bildung von
a
b
c
Schwefliger Säure
6,20
6,35
6,55
Vol.-Proc.
Eisenoxyd
2,32
2,38
2,46
„
Direct gefunden ist
11,80
10,65
11,94
„
–––––––––––––––
im Ganzen
20,32
19,38
20,95
„
Errechnet waren:
21,73
22,00
21,60
„
–––––––––––––––
Daher Fehlbetrag:
1,41
2,62
0,65
„
Sauerstoff.
Platingefäße. Die von mir (* 1876 221541) ausgesprochene Vermuthung, daß man bei den neuern Platinapparaten
mit der Reduction der Säureschicht bisweilen zu weit gehe, hat sich in einigen
Fällen dadurch bestätigt, daß die Böden der Gefäße, trocken geheizt, brüchig und
rissig wurden (verbrannten). Es kann bei niedriger Säureschicht zu leicht vorkommen,
daß das Gefäß zu wenig oder keine Flüssigkeit enthält.